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Rüstungsgeschäfte ungehemmt

Waffenexportvertrag gescheitert - Amnesty: Bananen sind besser kontrolliert

Von René Heilig *

Das Scheitern des ersten globalen Waffenhandelsabkommens ist weltweit mit Verärgerung registriert worden. Unterhändler aus 90 Staaten äußerten sich bei der UNO in New York »enttäuscht, aber nicht entmutigt«. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon setzt sich für neue Gespräche ein.

Vor zehn Jahren waren die Verhandlungen von zivilgesellschaftlichen Organisationen angestoßen worden, zuletzt haben sich im Rahmen der UNO 193 Staaten beteiligt. Seit Freitagnacht (Ortszeit) ist klar: Es wird vorerst kein Waffenhandelsabkommen geben.

Der Vertrag sollte alle Exportstaaten verpflichten zu prüfen, ob mit gelieferten konventionellen Waffen in den Abnehmerländern »schwere Menschenrechtsverletzungen« begangen werden könnten. In diesem Fall soll der Verkauf unterbunden werden. Verhandlungsführer Roberto Garcia Moritán sagte nach dem Scheitern, einige Länder seien mit dem abschließenden Vertragsentwurf nicht einverstanden, »obwohl die große Mehrheit dafür war«. Im Klartext: Die USA stemmten sich gegen den Entwurf des Vertrages. Washington forderte mehr Zeit für Beratungen und gab damit Russland, China und Ägypten das willkommene Stichwort.

90 Länder, darunter die EU-Staaten und Länder Lateinamerikas, Afrikas und der Karibik, erklärten, sie seien zuversichtlich, auf der Basis des vorgelegten Entwurfs bald zu einer Einigung zu kommen. Nun soll die UN-Vollversammlung darüber entscheiden, ob und wann die Verhandlungen fortgesetzt werden.

Jede Minute stirbt ein Mensch durch Waffengewalt, bemerkt Amnesty international und fügt hinzu, es gebe zwar klare internationale Regeln für den Handel mit Bananen und Dinosaurierknochen, jedoch nicht für die Lieferung von Maschinenpistolen, Panzern und anderen konventionellen Rüstungsgütern. Doch man lasse sich nicht entmutigen, sagte Amnesty-Rüstungsexpertin Katharina Spieß. Der letzte Entwurf sei »eine gute Grundlage, um bald zu einem wirksamen Vertrag zu kommen«.

Unterdessen wurde bekannt, dass die Regierung des Emirats Katar Interesse an deutschen Leopard-2-Kampfpanzern signalisiert habe. Laut »Spiegel« geht es um bis zu 200 Panzer und damit um ein Geschäftsvolumen von zwei Milliarden Euro. Im Bundessicherheitsrat sei der Wunsch des Emirats bislang nicht diskutiert worden, doch angeblich können sich Kanzleramt und Wirtschaftsministerium ein solches Geschäft vorstellen.

Zuletzt hatten mögliche Leopard-Panzer-Lieferungen nach Indonesien Diskussionen ausgelöst. Im vergangenen Jahr soll der Sicherheitsrat einem Panzergeschäft mit Saudi-Arabien zugestimmt haben.

Die drei Staaten sind durch zahlreiche Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Wie so oft unterstützt die Bundeswehr auch Leopard-Tests in der saudischen Wüste. Regierungsmitglieder bis zur Kanzlerin hinauf bemühen sich in potenziellen Abnehmerstaaten um ein gutes Exportklima.

Das Bundeswirtschaftsministerium hatte erst im Juni Referentenentwürfe für eine Novellierung des 50 Jahre alten Außenwirtschaftsgesetzes und der Außenwirtschaftsverordnung vorgelegt. Darin ist ein Gutteil der rechtlichen Grundlagen für den Rüstungsexport enthalten.

Die Regierung sagt, dass die geplante Änderung keine Auswirkungen auf den Rüstungsexport habe. Kritiker lesen aus den Dokumenten anderes heraus. Der Verkauf von Waffen wird unter der schwarz-gelben Regierung immer mehr zu einem zentralen Element der deutschen Außen-, Sicherheits- und Wirtschaftspolitik.

* Aus: neues deutschland, Montag, 30. Juli 2012

Ban disappointed over lack of agreement on conventional arms trade treaty

29 July 2012 – Describing it as a “setback,” Secretary-General Ban Ki-moon has expressed his disappointment over the failure by United Nations Member States to reach agreement on a treaty that would regulate the conventional arms trade.

“I am disappointed that the Conference on the Arms Trade Treaty (ATT) concluded its four-week-long session without agreement on a treaty text that would have set common standards to regulate the international trade in conventional arms,” Mr. Ban said.

“The Conference's inability to conclude its work on this much-awaited ATT, despite years of effort of Member States and civil society from many countries, is a setback,” he added.

Ending on Friday without agreement, the four-week long Conference brought together the UN's 193 Member States to negotiate what is seen as the most important initiative ever regarding conventional arms regulation within the United Nations. According to media reports, some countries had indicated they needed more time to consider the issues.

Despite the lack of agreement, in his statement, Mr. Ban said that he was encouraged that the ATT process was not over, with States having agreed to continue pursuing “this noble goal.”

“There is already considerable common ground and States can build on the hard work that has been done during these negotiations,” Mr. Ban said, while also noting that his commitment to the pursuit of “a robust ATT is steadfast.”

“A strong treaty would rid the world of the appalling human cost of the poorly regulated international arms trade,” the Secretary-General said. “It would also enhance the ability of the United Nations to cope with the proliferation of arms.”

At the end of 2010, an estimated 27.5 million people were internally displaced as a result of conflict, while millions more have sought refuge abroad. In many cases, the armed violence that drove them from their homes was fuelled by the widespread availability and misuse of weapons.

In his statement, the UN chief also commended the President of the ATT Conference, Ambassador Roberto Garcia Moritán of Argentina, for his persistence and skilful leadership of the process.

In February, the heads of several UN agencies – including the UN Development Programme (UNDP), the UN Children's Fund (UNICEF), the Office of the UN High Commissioner for Human Rights (OHCHR) and Office of the UN High Commissioner for Refugees (UNHCR) – called for a comprehensive arms trade treaty that requires States to assess the risk that serious violations of international humanitarian law and human rights law may be committed with weapons being transferred; includes within its scope all conventional weapons, including small arms; and ensures that there are no loopholes by covering all types of transfers, including activities such as transit, trans-shipment, as wells as loans and leases.

Source: UN News Centre, 29 July 2012; www.un.org




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