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"Die Sicherheit der zivilisierten Welt hängt vom Sieg im Krieg gegen den Terror ab, und dieser wiederum hängt vom Sieg im Irak ab"

Eine programmatische Rede des US-Präsidenten George W. Bush vor der Nationalversammlung der American Legion

Im Folgenden dokumentieren wir die leicht gekürzte Rede von US-Präsident George W. Bush auf der Nationalversammlung der American Legion in Salt Lake City vom 31. August 2006. Die Übersetzung stammt vom Amerika Dienst; die Zwischenüberschriften haben wir der besseren Lesbarkeit wegen selbst eingefügt.


Rede des Präsidenten

Eine neue Generation von Amerikanern in Uniform verteidigt derzeit im ersten Krieg des 21. Jahrhunderts mutig unsere Freiheit. Ich weiß, dass die Veteranen der American Legion diesen Krieg aufmerksam verfolgen, insbesondere diejenigen unter Ihnen, deren Familienangehörige oder Freunde unsere Uniform tragen. Die Bilder, die wir von der Front sehen, sind bemerkenswert und manchmal beunruhigend. Wenn man unschuldige Zivilisten sieht, die von den Bomben von Selbstmordattentätern zerrissen werden, oder Familien, die in ihrem eigenen Haus begraben werden, scheint die Welt mit sinnloser Gewalt erfüllt zu sein. Es gibt tatsächlich Gewalt, aber diejenigen, die sie verursachen, haben ein klares Ziel. Wenn Terroristen im Word Trade Center morden oder Autobomben in Bagdad explodieren oder Entführer planen, Flugzeuge über dem Atlantik in die Luft zu jagen oder terroristische Milizen Raketen auf Städte in Israel abschießen, verfolgen sie alle das gleiche Ziel – den Vormarsch der Freiheit rückgängig zu machen und der ganzen Welt eine dunkle Vision der Tyrannei und des Terrors aufzuzwingen.

Die Feinde der Freiheit kommen aus unterschiedlichen Teilen der Welt, und sie werden von verschiedenen Quellen inspiriert. Einige sind radikalisierte Anhänger der sunnitischen Lehre und geloben Terrororganisationen wie Al Kaida absolute Treue. Andere sind radikalisierte Anhänger der schiitischen Lehre, treten Gruppen wie Hisbollah bei und erhalten ihre Weisungen von Syrien und Iran, Ländern, die den Terrorismus unterstützen. Wiederum andere sind "einheimische" Terroristen – Fanatiker, die unauffällig in den freien Gesellschaften leben, die sie zerstören wollen. Trotz der Unterschiede zwischen ihnen, bilden diese Gruppen die Konturen einer einzigen Bewegung, eines weltweiten Netzwerks von Extremisten, die Terror einsetzen um jene zu töten, die ihrer totalitären Ideologie im Weg stehen. Das einigende Merkmal dieser Bewegung, die Verbindung, die Spaltung zwischen den Religionen und örtliche Unzufriedenheit überwinden kann, ist die feste Überzeugung, dass freie Gesellschaften eine Bedrohung ihrer verzerrten Sicht des Islam darstellen.

"Der entscheidende ideologische Konflikt des 21. Jahrhunderts"

Der Krieg, den wir heute führen, ist mehr als ein militärischer Konflikt. Er ist der entscheidende ideologische Konflikt des 21. Jahrhunderts. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die an die Werte der Freiheit und Mäßigung glauben, and das Recht aller Menschen, ihre Meinung zu äußern, einer Religion anzugehören und in Frieden zu leben. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die von den Werten der Tyrannei und des Extremismus angetrieben werden – dem Recht einiger weniger Selbsternannter, ihre fanatischen Ansichten allen anderen aufzuzwängen. Als Veteranen haben sie diese Art Feind bereits kennen gelernt. Sie sind die Nachfolger der Faschisten, der Nazis, der Kommunisten und anderer totalitärer Herrscher des 20. Jahrhunderts. Die Geschichte zeigt, wie es ausgehen wird: Dieser Krieg wird ein schwieriger Krieg sein, er wird lang sein, und dieser Krieg wird in der Niederlage der Terroristen und totalitären Herrschen und mit dem Sieg der Freiheit enden.

Wir nähern uns jetzt dem fünften Jahrestag des Tages, an dem dieser Krieg unsere Küste erreichte. Je weiter das Entsetzen dieses Morgens in die Ferne rückt, desto mehr besteht die Tendenz anzunehmen, dass die Bedrohung nachlässt und der Krieg zu Ende geht. Dieses Gefühl ist normal und beruhigend - aber falsch. Wie wir vor kurzem gesehen haben, will der Feind uns noch immer angreifen. Wir befinden uns in einem Krieg, den wir nicht gewollt haben, aber es ist ein Krieg, den wir gewinnen werden.

In den kommenden Tagen werde ich eine Reihe von Reden halten, die das Wesen unsere Feinde im Krieg gegen den Terror beschreiben, die Einblicke, die wir über ihre Ziele und Pläne gewonnen haben, die Erfolge und Rückschritte, die wir erfahren haben sowie über unsere Strategie in diesem langen Krieg. Heute möchte ich über einen entscheidenden Gesichtspunkt dieses Krieges sprechen: den Kampf zwischen Freiheit und Terror im Nahen Osten, einschließlich der Schlacht im Irak, der die zentrale Front im Kampf gegen den Terrorismus darstellt.

Der Kampf im Nahen Osten

Um den im Nahen Osten entstehenden Kampf zu verstehen, müssen wir uns die jüngste Geschichte der Region ansehen. Ein halbes Jahrhundert lang war das primäre Ziel der Vereinigten Staaten im Nahen Osten Stabilität. Das war damals verständlich, da wir im Kalten Krieg gegen die Sowjetunion kämpften und es wichtig war, die Regierungen im Nahen Osten zu unterstützen, die den Kommunismus ablehnten. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich im Nahen Osten eine latente Gefahr. Ein Großteil der Region steckte im Sumpf der Stagnation und Verzweiflung. Eine Generation junger Menschen wuchs mit wenig Hoffnung auf, ihr Leben zu verbessern, und viele gerieten unter den Einfluss des radikalen Extremismus. Die Terrorbewegung nahm um ein Vielfaches an Stärke zu, und Ressentiments, die seit Jahren schwelten, kochten in Form von Gewalt auf der ganzen Welt über.

Extremisten im Iran ergriffen amerikanische Geiseln. Terroristen der Hisbollah ermordeten amerikanische Soldaten in der Kaserne der Marineinfanteristen in Beirut und den Khobar-Türmen in Saudi-Arabien. Terroristen zündeten eine Autobombe am World Trade Center. Die Al Kaida sprengte zwei US-Botschaften in Ostafrika in die Luft und verübte einen Bombenanschlag auf die USS Cole. Dann kam der Albtraum des 11. September 2001, als 19 Entführer fast 3.000 Frauen, Männer und Kinder ermordeten.

Im Verlauf eines einzigen Morgens wurde deutlich, dass die Ruhe, die wir im Nahen Osten gesehen haben, lediglich ein Trugbild war. Wir erkannten, dass wir jahrelang versucht haben, Stabilität und Frieden zu erreichen, ohne eines davon zu erlangen. Stattdessen machte der Mangel an Freiheit im Nahen Osten die Region zu einer Brutstätte für Terrorbewegungen.

Der Status quo im Nahen Osten vor dem 11. September war gefährlich und inakzeptabel, daher verfolgen wir eine neue Strategie. Zunächst setzen wir sämtliche nationalen Machtinstrumente ein, um die Al Kaida, diejenigen, die sich von ihr inspirieren lassen und andere Terroristen, die ähnliche Taktiken anwenden, zu bekämpfen. Wir behandeln den Terrorismus nicht mehr lediglich wie eine Angelegenheit der Strafverfolgung. Wir werden in der Offensive bleiben. Wir werden die Terroristen im Ausland bekämpfen, so dass wir es nicht hier zu Hause tun müssen.

Zweitens haben wir allen Ländern verdeutlicht, dass sie ebenso schuldig sind wie die Terroristen, wenn sie ihnen Zuflucht gewähren, dass sie dann ein Feind der Vereinigten Staaten sind und zur Rechenschaft gezogen werden. Drittens haben wir eine kühne neue Agenda aufgestellt, mit der wir die Ideologie des Feindes besiegen, indem wir die Kräfte der Freiheit im Nahen Osten und darüber hinaus unterstützen.

Die "Freiheitsagenda"

Die Freiheitsagenda basiert auf den tiefgreifendsten Idealen und unseren bedeutendsten Interessen. Amerikaner sind der Meinung, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner Religion oder dem Kontinent, aus dem er stammt, das Recht hat, sein eigenes Schicksal zu bestimmen. Wir glauben, dass Freiheit das Geschenk eines allmächtigen Gottes ist und von keiner Macht der Welt genommen werden kann. Und wir wissen auch, bedingt durch Geschichte und Logik, dass die Förderung von Demokratie die beste Möglichkeit darstellt, Sicherheit aufzubauen. Demokratische Staaten greifen sich nicht an und bedrohen den Frieden. Regierungen, die ihren Wählern gegenüber rechenschaftspflichtig sind, konzentrieren sich darauf, Straßen und Schulen zu bauen, und nicht Massenvernichtungswaffen. Bei jungen Menschen, die die Zukunft mitgestalten können, ist es weniger wahrscheinlich, dass sie im Extremismus nach Bedeutungen suchen. Bürger, die einer friedlichen politischen Partei beitreten können, werden sich nicht so einfach einer Terrororganisation anschließen. Bei Dissidenten, die das Recht haben, rund um die Uhr zu demonstrieren, ist es weniger wahrscheinlich, dass sie sich während des Berufsverkehrs in die Luft sprengen. Und Nationen, die sich für die Freiheit ihrer Menschen einsetzen, unterstützen keine Terroristen – sondern schließen sich uns an, sie zu besiegen.

Die Vereinigten Staaten widmen also ihren Einfluss in der Welt der Förderung der Freiheit und Demokratie als große Alternativen für Unterdrückung und Radikalismus. Wir werden demokratischen Führern und Reformern im Nahen Osten zur Seite stehen. Wir werden in der muslimischen Welt die Stimmen der Toleranz und Mäßigung unterstützen. Wir stehen den Müttern und Vätern in jeder Kultur zur Seite, die möchten, dass ihre Kinder in einer sozialen und friedlichen Welt aufwachsen. Indem wir in einer wichtigen Weltregion die Sache der Freiheit unterstützen, tragen wir dazu bei, dass unsere Kinder und Enkelkinder in einer sichereren Welt aufwachsen.

Erste Ergebnisse des "Kriegs gegen den Terror"

Während der vergangenen fünf Jahre konnten wir bereits die ersten Ergebnisse unserer Maßnahmen erkennen - und wir haben gesehen, wie unsere Feinde auf den Vormarsch der Freiheit reagierten. In Afghanistan bot eine bösartiges Regime den Terroristen Zuflucht, die die Anschläge vom 11. September planten. Innerhalb von Wochen waren die amerikanischen Streitkräfte in Afghanistan. Zusammen mit den afghanischen Verbündeten nahmen wir hunderte Kämpfer der Al Kaida und der Taliban fest oder töteten sie, schlossen die Ausbildungslager und halfen den Bürgern Afghanistans, das Talibanregime durch eine demokratische Regierung zu ersetzen, die ihnen gegenüber rechenschaftspflichtig ist.

Unsere Feinde beobachteten den Wandel in Afghanistan und reagierten mit Versuchen, sämtliche Fortschritte ungeschehen zu machen. Die Al Kaida und die Taliban haben in Afghanistan einen wichtigen Stützpunkt verloren und wissen, dass sie diesen nie zurückerobern werden, wenn die Sicherheit siegt. Sie versuchen also, wieder an die Macht zu kommen, indem sie die freien Institutionen Afghanistans angreifen. Es wird ihnen nicht gelingen. Soldaten aus 40 Ländern, darunter alle NATO-Bündnispartner, stehen heute den amerikanischen Truppen bei der Unterstützung der neuen afghanischen Regierung zur Seite. Die Tage der Taliban sind vorbei. Die Zukunft Afghanistans gehört dem afghanischen Volk. Und sie gehört der Freiheit.

Im Libanon wurde ein souveräner Staat von der syrischen Diktatur besetzt. Wir sahen, wie die mutigen Bürger Libanons auf die Straße gingen und ihre Unabhängigkeit einforderten. Wir setzten uns dafür ein, eine Resolution der Vereinten Nationen umzusetzen, um die syrische Besetzung des Landes zu beenden. Die Syrer zogen ihre Streitkräfte zurück und das libanesische Volk wählte eine demokratische Regierung, die begann, das Land zurückzufordern.

Unsere Feinde sahen den Wandel im Libanon und machten sich zum Ziel, die junge Demokratie zu destabilisieren. Die Hisbollah unternahm einen grundlosen Angriff auf Israel, der die demokratische Regierung in Beirut schwächte. Ihre schamlose Aktion führte jedoch dazu, dass sich die Welt zusammenschloss, um die libanesische Demokratie zu unterstützen. Außenministerin Rice arbeitete mit dem Sicherheitsrat an der Verabschiedung von Resolution 1701, die die libanesischen Streitkräfte dabei stärken wird, die Kontrolle im südlichen Libanon wiederzuerlangen – und die Hisbollah davon abzuhalten, als Staat innerhalb des Staates zu agieren.

Ich danke den von Frankreich, Italien und anderen Verbündeten für diesen wichtigen internationalen Einsatz zugesicherten Truppen. Zusammen werden wir der Welt klar machen, dass es in einem freien und demokratischen Libanon keine Platz für ausländische Streitkräfte und Terroristen gibt.

Hisbollah, Iran und Irak

Die Krise in diesem Sommer in Libanon hat stärker verdeutlicht als jemals zuvor, dass die Welt heute einer schlimmen Bedrohung durch das radikale Regime im Iran gegenübersteht. Das iranische Regime bewaffnet, unterstützt und berät die Hisbollah, die mehr Amerikaner getötet hat als jedes andere Terrornetzwerk abgesehen von Al Kaida. Das iranische Regime mischt sich im Irak ein, indem es Terroristen und Aufständische unterstützt, unrechtmäßige Milizen ausrüstet und Teile für improvisierte Sprengsätze liefert. Das iranische Regime verweigert Millionen seiner Bürger grundlegende Menschenrechte. Und das iranische Regime strebt nach Nuklearwaffen, mit offener Verachtung gegenüber seinen internationalen Verpflichtungen.

Wir wissen, wie viel Tod und Leid die Unterstützung Irans für die Terroristen verursacht hat, und wir können uns vorstellen, wie viel schlimmer es wäre, wenn Iran im Besitz von Kernwaffen wäre. Viele Nationen arbeiten zusammen, um dieses Problem zu lösen. Die Vereinten Nationen haben eine Resolution verabschiedet, die die Einstellung der iranischen Urananreicherungsaktivitäten fordert. Heute läuft die Frist für die Antwort der iranischen Führung auf den vernünftigen Vorschlag der internationalen Gemeinschaft ab. Wenn die Führung Irans dieses Angebot annimmt und ihre Ziele in Bezug auf Nuklearwaffen aufgibt, kann sie einen besseren Kurs für ihr Land einschlagen. Allerdings hat das Regime Irans bisher nur mit Widerstand und Verzögerung reagiert. Es ist an der Zeit, dass Iran eine Entscheidung trifft. Wir haben unsere Entscheidung getroffen: Wir werden weiter eng mit unseren Bündnispartnern zusammenarbeiten, um eine diplomatische Lösung zu finden, aber es muss Konsequenzen für den Widerstand Irans haben, und wir dürfen Iran nicht erlauben, Nuklearwaffen zu entwickeln.

Im Irak hatten wir es mit einem Diktator zu tun, der Terroristen Zuflucht gewährte, auf Militärflugzeuge schoss, Familien palästinensischer Selbstmordattentäter bezahlte, bei einem Nachbarn einmarschierte, den Besitz von Massenvernichtungswaffen anstrebte und sie einsetzte. Die Vereinten Nationen haben mehr als ein Dutzend Resolutionen verabschiedet, in denen Saddam Hussein aufgefordert wurde, seine Massenvernichtungswaffen offen und vollständig aufzugeben. Wir gaben ihm eine letzte Chance, einzulenken – und als er ablehnte, haben wir die gerechten Forderungen der Welt durchgesetzt. Jetzt befindet sich Saddam Hussein im Gefängnis und steht vor Gericht. Bald wird ihm die Gerechtigkeit zuteil werden, die er anderen so lange vorenthielt. Nun, da dieser Tyrann nicht mehr an der Macht ist, geht es den Vereinigten Staaten, dem Irak, dem Nahen Osten und der Welt besser.

In den drei Jahren seit dem Sturz Saddam Husseins haben die Iraker die Souveränität über ihr Land wiedererlangt. Sie gaben ihre Stimme in freien Wahlen ab. Sie erarbeiteten und billigten eine demokratische Verfassung und wählten im Herzen des Nahen Ostens eine verfassungsmäßige Demokratie. Im gleichen Zeitraum nahmen die Terroranschläge und Aufstände im Irak zu, bei denen brutal und willkürlich Gewalt eingesetzt wird, um den Irakern ihren Wunsch nach Freiheit und Frieden zu nehmen. Terroristen der Al Kaida, ehemalige Getreue von Saddam Hussein, illegale Milizen und unrechtmäßige bewaffnete Gruppen arbeiten zusammen, um die neue Demokratie im Irak zu unterminieren. Diese Gruppen haben unterschiedliche langfristige Ambitionen, aber letztlich das gleiche kurzfristige Ziel: Sie wollen die Vereinigten Staaten und deren Koalition aus dem Irak und dem Nahen Osten vertreiben, damit sie den Vormarsch der Freiheit beenden und den Menschen im Nahen Osten ihre dunkle Vision aufzwingen können.

Unsere Feinde im Irak haben skrupellose Taktiken eingesetzt, um diese Ziele zu erreichen. Sie haben die Truppen der Vereinigten Staaten und der Koalition aus dem Hinterhalt und mit Bomben am Straßenrand angegriffen. Sie haben Geiseln genommen und Zivilisten vor laufender Kamera enthauptet. Sie haben irakische Armeeposten in die Luft gesprengt und führende Regierungsmitglieder getötet. Wir haben uns den Taktiken angepasst – und dank dem Können und der Professionalität der irakischen und amerikanischen Streitkräfte sind viele dieser Feinde zu Tode gekommen. Auf keinem Schritt dieses Weges war es den Feinden vergönnt, den Mut der Iraker zu brechen, sie konnten das Aufkommen der Demokratie im Irak nicht stoppen - und sie werden auch den Willen des amerikanischen Volkes nicht brechen können.

Nun haben diese Feinde neue Anstrengungen unternommen. Sie haben sich auf einen blutigen Feldzug sektiererischer Gewalt begeben, von dem sie hoffen, dass er den Irak in einen Bürgerkrieg stürzen wird. Der Ausbruch sektiererischer Gewalt wurde von dem Terroristen Sarkawi gefördert, dem Mann der Al Kaida im Irak, der zu einem "totalen Krieg" gegen die Schiiten im Irak aufrief. Die schiitische Gemeinschaft widerstand dem Impuls sich zu rächen eine Zeit lang. Aber der Bombenanschlag auf die Goldene Moschee der Schiiten in Samarra letzten Februar mobilisierte extremistische Gruppen, und sektiererische Todesschwadronen bildeten sich auf den Straßen Bagdads und andernorts. Unser Botschafter berichtet, dass vorigen Monat tausende Iraker in Bagdad ermordet wurden, und viele von ihnen wurden Opfer sektiererischer Gewalt.

Kein Bürgerkrieg in Iran

Diese Brutalität und dieses Gemetzel warf die Frage auf, ob der Irak sich in einem Bürgerkrieg befindet. Unsere Befehlshaber und Diplomaten vor Ort im Irak sind nicht der Meinung, dass dies der Fall ist. Sie berichten, dass lediglich eine kleine Anzahl Iraker in religiöse Unruhen verwickelt sind, während die überwältigende Mehrheit Frieden und ein normales Leben in einem geeinten Land möchte. Führende Iraker jeglicher Herkunft erinnern sich an die Wahlen, die sie an die Macht brachten, bei denen 12 Millionen Iraker den Autobombern und Mördern die Stirn boten und beanspruchten: "Wir wollen frei sein."

Die Regierung des Irak arbeitet unermüdlich daran, die Nation zusammenzuhalten und die Meinungsverschiedenheiten im Irak beizulegen, statt sie auszunutzen. Die Iraker haben einen langen Weg zurückgelegt. Sie werden ihr Land nicht auseinanderbrechen lassen oder zur Tyrannei zurückkehren. Ministerpräsident Maliki sagte dem US-Kongress: "Die Iraker haben die Freiheit kennen gelernt und werden sie unumschränkt verteidigen."

Die Amerikaner verfolgen die klare Strategie, den Irakern zu helfen, ihre neue Freiheit zu schützen und eine Demokratie aufzubauen, die sich selbst verwalten, erhalten und verteidigen kann. Auf politischer Ebene arbeiten wir eng mit Ministerpräsident Maliki zusammen, um die Regierung der nationalen Einheit zu stärken und den Irakern besser zu Diensten zu sein. Dies ist ein entscheidender Moment für die neue irakische Regierung; ihre Führung ist sich der Herausforderung bewusst. Ihres Erachtens ist jetzt die Zeit gekommen, Kompromisse zu den umstrittensten Themen im Irak auszuarbeiten.

Ich habe jedem führenden Iraker, mit dem ich mich getroffen haben, ganz klar gesagt: Die Vereinigten Staaten sind eine geduldige Nation, und der Irak kann sich auf ihre Partnerschaft verlassen, solange die neue Regierung weiter die harten Entscheidungen trifft, die für das Vorankommen eines geeinten, demokratischen und friedlichen Irak erforderlich sind. Ministerpräsident Maliki hat Mut gezeigt, indem er eine Agenda dargelegt hat, um eben dies zu tun, und er kann auf einen Bündnispartner, die Vereinigten Staaten von Amerika, zählen, der diese Politik unterstützt.

Was die Sicherheit betrifft, so entwickeln wir unsere Strategie zur Bewältigung der Bedrohungen vor Ort weiter. Ich habe unseren Befehlshabern im Irak die notwendige Entscheidungsfreiheit eingeräumt, die sie für die erforderlichen Anpassungen benötigen, um in der Offensive zu bleiben und die Feinde der Freiheit zu besiegen. Wir haben Spezialkräfte entsandt, um Terroristen, die im Irak aktiv sind, zu töten oder gefangen zu nehmen. Sarkawi musste feststellen, was sie leisten können. Wir bilden weiterhin die irakische Polizei für den Schutz des eigenen Landes aus. Wir haben die Verantwortung für die Sicherheitsbelange einer Provinz im Süden an die irakischen Kräfte übergeben. Fünf der 10 irakischen Armeeeinheiten übernehmen jetzt in ihren Einsatzbereichen die Führung. Die irakischen Sicherheitskräfte sind entschlossen, sie erlangen mehr Fähigkeiten, und gemeinsam werden wir die Feinde eines freien Irak besiegen.

Ein neuer Sicherheitsplan für den Irak

Vor kurzem haben wir auch einen großangelegten neuen Feldzug zur Beilegung der Sicherheitskrise im Irak begonnen. Seite an Seite führen irakische und amerikanische Kräfte Einsätze in den gewalttätigsten Gebieten der Stadt durch, um Al Kaida zu zerschlagen, feindliche Kämpfer gefangen zu nehmen, hart gegen jene vorzugehen, die improvisierte Sprengsätze herstellen und Todesschwadronen aufzubrechen. Diese Kräfte sind der nationalen irakischen Polizei bei der Umschulung behilflich, um die Gesetze in Bagdad besser durchsetzen zu können. Und diese Kräfte unterstützen die Regierung des Irak bei der Bereitstellung von Wiederaufbauhilfe.

Der Sicherheitsplan für Bagdad befindet sich noch in der Anfangsphase. Wir können keine sofortigen Erfolge erwarten. Die ersten Resultate sind jedoch ermutigend. Einem Militärbericht zufolge sagte ein Sunnite in einem Bagdader Wohnbezirk, in dem Iraker verschiedener Religionszugehörigkeit leben, Folgendes über die patrouillierenden schiitischen Soldaten: "Ihr Image hat sich geändert. Man hat jetzt das Gefühl, dass sie hier sind, um uns zu schützen." In den kommenden Wochen und Monaten wird der Einsatz auf ganz Bagdad ausgeweitet, bis die demokratische Regierung des Irak volle Kontrolle über ihre Hauptstadt hat. Die Arbeit ist schwierig und gefährlich, aber die irakische Regierung und ihre Streitkräfte sind entschlossen, die Kontrolle über ihr Land wiederzuerlangen. Und die Vereinigten Staaten sind entschlossen, ihnen zum Erfolg zu verhelfen.

Hier zuhause müssen wir nun eine Entscheidung treffen. Einige Politiker betrachten unsere Bestrebungen im Irak als eine Ablenkung vom Krieg gegen den Terror. Das wären Neuigkeiten für Osama bin Laden, der erklärte, der "dritte Weltkrieg herrscht" im Irak. Es wären Neuigkeiten für den zweiten Mann der Al Kaida, Sawahiri, der den Kampf im Irak "den Ort der größten Schlacht" nannte. Es wären Neuigkeiten für die Terroristen aus Syrien, Saudi Arabien, Ägypten, dem Sudan, Libyen, Jemen und anderen Ländern, die in den Irak gekommen sind, um das Aufkommen der Demokratie zu bekämpfen.

Es ist schwer zu glauben, dass diese Terroristen für eine so genannte "Ablenkung" lange Reisen über gefährliche Grenzen antreten, heftige Kämpfe durchmachen oder sich selbst in den Straßen Bagdads in die Luft jagen würden. Einige Amerikaner haben meine Entscheidung, Saddam Hussein zu stürzen, nicht unterstützt; viele sind vom Ausmaß der Gewalt frustriert. Aber wir sollten uns alle einig sein, dass der Irak jetzt für den ideologischen Kampf des 21. Jahrhunderts eine zentrale Rolle spielt. Wir werden den Terroristen nicht erlauben, die Zukunft dieses Jahrhunderts zu diktieren - deshalb werden wir sie im Irak besiegen.

Es darf kein Zurückweichen geben

Es gibt jedoch immer noch einige in unserem Land, die darauf beharren, dass die beste Option im Irak darin besteht sich zurückzuziehen, unabhängig von der Situation vor Ort. Viele dieser Menschen sind aufrichtig, patriotisch, aber sie könnten keinen größerem Irrtum erliegen. Wenn die Vereinigten Staaten sich zurückziehen, bevor der Irak sich selbst verteidigen kann, wären die Konsequenzen total vorhersehbar - und total desaströs. Wir würden den Irak unseren schlimmsten Feinden aushändigen – den ehemaligen Henkern von Saddam Hussein, bewaffneten Gruppen mit Verbindungen zu Iran und Al-Kaida-Terroristen aus aller Welt, die plötzlich einen Stützpunkt hätten, der weitaus wertvoller ist als Afghanistan unter den Taliban. Sie hätten einen neuen Zufluchtsort zur Rekrutierung und Ausbildung von Terroristen im Herzen des Nahen Ostens, mit riesigen Ölvorkommen zur Finanzierung ihrer Bestrebungen. Und wir wissen genau, wohin diese Bestrebungen führen. Wenn wir den Kampf in den Straßen von Bagdad aufgeben, werden wir uns den Terroristen in den Straßen unserer eigenen Städte gegenüberfinden.

Wir können uns entschließen, die Terroristen im Irak und anderen Teilen der Welt nicht mehr zu bekämpfen, aber sie werden sich nicht entschließen, nicht mehr gegen uns zu kämpfen. General John Abizaid, unser Oberbefehlshaber im Nahen Osten, formulierte es vor kurzem folgendermaßen: "Wenn wir gehen, werden sie uns folgen." Er hat Recht. Die Sicherheit der zivilisierten Welt hängt vom Sieg im Krieg gegen den Terror ab, und dieser wiederum hängt vom Sieg im Irak ab. Also werden die Vereinigten Staaten von Amerika nicht weichen, bis dieser Krieg gewonnen ist.

Ein Sieg im Irak wird schwer sein, und er wird mehr Opfer erfordern. Die Kämpfe dort können so erbittert sein wie sie es in Omaha Beach oder Guadalcanal waren. Und der Sieg ist ebenso wichtig, wie er es in diesen früheren Schlachten war. Der Sieg im Irak wird ein demokratisches Land schaffen, das ein Freund der Vereinigten Staaten und ein Verbündeter im Kampf gegen den Terror ist. Der Sieg im Irak wird für unsere Feinde, die so viel auf die Schlacht dort gesetzt haben, eine vernichtende Niederlage sein. Der Sieg im Irak wird die Opfer aller mutigen Amerikaner würdigen, die ihr Leben gegeben haben. Und der Sieg im Irak wird ein gewaltiger Triumph für den ideologischen Kampf des 21. Jahrhunderts sein. Von Damaskus bis Teheran werden die Menschen einen demokratischen Irak als Inspiration betrachten, dass Freiheit im Nahen Osten Erfolg haben kann, und als Beweis dafür, dass die Seite der Freiheit die Seite ist, die gewinnt. Dies ist ein entscheidender Augenblick für den Nahen Osten. Die Welt sieht zu – und im Irak und darüber hinaus werden die Kräfte der Freiheit obsiegen.

Trotz aller Debatten läuft es bei der amerikanischen Politik im Nahen Osten im Grunde auf eine ganz einfache Entscheidung hinaus: Wir können dem Nahen Osten erlauben, den bisherigen Kurs weiterzuverfolgen, den Kurs, dem er auch schon vor dem 11. September folgte, und in einer Generation werden unsere Kinder es dann mit einer Region zu tun haben, die von Terrorstaaten und radikalen Diktatoren beherrscht wird, die im Besitz von Kernwaffen sind. Oder wir können das verhindern, indem wir die Welt um uns scharen, um sich der hasserfüllten Ideologie zu widersetzen und den Menschen im Nahen Osten eine hoffnungsvolle Zukunft zu bieten. Und das ist die Entscheidung, die Amerika getroffen hat.

Wir sehen einen Tag, an dem die Menschen im Nahen Osten Regierungen haben, die ihre Würde respektieren, ihre Kreativität freisetzen und ihre Stimmen zählen. Wir sehen einen Tag, an dem die Führung im Nahen Osten den Terror zurückweist und die Freiheit schützt. Wir sehen einen Tag, an dem die Nationen des Nahen Ostens Verbündete in der Sache der Freiheit sind. Der Weg zu diesem Tag wird bergauf führen und uneben sein, aber bezüglich des Ergebnisses können wir zuversichtlich sein, denn wir wissen, dass die Geschichte in Richtung Freiheit führt.

"Unsere militärischen Streitkräfte machen diese Nation stark"

In den Anfangsjahren unserer Republik sagte Thomas Jefferson, dass wir nicht erwarten können, "auf Federn gebettet vom Despotismus zur Freiheit" zu gelangen. Das gilt für jede Zeit und jeden Ort. Niemand versteht das wie Sie, unsere Veteranen, es verstehen. Aus der Distanz der Geschichte ist es leicht, auf die Kriege des 20. Jahrhunderts zurückzublicken und einen geradlinigen Weg zum Sieg zu erkennen. Sie wissen es besser. Sie haben die harten Schlachten geschlagen, Sie haben die Wunde erlitten, Sie haben Freunde und Brüder verloren. Sie waren in den dunklen Zeiten dort und in den Momenten der Unsicherheit. Und Sie wissen, dass die Freiheit das Opfer immer wert ist.

Sie wissen auch, was ein Sieg erfordert. Bei allem, was an diesem Krieg neu ist, eine Sache hat sich nicht geändert: Der Sieg hängt immer noch von dem Mut, der Geduld und der Entschlossenheit des amerikanischen Volkes ab. Vor allem hängt er von Patrioten ab, die bereit sind, für die Freiheit zu kämpfen. Unsere Nation ist reichlich gesegnet mit solchen Frauen und Männer. Unsere militärischen Streitkräfte machen diese Nation stark, sie machen diese Nation sicher, und sie machen diese Nation stolz.

Wir danken ihnen und ihren Familien für ihre Opferbereitschaft. Wir werden uns an all jene erinnern, die ihr Leben in diesem Kampf gelassen haben – und ich verspreche, dass wir unseren Frauen und Männern in Uniform alle Ressourcen geben werden, die sie für die Erfüllung ihrer Aufgaben benötigen.

Ein mutiger Amerikaner, dem wir gedenken, ist der Unteroffizier der Marineinfanteristen Adam Galvez, der hier aus Salt Lake City stammt. Gestern haben Adams Eltern ihren Sohn zur letzten Ruhe geleitet. Wir fühlen uns geehrt, dass sie heute hier bei uns sind. Vor etwa einem Monat wurde Adam bei einem Selbstmordattentat in der Provinz Anbar im Irak verletzt. Als er das Bewusstsein wiedererlangte, stellte er fest, dass er lebendig begraben worden war, also grub er sich aus dem Geröll heraus. Dann rannte er durch das Geschützfeuer und holte eine Schaufel, um seine Kameraden auszugraben. Sobald er sich von seinen Verletzungen erholt hatte, meldete Adam sich freiwillig zurück an die Front, und vor 11 Tagen wurde er getötet, als eine Straßenbombe seinen Konvoi traf.

Adams Mutter und Vater sagten Folgendes über die Sache, für die ihr Sohn sein Leben gab: "Obwohl viele die Berechtigung dieses Kriegs diskutieren, glaubte Adam an sein Land – Adams Glaube an sein Land wankte nicht, bis hin zum letzten Opfer. Wir hoffen und beten, dass die Menschen diese Überzeugung teilen und dieses Engagement für unsere Truppen und amerikanischen Mitbürger teilen."

Unser Land wird sich immer an die Selbstlosigkeit und die Opfer, die Amerikaner wie Adam Galvez gebracht haben, erinnern. Wir werden ihr Leben würdigen, indem wir die gute und noble Arbeit vollenden, die sie begonnen haben. Wir können zuversichtlich sein, dass Veteranen des Krieges gegen den Terror sich in den Sälen der American Legion im ganzen Land versammeln werden, und die gleichen Dinge sagen, die Sie auch sagen: Wir haben unser Land sicherer gemacht, wir haben die Region friedlicher gemacht, wir haben eine bessere Welt für unsere Kinder und Enkelkinder hinterlassen.

Vielen Dank, dass Sie mich eingeladen haben. Möge Gott unsere Veteranen segnen. Möge Gott unsere Truppen segnen. Und möge Gott weiterhin die Vereinigten Staaten von Amerika segnen.

Originaltext: President Bush Addresses American Legion National Convention
siehe: www.whitehouse.gov



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