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Die Menschheit wird älter

Erster Weltalten-Index veröffentlicht

Pressemitteilung von HelpAge Deutschland und BAGSO zum Internationalen Tag der älteren Menschen am 1. Oktober 2013

Neues Indikatorensystem in Kooperation mit dem Weltbevölkerungsfonds UNFPA entwickelt

  • In jeder Sekunde vollenden zwei Menschen weltweit ihr 60. Lebensjahr.
  • 2050 wird es erstmals in der Geschichte mehr Menschen über 60 Jahre als Kinder unter 15 Jahren geben.
  • 2050 wird in 60 Ländern der Anteil älterer Menschen bei mehr als 30% liegen.
Die Gruppe der älteren Menschen wächst weltweit schneller als die jeder anderen Altersgruppe. Wie sich die Regierungen darauf einstellen und wie sich die Lage älterer Menschen entwickelt, zeigt der erste Weltalten-Index, der heute zum Weltaltentag von der internationalen Entwicklungsorganisation HelpAge veröffentlicht wird. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) unterstützt die Bestrebungen für eine verbesserte Datensammlung zur Situation älterer Menschen.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon: Datenrevolution notwendig

"Der neue Weltalten-Index erfüllt den Aufruf des UN-Generalsekretärs zu einer Datenrevolution, um den Blick der internationalen Politik stärker auf die Bevölkerungsgruppen zu lenken, die bis heute bei den Entwicklungsanstrengungen übersehen werden", so Prof. Lutz Leisering, Experte für internationale Sozialsysteme an der Universität Bielefeld und Mitglied von HelpAge Deutschland. "Der neue Index wird die Debatte um eine nachhaltige Entwicklung bereichern. Er macht deutlich, wo sozial- und seniorenpolitische Herausforderungen liegen und stellt eine Messlatte für alle Regierungen dar."

Schweden führt den Index vor Norwegen an. Deutschland belegt unter 91 Ländern den 3. Platz. Beim Thema "Einkommenssicherheit" steht Deutschland auf Position 9. Die Staaten, die für den Index untersucht wurden, repräsentieren 89% der weltweiten Altenbevölkerung.

"Über die Zunahme der Lebenszeit können wir uns nur freuen", so die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen, die frühere Bundesfamilienministerin Prof. Ursula Lehr. "Es muss darum gehen, dass die Menschen die gewonnenen Jahre auch bei Wohlbefinden verbringen können. Nicht aus dem Blick geraten darf dabei auch der jeweilige aktive Beitrag älterer Menschen für die Gesellschaft."

Der Weltalten-Index zeigt, dass die Lage alter Menschen nicht nur von der wirtschaftlichen Situation ihrer Heimatländer abhängt, sondern wesentlich von dem politischen Willen.

HelpAge Deutschland fordert deshalb von der zukünftigen Bundesregierung, in der Entwicklungszusammenarbeit die Alterungsprozesse mehr in den Vordergrund zu rücken und die Partnerregierungen auch durch finanzielle Unterstützung zu motivieren, sich für die Verbesserung der Lage älterer Menschen einzusetzen.

Die wichtigsten Ergebnisse:
  • Nord- und Westeuropa schneiden am besten ab – besonders wegen ihrer langen Geschichte sozialpolitischer Maßnahmen
  • Osteuropäische Länder wie Russland und die Ukraine, die einen Anstieg ihrer Altenbevölkerung bis 2050 auf 30% erleben werden, befinden sich in der unteren Hälfte.
  • Die am schnellsten alternden G20-Ökonomien wie Indien, Indonesien, Mexiko, Russland und die Türkei zeigen schlechte Werte und befinden sich in der unteren Hälfte.
  • Das schnelle wirtschaftliche Wachstum in den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), die 40% der Weltaltenbevölkerung repräsentieren, hat nur in China und Brasilien zu einer verbesserten Lage älterer Menschen geführt.
  • Die am schnellsten alternden Länder Jordanien, Laos, Mongolei, Nikaragua und Vietnam, deren Altenbevölkerung sich bis 2050 verdreifachen wird, erreichen schlechte Ergebnisse.
  • Lateinamerika, dessen Altenbevölkerung sich bis 2050 verdoppeln wird, schneidet gut ab, mit Chile als Spitzenreiter auf dem 19. Platz.
  • Afrika, wo 2050 13-mal mehr alte Menschen wohnen werden als gegenwärtig, zeigt einen Verfall traditioneller sozialer Sicherungssysteme. In Südafrika wurde z.B. nach dem Fall der Apartheid geriatrisches Krankenpflegepersonal in die Kindermedizin umgesetzt. Für vier Millionen ältere Menschen hat das Land nur acht Geriatriemediziner.
Der Index wurde zusammen mit internationalen Statistik-Experten der Vereinten Nationen, der Weltgesundheitsorganisation, der Weltbank und weiteren wissenschaftlichen Institutionen entwickelt. Er soll jährlich erscheinen und ständig weiterentwickelt werden. So wird vor allem angestrebt, die Daten auch nach Geschlecht darzustellen sowie weitere Indikatoren zu verwenden.

http://www.helpage.de


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