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In Seoul begann Gipfel zur Atomsicherheit

Obama warnt vor Gefahr von Nuklearterrorismus *

Das zweite Weltgipfeltreffen zur Vorbeugung gegen Nuklearterrorismus hat in Seoul begonnen. Südkoreas Präsident Lee Myung Bak begrüßte am Montag in einem Kongresszentrum in der Hauptstadt offiziell die Teilnehmer aus mehr als 50 Ländern, darunter US-Präsident Barack Obama und Bundesaußenminister Guido Westerwelle. Anschließend wollten die Teilnehmer im Rahmen eines gemeinsamen Abendessens über die Fortschritte seit dem ersten Nuklearsicherheitsgipfel vor zwei Jahren in Washington diskutieren.

Am Hauptkonferenztag am heutigen Dienstag (27. März) beraten sie über weitere Maßnahmen gegen den Missbrauch von Nuklearmaterialien für terroristische und kriminelle Zwecke sowie gegen Sabotage. Vor Beginn des Treffens hatte Obama in einer Rede vor Studenten in Seoul gewarnt, Nuklearterrorismus sei »eine der größten Bedrohungen für die weltweite Sicherheit«. Es werde noch immer Atommaterial - das für mehrere Kernwaffen reiche - »ohne angemessenen Schutz gelagert«.

Die beherrschenden Themen am Rande des Gipfels waren - obwohl sie nicht auf der offiziellen Agenda standen - die Atomstreitigkeiten mit Iran und Nordkorea. In einer Rede vor Gipfelbeginn rief Obama die nordkoreanische Führung erneut auf, ihr Atomprogramm zu beenden. »Inzwischen dürfte klar sein, dass Ihre Provokationen und Ihr Streben nach Atomwaffen nicht die Sicherheit bringen, die Sie erhofft haben«, sagte er. Obama will während des Atomgipfels den chinesischen Präsident Hu Jintao dazu veranlassen, seinen Verbündeten Nordkorea zu einem Verzicht auf den Raketenstart zu bringen. Bei einem Gespräch verständigten sich beide nach Angaben eines US-Vertreters darauf, ihre Antwort auf diese »mögliche Bedrohung eng abzustimmen«.

* Aus: neues deutschland, 27.03.2012


Obama im Glashaus

Von Olaf Standke **

Die USA hätten mehr Kernwaffen als notwendig, erklärte Präsident Barack Obama unmittelbar vor Beginn des Atomgipfels in Seoul. Lassen wir einmal beiseite, dass Atombomben grundsätzlich eine abzuschaffende friedens-, ja menschheitsgefährdende Gefahr sind - richtig ist, dass allen voran Washington und Moskau in der Zeit des Kalten Kriegs eine irrationale nukleare Over-Kill-Kapazität angehäuft und nach Ende des Ost-West-Konflikts nur für eine bescheidende Friedensdividende in Form atomarer Abrüstung gesorgt haben. Auch Obamas 2009 in Prag verkündete Vision einer kernwaffenfreien Welt wurde kaum in praktische Politik umgesetzt. Der neue START-Vertrag mit Russland zur Reduzierung der strategischen Offensivwaffen kann nur ein Anfang sein, zumal er durch das NATO-Projekt einer Raketenabwehr in Europa schwer gefährdet ist.

Mut zu Frieden und Abrüstung forderte Obama jetzt ein und meinte Staaten wie Nordkorea oder Iran. Dabei sitzt er im Glashaus. Er selbst brauchte den Mut zu radikalen Abrüstungsschritten, die eines Friedensnobelpreisträgers würdig sind. So aber wollen die USA die noch immer auf deutschem Boden gelagerten Atomwaffen nicht etwa endlich abziehen und vernichten, sondern planen ihre Modernisierung. Die B61-Bomben sollen zielgenauer gemacht werden, womit auch ihre Einsatzschwelle weiter sinkt. Obama straft sich so selber Lügen.

** Aus: neues deutschland, 27.03.2012 (Kommentar)

Originalton Obama

Im Folgenden dokumentieren wir einen Eintrag aus dem offiziellen Blog des US-Außenministeriums, DipNote, zum Besuch von US-Präsident Barack Obama in Südkorea und seinen bilateralen Gesprächen am Rande des Gipfels zur nuklearen Sicherheit (Nuclear Security Summit) vom 26. März 2012. Die Übersetzung besorgte der Amerika Dienst.

Während seines Aufenthalts in Südkorea traf Präsident Barack Obama heute den chinesischen Präsidenten Hu Jintao, den kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajev und den russischen Präsidenten Dimitri Medwedew zu bilateralen Gesprächen.

Zurzeit nehmen mehr als 50 Staats- und Regierungschefs am Gipfel zur nuklearen Sicherheit 2012 in Südkorea teil. Bei einer Rede an der Universität Hankuk in Seoul erläuterte Präsident Obama die aktuellen Bestrebungen, die Verbreitung von Kernwaffen zu unterbinden, und erklärte, warum dies zu den Prioritäten seiner Außenpolitik gehört.

Präsident Obama sagte:

„... Kurz gesagt: Die internationale Gemeinschaft hat es Terroristen schwerer gemacht als je zuvor, Kernwaffen zu erlangen, und das bedeutet mehr Sicherheit für uns alle. Wir bauen eine internationale Architektur auf, die unsere nukleare Sicherheit gewährleisten kann. Aber wir geben uns keinen Illusionen hin. Wir wissen, dass noch immer Kernmaterial, das für viele Waffen ausreicht, ohne adäquaten Schutz gelagert wird. Wir wissen auch, dass Terroristen und Verbrecher noch immer versuchen, in den Besitz dieses sowie radioaktiven Materials für eine schmutzige Bombe zu gelangen. Wir wissen, dass schon die kleinste Menge Plutonium – etwa von der Größe eines Apfels – Hunderttausende töten und eine weltweite Krise auslösen könnte. Die Gefahr des nuklearen Terrorismus ist und bleibt eine der größten Bedrohungen für die weltweite Sicherheit. Und deshalb dürfen wir hier in Seoul nicht locker lassen.“

Präsident Obama besucht Südkorea nun zum dritten Mal als Präsident und betonte dies in seiner Rede: „Ich bin öfter in Seoul gewesen als in jeder anderen Hauptstadt - außer Washington, natürlich. Dies spiegelt die tiefe Verbundenheit unserer beiden Länder und unser Engagement füreinander wider.“ In seiner Rede an der Universität Hankuk sprach Präsident Obama über dieses Engagement.

Obama sagte:

„Der Lauf der Geschichte kann nicht ewig aufgehalten werden. Das tiefe Verlangen nach Freiheit und Würde wird nicht verschwinden. Das gilt auch für diese geteilte Halbinsel. Der Tag, den alle Koreaner herbeisehnen, wird nicht ohne Schwierigkeiten oder große Opfer zu erreichen sein. Aber täuschen Sie sich nicht: Er wird kommen. Und wenn das geschieht, wird es Veränderungen geben, die einst unmöglich erschienen. Grenzposten werden abgeschafft und Wachtürme leer stehen, und Familien, die lange getrennt waren, werden wieder zueinander finden. Die Bürgerinnen und Bürger Koreas werden dann endlich vereint und frei sein. Wie unsere Vision einer Welt ohne Kernwaffen, kann unsere Vision eines geeinten Koreas nicht schnell verwirklicht werden. Aber vom heutigen Tag an bis dahin und an allen Tagen, die folgen, werden wir Trost aus dem Gedanken schöpfen, dass die Sicherheit, die wir uns wünschen und der Friede, den wir wollen, näher gerückt sind, weil es dieses großartige Bündnis zwischen den Vereinigten Staaten und der Republik Korea gibt und weil wir für die Würde und Freiheit aller Koreaner einstehen. Unabhängig davon, welchen Schwierigkeiten und Bewährungsproben wir ausgesetzt sind, werden wir uns gegenseitig zur Seite stehen. Wir arbeiteten zusammen. Wir halten zusammen. Katchi kapshida!"

Originaltext: In Seoul, President Obama Discusses Efforts To Stop the Spread of Nuclear Weapons; Siehe: http://blogs.state.gov/index.php/site/entry/seoul_efforts_stop_nuclear_weapons

Quelle: US-Botschaft Berlin, Abteilung für öffentliche Angelegenheiten; http://blogs.usembassy.gov/amerikadienst/





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