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Seltsame Nordkorea-Syrien-Connection

Immer neue Versionen über Zweck des Eindringens israelischer Kampfflugzeuge

Von Oliver Eberhardt, Jerusalem *

Der Streit um das Eindringen israelischer Kampfflugzeuge in den syrischen Luftraum wird immer bizarrer: Während beide Seiten schweigen, wird in Washington behauptet, es seien Atomanlagen angegriffen worden.

Es ist eine Geschichte, in der kaum noch etwas gesichert ist, weil alles auf Hörensagen beruht: USMedien zitieren anonyme Quellen in Washington, die Szenarien beschreiben, die stimmen oder auch nicht stimmen können.

So ist innerhalb von zehn Tagen aus einem unbewaffneten Überflug ein Angriff auf einen Konvoi mit für die Hisbollah bestimmten Waffen oder eine Operation gegen eine Atomanlage geworden, die Syrien mit nordkoreanischer Hilfe bauen soll. Am Sonntag tauchte im britischen »Observer« zudem die Variante auf, es habe sich um eine Probe für einen Angriff auf Iran gehandelt.

»Was tatsächlich passiert ist, wird die Öffentlichkeit wohl nie erfahren«, meint ein israelischer Journalist, der aus Zensurgründen ungenannt bleiben will. »Aber wenn Sie mich fragen: Ich glaube kein Wort. Es ist offensichtlich, dass weder Jerusalem noch Damaskus wollen, dass über die Sache gesprochen wird. Warum sollten also die USA als engster Verbündeter Israels genau das Gegenteil tun? Für mich ist die einzig logische Antwort, dass es einen starken Interessenkonflikt zwischen Israel und den USA gibt.« Washington wolle Syrien vom für November geplanten Nahostgipfel fernhalten, weil die Befürchtung besteht, dass das Land durch einen Friedensschluss mit Israel destabilisiert werden könnte, was wiederum Auswirkungen auf die Lage in Irak hätte; Israel will das Nachbarland dabei haben.

Auffällig ist, dass in den vergangenen Tagen ausgerechnet Nordkorea ins Spiel kam. Es war John Bolton, ehemaliger amerikanischer UN-Botschafter und ein überzeugter Neokonservativer, der dies aufbrachte, und kurz darauf machte ein Privatermittler öffentlich, dass auf einer ägyptischen und einer syrischen Webseite das Anlaufen eines nordkoreanischen Schiffes in Syrien erwähnt wird. Wenig später, bevor die Angaben wirklich überprüft werden konnten, waren die Seiten vom Netz verschwunden, und die Informationen waren unauffindbar.

Natürlich ist es möglich, dass Syrien Atomanlagen baut oder gebaut hat, aber warum das ausgerechnet mit Hilfe Nordkoreas geschehen sein soll, also eines Landes, das sehr genau beobachtet wird und das zudem so gut wie keine Interessen im Nahen Osten, geschweige denn in Syrien, hat, bleibt ein Geheimnis. Warum sollen dann auch noch die Lieferungen in aller Öffentlichkeit mit nord-koreanischen Schiffen nach Syrien gebracht worden sein? Wieso hat Israel Syrien nicht an den internationalen Pranger gestellt? All dies sind Fragen, die noch auf ihre Antwort warten. Sicher ist nur dies:
Die Syrien-Nordkorea-Connection nützt den USA, weil dadurch sehr viel weniger wahrscheinlicher geworden ist, dass Damaskus im November mit am Tisch sitzt.

* Aus: Neues Deutschland, 18. September 2007

Olmert: Israel zu Friedensverhandlungen mit Syrien bereit

Israels Ministerpräsident Ehud Olmert hat gestern bei einem Treffen mit russischen Reportern betont, dass Israel an Friedensverhandlungen mit Syrien interessiert ist: „Wir wollen mit jedem Frieden schließen. Wenn die Voraussetzungen reif sind, sind wir bereit, Frieden mit Syrien zu schließen, ohne Vorbedingungen und ultimative Forderungen. Ich habe großen Respekt vor dem syrischen Staatsoberhaupt und der syrischen Politik.“ Dabei fügte er hinzu, dass die Syrer interne Probleme hätten, für Israel jedoch keinerlei Grund dazu bestehe, sich einem Dialog mit Syrien zu versagen.

Es war dies Olmerts erste Stellungnahme zu den syrisch-israelischen Spannungen, seit Syrien vor knapp zwei Wochen behauptet hatte, dass ein Flugzeug der israelischen Luftwaffe in den syrischen Luftraum eingedrungen sei. Sowohl Jerusalem als auch Damaskus haben sich seit dem vermeintlichen Vorfall in Schweigen gehüllt.

Hinsichtlich der iranischen Nuklearbedrohung sagte Olmert, dass Irans Staatspräsident Ahmadinejad die internationale Gemeinschaft mittels psychologischer Kriegsführung zu überzeugen versuche, dass es zu spät sei, den Iran an der Erlangung von Waffen zu hindern. „Auf diese Weise versucht er, die internationale Gemeinschaft zu Verhandlungen mit ihm zu bewegen. Es handelt sich hier um Übertreibungen. Wir haben keine Angst, wir sind nur besorgt.“
(Yedioth Ahronot, 18.09.07)

Aus: Infobrief der Israelischen Botschaft in Berlin, 18.09.2007




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