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"Wir haben großen Respekt vor der Leistung aller Muslime für den Glauben, die Familie und die Bildung"

Rede des US-Präsidenten George W. Bush anlässlich des Iftar-Abendessens mit Vertretern der us-amerikanischen Muslime

Am 17. Oktober lud Präsident Bush zum fünften Mal zu einem Iftar-Abendessen (die Mahlzeit nach Sonnenuntergang, mit der das den ganzen Tag dauernde Fasten während des Ramadan gebrochen wird) im Weißen Haus ein. Der Präsident nahm das Dinner zum Anlass, über den Geist und das Mitgefühl des Islam zu sprechen. Er lobte die amerikanischen Muslime für ihr Engagement für spirituelles Wachstum und Nächstenliebe während des heiligen Monats und dankte ihnen für den Beitrag, den sie für die amerikanische Gesellschaft geleistet haben.

Heute in den Vereinigten Staaten lebende Muslime stehen für zahlreiche Bewegungen und Identitäten: die der Zuwanderer und die der Einheimischen, sunnitisch und schiitisch, konservativ und liberal, orthodox und heterodox. Der Islam ist derzeit eine der am stärksten wachsenden Religionen in den Vereinigten Staaten. Mehr als die Hälfte der amerikanischen Muslime stammen aus Zuwandererfamilien der ersten, zweiten oder dritten Generation. Zwischen 17 und 30 Prozent der amerikanischen Muslime sind Konvertiten. Es gibt wenige Orten in den Vereinigten Staaten, an denen man keine Muslime antrifft, die dort leben, arbeiten oder ihre Kinder auf öffentliche Schulen schicken. Erkennbare islamische religiöse Einrichtungen (Moscheen, renovierte Häuser, sogar Schaufenster) sind ein alltägliches Bild.

Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 war es amerikanischen Muslimen besonders wichtig, anderen Amerikanern den Islam zu erklären. Der heilige Monat Ramadan bietet zahlreiche Möglichkeiten für einen gemeinsamen Gedankenaustausch. Während des Ramadan, dem neunten Monat des islamischen Kalenders, denken Muslime darüber nach, wie sie tugendhaftere und mitfühlendere Bürger werden können, die jenen helfen, die arm und notleidend sind. Im Rahmen ihrer Bestrebungen, anderen Amerikanern zu helfen, haben Muslime in Gemeinden überall im Land gesellige Treffen organisiert, um das Iftar-Mahl gemeinsam zu begehen. Ibrahim Hooper, ein Sprecher des Council on American-Islamic Relations (Rat für amerikanisch-islamische Beziehungen - CAIR) mit Sitz in Washington, der größten Organisation für die Rechte und Interessen von islamischen Bürgern in den Vereinigten Staaten, sagte, der Ramadan in diesem Jahr ist aufgrund von Naturkatastrophen wie Hurrikan Katrina und des gewaltigen Erdbebens in Pakistan sowie Teilen von Indien und Afghanistan mehr als jemals zuvor ein Monat der Wohltätigkeit und des Gebens.

Offizieller Text der US-Botschaft in Deutschland (www.us-botschaft.de)


Nachfolgend veröffentlichen wir die Rede von US-Präsident George W. Bush anlässlich des Iftar-Abendessens im Weißen Haus am 17. Oktober 2005. Die Übersetzung wurde vom Amerika Dienst besorgt.

Rede des Präsidenten

Bitte setzen Sie sich. Vielen Dank. Willkommen im Weißen Haus. Es ist mir heute zum fünften Mal in fünf aufeinanderfolgenden Jahren eine Ehre, Gastgeber eines Iftar-Mahls im State Dining Room zu sein.

Unsere verehrten Gäste repräsentieren die Millionen von Muslimen, die wir stolz Amerikaner nennen. Zudem sind zahlreiche islamische Nationen hier vertreten, die die Vereinigten Staaten stolz ihre Freunde nennen. Wir heißen auch die Vertreter zahlreicher Länder mit großem muslimischen Bevölkerungsanteil willkommen. Ich möchte Ihnen alle danken, dass sie hierher gekommen sind, um eine in Ehren gehaltene Tradition des muslimischen Glaubens zu begehen, und wünsche Ihnen einen "Ramadan Mubarak".

Ich danke auch den Mitgliedern meiner Regierung, die bei uns sind. Ich möchte dem Imam für seine Anwesenheit und dafür danken, dass er uns nach dieser kurzen Rede durch das Gebet führt. Ich danke allen Botschaftern der Organisation der Islamischen Konferenz. Ich heiße andere Mitglieder des diplomatischen Korps willkommen. Ich möchte auch den muslimischen - amerikanisch-muslimischen - Politikern danken, die heute bei uns sind. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, an diesem wichtigen Abendessen teilzunehmen.

Ramadan ist die heiligste Zeit des muslimischen Jahres. Gemäß der islamischen Lehre erinnert dieser Monat an den Tag, an dem sich Gottes Wort dem Propheten Mohammed in Form des Koran offenbarte. Für mehr als eine Milliarde Moslems ist der Ramadan eine Zeit des tiefempfundenen Gebets und Zusammenseins. Es ist eine Zeit des Fastens und der persönlichen Opfer. Es ist eine Zeit, in der die Muslime Gott durch wohltätige Gesten für seine Segnungen danken.

Ein Vertreter der muslimischen Religion hat gesagt: "Es ist eine nationale und islamische Pflicht, den Nachbarn in der Stunde der Not zur Seite zu stehen." Die Amerikaner wurden nach Hurrikan Katrina und Rita Zeuge dieses Geistes. Die Welt sah diesen Geist und dieses Mitgefühl des Islam erst kürzlich in den zahllosen Gesten der Güte nach dem Erdbeben in Südost- und Südasien.

Die Vereinigten Staaten schätzen sich glücklich, solch gutherzige Frauen und Männer zu ihren Mitbürgern zu zählen. Wir haben großen Respekt vor der Leistung aller Muslime für den Glauben, die Familie und die Bildung. Viele Amerikaner unterschiedlicher Herkunft möchten gerne mehr über die reiche Tradition des Islam erfahren. Um ein größeres Verständnis zwischen unseren Kulturen zu fördern, habe ich amerikanische Familien dazu ermutigt, ins Ausland zu reisen und muslimische Familien kennen zu lernen. Zudem habe ich amerikanische Familien dazu ermutigt, Austauschstudenten aus der muslimischen Welt aufzunehmen. Ich habe junge Amerikaner gebeten, mehr über die Sprachen und Gebräuche des Nahen und Mittleren Ostens zu lernen. Zum ersten Mal in der Geschichte unserer Nation haben wir einen Koran in die Bibliothek des Weißen Hauses aufgenommen.

Wir alle heute Abend hier Anwesenden teilen die Überzeugung, dass die Vereinigten Staaten ein offenes und tolerantes Land bleiben müssen, in dem die Menschen jeden Glauben ihrer Wahl ausüben können. Wir lehnen jede Form der ethnischen und religiösen Diskriminierung ab. Wie ich bereits in meiner zweiten Ansprache bei der Amtseinführung sagte, können wir die Botschaft der Freiheit nicht gleichzeitig mit der Last der Bigotterie verbreiten.

Wir haben auch eine gemeinsame Hoffnung für die Zukunft - dass unsere Kinder und Enkelkinder in einer sicheren und friedlicheren Welt aufwachsen können. Unsere Generation muss sich aktiv dafür einsetzen, dieses Versprechen zukünftigen Generationen gegenüber einhalten zu können. Wir müssen uns optimistisch in den Dienst der Freiheit stellen - und dazu zählt die Religionsfreiheit der Menschen überall auf der Welt. Wir müssen uns allen fest entschlossen entgegenstellen, die im Namen Gottes böse Taten begehen. Ich danke den muslimischen Nationen, die unserer Koalition im Krieg gegen den Terror beigetreten sind - darunter zahlreiche Nationen, die selbst Opfer von Terror waren.

Wenn wir zusammenarbeiten, um die Terroristen zu besiegen, müssen wir uns über die uns gegenüberstehenden Feinde genau im Klaren sein. Die Mörder, die unschuldige Kinder, Frauen und Männer töten, sind Anhänger einer brutalen Ideologie, die sich stark von der Religion des Islam unterscheidet. Die Extremisten verfremden das Konzept des Dschihad zu einem Aufruf an Terroristen, all jene zu ermorden, die ihre radikale Vision nicht teilen, auch Muslime anderer Traditionen, die als Ketzer betrachtet werden.

Ihre Strategie wird scheitern. Viele muslimische Gelehrte haben den Terrorismus bereits öffentlich verurteilt. Sie beziehen sich dabei oft auf Kapitel 5, Vers 32 des Koran, in dem gesagt wird, dass das Töten eines unschuldigen Menschens dem Töten der ganzen Menschheit gleich kommt, und dass man die ganze Menschheit rettet, wenn man ein Leben rettet. Ich danke denjenigen unter Ihnen, die, wie diese Gelehrten, gewalttätige Extremisten ablehnen. Und ich denke es ist an der Zeit, dass alle verantwortungsbewussten islamischen Religionsführer eine Ideologie verurteilen, die den Islam für politische Zwecke missbraucht und Ihren erhabenen Glauben entweiht.

Ich habe große Zuversicht in die Zukunft dieser Nation und die Zukunft der muslimischen Welt. Der Mut der Menschen in Afghanistan und im Irak hat mich inspiriert. Die Muslime dort begehen den Ramadan in zwei der jüngsten Demokratien der Welt. Ich bin der Meinung, dass Menschen, welchen religiösen und ethnischen Hintergrund sie auch haben, das Recht und den Wunsch haben, frei zu sein. Zudem glaube ich, dass die Verbreitung von Freiheit, Gerechtigkeit und Toleranz im Nahen und Mittleren Osten den Frieden schaffen wird, den wir alle wünschen.

Wenn wir dieses Iftar-Mahl begehen, erneuern wir die Bande der Freundschaft, die alle Menschen verbinden, deren Glaube auf Gottes Prüfung für Abraham zurückgeht. Wir erkennen die vielen hoffnungsvollen Dinge an, die wir zusammen erreicht haben, und freuen uns darauf, in den kommenden Jahren mehr voneinander zu lernen.

Ich bin sehr dankbar, dass Sie heute hier sind. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Ramadan. Möge Gott Sie alle segnen.

Originaltext: Remarks By The President At Iftaar Dinner

(siehe http://www.usembassy.de/germany/usa.html)



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