"All imperial dreams and behaviour are totally against the spirit and the letter of our Charter" / "Alle imperialen Träume und Aktionen stehen in völligem Widerspruch zu Geist und Buchstaben der UN-Charta"
Der Präsident der 63. UN-Generalversammlung widmet das Jahr den Besitzlosen dieser Welt / General Assembly President dedicates his year as President to representing the interests of "the dispossessed of the world"
Die USA haben es nicht gern gesehen, dass Pater Miguel d'Escoto Brockmann aus Nikaragua zum Präsidenten der 63. Sitzungsperiode der UN-Vollversammlung gewählt wurde. Aber verhindern konnten sie es auch nicht. So engagiert und streitbar wie zur Zeit seiner Regierungstätigkeit im sandinistischen Nikaragua in den 80er Jahren ist er auch heute noch. Davon legen die beiden Reden Zeugnis ab, die wir im Folgenden dokumentieren:
Zuerst die Rede zur Eröffnung der 63. Generalversammlung am 16. September 2008 in New York; allerdings nur in einer Zusammenfassung durch den Pressedienst der UNO (in englischer Sprache).
Die nachfolgende Rede, die bereits in einer deutschen Übersetzung vorliegt, hat Miguel d'Escoto Brockmann gehalten, als er im Juni d.J. zum Präsidenten der Vollversammlung gewählt wurde.
Im Anschluss daran dokumentieren wir noch eine Kurzbiografie des Präsidenten, aus der auch hervorgeht, warum der kämpferische Pater in Washington nicht beliebt ist.
New General Assembly President calls for democratization of United Nations
63rd General Assembly President, Mr. d'Escoto Brockmann, opens 1st plenary meeting
16 September 2008 -- The new President of the General Assembly today kicked off the 63rd session of the 192-member forum with a call to democratize the United Nations so that it can deal more effectively with the world's most pressing problems and ensure that the voices of a few do not overwhelm the views of the majority of others.
Miguel D'Escoto Brockmann, a former foreign minister of Nicaragua, pledged in his opening address to the session to dedicate his year as President to representing the interests of "the dispossessed of the world" and fostering solidarity between peoples and Member States.
"I am aware of the great expectations which the vast majority of the dispossessed inhabitants of our threatened planet have placed in the United Nations to bring them peace, security and to defend their right to life and to full development," he said. "We must not fail them."
Mr. D'Escoto told delegates that he had taken up the post "at this difficult time for humanity," citing a series of deep problems, including widespread hunger and poverty, the impact of climate change and unequal access to water.
"The central and overarching objective of this... [session] will be to democratize our United Nations. In so doing we will ensure that the United Nations maintains its place as the world's most important and indispensable Organization for achieving the levels of peace and security that our peoples are so rightly demanding of us."
Mr. D'Escoto noted he would try to transform what he labelled "the prevailing exclusionary logic of selfishness" in the world, saying it had crippled the ability of the General Assembly to fulfil its mandate.
"The state of our world today is deplorable, inexcusable and, therefore, shameful. What Tolstoy denounced as 'mad selfishness' explains why, as trillions of dollars are spent on wars of aggression, more than half the world's people languish in hunger and destitution. Our priorities, sisters and brothers, could hardly be more confused."
The President said Assembly members would focus during this session on examining the root causes of major problems, such as the current crisis caused by soaring prices of many basic foods, and its effect on hunger and poverty.
He also said a high-level dialogue will be held during the next year on the subject of democratizing the UN. The event will be split into three sessions that consider the Bretton Woods and other international finance institutions, the role of the General Assembly, and the size and format of the Security Council.
Reform of the 15-member Council was among the most urgent challenges facing the UN, he noted.
"It is a sad but undeniable fact that serious breaches of the peace and threats to international peace and security are being perpetrated by some members of the Security Council that seem unable to break what appears like an addiction to war.
"In the case of some of those members, the veto privilege seems to have gone to their heads and has confused them to the point of making them think they are entitled to do as they please without consequence."
The resolutions of the General Assembly should also become binding, warning that all too often the resolutions are ignored by Member States.
He added that climate change, access to water, terrorism and human rights, nuclear control and disarmament and human trafficking are among the other priority themes during the 63rd session.
Later, in response to questions from journalists, he said he hoped to reach the heart of people and show them the value of love and solidarity and the dangers to the human species and the natural world.
"We must... do away with dreams and hopes about planetary domination. All imperial dreams and behaviour are totally against the spirit and the letter of our Charter and certainly are going to lead us to our extinction."
Source: www.un.org
"Einigkeit für Frieden und Solidarität"
Rede des Präsidenten der 63. UNO-Generalversammlung, Pater Miguel d'Escoto Brockmann, nach seiner Wahl am 4. Juni 2008
Die Zuneigung und das Vertrauen, das mir die
Mitgliedstaaten durch meine Wahl zum
Präsidenten der 63. Tagung der
Generalversammlung erwiesen haben, haben
mich sehr bewegt. Ich danke allen
Mitgliedstaaten und besonders meinem Land
Nicaragua und meiner erweiterten Heimat, den
Ländern Lateinamerikas und der Karibik, für die
großzügige Wahl durch Zustimmung. Wir
müssen uns diese Einigkeit bewahren, um
unsere Organisation wieder auf die richtige Bahn
zu bringen, damit sie den Anforderungen des
dritten Jahrtausends entschlossen gerecht
werden kann.
Die Vereinten Nationen haben der Welt noch
immer viel zu bieten. Um wirksam handeln zu
können, müssen sie genau das sein, was ihr
Namen impliziert: eine Organisation der
vereinten Nationen -- keine Organisation des
Durcheinanders und schon gar keine
Organisation der unterjochten Staaten. Einigkeit
auf der Grundlage des Prinzips der souveränen
Gleichberechtigung aller Mitglieder ist heute die
größte Herausforderung an unsere Organisation
-- Einigkeit im Kampf um die Demokratisierung
der Vereinten Nationen und Einigkeit in unserem
Bemühen, im Interesse gegenwärtiger und
künftiger Generationen die Welt und alle
Erscheinungsformen des Lebens in ihr vor der
Geißel des Kriegs zwischen Mitgliedstaaten und
vor Akten der Aggression, wie wir sie heute in
Irak und Afghanistan finden, zu bewahren. Im
Kampf um die Beseitigung von Hunger und
Armut muss es Einigkeit geben ebenso wie im
Kampf um die Erhaltung der unverzichtbaren
Vielfalt der Arten und Kulturen.
Was wir brauchen, liebe Schwestern und Brüder,
ist eine Einigkeit, die nicht versagt, wenn es um
den Aufbau von Solidarität geht. Lasst uns die
grundlegenden Worte der Verfassung der
UNESCO nicht vergessen: "Ein Friede, der nur
auf den politischen und wirtschaftlichen
Maßnahmen der Regierungen beruht, wäre kein
Friede, der sich der einhelligen, dauerhaften und
aufrichtigen Unterstützung der Völker der Welt
sicher sein könnte. [...] Wenn der Friede nicht
scheitern soll, dann muss er sich auf der
intellektuellen und moralischen Solidarität der
Menschheit gründen."
Ohne diesen Frieden, der aus der Solidarität
entsteht, kann die Welt nicht gerettet werden. Ohne
ihn wird die Welt weiter im Morast des Egoismus,
des Individualismus und der Gleichgültigkeit
gegenüber dem Schicksal von mehr als der Hälfte
aller Männer, Frauen und Kinder versinken, die auf
unserer Erde ihr Leben in Hunger und Armut
fristen. Hunger und Armut sind unverzeihlich, wenn
andere im Luxus schwelgen, ihr Geld für
überflüssige Dinge ausgeben und für Billionen
Kriege führen. Wir brauchen eine starke Einigkeit,
um uns von soviel Wahnsinn zu befreien.
Die Einigkeit, die die Welt von uns fordert, wird aus
der Liebe geboren und dem Wunsch, jeden von uns
zu einem Instrument des Friedens, der
Gerechtigkeit und der Solidarität zu machen. Ich
glaube ganz fest daran, dass dies eine
entscheidende Voraussetzung dafür ist, unsere
gemeinsamen Ziele zu erreichen, während wir
gleichzeitig unsere wichtigsten und
unterschiedlichsten nationalen Interessen
respektieren. Wir dürfen daher in unserem Kampf
keinen Hass, keine Verbitterung und keinen
Wunsch nach Rache zulassen. Im Gegenteil:
gerade diese müssen wir mit unbeugsamer Liebe
und Achtung nachdrücklich bekämpfen. Ghandi
muss unser leuchtendes Beispiel in unserem
Kampf für eine bessere Welt sein.
Die Vereinten Nationen sind nach wie vor die
wichtigste Organisation im Kampf um das
Überleben der menschlichen Spezies und aller
Erscheinungsformen des Lebens auf unserem
Planeten. Jeder einzelne von uns hier in den
Vereinten Nationen muss sich weiterhin alleine und
gemeinsam zur Achtung der Grundsätze und
Verhaltensregeln bekennen, die in der Charta
festgelegt sind. Es ist sinnlos, die Charta zu
unterzeichnen und dann so zu tun, als ob sie keine
Verpflichtungen enthalten würde. Als wären nur
andere zu ihrer Einhaltung verpflichtet, aber wir
selbst nicht. Das wäre nicht nur ein schwerer
Fehler, sondern würde auch gegen die
vornehmen Grundsätze der Vereinten Nationen
und gegen die Hoffnungen der Menschheit
verstoßen.
Der Egoismus, aus dem heraus wir oft handeln,
ist für die dringendsten Probleme unserer
heutigen Welt verantwortlich. Einige der von
Menschen hervorgerufenen Phänomene der
Natur, wie etwa der Klimawandel, können nicht
länger geleugnet werden. Ebenso unbestreitbar
ist, dass das Verhalten einiger Mitgliedstaaten
die Glaubwürdigkeit der Vereinten Nationen als
einer Organisation in Frage gestellt hat, die
Kriege beenden und extreme Armut aus der Welt
schaffen kann.
Wir sollten damit aufhören, diese Fähigkeit in Frage
zu stellen. Wir sollten beginnen, ernsthaft zu handeln
und mit allem erforderlichen
Verantwortungsbewusstsein die Dinge beim richtigen
Namen zu nennen und unsere Probleme aufrichtig
anzugehen.
Aber Aufrichtigkeit und Standfestigkeit, die wir jetzt
einfordern und auch brauchen, wenn wir uns mit
unseren Bemühungen durchsetzen wollen, dürfen
nicht mit einer Einladung verwechselt werden, auf
andere Länder rachsüchtig einschlagen zu dürfen.
Damit würden wir leugnen, dass wir alle, ohne
Ausnahme, mehr oder weniger für den
bedauernswerten Zustand unserer Welt
verantwortlich sind.
Es liegt an uns, uns zu vereinen und unsere
Organisation und unsere Welt auf einen Weg des
Friedens und der Solidarität zu steuern. Die Vereinten
Nationen haben das Jahr 2009 zum Internationalen
Jahr der Versöhnung ausgerufen. Wir sollten diesem
Ruf folgen. Versöhnung verlangt nicht von uns, das
Vergangene zu vergessen, das wäre unmöglich. Was
Versöhnung aber von uns fordert, ist zu verhindern,
dass die Erinnerung an vergangene Gräueltaten zum
Hindernis für unsere heutige Einigkeit wird. Wir
müssen daher aufpassen, dass wir uns nicht durch
nutzlose Beschuldigungen gegenseitig zermürben.
Ich glaube mit allem Nachdruck an die
wiederbelebende Kraft der Liebe und dass die andere
und bessere Welt, die jeder von uns ersehnt, auch
möglich ist. Darum bin ich heute hier und darum habe
ich zugestimmt, die große Verantwortung zu
übernehmen, die mir die Generalversammlung
soeben auferlegt hat.
Ich möchte meine tiefe Dankbarkeit für die freundlichen
Worte zum Ausdruck bringen, die Präsident Kerim für
mich gefunden hat sowie für den offenen und ehrlichen
Gedankenaustausch mit ihm. Unsere Zusammenarbeit
in der Übergangszeit wird für mich, meine Mitarbeiter
und für unsere Leitung der 63. Tagung der
Generalversammlung außerordentlich wichtig sein. Ich
begrüße es, wie Präsident Kerim auf die allgemeine
Zustimmung in dieser Organisation zur Revitalisierung
der Generalversammlung reagiert hat, um den Aufbau
und die Weiterentwicklung eines dynamischeren und
wirkungsvolleren Multilateralismus zu erleichtern und
gleichzeitig das gewünschte Gleichgewicht zwischen
den Hauptorganen unseres Systems
wiederherzustellen.
Seien Sie sicher, dass wir auch in der 63. Tagung der
Generalversammlung Ihrem dynamischen Beispiel
folgen und die Arbeitsgruppe für die Revitalisierung
der Generalversammlung voll unterstützen werden.
Und wir werden uns darum bemühen, die Rolle der
Generalversammlung, ihre Leistungsfähigkeit und
Effizienz zu stärken und damit die führende Rolle zu
bekräftigen, die ihr durch die Charta eingeräumt wird.
Ich möchte mich jetzt auch unserem lieben
Generalsekretär, Ban Ki-moon, zuwenden, mit dem
ich ohne Zweifel in einem Geist ausgezeichneter
Kooperation und Koordination zusammen arbeiten
werde. Ich begrüße die nachdrückliche und rasche
Reaktion unseres Generalsekretärs auf die vielen
brennenden Fragen unserer Zeit. Ich möchte in
diesem Zusammenhang besonders seine
Führungskraft zur Bewältigung der weltweiten Krise
würdigen, die durch die explodierenden
Nahrungsmittelpreise hervorgerufen wurde und die
traumatische Folgen für Milliarden Menschen in allen
Teilen der Welt hat.
Schon im Vorhinein möchte ich den zur Wahl als
Vizepräsidenten der Generalversammlung
anstehenden Persönlichkeiten gratulieren. Ich
versichere Ihnen, dass Ihre Arbeit nicht nur
zeremonieller oder protokollarischer Natur sein wird.
Viel Arbeit liegt vor uns und ich beabsichtige, meine
Aufgaben mit den Vizepräsidenten zu teilen. Ich
möchte dafür Sorge tragen, dass wir ein
beispielhaftes Team bilden, das zu größerer Einigkeit
in unserer Organisation beiträgt.
Neben der vorrangigen Behandlung des Kampfes
gegen Hunger und Armut in der Welt und der
Demokratisierung der Vereinten Nationen werden wir
den Fragen des Klimawandels, der Energiekrise, des
Terrorismus, der Menschenrechte, der Abrüstung und
nuklearen Kontrolle, den Rechten der Frauen und
Kinder, sowie der Erhaltung der Vielfalt an Arten und
Kulturen ganz besondere Aufmerksamkeit schenken.
Natürlich sollen auch all die anderen wichtigen
Fragen, die auf der Tagesordnung der Organisation
stehen, die ihnen gebührende Aufmerksamkeit
erhalten.
Nochmals spreche ich allen meinen aufrichtigen Dank
aus. Die Mitglieder dürfen sicher sein, dass wir keine
Mühen scheuen werden, um sicherzustellen, dass die
63. Tagung der Generalversammlung gut vorbereitet
wird. Wir wollen den Anforderungen dieses
schwierigen, aber auch hoffnungsvollen Augenblicks
gerecht werden.
Südlich des Rio Grande bläst der Wind der Einigkeit
stärker als je zuvor. Vor gerade einmal 12 Tagen, am
23. Mai, wurde in Brasilia ein Vertrag zur Gründung
der Union Südamerikanischer Staaten unterzeichnet.
Das ist gewiss ein Grund zum Feiern. Es bereitet uns
große Freude und ermutigt uns, uns mit noch mehr
Eifer für die Einigkeit einzusetzen, die nicht nur in
Lateinamerika und der Karibik, sondern in aller Welt
und in unserer Organisation nötig ist. Je einiger
unsere Nationen sind, umso erfolgreicher werden die
Vereinten Nationen bei der Beseitigung von Krieg,
Hunger und Armut auf unserer Welt sein.
Quelle: Deutschsprachige Website der Vereinten Nationen;
http://www.unric.org/html/german/pdf/2008/erklaerung_brockmann.pdf
Pater Miguel d'Escoto Brockmann
Präsident der 63. Tagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen
- L E B E N S L A U F -
Pater Miguel d'Escoto Brockmann, M.M. wurde am 4. Juni 2008 zum
Präsidenten der dreiundsechzigsten Tagung der Generalversammlung der
Vereinten Nationen gewählt.
Mit seinem Hintergrund als erfahrener Staatsmann, Politiker,
Gemeindeoberhaupt und Priester diente Pater d'Escoto mehr als ein
Jahrzehnt lang der Republik Nicaragua als Außenminister -- eine Funktion,
die er von Juli 1979 bis April 1990 innehatte. Während seiner Amtszeit
spielte er eine Schlüsselrolle im Contadora/Esquipulas-Friedensprozess zur Beendigung der bewaffneten Bürgerkriege in Mittelamerika in den achtziger Jahren. 1984 trug er maßgeblich zum Beschluss seiner Regierung bei, eine Klage gegen die Vereinigten Staaten vor dem Internationalen Gerichtshof wegen der Unterstützung militärischer und paramilitärischer Aktionen gegen sein Land einzureichen. Die Klage wurde zugunsten Nicaraguas entschieden.
Pater d'Escoto ist seit 2007 bis heute leitender außenpolitischer Berater von
Staatspräsident Daniel Ortega Saavedra im Ministerrang. Er ist Vorsitzender
des Nationalen Wasserausschusses Nicaraguas und spielt in dieser
Funktion eine führende Rolle bei den Bemühungen zur Erhaltung des
Cocibolcasees, der größten Wasserressource in Mittelamerika. Er gehört
dem Nationalrat und der Politischen Kommission der Sandinisten an -- dem
höchsten politischen Gremium der Sandinistischen Nationalen
Befreiungsfront (FSLN).
Pater d'Escoto wurde Anfang der sechziger Jahre zum Priester des
Maryknoll-Missionsordens geweiht, hat zahlreiche Reisen unternommen und
die meisten Hauptstädte der Welt besucht. Er ist auch bis in viele entlegene und weniger zugängliche Gebiete der Welt vorgedrungen und hat einen großen Teil seines Lebens der Hilfe für die Armen gewidmet. 1963 gründete er das Nationale Institut für Forschung und Bevölkerungsmaßnahmen
(INAP) in Chile mit dem Ziel, die benachteiligten Bewohner der callampas
oder Slumviertel am Stadtrand von Santiago und anderer Städte durch
Gemeinschaftsaktionen zur Verteidigung der Arbeitsrechte zu unterstützen.
Nach dem Erdbeben im Dezember 1972, das die nicaraguanische
Hauptstadt Managua schwer in Mitleidenschaft gezogen hatte, mobilisierte
Pater d'Escoto Hilfsmaßnahmen für die Erdbebenopfer. Im Jahr 1973 schuf
er die Nicaraguanische Stiftung für integrale Gemeinschaftsentwicklung
(FUNDECI) -- heute eine der ältesten und angesehensten nichtstaatlichen
Organisationen Nicaraguas.
Im Jahr 1970 übernahm Pater d'Escoto die Leitung der Maryknoll-Abteilung
für Soziale Kommunikation an ihrem Sitz in New York, wo er den Verlag
Orbis Books gründete.
Der Verlag der Maryknoll-Pater und Brüder entwickelte sich rasch zum führenden religiösen
Verlagshaus, das Werke über Spiritualität, Theologie und Zeitgeschichte herausbrachte, die oft
aus der Perspektive der Dritten Welt verfasst sind. Während seiner Zeit in New York wurde Pater
d'Escoto später einer der Gründer der "Grupo de los Doce" (Gruppe der 12), der progressive
demokratische Intellektuelle und hochqualifizierte Fachleute angehörten, die die FSLN in ihrem
Kampf gegen den Diktator Anastasio Somoza in Nicaragua unterstützten. Kurz nach dem Sturz
Somozas wurde d'Escoto Außenminister Nicaraguas.
Inspiriert durch Leben und Werk von Persönlichkeiten wie Leo Tolstoi, Mahatma Ghandi, Dr.
Martin Luther King Jr. und Dorothy Day setzte sich Pater d'Escoto für den Multilateralismus und
die Achtung des Völkerrechts ein und bekannte sich mit allem Nachdruck zu den Grundsätzen
der aktiven Gewaltlosigkeit, der Solidarität und der sozialen Gerechtigkeit, die gemeinsam mit
seiner tiefen ethischen Überzeugung die Grundlagen seines politischen Lebens bildeten.
Pater d'Escoto ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, u.a. des Ordens von Kardinal Miguel
Obando Bravo (2007) -- der höchsten Auszeichnung der katholischen Universität Redemptoris
Mater (UNICA), den er für seine Friedensarbeit erhielt; des Thomas Merton Award (1987) für sein
Engagement für den Weltfrieden; des Ordens von Carlos Fonseca Amador (1986) -- der höchsten
Auszeichnung der Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront (FSLN) -- für seine Beiträge zum
Völkerrecht; des Internationalen Lenin-Friedenspreises (1985/86), der ihm von der Sowjetunion
verliehen wurde; des Julio-Cortazar-Preises für Frieden und Demokratie in Lateinamerika und der
Karibik (1985), verliehen vom Argentinischen Institut für Internationale Beziehungen; sowie des
Alfonso-Comin-Friedenspreises, den er 1984 als erster Preisträger dieser Auszeichnung in
Barcelona, Spanien erhielt und im Namen des Volkes von Nicaragua entgegennahm. Im Juni
2008 wurde Pater d'Escoto von der Gruppe der lateinamerikanischen und karibischen Staaten
einstimmig für das Amt des Präsidenten der Generalversammlung der Vereinten Nationen
vorgeschlagen.
Miguel d'Escoto wurde im Jahr 1933 in Los Angeles, Kalifornien geboren und verbrachte seine
Kindheit in Nicaragua. Im Jahr 1947 kehrte er zum Studium in die Vereinigten Staaten zurück. Er
trat 1953 in das katholische Priesterseminar Maryknoll (New York) ein und wurde 1961 zum
Priester geweiht. 1962 erwarb er einen Master an der School of Journalism der Columbia
Universität (New York City).
Quelle: http://www.unric.org/html/german/pdf/2008/brockmann.pdf
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