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"Sai il Ama!" – "Wie Blindheit!"

Brief aus Palästina von Sumaya Farhat-Naser*

  • Seit vielen Jahren gehört die palästinensische Wissenschaftlerin und Schriftstellerin Sumaya Farhat-Naser - sie lehrt an der Birzeit Universität - zu den profiliertesten Vertreterinnen der palästinensischen Friedens- und Menschenrechtsbewegung. Häufig war sie in Kassel - ob auf Einladung der AG Friedensforschung zum "Friedenspolitischen Ratschlag" (vgl. ihre Rede"Wir wollen keine Wohltätigkeit") oder auf Einladung von Friedens- und Solidaritätsgruppen. Den im Folgenden dokumentierten "Brief aus Palästina" schrieb sie im Sommer 2004. Er wurde auf diversen Websites veröffentlicht, u.a. auf der Seite der "Genfer Initiative" (http://www.genfer-initiative.de.


    Liebe Freunde,

    nach langem Schweigen grüße ich Euch aus Birzeit. Jerusalem ist sehr nahe und doch sehr fern, denn die Mauer gewinnt an Gestalt und Wirkung.

    Ich möchte über unser Leben berichten, über unsere Nöte, aber auch über die Kraft und Kreativität, die wir dadurch erlangen, dass wir überleben wollen. Und wir werden überleben. Ohnmacht, Angst und Verzweiflung drohen, uns zu erdrücken. Gefühle, ausgestoßen, ausgeliefert zu sein, Verluste, Demütigung und Entbehrung greifen unser Selbstwertgefühl an. Sie schlagen oft um in Wut, Zorn, Radikalismus und Fanatismus. Ich spüre den gewaltigen Druck, der uns alle im Griff hält. Aggressivität in den Familien, auf der Strasse, unter Jugendlichen, Kindern und Erwachsenen nimmt zu und vergiftet Verbundenheit und Vertrauen. Das Versagen der Politik, den Konflikt zu lösen, normales Leben zu ermöglichen und Sicherheit und Frieden zu sichern, führte zu Brutalität, Relativierung und Missachtung auch der eigenen Grundwerte. Wenn Sicherheitssysteme fehlen und Staatsinstitutionen nicht funktionieren dürfen, dann verbreitet sich Chaos, zersetzt sich die Gesellschaftsstruktur, Moral und Lebenswille sinken. Viele wollen nichts mehr hören, nichts sehen, nichts wissen. Auf die Frage: Wie geht’s?, kommt die Antwort: „Sai il Ama!“ – „wie Blindheit!“ Eine Beschreibung, die nicht nur die Augen, sondern auch die Herzen verschließt, verwundet. Doch will man es nicht wahrhaben, und gleich folgt dann: „Gott sei Dank für alles!“, nicht nur, um sich zu trösten, sondern um sich an Kraft und Hoffnung zu klammern. Es ist das Leben selbst, das uns zum Leben anspornt, verpflichtet.

    In mehreren Schulklassen wurden Kinder der 8. und 9. Klasse gefragt, was sie sich wünschen, und viele Kinder antworteten: „Ich will sterben, einfach ins Bett gehen, schlafen und nicht wieder aufwachen.“ Es ist ein Verbrechen, diese Kinder so weit kommen zu lassen. Wir alle tragen Verantwortung. Aus unserer Aufgabe gegenüber der Jugend, so die Fortbildung und Friedensarbeit, schöpfen wir Kraft und Hoffnung, denn wir erkennen, es lohnt sich, das zu tun.

    Das politische Geschehen überrollt, zerdrückt uns und schleudert uns ins Ungewisse. Wir fühlen uns unserer Möglichkeiten zu denken und zu handeln beraubt. Wir wissen nicht, was mit uns geschehen wird. Israelische Militärbesatzer, sie, die Machthaber, bestimmen über unser Land, über uns Menschen und unsere Zukunft. Unsere Völker befinden sich auf dem Höhepunkt des Konflikts, weit wie noch nie entfernt voneinander in Sachen Frieden. Ausgerechnet jetzt diktiert die eine Seite allein, was der anderen Seite übrig bleibt, was sie zu akzeptieren hat. Niemals kann diese Regelung die Grundlage für Frieden sein. Sie führt im Gegenteil zur Vertiefung der Feindseligkeit. Solange die Besatzung andauert, wird der Widerstand sich steigern. Besatzung und Widerstand sind verflochten, sie sind wechselseitig Ursache und Wirkung. Das Problem ist, dass die meisten Israelis den Zusammenhang zwischen Besatzung und Widerstand nicht sehen, nicht akzeptieren wollen. Es ist bequemer, aus der Komplexität des Konflikts nur einen Faktor zu nennen, als den Hauptschuldigen für alles. Aber auch die Palästinenser wollen immer weniger einsehen, dass auch die Israelis leiden, Angst haben, dass viele nicht wissen, was bei uns geschieht; das sei kaum vorstellbar, meinen sie, denn wer wissen will, könne es wissen. Viele wollen es nicht wissen. Sie argumentieren: Die meisten wollen soviel wie möglich Land annektieren, genauso wie die Regierung es will, und hierfür ist alles recht, auch wenn sie selbst darunter leiden. Mit Angst kann man leicht die Augen verschließen, den Willen lähmen, das Schreckliche rechtfertigen. Angst wird deshalb geschürt, gepflegt und aufrechterhalten. Beide Völker leiden darunter, beide verlieren, auch an Menschlichkeit. Alle gewinnen, wenn wir die Angst eingestehen, anerkennen, ansprechen und sie bewusst in Vertrauen überführen. Politische Versöhnung ist dafür eine wichtige Grundlage.

    Solange unsere Völker in Feindseligkeit leben, stehen Definition, Interpretation und Rechtfertigung für die eine und gleiche Sache im Widerspruch, sie richten sich immer gegen die anderen. Der Sinn für Gerechtigkeit und Objektivität schrumpft. Die Planung für Landverteilung, Landkarte und Demographie dient der Entwicklung und Zukunftssicherung der einen Seite. Sie bedroht aber die Existenz und Zukunft der anderen Seite. Das Leben und die Zukunft der Menschen werden nicht von Recht oder Moral geprägt, sondern von Macht und Einfluss. Die Verletzung von Menschenrechten und Völkerrecht wird nicht mehr wahrgenommen. UN-Resolutionen, unterschriebene Verträge und Friedenspläne verlieren ihre Glaubwürdigkeit, weil Fakten geschaffen werden, um sie zu vereiteln, sie zu verunmöglichen. Die Mächtigen der Welt schweigen, und wenn sie doch, meist spät, sich bewegen, dann bemühen sie sich, diese zu Unrecht geschaffenen Fakten zu rechtfertigen und sie als Teil von Friedensverhandlungen zu interpretieren, zu integrieren. So wird scheinbar legitim, was illegal ist. Wundert sich jemand dann, wenn Fanatismus, Hass und Zorn gegenüber dem Westen aufsteigt? Anstatt die Kluft zwischen Kulturen zu vertiefen, sollten wir den Mut aufbringen, Selbstkritik zu üben und uns entschließen, mit Respekt, Menschlichkeit und Verständnis Verständigung und Versöhnung zu erreichen.

    Militärinvasion, Landnahme, Hauszerstörungen und gezieltes Töten sind heute Alltagsereignisse in unserem Land. Die Mauer umzingelt unsere Dörfer, erwürgt unsere Städte und schneidet mehr als die Hälfte des Westbank-Gebiets ab, das von Israel annektiert wird. Also nichts Neues, es geht weiter wie zuvor, doch heftiger, brutaler und immer rasanter. Wen kümmert es? Das Anormale wird Gewöhnungssache, und das Böse wird relativiert.

    In ständiger Anspannung fürchten wir das Ungewisse, das Schreckliche. Der Zufall bestimmt, wann, wo und in welchem Ausmaß das Unheil einen trifft. Auf der Strasse, beim Einkaufen, auf dem Weg zum Krankenhaus, zur Schule oder Arbeit lauert die Gefahr. Schüsse, Bomben und Raketen wüten um uns herum. Viele Menschen werden obdachlos gemacht, arbeitslos gehalten, sie sind physisch und psychisch gebrochen. Kollektiv fühlen wir uns in unserer Existenz stark bedroht. Die Mauer trennt nicht nur Israelis und Palästinenser, sondern auch Palästinenser von Palästinensern, ihre Häuser von ihrer Feldern und Arbeitsplätzen. Die Mauer verwandelt das Land in Ghettos. Wachtürme und Eisentore kontrollieren und bestimmen Tempo und Frequenz der Bewegung der Palästinenser. Der Weg zur Arbeit von zehn Minuten könnte zwei Stunden dauern oder gar für den Tag völlig ausgeschlossen sein. Ein normales Leben, geschweige denn ein Staat kann so niemals funktionieren. Die Absicht ist: Wer das alles nicht mehr aushalten kann, darf das Land für immer verlassen. Genauso verstehen die meisten Palästinenser die zionistische Ideologie, genauso werden die Absichten der Politik von heute gesehen und empfunden.

    Es ist Sommerzeit. Für Israelis gibt es immer Wasser. Aber für Palästinenser wird das palästinensische Wasser drastisch gedrosselt. Zwei bis drei Wochen bleibt das Wasser aus, alle warten und hoffen, das Rauschen des Wassers in den Pipes zu hören, damit sie alles, was zu füllen ist, füllen können innerhalb kurzer Zeit, bevor der Wasserhahn wieder geschlossen wird. Sofort wird geduscht, geputzt, Wäsche gewaschen, auch wenn es mitten in der Nacht ist. Wer eine eigene Wasserzisterne hat, öffnet das Haus für andere, damit auch sie duschen oder waschen können. Viele kaufen Wassertanks zu hohen Preisen, so belasten Wasserkosten das Budget einer Familie erheblich.

    Mich beeindruckte die Entschlossenheit einer Frau, nicht aufzugeben, auch wenn sie immer vom Neuen beginnen muss:
    • In einem Ort trennte die Mauer den Kindergarten von den Wohnorten der Kinder. Die Kindergärtnerin sammelte die Kinder vor dem größten Hof eines Hauses und sagte: Unser Land ist so gütig und bleibt groß, wir richten unseren einen neuen Kindergarten ein. Dieser Hof ist unser Spielplatz, lasst uns ihn gemeinsam gestalten. Mit Gesang entstand ein Kindergarten im Freien.
    • Seit fast zwei Jahren wartet meine Tochter auf ihren Bräutigam, denn er sitzt immer noch im Gefängnis, in „Administrativhaft“, ohne Begründung, ohne Anklage oder ordentliches Gerichtsverfahren. Sieben Mal war seine dreimonatige Haftzeit verlängert worden. Am 14. Juli 2004 wäre die Zeit wieder einmal um, und wir sind voller Spannung, hoffend und fürchtend zugleich, wird er diesmal frei kommen? Das wünschen wir, das wäre eine große Freude. Die Hochzeit seiner Schwester wird am 17. Juli sein. Welch eine Freude, ein Wunder wäre es, wenn er dabei sein würde, denn seine Schwester wird nach der Hochzeit in den USA wohnen. Würde seine Haftzeit wieder verlängert, dann ist es eine Strafe für die ganze Familie, eine Strafe für seine Braut, für seine Schwester, die auf unbestimmte Zeit ins Ausland geht, ihn nicht sehen könnte. Wir wollen dennoch hoffen und sogar beginnen, uns zu freuen!
    Wir freuen uns auch, weil mein Sohn Anis am 10 Juli 2004 zurück nach Hause kommt, nachdem er sein Medizinstudium in Innsbruck abgeschlossen hat. Er wird im Krankenhaus in Ramallah arbeiten. Ganz Birzeit und viele in Ramallah warten, um gemeinsam seine Heimkehr zu feiern. Es ist ein Segen, dass unsere Kinder wohlauf sind, ihr Studium schaffen, Verantwortung tragen können und wollen. Wir sind froh und dankbar. Es muss immer ein Grund zum Freuen gefunden werden, der uns trägt!

    Meine Fortbildung und Friedensarbeit in Palästina geht weiter und erweitert sich:
    Begegnungszentrum in Birzeit; Beratung, Erziehung und Begleitung von Frauen und Mädchen in Birzeit/Palästina.

    Die Situation in Palästina ist schwer, und die Menschen leben unter ständiger Gefahr, ohne Schutz, ohne Perspektive. Viele Menschen können das psychisch nicht verkraften. Zunehmend leiden Männer, Frauen und Kinder unter Verfolgungswahn, Depressionen, Schizophrenie und Verwirrung. Nur mit schweren Medikamente können sie unter Kontrolle gehalten werden. Die Aggression innerhalb der Familien steigt und wirkt sich wie folgt aus:

    Mädchen werden von der Schule ferngehalten, weil kein Geld vorhanden ist, um Schulgeld oder Fahrtkosten zu zahlen. Dazu kommt die Angst, es könne unterwegs Gefahr die Mädchen bedrohen. Diese Gewalt nimmt zu in Form von Misshandlungen, Schlägen, Belästigung und sogar Vergewaltigung. Zwang zu frühem Heiraten ist die Folge: Die Mädchen heiraten mit 15-18 Jahren, um auszubrechen aus der Familie oder weil die Familie die Sorge für die Mädchen los sein will. Die Verantwortung wird dann an den Mann übertragen.

    Im Rahmen der Fortbildung und Friedensarbeit mit Jugendlichen in Palästina erkannte ich die Notwendigkeit für Beratung und Begleitung von Mädchen, die ihre Sorgen und Probleme im Vertrauen besprechen wollen und dadurch die Chance bekommen, sich selbst zu helfen, sich zu retten. Sie sollen die Freude am Leben behalten, ein Leben, das sie gestalten durch Bildung und Menschlichkeit. Sie sind die Mütter der Zukunft, die Lehrerinnen und Erzieherinnen. Als Modell für den Aufbau der Zivilgesellschaft soll diese Pioneer-Arbeit in Birzeit fungieren. Qualifizierung der Mädchen und Frauen, um ihre sozialen und menschlichen Probleme anzusprechen, sie zu motivieren, zu bestärken und zu ermutigen, nach Lösungen zu suchen, ist die Basis. Die Frauenorganisation in Birzeit, die sich um wichtige Gesundheitsdienste kümmert – ambulante Klinik und Geburtshaus –, könnte später diese Arbeit als ihre Aufgabe erkennen und sich anschließen.

    Wie schütze ich mich vor Belästigung, Unterdrückung und Gewalt in der Familie, in der Schule und auf der Strasse? Wie suche ich nach Hilfe? Wie bestärke ich mich selbst? Wie erkenne ich meine Rolle gegenüber mir selbst und den anderen Mädchen, die Hilfe brauchen, und wie organisieren wir uns? Das sind wichtige Fragen. Soziale und psychische Beratungen sind notwendig, um zu lernen, sich auszudrücken, darüber zu sprechen und Hilfe zu suchen. Die Fortbildung und Friedenserziehung läuft ergänzend parallel. Training in gewaltfreien Kommunikations- und Dialogfähigkeiten sind wichtig, und der Zugang zu Hilfsstellen muss ermöglicht werden.

    Wöchentlich findet ein Treffen der Frauen- und Mädchengruppe statt, und jeden Tag können vertraulich individuelle Gespräche geführt werden. Im Jahr 2003 fanden alle Begegnungen in Räumen der Schule, Kirchgemeinde, Universität und im Jugend-Club statt. 2004 werden die meisten Seminare, vor allem die für Männer (Schüler und Studenten), weiterhin in den Räumen der genannten Institutionen stattfinden. Unsere Erfahrung zeigte uns jedoch, dass eigene Räume gemietet werden sollten als Begegnungsstelle, Anlauf-, Koordinations- und Beratungsstelle, damit jedes Mädchen hinkommen kann, ohne erkannt zu werden, um individuelle persönliche Gespräche zu haben und nach Hilfe zu suchen. In den bisherigen Räumen war dies nicht möglich, es gab zu wenig Platz und zu viele Beobachter. Deshalb haben wir eine Zwei-Zimmer-Wohnung gemietet, die Ort der Begegnung für Mädchen sein soll, wo private individuelle Beratung und Begleitung stattfinden kann. Auch die Seminare für junge Frauen und Mädchen, die nicht an Schulseminaren teilnehmen können, finden in dieser Begegnungsstätte statt. Sie dient auch als Lese- und Lernraum für Schülerinnen, die Zuhause keine Ruhe haben, und für Besprechung von Video-Filme relevanter sozialer und politischer Themen, für Leadership-Training und kulturelle Aktivitäten; es gibt auch Zugang zu Computer und Internet. Dorthin zu kommen, wird von den Familien respektiert und als zulässig angesehen. Fernseher und Video wurden von der katholischen Seelsorge zur Verfügung gestellt. Dafür und für die Begleitung, die wir von vielen erfahren dürfen, möchte ich herzlich danken.

    Seit Anfang des Jahres 2004 haben wir in Palästina sechs Gruppen:
    • Studentinnen / Birzeit Universität, Old Campus;
    • Junge Frauen in der Ausbildung;
    • Schüler und Schülerinnen Talitha Kumi in Beit Jala/Bethehem;
    • Studenten und Studentinnen der Universität Birzeit – Journalismus;
    • Katholische Schule: Training von Trainern, Oberschülerinnen/ Schülern und Lehrerinnen;
    • Katholische Gemeinde - Aktive Jugend, Mädchen und Jungen aus allen Konfessionen;
    • Majidah Waseelah Schule: Seminare im Sommer und Herbst.
    Von März bis Juni 2004 haben wir 36 Seminare durchgeführt. Die Themen sind:
    • Gewaltfreie Kommunikations- und Dialogfähigkeit
    • Selbststärkung, Selbstvertrauen, Selbstwertgefühle erkennen und entwickeln;
    • Techniken des Zuhörens, des produktiven Dialogs, konstruktiver Kritik und Umgang mit Kritik;
    • Bedeutung des Spielens in der Erziehung;
    • Auswirkungen und Gefahren des Fernsehens;
    • Kooperation in der Gruppe;
    • Vorbild als Gruppenleiter, Eigenschaften der Erzieherinnen und Erzieher;
    • Gegenseitiger Respekt;
    • Märtyrer, Rache, Töten und Selbstmordattentate;
    • Identität: Zugehörigkeit zu Familie und Sippe, zum Wohnort und zu einer politischen Partei, zu Religion und Kultur, Fanatismus;
    • politische Hinrichtung;
    • Freundschaft und Liebe;
    • Wie übermittele ich meine Botschaft?
    • Wie erreiche ich einen verantwortlichen Person?
    • Wie gehe ich um mit Probleme und mit Angst, wie suche ich Hilfe?
    • Wie verarbeite ich Nachrichten und wie gehe ich um mit Medien?
    Die Durchführung der Fortbildung und der Friedensarbeit im Jahr 2003 war eine besondere Aufgabe, die uns viel Freude bereitete und aus der wir viel lernen durften. Der Nutzen für die Teilnehmerinnen ist unermesslich hoch. Auf der Strasse, beim Einkaufen, im Kirchhof und vor der Moschee, bei Freude- und Trauertreffen sprechen alle begeistert über unsere Begegnungen, und viele Frauen und Mädchen würden sofort mitmachen, falls wir neue Gruppen öffnen. Solcher Erfolg ist selten, aber sehr bedeutsam in dieser schweren Zeit, wo viele von Trauer, Wut, Unmut und Hoffnungslosigkeit beherrscht sind. Unsere Treffen öffnen die Augen und die Herzen, um an sich selbst zu arbeiten, das Positive, das Gute in sich selbst und in den Anderen zu erkennen, wahrzunehmen und hervorzuheben. Wir lernen, unsere Werte und Ideale zu entdecken, um sie zu leben, sie zu wahren. Wir stützen uns auf unseren Glauben und auf unsere Menschlichkeit. Wir wollen Vorbild sein, den Menschen, vor allem der Jugend helfen zu überleben und unsere Menschlichkeit zu bewahren. Wir bleiben dran, denn wir glauben an unsere Botschaft.

    Sumaya Farhat-Naser, Juli 2004

    * Zur Person:
    Die christliche Palästinenserin Sumaya Farhat-Naser wurde 1948 in Bir-Zeit bei Jerusalem geboren. Nach dem Studium der Biologie, Geographie und Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg promovierte sie 1982 in Angewandter Botanik und lehrte von 1982 bis 1997 Botanik und Ökologie an der Bir-Zeit-Universität, wo sie seit Februar 2002 wieder arbeitet. Neben ihrem naturwissenschaftlichen Interesse engagiert sich Sumaya Farhat-Naser vor allem für die palästinensische Gesellschaft insbesondere für Frauen und Jugendliche. Sie ist Mitgründerin und Mitglied zahlreicher Frauenorganisationen, der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft und initiierte Bildungsprogramme für palästinensische Frauen und Jugendliche.
    Letzte Publikation:
    Sumaya Farhat-Naser: Verwurzelt im Land der Olivenbäume. Eine Palästinenserin im Streit für den Frieden. Lenos Verlag, Basel 2002


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