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Wirtschaft begrüßt den "Globalen Pakt"

Bericht vom Treffen am 26. Juli 2000 in New York

Über das "hochrangige Treffen" am 26. Juli in New York wurde einen Tag später folgender offiziöser Bericht verbreitet:

Unter dem Vorsitz von UNO-Generalsekretär Kofi Annan sind Konzernmanager globaler Unternehmen, internationale Gewerkschaftsführer und Vertreter der Zivilgesellschaft am 26. Juli in New York zusammengetroffen, um eine gemeinsame Initiative zur Förderung universaler Werte und verantwortlicher Wirtschaftstätigkeit auf den Weg zu bringen. Der Generalsekretär hatte die Initiative erstmals im Januar 1999 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt.

Der "Globale Pakt" fordert Wirtschaftsmanager auf, in ihrer Unternehmensführung neun Grundsätze in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen und Umwelt zu fördern und umzusetzen. Damit sollen die sozialen Säulen gestärkt werden, auf denen jeder Markt - auch der globale - beruhen muss, wenn er überleben und sich weiterentwickeln will. Die Grundsätze fußen auf der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, den von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) verabschiedeten Grundlegenden Prinzipien und Rechten bei der Arbeit, sowie auf den Umwelt- und Entwicklungsgrundsätzen von Rio.

Neben den entscheidenden Beiträgen der Wirtschaft ist die Beteiligung der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbände, sowie der Zivilgesellschaft von ausschlaggebender Bedeutung, wenn es gilt, den Pakt in der lokalen wie der globalen Gemeinschaft zu verankern. Ihre Rolle als Partner im Dialog und im konkreten Handeln ist gleichermaßen wichtig.

Die Teilnehmer aus der Wirtschaft, den Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft haben den "Globalen Pakt" als innovative und zeitgemäße Initiative begrüßt. Sie kamen überein, im Rahmen des Paktes zusammenzuarbeiten, um den globalen Markt zu erweitern und gemeinsame Werte und Praktiken zu fördern, die den weltweiten sozialen Erfordernissen Rechnung tragen, damit alle Menschen aus der Globalisierung Nutzen ziehen können.

Die wichtigsten Ergebnisse des Treffens
  • Nahezu 50 internationale Unternehmen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Medien, Bergbau, Autoindustrie, Dienstleistung, Telekommunikation, Bankwesen, Erdölindustrie, Pharmaindustrie, Software und Schuhfabrikanten haben sich öffentlich zum Pakt und seinen Grundsätzen bekannt. Einige dieser Unternehmen haben dies zum ersten Mal getan. Andere hatten in der Vergangenheit Schwierigkeiten auf dem einen oder anderen Gebiet, das der Pakt abdeckt. Diese Initiative gibt der Entstehung einer "verantwortlichen globalen Bürgerschaft" entscheidenden Auftrieb und setzt ein nachahmenswertes Beispiel.
  • Die Unternehmen haben sich verpflichtet, die Grundsätze des Paktes in ihrer Unternehmenspraxis umzusetzen. Dazu sollen sie:
    1. den Pakt in ihren Unternehmensprogrammen, Jahresberichten oder an vergleichbaren Stellen berücksichtigen und sich dafür einsetzen;
    2. mindestens einmal im Jahr auf der Internetseite des "Globalen Paktes" (www.global compact.org) konkrete Beispiele für die bei der Umsetzung der Prinzipien erzielten Fortschritte oder gemachten Erfahrungen veröffentlichen;
    3. sich in Partnerschaft mit den Vereinten Nationen bei verschiedenen Vorhaben engagieren: entweder auf unternehmenspolitischer Ebene - zum Beispiel im Dialog über die Rolle von Unternehmen in Konfliktgebieten, oder im Einsatz in Entwicklungsländern, wo beispielsweise Dorfgemeinschaften der Zugang zum Internet ermöglicht oder kleine und mittlere Unternehmen gefördert werden können.
  • Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen werden mithelfen, den Pakt weiter auszubauen und zu vertiefen, und ihren Sachverstand bei der Planung und Umsetzung gemeinsamer Projekte einbringen.
  • Alle Teilnehmer kamen überein, bei der Gewinnung neuer Akteure mitzuwirken, um innerhalb der nächsten drei Jahre weitere 100 große internationale Konzerne sowie insgesamt 1.000 Unternehmen aus der ganzen Welt in den Pakt mit einzubinden.
  • Wirtschaftsverbände haben sich zudem darauf geeinigt, konkrete Pläne zur Förderung der Ziele des Paktes auszuarbeiten. So wird beispielsweise der Internationale Arbeitgeberverband noch in diesem Jahr regionale Workshops durchführen. Die Internationale Handelskammer und der Weltwirtschaftsrat für nachhaltige Entwicklung wollen bei der Vorbereitung des Beitrags der Wirtschaft für die Rio+10 Konferenz im Jahr 2002 die Plattform des "Globalen Paktes" dazu nutzen, nicht nur Umweltfragen sondern auch soziale und Entwicklungsthemen anzusprechen.
  • Der Generalsekretär hat erneut sein persönliches Engagement für diese Initiative deutlich gemacht. Er forderte alle Teilnehmer auf, innerhalb der nächsten fünf Monate einen Plan für vordringliche, kooperative Maßnahmen auszuarbeiten. Er wolle dazu ein Büro für den "Globalen Pakt" einrichten, das bei dieser Aufgabe behilflich sein kann.

Freiwillige Initiativen wie der "Globale Pakt" sind kein Ersatz für Maßnahmen der Regierungen. Wirksame Regierungsführung ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, Menschenrechte, ordentliche Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und Entwicklung zu fördern. Wenn die extreme Armut wirklich ausgerottet werden soll - und diesem Ziel haben sich alle verschrieben - dann müssen die Industriestaaten auch ihre Märkte für Exporte aus Entwicklungsländern - insbesondere aus den am wenigsten entwickelten Ländern - weiter öffnen; dann muss aber auch die Frage des Schuldenerlasses rasch angegangen und die öffentliche Entwicklungshilfe erhöht und wirksamer gestaltet werden.

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