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Entführer dementieren Tod der Geisel

Freilassung von 140 Anhängerinnen von Pakistan gefordert *

Die Entführer des vor drei Wochen in Pakistan verschleppten Regionalchefs des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen haben Berichte über dessen angeblichen Tod zurückgewiesen. Der US-Amerikaner John Solecki sei am Leben.

Islamabad/New York (dpa/ND). Die Entführer des vor drei Wochen in Pakistan verschleppten Regionalchefs des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) haben Berichte über dessen angebliche Ermordung zurückgewiesen. Die separatistische Gruppe, die den US-Amerikaner John Solecki nach eigenen Angaben in der westpakistanischen Provinz Baluchistan in ihrer Gewalt hat, erklärte am Montag (23. Feb.), die Geisel sei am Leben. »Solange wir der Regierung kein Ultimatum für die Erfüllung unserer Forderungen gestellt haben, werden wir ihn nicht töten«, erklärte ein Sprecher der Gruppe.

Mehrere pakistanische Medien hatten zunächst unter Berufung auf die mutmaßlichen Geiselnehmer berichtet, der Leiter des UNHCR-Büros in der Provinzhauptstadt Quetta sei getötet worden. Solecki war am 2. Februar verschleppt worden. Auch die UN in der Provinzhauptstadt Quetta hatten keine Informationen über den Tod Soleckis.

Die politisch motivierte separatistische Gruppe, die keine Verbindungen zu radikal-islamischen Extremisten hat, verlangt von der Regierung in Islamabad die Freilassung von 140 Anhängerinnen, die in Folterzellen des pakistanischen Geheimdienstes sitzen sollen.

Angesichts des Erstarkens von radikal-islamischen Extremisten in Pakistan bildet das US-Militär dort laut einem Zeitungsbericht insgeheim Soldaten für den Anti-Terror-Kampf aus. Wie die »New York Times« auf Montag unter Berufung auf US-Militärs schrieb, umfasst dieses geheime Einsatzkommando mehr als 70 amerikanische Militärberater und technische Spezialisten. Sie schulen demnach Angehörige der regulären Streitkräfte sowie paramilitärische Verbände für den Kampf gegen das Terrornetz Qaida und die radikal-islamischen Taliban.

Die Extremisten haben ihre Hochburg in den Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan, von wo aus sie die internationalen Truppen im Nachbarland angreifen. Gleichzeitig destabilisieren sie zunehmend Pakistan selbst.

Die Ausbilder versorgen die Pakistaner mit Geheimdienstinformationen und unterrichten sie in Kampftaktiken. An Kampfhandlungen selbst seien sie aber nicht beteiligt, betonten die US-Militärs. Die Hilfe habe im Sommer begonnen. Die Zusammenarbeit sei enger als bisher von beiden Ländern zugegeben, schrieb die »New York Times«.

Pakistan gilt als engster Verbündeter der USA im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Die Regierung in Islamabad hat jedoch gegen die regelmäßigen US-Luftangriffe auf vermutete Extremistenziele in den Stammesgebieten wiederholt lautstark als Verletzung seiner Souveränität protestiert. Im Inland sieht sich Präsident Asif Ali Zardari mit einer wachsenden Ablehnung der USA in der Bevölkerung konfrontiert.

* Aus: Neues Deutschland, 24. Februar 2009


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