Ratschläge von der Truppe
Grüne wollen mehr Anerkennung für Rückkehrer aus Auslandseinsätzen
Von Aert van Riel *
Die Grünen halten eine gesellschaftliche
Würdigung deutscher Soldaten,
Polizisten und Entwicklungshelfer,
die aus Auslandseinsätzen zurückkehren,
für wichtig. Ein langjähriger
Berufssoldat stellte nun bei einem
Fachgespräch der Bundestagsfraktion
konkrete Forderungen.
Nach vielen Jahren der Feindschaft sind Begegnungen zwischen
Grünen und Funktionären der Bundeswehr inzwischen vor allem
von Sympathie geprägt. Der Verteidigungspolitiker
Omid Nouripour klopfte dem Bundeswehroberst
Ulrich Kirsch freundschaftlich lachend auf die Schulter, als dieser den Raum im Paul-Löbe-Haus des Bundestags betrat. Der
Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbands
war gekommen, um am Montagnachmittag mit Abgeordneten
der früheren Friedenspartei, Soldaten, Entwicklungshelfern
und Wissenschaftlern über die politische und gesellschaftliche
Würdigung für »zivile und militärische Kräfte«, die aus
Krisengebieten im Ausland zurückkehren,
zu diskutieren.
Oberst Kirsch sprach zackig
vom Prinzip »Befehl und Gehorsam«. Auf dieser Grundlage würden
die Bundeswehrsoldaten in
Einsätze gehen. »Am wichtigsten
für Soldaten ist Anerkennung von
ganz oben«, teilte Kirsch mit.
Skeptisch äußerte er sich aber über
den von Verteidigungsminister
Thomas de Maizière in die Debatte
gebrachten Veteranenbegriff. Für
den CDU-Mann sind Veteranen
»ehemalige Bundeswehrsoldaten
mit Einsatzbezug«. »Der Begriff ist
nicht glücklich gewählt«, sagte
Kirsch. Es sei fraglich, ob die Soldaten
damit mehr Anerkennung
erhielten. Vor einem Jahr hatte der
Verband allerdings noch den Vorstoß
de Maizières zur Einführung
eines Veteranentages begrüßt.
Der Begriff sei in Deutschland
historisch belastet, merkte Grünen-
Außenpolitiker Tom Koenigs
an. Mehr Anerkennung sei notwendig.
»Aber können wir nicht
etwas Neues erfinden«, fragte er.
Assoziationen mit dem Zweiten
Weltkrieg, wie sie der Veteranenbegriff
hervorrufen würde, wollen
die Grünen offenbar vermeiden.
Denn von ihnen unterstützte Militäreinsätze
könnten dann in der
deutschen Bevölkerung womöglich
noch unbeliebter werden.
Trotzdem hatten die Grünen auch Andreas Timmermann-Levanas
vom »Bund deutscher Veteranen « – eine Lobbyorganisation,
die sich um ehemalige Soldaten kümmert – eingeladen. Der langjährige
Berufssoldat beschwerte sich, dass er und seine »Kameraden« bei ihrer Rückkehr vom Einsatz am Flughafen nicht empfangen wurden. Neben einem Empfangskomitee forderte er finanzielle Vergünstigungen durch eine
Veteranenkarte. Zudem wünschte sich Timmermann-Levanas patriotischen
Firlefanz wie etwa Sonderbriefmarken und gelbe Schleifen als Zeichen der Solidarität mit Soldaten.
Vertreter von Nichtregierungsorganisationen
machten deutlich, dass sie den Begriff »zivile Veteranen« für ihre Hilfskräfte ablehnen. »Wir leisten humanitäre Hilfe für
Bedürftige und wollen nicht mit dem Militär in einen Topf geworfen
werden«, sagte eine Frau von Ärzte ohne Grenzen.
Die abrüstungspolitische Sprecherin
Agnieszka Brugger hatte den Anspruch formuliert, neben
der Diskussion um Symbolpolitik
auch kritisch über die Auslandseinsätze
zu sprechen. Bei dem Fachgespräch spielte Letzteres jedoch keine nennenswerte Rolle.
* Aus: neues deutschland, Mittwoch, 20. Februar 2013
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