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Smith&Wesson lädt durch

Waffenschmieden in den USA profitieren von der Angst vor schärferen Gesetze

Von Olaf Standke *

Erst Sturm Ruger, nun Smith&Wesson: Amerikas Waffenschmieden melden Rekordumsätze – trotz oder gerade wegen der Bemühungen von Präsident Obama, die Gesetze zu verschärfen.

P. James Debney, Chef der Smith& Wesson Holding, ist natürlich kein Dummer. Also begann er die Bilanzpressekonferenz des börsennotierten Schusswaffenproduzenten am späten Dienstag (Ortszeit) mit der Erinnerung an die »schreckliche Tragödie« von Sandy Hook im nur 80 Meilen entfernten Newtown und drückte den Betroffenen das Mitgefühl seiner Firma aus. Dort starben im vergangenen Dezember im Kugelhagel eines Amokläufers 20 Schüler und sechs Lehrer. Aber diese Konkreta sparte Debney dann doch lieber aus. Das Blutbad unweit von Boston hat die Debatte im Lande über eine Verschärfung der Waffengesetze in lange nicht da gewesener Form neu entfacht. Dass Smith&Wesson davon kräftig profitiert hat, gehört zur bitteren Ironie der Geschichte.

Das 1852 gegründete Unternehmen ist weltweit vor allem für seine Revolver berühmt, produziert aber auch jene berüchtigten halb automatischen Gewehre, um die nach dem Massaker an der Grundschule in Newtown in den Vereinigten Staaten besonders heftig gestritten wird. Präsident Barack Obama will u. a. diese Killer- Waffen verbieten und den Zugang zu Schusswaffen für Privatpersonen generell erschweren. Schon heute finden sich in den Haushalten der USA bis zu 300 Millionen. Da die traditionell waffenfreundlichen Republikaner im Abgeordnetenhaus die Mehrheit stellen, sind die Chancen allerdings gering, solche Gesetze durch den Kongress zu bringen. Gepusht von Waffenlobbyisten wie der NRA (Kauft, so lange es noch geht, denn es geht ums Überleben) decken sich Waffenfreaks trotzdem stärker denn je mit Pistolen, Gewehren und Munition ein – und Hersteller wie Smith&Wesson machen Bombengeschäfte.

Von November bis Januar setzte die Firma 136 Millionen Dollar (104 Mio. Euro) um, im Vergleich zum Vorjahrszeitraum ein Plus von 39 Prozent. Der Gewinn verdreifachte sich sogar auf etwa 15 Millionen Dollar. Die Fabrik in Springfield im Bundesstaat Massachusetts laufe seit vier Quartalen auf vollen Touren, zuletzt habe man die Produktion noch einmal erhöht und trotzdem könne man die anhaltend starke Nachfrage nicht decken.

Schon vor einigen Tagen vermeldete Sturm Ruger, der zweitgrößte Schusswaffenproduzent der USA, für das Vorjahr eine Umsatzsteigerung um satte 50 Prozent auf 492 Millionen Dollar (375 Mio. Euro), so viel wie nie seit einem Vierteljahrhundert. Der Gewinn stieg um 77 Prozent auf 71 Millionen Dollar, wobei das Geschäft auch dort vor allem im Schlussquartal kräftig anzog.

P. James Debney sprach jetzt von einer »anhaltend robusten Nachfrage« – und hob die Prognose für das laufende Geschäftsjahr an. Und er ließ keinen Zweifel daran, dass er das Recht auf Waffenbesitz in den Vereinigten Staaten weiter verteidigen wolle.

* Aus: neues deutschland, Donnerstag, 07. März 2013


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