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Korvette K 130: "Ein aggressives Kampfmittel der ersten Stunde" - Innovativ, auch "für Frauen geeignet"

Friedensbewegung protestiert gegen neue Korvette der deutschen Marine (Dokumentation)

Im Folgenden dokumentieren wir eine Pressemitteilung aus der Friedensbewegung zur Taufe einer neu in Dienst gestellten Staffel von Korvetten für die deutsche Marine. Darüber hinaus zitieren wir aus dem Internetauftritt der am Bau der Korvette beteiligten Firmen (Kasten).



Pressemitteilung
des Bundesausschusses Friedensratschlag

Korvette K 130: "Ein aggressives Kampfmittel der ersten Stunde"

Friedensbewegung protestiert gegen neue Korvette der deutschen Marine

Kassel-Hamburg, 19. April 2006 - Angesichts der Taufe der ersten Korvette der Braunschweig-Klasse bei Blohm + Voss in Hamburg erklären die Sprecher des Bundesausschuss Friedensratschlag Lühr Henken (Hamburg) und Peter Strutynski (Kassel):

Die fünf in Bau befindlichen Korvetten K 130, dessen Typschiff am 19. April bei Blohm + Voss in Hamburg getauft wird, stellen für die deutsche Marine einen komplett neuen Schiffstyp dar. Diese hochseegängigen Waffenträger, größenmäßig zwischen Schnellboot und Fregatte angesiedelt, wurden speziell für den Einsatz in fremden Küstengewässern konzipiert, um im Verbund mit Fregatten den Seekrieg von der Hohen See bis in die Küste hinein zu ermöglichen. Die Schnellboote der deutschen Marine, früher in der Ostsee zur Landesverteidigung eingesetzt, wären dazu nicht in der Lage gewesen, und wurden deshalb außer Dienst gestellt. Die Korvetten der Braunschweig-Klasse werden u.a. mit Marschflugkörpern ausgerüstet, die nicht nur andere Schiffe versenken, sondern auch Landziele in bis zu 200 km Entfernung zerstören können. Sie werden der neuen Bundeswehr-Kategorie der "Eingreifkräfte" zugeordnet. Die "Eingreifkräfte" stellen ihre Verbände für die schnellen Eingreiftruppen der EU und der NATO zur Verfügung.

Wir stellen fest: Bei den Korvetten handelt es sich um ein neues, äußerst wirkungsvolles und aggressives Kampfmittel der ersten Stunde. Sie verkörpern wie kaum ein anderes neues Waffensystem die Umorientierung der Bundeswehr weg von der Landesverteidigung hin zum weltweiten Einsatz.

Mit Korvetten können militärische Landoperationen von See aus vorbereitet und unterstützt werden. Die Bundesregierung verschafft sich so den Hebel, um diplomatisch vorgetragenen Ansprüchen und politischen Ambitionen - inklusive wirtschaftlicher Interessen - den nötigen "Nachdruck" zu verleihen.

Wir befürchten: Erst Korvetten ermöglichen das, was am besten mit dem Begriff "Kanonenbootpolitik" beschrieben werden kann; eine Kanonenbootpolitik im Interesse der deutschen Wirtschaft – und das weltweit.

Die NATO-Staaten verfügen insgesamt bereits über 343 Überwasserkampfschiffe; die nächstgrößten Flotten haben Russland mit 66 und China mit 63 Überwasserkampfeinheiten (Quelle: The Military Balance 2005/2006). Der deutsche Korvettenbau verschlingt zwischen 2002 und 2008 annähernd 1 Mrd. Euro, die Marschflugkörper zusätzlich 215 Mio.

Wir behaupten: Der deutsche Korvettenbau ist mit dem Verteidigungsauftrag der Bundeswehr unvereinbar, infolge dessen militärisch unbegründet, daher vollkommen überflüssig und stellt eine immense Verschwendung öffentlicher Mittel dar.

Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Lühr Henken, Hamburg
Peter Strutynski, Kassel


Innovativ - auch für Frauen - Arbeitsplatz sparend

Die folgende Beschreibung der Korvette K 130 haben wir dem Internetauftritt der beteiligten Hersteller Blohm + Voss (B+V), Friedrich Lürssen Werft (FLW) und Nordseewerke (NSW - ehemals Thyssen Nordseewerke) entnommen. Link: www.blohmvoss.de.
Weitere technische Daten zu diesem Kriegsgerät gibt es hier:
Korvette Klasse 130 - Schiffstechnische Hauptdaten (pdf-Datei mit Foto).


Korvette Klasse 130 für die Deutsche Marine

Die im Wettbewerb durchgeführte Definition der neuen Korvettengeneration Klasse 130 für die Deutsche Marine ist mit der Auswahlentscheidung des BMVg, mit der ARGE K130 Vertragsverhandlungen für den Bau von 5 Korvetten zu beginnen, abgeschlossen worden. In der ARGE K130 sind unter der Federführung von Blohm + Voss (B+V), die Werften Friedrich Lürssen Werft (FLW) und Nordseewerke (NSW - ehemals Thyssen Nordseewerke) zusammengeschlossen. Der Bauvertrag wurde am 13. Dezember 2001 unterschrieben.

Das Entwurfskonzept der ARGE K130 basiert auf der im internationalen Markt stark beachteten Entwicklung der MEKO®A-Fregatten und -Korvetten von B+V sowie den neuesten Entwurfskonzepten von FLW für Exportvorhaben.

Auf wichtigen Technologiefeldern werden die für die Fregatten der Klasse 124 begonnenen Entwicklungen konsequent fortgeführt, z.B. im Bereich der schiffstechnischen Automation, der Computer- und Netzwerktechnologie oder der Software für Waffen und Führungssysteme.

Darüber hinaus weist die K130 zahlreiche Neuentwicklungen und innovative Lösungsvorschläge auf. So wird die K130 als erstes Marineschiff weltweit jeweils mit 2 Drohnen zur Gebietsaufklärung und -überwachung über den Radarhorizont hinaus ausgerüstet. Im Bereich der Radar- und Infrarotsignatur weist die K130 Stealth-Eigenschaften auf. Dies erlaubt den Einsatz in küstennahen Gewässern, insbesondere im Rahmen multinationaler Krisenreaktionskräfte.

Es wird ein auf Marineeinheiten bisher nicht erreichter Unterbringungsstandard und Wohnkomfort verwirklicht. Das Unterbringungskonzept berücksichtigt eine Besatzung aus Männern und Frauen.

Automation und Integration der Subsysteme erlauben die Reduzierung der Besatzungsstärke auf unter 50 Personen, ein im internationalen Vergleich für ein Schiff dieser Größe sehr niedriger Wert. Die hochautomatisierte Integrierte Brücke leistet dafür einen wichtigen Beitrag.


Und so berichtet ddp am 19. April über die Schiffstaufe:

Hamburg (ddp-nrd). Mit einer traditionellen Schiffstaufe hat die erste Korvette der neuen Klasse 130 am Mittwoch auf der Hamburger Traditionswerft Blohm + Voss den Namen «Braunschweig» erhalten. Im überdachten Baudock 5 übernahm Doris Hoffmann, Ehefrau von Braunschweigs Oberbürgermeister Gert Hoffmann (CDU), das Amt der Taufpatin. Das Schiff zählt zur ersten Serie aus fünf Schiffen der Klasse 130, die von den zum Verbund ThyssenKrupp Marine Systems gehörenden Werften Blohm + Voss, Nordseewerke Emden und der Fr. Lürssen Werft Bremen für die Deutsche Marine gebaut werden. Heimathafen der neuen Korvetten-Klasse wird Warnemünde sein.
Die gut 89 Meter langen und 13 Meter breiten Schiffe haben laut Werft eine Wasserverdrängung von 1840 Tonnen und erreichen eine Geschwindigkeit von 26 Knoten (etwa 48 Kilometer pro Stunde). Aufgabe der neuen Marineschiffe ist die Überwasseraufklärung und die Seezielbekämpfung.
Bei einer Reichweite von 2500 Kilometern können die 65 Besatzungsmitglieder mit Tender-Unterstützung bis zu 21 Tage und damit deutlich länger auf See bleiben als mit den Vorgängerschiffen. Damit seien die Korvetten vor allem auch zum Einsatz in entfernten Seegebieten geeignet. Zu den zahlreichen Innovationen gehören auch neue Techniken, die die Schiffe für herkömmliches Radar unsichtbar machen sollen.
Die Korvetten der Klasse 130 ersetzen die Flugkörperschnellboote der Albatros-Klasse, die den künftigen Einsatzanforderungen nicht mehr genügen.





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