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Das Schlachtfeld des US-Militärs von morgen

Von Nick Turse *

Drei Tage lang, gekleidet in einem Kaleidoskop von Tarnanzügen, hockten sie zusammen auf einem militärischen Stützpunkt in Florida. Sie stammten aus dem U.S Special Operations Command (SOCOM) und dem U.S. Army Special Operations Command, Teilnehmer aus Frankreich und Norwegen, aus Dänemark, Deutschland und Kanada: aus insgesamt 13 Nationen. Sie kamen zur Planung eines jahrelangen, „special-operations centric“ militärischen Feldzugs, unterstützt durch konventionelle Kräfte, ein multinationales Unternehmen, das – wenn durchgeführt – hunderte von Millionen, möglicherweise Milliarden von Dollars und wer weiß wie viele Menschenleben kosten könnte.

Wenn man die Beteiligten fragt, so reden sie darüber, „Sensibilitäten“ und „kulturelle Unterschiede“ berücksichtigen zu wollen, über die Bedeutung von „Zusammenarbeit und Koordination“, über den Wert einer Vielzahl von Sichtweisen, über „Perspektiven“ und „Partnerschaften“. Nichts desto weniger war da, hinter verschlossenen Türen und ohne Mitwissen der meisten Menschen in ihren eigenen Ländern, eine Clique von Planern von Spezialoperationen dabei, eine mögliche multinationale militärische Zukunft für eine gefährdete Region Afrikas zu entwerfen.

Vom 13. bis 15. Januar trafen sich Vertreter aus den USA und 12 Partnerländern auf der MacDill Air Force Base in Tampa zu einer Übung, die Silent Quest 15-1 genannt wurde. Das fiktionale Szenario, innerhalb dessen sie ihr Kriegsspiel durchführen sollten, hatte Merkmale von zusammengestellten Medienschlagzeilen an sich.

Es war ein Amalgam zweier vollständig realen und ablaufenden Desaster in der Außen- und Anti-Terrorismuspolitik der 11. September-Folge-Ära: dem Anwachsen von Boko Haram in Nigeria und der Ausbildung des Islamischen Staates, auch bekannt als Islamischer Staat des Iraks und der Levante oder ISL. Das Kriegsspiel konzentrierte sich auf den angenommenen Aufstieg einer als „Islamischer Staat Afrikas“ bezeichneten Gruppe und der Ausdehnung von deren Proto-Kalifats über Teile Nigerias, Nigers und Kameruns – Länder, die von der realen Boko Haram Bewegung terrorisiert werden, die sich wiederum zu einem Bündnis mit dem Islamischen Staat verpflichtet hat.

Silent Quest 15-1 war nur die letzte in einer Reihe von ähnlich benannten Übungen – die erste fand im März 2013 statt – die dazu vorgesehen waren, beim Ausarbeiten der Spezialkräfte-Interventionen des nächsten Jahrzehnts zu helfen. Dies Kriegsspiel war kein Geländespiel mit Farbpistolen. Es gab keine gespielten Feuergefechte, keine Generalprobe und auch nicht das Äquivalent einer Trainingseinheit für eine Schlacht.

Es war eine Übung am grünen Tisch, die auf etwas nur allzu Realem aufbaute: der ständig ausgeweiteten Palette militärischer Aktivitäten der USA und ihrer Verbündeten in immer größeren Teilen Afrikas. Als er sich über Afrika äußerte, sagte Matt Pascual, ein Teilnehmer an Silent Quest und der zuständige Beamte für Afrika in SOCOMs Euro-Afrika Unterstützungsgruppe, dass die USA und ihre Verbündeten bereits mit einer „Myriade von Angelegenheiten“ in der Region befasst seien und, vielleicht am wichtigsten, dass viele der beteiligten Länder „bereits vor Ort seien“. Das Land, das am meisten „vor Ort“ ist, ist natürlich Pascuals eigenes, die Vereinigten Staaten.

In den letzten Jahren sind die USA in eine Vielzahl von Interventionen in Afrika involviert gewesen, einschließlich der in Libyen, die sowohl einen geheimen Krieg wie auch einen konventionellen Feldzug mit Raketen und Luftschlägen umfasste, ferner die Unterstützung französischer Kräfte in der Zentralafrikanischen Republik und Mali und die Ausbildung und Finanzierung afrikanischer „Stellvertreter“, die militante Gruppen wie Boko Haram, wie auch Somalias al-Schabab und Malis Ansar al-Dine bekämpfen sollten. In 2014 führten die USA 674 Operationen innerhalb Afrikas durch, beinahe zwei Einsätze pro Tag, ein 300% Anstieg der Anzahl jährlicher Operationen, Übungen und Ausbildung durch Militärberater seit der Bildung von U.S. Africa Command (AFRICOM) in 2008.

Trotz dieses massiven Anstiegs der Einsätze und einem ähnlichen Anschwellen von Stützpunkten, Personal und Finanzierung war das Bild, das der Leiter von AFRICOM, General David Rodriguez, letzten Monat vor dem Senate Armed Services Committee zeichnete, verblüffend düster. Bei all den amerikanischen Anstrengungen innerhalb Afrikas lieferte Rodriguez das Bild eines krisengeschüttelten Kontinent, gefährdet von Ost bis West durch militante Gruppen, die sich entwickelt, an Stärke gewonnen oder ihre tödliche Reichweite auch im Angesicht der US-Anti-Terrorbekämpfung ausgedehnt haben.

„Transregionale Terroristen und kriminelle Netzwerke setzen ihre Anpassung und Erweiterung aggressiv fort“ berichtete Rodriguez den Ausschussmitgliedern. „Al-Schabab hat seine Operationen ausgeweitet, um asymmetrische Angriffe gegen Uganda, Äthiopien, Dschibuti und insbesondere Kenia zu führen oder dies zumindest zu versuchen. Bedrohungen aus Libyen wachsen schnell, einschließlich einer sich ausdehnenden ISIL Präsenz… Boko Haram bedroht die Fähigkeit der nigerianischen Regierung, die Sicherheit und grundlegende Dienstleistungen in weiten Teilen des Nordostens zu gewährleisten.“

Trotz der schlimmen Resultate seit das Militär begann, sich nach dem 11. September Afrika zuzuwenden, haben die USA kürzlich ein Abkommen unterzeichnet, um ihre auf dem Kontinent stationierten Truppen bis zur Mitte des Jahrhunderts dort zu belassen.

Die schleichende Ausweitung

Jahrelang hat das US-Militär in der Öffentlichkeit darauf bestanden, dass seine Aktivitäten in Afrika von unerheblicher Bedeutung seien, und damit das amerikanische Volk, ganz zu schweigen von den meisten Afrikanern, bewusst im Dunkeln gelassen über die wahre Größe, das Ausmaß und den Umfang seiner Operationen dort. Die Sprecher von AFRICOM und seine Kommandeure haben wiederholt erklärt, nicht mehr als einen „leichten Fußabdruck“ auf dem Kontinent zu hinterlassen. Sie drücken sich vor Gesprächen über Lager und Außenposten und behaupten, lediglich ein Lager irgendwo in Afrika zu haben: Camp Lemonnier in der winzig kleinen Nation Dschibuti. Sie mögen es nicht, über militärische Operationen zu sprechen. Sie bieten detaillierte Informationen lediglich über einen winzigen Bruchteil ihrer durchgeführten Übungen an. Sie weigern sich, Standorte, an denen Personal stationiert ist, bekanntzugeben oder auch nur die Anzahl der beteiligten Länder.

Während eines Interviews drückte ein Sprecher von AFRICOM mir gegenüber seine Besorgnis aus, dass selbst eine bloße Auflistung der Anzahl seiner Stationierungen in Afrika ein „verzerrtes Bild“ der US-Aktivitäten abgeben würde. Hinter verschlossenen Türen wird dann allerdings von den Offizieren AFROCOMs eine andere Sprache gesprochen. Sie haben wiederholt versichert, dass der Kontinent ein amerikanisches „Schlachtfeld“ sei und dass – und daran gäbe es keinerlei Zweifel – man bereits in einen wirklichen „Krieg“ verstrickt sei.

Laut kürzlich veröffentlichter Zahlen des US. Africa Command ist der Umfang dieses „Krieges“ in 2014 dramatisch gewachsen. In seinem „Lagebericht“ spricht AFRICOM von der Durchführung von 68 Operationen im letzten Jahr, mehr als die 55 in vorangegangenen Jahr. Mit einbezogen waren die Operationen Juniper Micron und Echo Casemate, Missionen, die auf die Unterstützung französischer und afrikanischer Interventionen in Mali und der Zentralafrikanischen Republik abzielten; ferner Observant Compass, ein Unternehmen zur Schwächung oder Zerstörung der Reste von Joseph Konys mörderischer Lord’s Resistance Army in Zentralafrika; und schließlich United Asssistance, die Stationierung militärischen Personals zur Bekämpfung der Ebola-Krise in West-Afrika.

Die Anzahl der gemeinsamen Haupt-Operationen des US-Personals mit afrikanischen militärischen Partnern stieg nur leicht von 10 in 2013 auf 11 im letzten Jahr. Dazu gehörten African Lion in Marokko, Western Accord im Senegal, Central Accord in Kamerun und Southern Accord in Malawi, wobei in allen Fällen eine Vor-Ort Übungskomponente Bestandteil war und als Höhepunkt der direkten militärischen Kontaktmissionen des Vorjahres diente.

AFRICOM führte ferner maritime Sicherheitsübungen durch, einschließlich Obangame Express im Golf von Guinea, Saharan Express in den Gewässern vor Senegal und drei Wochen eines Ausbildungsscenarios in maritimer Sicherheit als Teil von Phoenix Express 2014, mit Matrosen aus zahlreichen Ländern, wie Algerien, Italien, Libyen, Malta, Marokko, Tunesien und der Türkei.

Die Anzahl der Sicherheits-Kooperationen schoss in die Höhe von 481 in 2013 auf 595 im letzten Jahr. Dazu gehörten militärische Ausbildung unter einem „state partnership program“, das afrikanische Streitkräfte zusammenbringt mit Einheiten der U.S. Nationalgarde und dem vom Außenministerium finanzierten Africa Contingency Operations Training and Assistance (kurz ACOTA) Programm, durch das US-Militärberater und Mentoren Ausrüstung und Ausbildung für afrikanische Truppen liefern.

In 2013 stieg die Gesamtzahl der kombinierten US-Aktivitäten auf dem Kontinent auf 546, im Durchschnitt also mehr als eine Mission pro Tag. Im Letzten Jahr sprang die Zahl auf 647. In anderen Worten, US-Truppen führten beinahe zwei Operationen als Übungen oder Aktivitäten pro Tag aus – von Drohneneinsätzen bis hin zu Aufstandsbekämpfungs-Unterweisung, vom Sammeln nachrichtendienstlicher Informationen bis zur Scharfschützenausbildung – täglich irgendwo in Afrika. Dies stellt einen enormen Anstieg von den 172 „Missionen, Aktivitäten, Programmen und Übungen“ dar, die AFRICOM von den anderen geographischen Kommandostellen übernommen hatte, als es seine Operationen 2008 begann.

Transnationale Terrorgruppen: Aus Nichts wird Etwas

In 2000 untersuchte ein Bericht, der unter der Schirmherrschaft des U.S. Army War College’s Strategic Institute erstellt worden war, die „afrikanische Sicherheitslage“. Während dort die „innerstaatlichen separatistischen oder Rebellengruppen“ in „schwachen Staaten“ behandelt wurden, wie auch nichtstaatliche Organisationen wie Milizen oder „Armeen von Kriegsherren“ (warlords), so gab es dagegen auffallend keinerlei Erwähnung von islamischem Extremismus oder wichtiger trans-nationaler terroristischer Bedrohungen. Vor 2001 erkannten die USA in der Tat keine terroristische Organisation im Sub-Saharischen Afrika, und ein hoher Pentagon-Offizieller stellte fest, dass die am meisten gefürchteten islamischen Kämpfer auf dem Kontinent „keine Terroranschläge außerhalb Somalias begangen hatten“.

Im Gefolge vom 11. September, sogar noch bevor AFRICOM gegründet wurde, begannen die USA damit, Operationen überall auf dem Kontinent aufzubauen in dem Bemühen, die Antiterror Kapazitäten der Verbündeten zu unterstützen und Afrika von trans-nationalen Terrorgruppen zu isolieren, insbesondere den weltweit agierenden islamischen Extremisten. Der Kontinent wurde, anders ausgedrückt, gesehen als ein Versuchsfeld für Experimente in der Terrorbekämpfung.

Milliarden von Dollars wurden nach Afrika gepumpt um Stützpunkte zu bauen, Verbündete zu bewaffnen, Nachrichten zu sammeln, Stellvertreter-Kriege zu führen, Extremisten zu töten und vielleicht tausende militärischer Missionen durchzuführen –aber keine davon erreichte die beabsichtigte Wirkung. Im Letzten Jahr, zum Beispiel, wurden laut AFRICOM von somalischen Extremisten „gesteigert komplexe und tödliche Angriffe in Somalia, Kenia, Uganda, Dschibuti und Äthiopien entweder geplant oder ausgeführt. Anfang dieses Monats erhöhten dieselben al-Schabab Milizen die Einsätze durch das Abschlachten von 142 Studenten an einem College in Kenia.

Und bei dem todbringende Anwachsen und der Ausbreitung von al-Schabab handelt es sich in Afrika kaum um eine Ausnahme von der Regel. In einer kürzlich erfolgten Aussage des AFRICOM Kommandeurs Rodriguez vor dem Senate Armed Services Committee zählte dieser in schneller Folge zahlreiche islamische Terrorgruppen auf, die sich in den vergangenen Jahren gebildet haben , und die genau die Länder destabilisieren, die die USA zu stärken versucht hatten. Während der Lagebericht, den er vortrug, die militärischen Anstrengungen Washingtons in Afrika im besten Licht zu präsentieren versuchte, zeichnet ein nur oberflächlicher Blick darauf – und unter den gegenwärtigen Umständen lohnt es sich daraus ausführlicher zu zitieren – ein düsteres Bild davon, was die „Hinwendung“ („pivot“) zu Afrika vor Ort wirklich bedeutet hat. Abschnitte aus verschiedenen Teilen des Dokuments sprechen Bände.

„Das Netzwerk von al-Kaida und seiner Zweigorganisationen und Anhänger setzt sein Ausnutzen der regierungsfernen Regionen und durchlässigen Grenzen Afrikas fort, um Angriffe zu üben und auszuführen Der Islamische Staat von Irak und der Levante dehnt seine Anwesenheit in Nord-Afrika aus. Terroristen mit Loyalitäten zu vielfältigen Gruppen erweitern ihre Zusammenarbeit beim Rekrutieren, Finanzieren, Ausbilden und Operieren, sowohl innerhalb Afrikas wie auch Region-übergreifend. Gewaltbereite extremistische Organisationen nutzen ständig verfeinerte improvisierte Detonationsvorrichtungen und die Anzahl der Opfer dieser Waffen stieg in Afrika um etwa 40 Prozent in 2014…

„In Nord- und West-Afrika bedroht die prekäre Sicherheitslage in Libyen und Nigeria zunehmend US-Interessen. Trotz der multinationalen Sicherheitsanstrengungen gewinnen terroristische und kriminelle Netzwerke an Stäke und Operationsfähigkeit. Al-Kaida in den Ländern des islamischen Maghreb, Ansar al-Sharia, al-Murabitum, Boko Haram, der Islamische Staat in Irak und der Levante und andere gewaltsame terroristische Organisationen nutzen schwache Regierungen, korrupte Führungen und durchlässige Grenzen im gesamten Sahel und Maghreb aus, um Kämpfer auszubilden und zu bewegen und Ressourcen zu verteilen…

„Die libyen-gestützten Bedrohungen der US-Interessen wachsen an…Das Regierungssystem in Libyen, die Sicherheitslage und wirtschaftliche Stabilität dort verschlechterten sich signifikant im vergangenen Jahr…Heute kontrollieren bewaffnete Gruppen große Gebiete des libyschen Territoriums und operieren ungehindert. Libyen scheint sich zu einem sicheren Hafen herauszubilden, wo Terroristen, einschließlich al-Kaida und dem Islamischen Staates im Irak und der Levante angeschlossene Gruppen, sich ausbilden und neugruppieren können. Der Islamische Staat im Irak und der Levante ist zunehmend aktiv in Libyen, einschließlich in Derna, Benghazi, Tripoli und Sebha…

„Die Auswirkungen des Übergreifens der Instabilität in Libyen und Nord-Mali steigern die Risiken für US-Interessen in Europa, dem Nahen/Mittleren Osten und Afrika, und auch den Erfolg von Tunesiens Übergang zur Demokratie…

„Die Sicherheitslage in Nigeria hat sich ebenfalls im vergangenen Jahr verschlechtert. Boko Haram bedroht das Funktionieren einer Regierung, die sich der Herausforderung stellen muss, das Vertrauen ihrer Bevölkerung zu bewahren und Sicherheit und weitere Grundversorgungen zu gewährleisten…Boko Haram hat bereits Angriffe über die Grenzen Nigerias hinaus nach Kamerun, dem Tschad und Niger durchgeführt…

„…beide, die Zentralafrikanische Republik und die Demokratische Republik Kongo sind dem Risiko weiterer Destabilisierung durch aufständische Gruppen ausgesetzt, und unter der Oberfläche schwelende ethnische Spannungen in der Region der Großen Seen besitzen das Potenzial gewaltsam überzukochen in die Demokratische Republik Kongo.“


All dies, und das gilt es festzuhalten, ist AFRICOMs eigene Einschätzung der Situation auf dem Kontinent, auf den man für fast ein Jahrzehnt seine Anstrengungen mit einer Fülle von US-Missionen fokussiert hatte. In diesem Kontext lohnt es sich erneut zu betonen, dass, bevor die USA diese Anstrengungen unternahmen, Afrika – in der eigenen Einschätzung Washingtons – relativ frei war von transnationalen islamischen Terrorgruppen.

Die Verlagerung der Gewichte in Afrika

Trotz der Bündnisverpflichtung von Boko Haram gegenüber dem Islamischen Staat und der Schreckensschlagzeilen, die ihren Zusammenschluss bejammern oder jene oder andere brutale terroristische Gruppierungen, die unter ähnlichen Bezeichnungen operieren, miteinander vermengen, gibt es gegenwärtig jedenfalls keinen real existierenden Islamischen Staat Afrika. Aber die Kriegsspiele, die auf der MacDill Air Force Base im Januar gegen diese fiktionale Gruppe getätigt wurden, sind leider keine Fantasieprodukte, denn sie repräsentieren nur den nächsten logischen Schritt in einer Reihe von Operationen, die seit der Geburt von AFRICOM Fahrt aufgenommen haben. Und verborgen in dem Handlungsbericht des Kommandos findet sich tatsächlich die Nachricht, die eine Fortsetzung dieses Entwurfs in die 2040er Jahre signalisiert.

Im Mai 2014 erreichten die USA ein Abkommen – es nennt sich „Umsetzungs-Abkommen“ – mit der Regierung von Dschibuti, „das ihre Anwesenheit“ in diesem Land „bis 2044 sichert“. Zusätzlich sprechen AFRICOM-Offiziere bereits über die Möglichkeit des Aufbaus einer Kette von Überwachungsposten entlang der Nordseite des Kontinents. Und man vergesse auch nicht, wie über die letzten Jahre US-Stützpunkte, Mini-Standorte und Flugplätze in den benachbarten Staaten von Senegal, Mali, Burkina Faso, Niger und – unter Auslassung des Tschad, wo AFRICOM vor kurzem temporäre Einrichtungen für Übungen für eine Spezialoperation errichtete – die Zentralafrikanische Republik, Süd-Sudan, Uganda, Kenia und Äthiopien aus dem Boden schossen. All dies deutet darauf hin, dass sich die USA-Regierung langfristig in Afrika festsetzen will.

Silent Quest 15-1 wurde entworfen als Model zur Demonstration, wie Washington seine auf „Spezial-Operationen zentrierte“ Koalitionskriegsführung in Afrika zu führen gedenkt. Dieser Entwurf, so schrieb der Gunnery Sergeant Reina Bernett in SOCOMs Handelsblatt „Speerspitze“ war ausgerichtet auf die „2020 Planungsberatung des Army Maj. Gen. James Linder, Kommandeur des Special Operations Command Africa.“ Und das Abkommen mit Dschibuti demonstriert, dass das US-Militär jetzt damit beginnt, für beinahe ein Vierteljahrhundert darüber hinaus zu planen. Wenn aber die letzten sechs Jahre – gekennzeichnet durch einen 300% Anstieg der US-Missionen, wie aber auch der Ausbreitung von Terrorgruppen und Terrorismus in Afrika – einen Anhaltspunkt bieten, dann werden sich Resultate, die alles andere als angenehm für Washington sind, ergeben.

Der Kommandeur von AFRICOM, David Rodriguez, stellt die US-Bemühungen in Afrika weiterhin im besten Licht dar und nenn dazu „Fortschritt in mehreren Gebieten durch enge Zusammenarbeit mit unseren Verbündeten und Partnern.“ Die Bewertung der Situation durch seinen Stab ist allerdings bemerkenswert düster. „Wo unsere nationalen Interessen uns zwingen, die Gewichte zu verlagern und kollektiven Sicherheitszugewinn zu verstärken, werden wir vielleicht mehr tun müssen – entweder durch Verstärkungen für unsere Verbündeten und Partner oder durch unilaterales Vorgehen,“ so der Lagebericht, den Rodriguez vor dem Senatsausschuss präsentierte.

Nach mehr als einem Jahrzehnt ständig gesteigerter Anstrengungen gibt es allerdings wenig Beweise, dass AFRICOM überhaupt die leiseste Vorstellung davon hat, wie man die Situation in Afrika zu seinem Gunsten verändern kann.

Nick Turse ist der leitende Herausgeber von TomDispatch und Fellow am Nation Institute., ferner Izzy Award und American Book Award Gewinner 2014 für sein Buch „Kill Anything That Moves“. Er hat berichtet aus dem Nahen/Mittleren Osten, Südost-Asien und Afrika und seine Beiträge sind erschienen in der New York Times, dem San Francisco Chronicle der Nation und regelmäßig bei TomDispatch. Sein letztes Buch, Tomorrow’s Battlefield: U.S. Proxy Wars and Secret Ops in Africa (Haymarket Books) wird in Kürze erscheinen.

Originaltitel: The U.S. Military’s Battlefield of Tomorrow.
Quelle: Internetseite lobelog.com (foreign policy), 14.04.2015; hier: www.lobelog.com


Übersetzung aus dem Englischen: Eckart Fooken

Lesen Sie auch:

den Beitrag von Nick Turse
In: Peter Strutynski (Hg.), TÖTEN PER FERNBEDIENUNG. Kampfdrohnen im weltweiten Schattenkrieg, Wien 2013




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