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Milizen von Al Qaida auf Vormarsch

Syrien: Einfluss der Radikalislamisten wächst *

Im Syrienkonflikt gewinnen der Terrororganisation Al Qaida nahestehende Milizen aus Irak nach Oppositionsangaben an Einfluss. Wie der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, am Freitag der Nachrichtenagentur dpa sagte, kamen vor wenigen Tagen 150 Milizionäre über die Grenze nach Syrien, um in den nordöstlichen Gebieten zu kämpfen. Grausame Hinrichtungen von Syrern etwa wegen Blasphemie sollen auf das Konto dieser Dschihadisten gehen. Laut der Freien Syrischen Armee der Rebellen wurde zuletzt einer ihrer führenden Kommandeure ebenfalls von Mitgliedern dieser Miliz getötet.

Der Sprecher der Freien Syrischen Armee (FSA), Luai al-Mekdad, sagte der dpa, die »Ermordung« des führenden FSA-Mitglieds Kamal Hamami verhärte die Fronten zwischen moderaten und radikal-islamischen Gruppen, die gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad kämpften.

Nach Erkenntnissen der Menschenrechtsbeobachter steht selbst die dschihadistische syrische Al-Nusra-Front den irakischen Al-Qaida-Milizen kritisch gegenüber. Allerdings habe sie bislang eine direkte Konfrontation vermieden.

Derweil sollen eine UN-Spitzendiplomatin aus Deutschland und ein Professor aus Schweden den Chemiewaffeninspekteuren der Vereinten Nationen nun doch den Weg nach Syrien ebnen. Die UN-Abrüstungsbeauftragte Angela Kane und der Giftgasexperte Åke Sellström sollen »so rasch wie möglich« zu Gesprächen nach Damaskus reisen, kündigte ein UN-Sprecher an. Die syrische Regierung hat den UN-Experten, die es selbst angefordert hatte, bislang die Einreise verweigert.

In dem Bürgerkriegsland werfen sich Regierung und Rebellen gegenseitig vor, das Giftgas Sarin eingesetzt zu haben. Die Regierung in Damaskus fordert, dass die UN-Experten nur ihre eigenen Vorwürfe gegen die Opposition prüft und verweigert den Gutachtern jede weitere Arbeit. Die UN bestehen jedoch darauf, ohne Bedingung alle Anschuldigungen untersuchen zu können.

Moskau hatte am Dienstag erklärt, russische Experten hätten eindeutige Spuren gefunden, dass die Rebellen Sarin eingesetzt hätten. Nur einen Monat zuvor hatten die USA, Großbritannien und Frankreich von ähnlichen Beweisen gesprochen – allerdings zulasten des Regimes.

* Aus: neues deutschland, Samstag, 13. Juli 2013


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