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Auf Seiten des "Widerstands"

Irans Sicherheitschef bekräftigt Solidarität mit Syrien

Von Karin Leukefeld, Damaskus *

Israel werde den Angriff auf Syrien noch bereuen, so wie es alle seine Kriege bereut habe, sagte der iranische Sicherheitschef Said Dschalili am Montag am Ende eines dreitägigen Besuches in Damaskus. Dschalili, der auf einer Pressekonferenz in der iranischen Botschaft in Damaskus vor Medienvertretern sprach, erklärte, Syrien befinde sich »bei der Konfrontation der islamischen Welt mit dem zionistischen Gebilde« an vorderster Front und werde von Iran in seinem Widerstand unterstützt. Teheran begrüße jede Bereitschaft, den Krieg durch Verhandlungen zu beenden, sagte Dschalili. Der Dialog müsse in Syrien von den Syrern geführt werden.

Der Auslandsvertreter des »Nationalen Koordinationsbüros für demokratischen Wandel in Syrien«, Haytham Manna, hatte bereits Ende 2012 neben Moskau und Peking auch Teheran besucht, um einen Weg zu Gesprächen vorzubereiten. Westliche Medien berichteten jedoch erst über die Dialogbereitschaft der Opposition, als nun der Präsident der in Doha gegründeten »Nationalen Koalition für die Kräfte von Opposition und Revolution«, Mouaz Al-Khatib, sich unter bestimmten Bedingungen mit syrischen Regierungsvertretern zu treffen. Noch vor wenigen Wochen hatte er sich geweigert, mit Moskau oder Teheran, geschweige denn mit Abgesandten der syrischen Führung zu reden.

Der Verteidigungsminister und stellvertretende Armeechef General Fahd Jassem Al-Freij äußerte sich am Montag abend im syrischen Fernsehen zur militärischen Lage im Land und zum Angriff Israels auf eine militärische Forschungsanlage bei Damaskus in der vergangenen Woche. Aufgabe der Armee sei es, die Grenzen zu schützen und Israel zu bekämpfen, das syrischen Boden besetzt halte, so der Minister mit Bezug auf die Golanhöhen.

Die Angriffe der bewaffneten Gruppen auf die staatliche Infrastruktur, auf Krankenhäuser, Schulen und Fabriken, hätten einen Einsatz der Streitkräfte unumgänglich gemacht. Die Armee unternehme alle Anstrengungen, die wirtschaftlichen Einrichtungen und Dienstleistungsbetriebe zu schützen, damit die Bevölkerung weiter versorgt werden könne. Am Montag abend wurden ein Hochspannungskabel und ein Umspannungswerk im südlichen Teil von Damaskus von Aufständischen zerstört, was zu einem Stromausfall in mehreren Vororten führte.

Die bewaffneten Gruppen seien von ihren Auftraggebern – Al-Freij nannte ausdrücklich Israel – angehalten worden, vor allem Anlagen der syrischen Luftabwehr anzugreifen. Damit die Luftabwehrsysteme durch den Granatenbeschuß nicht erreicht werden könnten, habe die Armee sie verlegt. Die Forschungsanlage, die Israel attackiert habe, sei zuvor mehrmals von den bewaffneten Gruppen unter Beschuß genommen worden, das mache die Zusammenarbeit und Koordination der Angriffe deutlich.

General Al-Freij äußerte sich auch zur Lage im Yarmuklager, in dem neben rund 180000 Palästinensern vor allem Syrer aus allen Teilen des Landes lebten. Die bewaffneten Gruppen hätten das Lager gegen den Willen der Palästinenser betreten, um eine Reaktion der Armee zu provozieren und diesen als »Angriff auf die Palästinenser« darzustellen. Tatsächlich habe die Armee das Gelände umstellt, sei aber zu keinem Zeitpunkt im Lager aktiv geworden.

Ende Dezember waren Zehntausende Palästinenser vor den Kämpfen, die sich die Aufständischen mit Streitkräften um das ursprüngliche Palästinenserlager lieferten, geflohen. Einwohner berichteten auch von Luftangriffen der Armee auf die Rebellen.

In Syrien leben rund 600000 Palästinenser in elf offiziellen und drei inoffiziellen Camps. Palästinensische Parteien und die PLO hatten mehrheitlich eine neutrale Position in dem innersyrischen Konflikt eingenommen. Unterstützung für die islamisch geprägten Aufständischen hatte es von der Hamas gegeben, die im Januar 2012 nach langjährigem Exil Syrien verließ. Das Generalkommando der Volksfront für die Befreiung Palästinas, eine Abspaltung der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), hatte auf der Seite der Streitkräfte in den Konflikt eingegriffen.

* Aus: junge welt, Mittwoch, 6. Februar 2013


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