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Premier(e) in Doha

Fatah und Hamas einig: Abbas wird Ministerpräsident bis zu Neuwahlen

Ein großer Stolperstein auf dem Weg zu einer Regierung von Hamas und Fatah ist aus dem Weg geräumt: der Streit um das Amt des Ministerpräsidenten. Bis zu Neuwahlen übernimmt es Präsident Abbas. Doch bei der Hamas gibt es Streit.

Kompromiss bei den Palästinensern: Präsident Mahmud Abbas soll Ministerpräsident einer gemeinsamen Übergangsregierung der Organisationen Hamas und Fatah werden. Dies ist Teil einer Vereinbarung, die Abbas am Montag (6. Feb.) in Doha mit dem Hamas-Exilchef Chaled Maschaal unterzeichnete.

Abbas bleibt zudem Präsident der Autonomiebehörde. Die Einigung der ehemals verfeindeten Palästinenserorganisationen folgt auf vorläufig gescheiterte Bemühungen Israels und der Palästinenser um eine Wiederaufnahme von Friedensgesprächen.

Man habe sich nicht nur »um der Unterzeichnung selbst willen« geeinigt, sondern beabsichtige auch eine Umsetzung, betonte Abbas nach der Zeremonie in der Hauptstadt von Katar. »Beiden Parteien, Fatah und Hamas, ist es sehr ernst mit dem Willen, die Spaltung zu beenden und sich in allen Fragen zu versöhnen«, sagte Maschaal. Man wolle sich gemeinsam dem Feind Israel stellen und Palästina befreien.

Die Hamas-Bewegung steht jedoch laut arabischen Medienberichten nicht geschlossen hinter der Einigung. Der Nachrichtensender Al-Arabija meldete, es sei mit einer »Spaltung« innerhalb der Hamas zu rechnen. Dem Vernehmen nach soll vor allem Mahmud al-Sahar von der Hamas-Führung im Gaza-Streifen strikt gegen die von Maschaal getroffene Vereinbarung sein.

Beide Seiten hatten schon im vergangenen Mai in Kairo ein Versöhnungsabkommen unterzeichnet. Die Umsetzung war unter anderem gescheitert, weil Uneinigkeit über die Besetzung des Ministerpräsidentenamtes herrschte.

Die gemeinsame Übergangsregierung soll laut der Vereinbarung aus unabhängigen Experten bestehen und die lange ausstehenden Präsidenten- und Parlamentswahlen vorbereiten. Beide Seiten hatten vereinbart, die Wahlen im Mai abzuhalten. Zuletzt waren jedoch Zweifel geäußert worden, ob dieser Termin eingehalten werden kann. Die Regierung von Hamas und Fatah soll sich laut der Übereinkunft auch für den Wiederaufbau des Gaza-Streifens einsetzen.

Israel hatte 2011 sehr scharf auf das Bündnis der Fatah mit der Hamas reagiert. Die Hamas weigert sich weiter, die Forderungen nach einer Anerkennung Israels und der Friedensverträge sowie einem Gewaltverzicht zu erfüllen.

* Aus: neues deutschland, 7. Februar 2012

Dokumentiert:

Netanyahu zur Einigung zwischen Hamas und Fatah in Katar **

Ministerpräsident Binyamin Netanyahu hat sich am Montag (6. Feb.) zu dem Abkommen zwischen dem Vorsitzenden der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) und der Hamas geäußert.

Er erklärte: "Die Hamas ist eine Terrororganisation, deren Ziel die Vernichtung Israels ist und die vom Iran unterstützt wird. Ich habe in der Vergangenheit sehr oft gesagt, dass die PA sich zwischen einer Allianz mit der Hamas und dem Frieden mit Israel entscheiden muss. Die Hamas und Frieden gehen nicht zusammen.

Während der vergangenen Wochen haben Israel und verschiedene Vertreter der internationalen Gemeinschaft große Anstrengungen unternommen, den Friedensprozess voranzubringen. Wenn Abu Mazen [Abbas] umsetzt, was jetzt in Doha unterschrieben wurde, wird er wählen müssen, ob er den Weg des Friedens aufgibt, um sich mit der Hamas zusammenzutun, ohne dass die Hamas die Minimal-Bedingungen der internationalen Gemeinschaft akzeptiert hat: Nicht nur erkennt die Hamas Israel und die [bereits geschlossenen] Abkommen nicht an, sie hat auch den Terrorismus nicht aufgegeben. Sie setzt den Terror fort und bewaffnet sich weiter, um noch tödlichere Terroranschläge gegen Israel durchzuführen.

Daher sage ich zu Abu Mazen: [...] Entweder Sie haben Frieden mit der Hamas oder Frieden mit Israel; beides auf einmal ist unmöglich."

** Außenministerium des Staates Israel, 06.02.12; Quelle: Newsletter der israelischen Botschaft in Berlin




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