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"Wir machen Fortschritte im Irak" - "Der Präsident bekennt sich zur Gründung eines Palästinenserstaats"

Rede von US-Außenminister Colin L. Powell beim World Economic Forum in Jordanien

Im Folgenden dokumentieren wir im Wortlaut die Rede von Außenminister Colin L. Powell beim World Economic Forum in Jordanien vom 15. Mai 2004. Die deutsche Übersetzung besorgte der Amerika Dienst.


Meine Freunde, wir haben uns hier versammelt, um "im Geiste eines optimistischen Pragmatismus" über die Zukunft zu sprechen Wir müssen uns stets an die Vergangenheit erinnern - wir müssen uns an die Ereignisse des letzten Jahres erinnern - aber wir müssen zugestehen, dass wir die Vergangenheit nicht ändern, sondern nur aus ihr lernen können. Wir können und müssen uns hingegen mit der Zukunft auseinandersetzen - wir alle, in partnerschaftlicher Zusammenarbeit, Hand in Hand, gemeinsam. Wir haben die Macht zur Gestaltung einer besseren Zukunft - für uns, unsere Familien, unsere Kinder, für nachfolgende Generationen. Die Nachwelt wird uns nicht vergeben, wenn wir die Chancen nicht nutzen, die ich hier vor uns liegen sehe.

Bei der Konferenz letztes Jahr stand der Irak im Mittelpunkt unseres Interesses. Das tut er dieses Jahr erneut. Um den Irak mit Ihnen zu erörtern, muss ich jedoch einen kleinen Exkurs machen. Ich muss mit einer Erörterung der Ereignisse in dem als Abu Ghraib bekannten Gefängnis beginnen. Lassen Sie mich für diese Erörterung einen Augenblick meinen Diplomatenanzug ab- und die Uniform wieder anlegen, die ich 35 Jahre lang stolz getragen habe - als Soldat des amerikanischen Volkes, als Soldat der Armee der Vereinigten Staaten. Was ich auf diesen Bildern sah, und was Sie auf diesen Bildern gesehen haben, hat mich ebenso schockiert wie es Sie und alle Amerikaner schockiert hat. Tagelang waren wir in einem Zustand der Ungläubigkeit, ebenso wie Sie hier und wie alle auf der Welt, als wir sahen, was unsere jungen Männer und Frauen getan hatten. Es stand so wenig in Einklang mit den Werten, die wir als Militär und den Werten, die wir als Nation hoch halten. Es schockierte uns, weil wir wussten, wie sehr es die Region beeinflussen würde. Wir wussten, die Region würde auf diese Fotos blicken, würde sehen, was geschehen ist und sagen: "Sind das die Vereinigten Staaten, an die wir geglaubt haben? Sind das die Vereinigten Staaten, auf deren Wertesystem wir geblickt und das wir so viele Jahre bewundert haben?"

Wir waren von dem, was wir gesehen hatten, zutiefst beunruhigt. Es stand so wenig im Einklang mit dem, was ich während meiner Jahre als Soldat gesehen hatte. 35 Jahre lang habe ich junge Männer, junge Soldaten, die stets ehrenvoll und integer gekämpft hatten, im Kampf um den Schutz unserer Prinzipien sterben sehen. Wir messen uns selbst und unsere Männer und Frauen in Uniform an den höchsten Maßstäben. Die Amerikaner sind unermüdlich im Kampf und mitfühlend im Frieden.

Die Vereinigten Staaten trugen nach dem Zweiten Weltkrieg und nach dem Koreakrieg zum Wiederaufbau Europas und Teilen Asiens bei. Im Gefolge dieser Kämpfe haben wir stets "harte Zeiten" durchgemacht. Wir haben Fehler gemacht, aber wir hatten immer Erfolg. Wir haben immer Kurs gehalten. Wir hatten Erfolg, weil die Vereinigten Staaten ein enormes Potenzial hatten, Gutes zu tun, ein enormes Potenzial, aus ihren Fehlern zu lernen und weiterzumachen.

Unsere vielen Freunde auf der ganzen Welt teilen jetzt unseren Schmerz über die Enthüllungen von Missbrauch in Abu Ghraib. Ich kann Ihnen aus tiefstem Herzen sagen: Wir werden uns damit auseinandersetzen. Wir werden darauf achten, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird; wir werden sicherstellen, dass alle Probleme, die wir in unserem Kommandosystem hatten, bewältigt werden. Ich möchte Sie wissen lassen, dass Sie dabei sind, amerikanische Demokratie in Aktion zu sehen. Wir verstecken uns nicht vor dem, was geschehen ist. Die Führung unseres Außenministeriums hat vor dem Kongress Rede und Antwort gestanden. Der Kongress möchte wissen, was geschehen ist. Verteidigungsminister Rumsfeld hat sechs Ermittlungsverfahren in die Wege geleitet. Don Rumsfeld ist Anfang dieser Woche nach Bagdad und zu diesem Gefängnis gefahren, um die Bedingungen vor Ort in Augenschein zu nehmen und sicherzustellen, dass es für alle unsere Befehlshaber außer Zweifel stand, dass wir von ihnen erwarteten, im Hinblick auf die dort unserer Obhut Anvertrauten die höchsten Verhaltensnormen einzuhalten. In den kommenden Wochen werden Sie sehen, dass wir eine gerechte Nation sind und die von uns stets hoch geschätzten Werte die Werte sein werden, die wir bewahren um zu gewährleisten, dass in diesem Fall der Gerechtigkeit Genüge getan wird.

Gleichzeitig bitten wir Sie, das Gesamtbild im Irak nicht aus den Augen zu verlieren. Heute bauen tausende amerikanische Soldaten Schulen. Sie schütteln Kindern die Hand. Sie setzen Krankenhäuser wieder in Stand. Sie installieren Kanalisationssysteme. Jeden Tag erfüllen 18-, 19-, 20-jährige amerikanische Soldaten freundlich und mutig ihre Pflicht, so wie sie es in so vielen Orten auf der ganzen Welt getan haben, wenn sie den Frieden für andere gesichert und anderen Freiheit gebracht haben. Wir sind stolz auf diese wunderbaren jungen Männer und Frauen. Wir sind stolz auf diejenigen, die sich freiwillig zum Dienst für ihre Nation gemeldet haben und der Sache des Friedens auf der ganzen Welt dienen.

Wir beugen unser Haupt, unser Herz schmerzt in Anbetracht dessen, was eine kleine Gruppe von ihnen in diesem Gefängnis getan hat. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Gleichzeitig sollten Sie sich jedoch die hervorragende Arbeit so vieler dieser jungen Menschen vor Augen führen, die ihre Heimat in Amerika verlassen haben, um im Irak und in anderen Teilen der Welt zu dienen, wo die Freiheit auf dem Spiel stand und steht, und ihre Bereitschaft, dies als Angehörige einer stolzen Organisation - den Streitkräften der Vereinigten Staaten - und ihren Vertretern einer Nation zu tun, die nicht die Vorherrschaft über andere anstrebt. Wir streben über niemanden Souveränität an. Die Vereinigten Staaten kommen immer um zu helfen, um mit anzupacken. Anderen auf dem Weg nach vorne zu helfen; Armut zu besiegen; Krankheiten zu bekämpfen; die Art der Hoffnung, von der Seine Majestät und Jim Wolfensohn gesprochen haben, in jeden dunklen Winkel der Welt zu bringen. Jetzt werden Sie unsere Stärke sehen. Sie werden sehen, wie wir auf diese Herausforderung reagieren. Sie werden sehen, dass es die Vereinigten Staaten, an die zu glauben wir Sie gebeten haben, immer noch gibt. Sie sind immer noch stark. Sie sind bei der Zusammenarbeit mit ihren Partnern auf der ganzen Welt immer noch die größte Hoffnung auf Frieden auf dieser Welt.

Wir machen Fortschritte im Irak bei der Erlangung der Ziele, die zu erreichen wir uns vorgenommen hatten. Saddam Hussein ist nicht mehr im Amt. Sein Regime gibt es nicht mehr, und es kommt nicht zurück. Stattdessen arbeiten wir mit den Irakern zusammen, mit den Vereinten Nationen, mit unseren Koalitionspartnern, um den Weg nach vorne festzulegen. Botschafter Brahimi ist seit zwei Wochen wieder im Irak und arbeitet mit führenden Kräften im Irak zusammen, mit der Übergangsverwaltung der Koalitionsstreitkräfte unter Botschafter Bremer, mit uns in Washington und mit den Zonenbeauftragten der UN, um einen von uns uneingeschränkt unterstützten Plan umzusetzen, einen Plan, der eine Interimsregierung im Irak einsetzen würde, die spätestens am 1. Juli die Regierungsgeschäfte übernehmen würde. Dieser Interimsregierung wäre für die nächsten sechs, sieben oder acht Monate eine Art geschäftsführende Regierung übergeordnet. Bis Ende Januar 2005 hätte diese geschäftsführende Regierung jedoch hoffentlich - in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen und uns allen - Bedingungen geschaffen, die freie, faire und offene Wahlen erlauben würden, die zu einer Nationalversammlung führen, die dann - in repräsentativer Weise - eine Übergangsregierung für das irakische Volk wählt.

Wir hoffen, dass Botschafter Brahimi seine Arbeit in den nächsten Wochen beendet und Personen benennt, die diese Interimsregierung leiten. Wir suchen Personen, die vom irakischen Volk respektiert, die vom irakischen Volk akzeptiert werden. Teil der Arbeit des Botschafters und unserer Arbeit besteht darin sicherzustellen, dass wir solche Personen gefunden haben. Ehrliche Personen. Personen, die sich der Demokratie verpflichten, die sich verpflichten sicherzustellen, dass die Vergangenheit ruht und der Irak Fortschritte zu Freiheit und Würde für jeden Mann und jede Frau im Land macht. Seien Sie versichert, wenn diese Personen gefunden worden sind und Botschafter Brahimi den Vereinten Nationen seinen Bericht und seine Empfehlungen vorgelegt hat, werden die Vereinigten Staaten dort mit ihren Kollegen vom Sicherheitsrat bereitstehen, bestrebt, die Arbeit von Botschafter Brahimi umzusetzen.

In den vergangenen Tagen haben ich viele Gespräche mit Mitgliedern des Sicherheitsrats geführt, und ich bin zuversichtlich, dass uns die Erarbeitung einer Resolution gelingen wird, die Botschafter Brahimis Arbeit zum richtigen Zeitpunkt unterstützt. Gestern fand ein Treffen der G-8-Minister in Washington statt, bei dem wir über vieles gesprochen haben. Unter anderem haben wir darüber gesprochen, wie wir sicherstellen können, dass wir alle zusammenkommen und die Arbeit von Botschafter Brahimi durch das gesamte Gewicht der industrialisierten Welt untermauern können.

Darüber hinaus haben wir Gespräche darüber geführt, wie die ausgewählten Mitglieder dieser neuen Interimsregierung im Rahmen dieses Prozesses andere einbeziehen sollten, auch hier in der Region, sich mit den Nachbarn des Irak treffen, mit anderen interessierten Nationen zusammenkommen, um ihnen zu beweisen, dass sie erneut zur Übernahme der vollen Souveränität bereit sind und sie wissen zu lassen, wie die Agenda dieser neuen Regierung lauten wird. Wir alle freuen uns auf den Tag, der - wie ich hoffe - in nicht allzu weiter Zukunft liegt, aber sicherlich vor dem 1. Juli kommt - an dem der Irak die volle Souveränität für sein Volk haben wird, sein Schicksal selbst in die Hand nimmt und seine eigenen Träume verwirklicht.

Wir sprechen über das Ende der Übergangsverwaltung der Koalitionsstreitkräfte. Wenn Botschafter Bremer, nachdem er unter den schwierigsten Umständen hervorragende Arbeit geleistet hat, Ende Juni geht, wird er nicht durch den amerikanischen Botschafter ersetzt, der kommt, um unsere Vertretung aufzubauen, Botschafter Negroponte. Botschafter Bremer wird durch die irakische Interimsregierung ersetzt. Er wird durch einen Präsidenten, einen Ministerpräsidenten und einen Vizepräsidenten ersetzt, die dem irakischen Volk gegenüber rechenschaftspflichtig sind. Botschafter Negroponte wird dort sein, um die große amerikanische diplomatische Vertretung zu leiten, die mit dem irakischen Volk zusammenarbeiten wird, mit der Interimsregierung zusammenarbeitet und ihr unter Verwendung der Ressourcen hilft, die der amerikanische Kongress uns in Form des Nachtrags von 18 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt hat. Wir werden diese Mittel verwenden, um dem irakischen Volk beim Wiederaufbau seines Kanalisationssystems und seiner Ölinfrastruktur, beim Bau von Krankenhäusern und Schulen behilflich zu sein, um Lernmaterial für junge Menschen bereitzustellen und all die Dinge zu tun, die zum Wiederaufbau einer Gesellschaft und einer Volkswirtschaft erforderlich sind, die auf der Grundlage von Freiheit, Offenheit und Demokratie ruht.

Ja, auch unsere Streitkräfte werden dort bleiben - auf Einladung der Interimregierung, davon sind wir überzeugt. Die Sicherheitslage ist derart, dass unsere Truppen noch einige Zeit dort bleiben müssen. Wir sind sicher, dass die Interimsregierung unsere Bereitschaft zu schätzen wissen wird, diese verbliebenen Elemente des alten Regimes zu verfolgen und etwas gegen diese Terroristen zu unternehmen, die gekommen sind, um Unruhe zu stiften. Am 1. Juli wird eines jedoch völlig klar sein: Diejenigen, die immer noch kämpfen, diejenigen, die immer noch versuchen, den Irak der Vergangenheit wiederaufleben zu lassen, werden nicht mehr gegen die Koalition kämpfen, sondern gegen ihr eigenes Volk. Sie werden gegen ihre eigenen Politiker kämpfen; sie werden gegen die Politiker kämpfen, die aufgestanden sind um zu sagen: "Der Irak muss Fortschritte machen." Wir müssen Fortschritte auf dem Weg zu Demokratie machen. Wir müssen einen Weg finden, um eine Regierung einzusetzen, die auf den Grundrechten von Männern und Frauen ruht, eine Regierung, die entschlossen ist, in Frieden mit ihren Nachbarn zu leben.

Wir wissen, dass dies eine schwierige Aufgabe sein wird, und daher ist es unerlässlich, dass wir alle zusammenkommen und bei dieser Konferenz darüber sprechen, wie wir dieser Interimsregierung behilflich sein können. Ihr in den nächsten sechs oder sieben Monaten zur Seite zu stehen, während sie ihre Funktion als geschäftsführende Regierung wahrnimmt und auch dem irakischen Volk bei der Vorbereitung auf eine Übergangsregierung behilflich zu sein. Bis Ende des Jahres 2005 wird es hoffentlich ein dauerhaftes Arrangement auf der Grundlage von offenen, freien und fairen Wahlen geben. Ich bin sehr erfreut, dass die Vereinten Nationen eine entscheidende Rolle spielen, wie wir es in diesem nach vorne gerichteten Prozess immer von ihnen erwartet haben. Herr Brahimi leistet hervorragende Arbeit. Wir gehen davon aus, dass noch mehr UN-Mitarbeiter involviert werden. Frau Pirelli hat ausgezeichnete Arbeit dabei geleistet, die Struktur des Wahlsystems zu erläutern, das die Iraker benötigen werden.

Unseres Erachtens bietet die Befreiung des irakischen Volks nach Jahrzehnten der Tyrannei eine Chance für den Irak und das irakische Volk, einen Kurs in Richtung Freiheit und Wohlstand einzuschlagen. Ihr Erfolg kann dann als Beispiel für die Region und andere Teile der Welt dienen. Im Irak steht viel auf dem Spiel - für uns alle. Deshalb müssen sich alle, die einen friedlichen und in Wohlstand lebenden, einen kulturell lebendigen und politisch freien Nahen Osten wollen, für den Erfolg im Irak, für die Gewährleistung des Erfolgs im Irak, zusammenschließen. Sie können sich der Entschlossenheit der Vereinigten Staaten, der Entschlossenheit von Präsident Bush und des amerikanischen Volks sicher sein, dies zu Ende zu bringen. Das despotische Regime wurde beseitigt. Ein Regime, das Massengräber füllte, ein Regime, das die Ressourcen seines Volks verschwendete. Dieses Regime kommt nicht zurück. Nun müssen wir alle gemeinsam eine Regierung einsetzen, die sich sehr von dem beseitigten Regime unterscheidet, eine Regierung, die auf Demokratie und Freiheit, den Rechten von Männern und Frauen gründet. Eine Regierung, die in Frieden mit ihren Nachbarn lebt. Eine Regierung, die für die übrige Region als Beispiel dient.

Wir stehen in diesem Teil der Welt vor vielen Herausforderungen, und der Irak ist sicherlich eine Herausforderung, die einen Großteil unseres Denkens beherrscht. Aber wir haben in Washington und bei den verschiedenen Treffen, an denen wir teilgenommen haben - das Quartett- und das G-8-Treffen gestern - und auch bei der Art und Weise, wie wir uns an unsere arabischen und israelischen Freunde wenden, viel Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, wie wir den Friedensprozess im Nahen Osten beschleunigen können. Der König sagte gerade, wenn wir bei diesem Problem nichts bewegen, wenn wir nicht anfangen, diesen Prozess neu zu beginnen, wird das immer, immer auf dieser Region lasten und auch unsere Fähigkeit belasten, irgendetwas anderes in dieser Region zu bewirken.

Der Präsident engagiert sich uneingeschränkt, ohne jegliche Änderung, für die Vision, die er der Welt im Juni 2002 darlegte, als er über die Gründung eines Palästinenserstaats sprach, der Seite an Seite, in Frieden, mit Israel als Freund und Nachbar bestehen und für immer und ewig friedlich leben könnte. Er bekannte sich zu diesem klaren und einfachen Ziel, und wir ergriffen entsprechende Maßnahmen. Voriges Jahr, als wir in Scharm el-Scheich und dann in Akaba waren, hatten wir große Hoffnungen, und wir versuchten einen Anfang mit dem neuen palästinensischen Ministerpräsidenten, aber es funktionierte nicht so, wie wir es uns erhofft hatten, und jetzt beginnen wir wieder aufs Neue. Ich habe mich bereits mit Ministerpräsident Kureia getroffen, und ich hoffe, wir können ihm zeigen, dass wir hier sind um zu helfen.

Der Präsident traf sich vor kurzem mit verschiedenen Personen in Washington - eine kennen Sie alle, Ministerpräsident Scharon, und dann, gerade erst, mit König Abdullah. Wir hatten Treffen mit anderen führenden arabischen Politikern. Der Grund für die Maßnahmen des Präsidenten, die wir in den letzten Wochen umgesetzt haben, ist ganz einfach: Der Prozess ging trotz der Bemühungen von allen Seiten nicht voran - trotz der Arbeit des Quartetts, trotz der Konsultationen und Konferenzen haben wir nichts erreicht und der Prozess führte zu nichts. Ministerpräsident Scharon schlug Folgendes vor: die Räumung der Siedlungen im Gazastreifen und der Beginn der Räumung der Siedlungen im Westjordanland. Diese Chance mussten wir ergreifen, weil es zum ersten Mal um eine Räumung von Siedlungen ging, nicht um den Bau neuer Siedlungen. Dies war etwas, auf das wir alle gehofft hatten. Aber um diese Chance zu ergreifen, mussten nach Ansicht des Präsidenten, nach meiner und der Meinung anderer Kollegen erst gewisse Realitäten anerkannt werden, von denen Sie alle wissen und die der Präsident erwähnte, als er mit Ministerpräsident Scharon sprach.

Gleichzeitig machte der Präsident in dieser Rede und auch in allen folgenden Erklärungen und Briefen, die er führenden arabischen Politikern zur Verfügung stellte, deutlich, wir hielten weiterhin an dem einfachen Vorschlag fest, dass Probleme in Bezug auf den endgültigen Status von den Parteien selbst gelöst werden müssen und eine Lösung von außen nicht aufgezwungen werden kann. Alles, was getan wird, muss im Einklang mit dem Friedensplan, der Roadmap für den Nahen Osten stehen. Die Grundlage der Lösung beruht auf den allgemein bekannten UN-Resolutionen 242, 338 und anderen. Herr Scharon versteht das Konzept des Friedensplans, die Arbeit des Quartetts, 242, 338 und die Notwendigkeit einer gemeinsamen Vereinbarung über den endgültigen Status voll und ganz.

Allerdings wollten wir diese Chance, bei der es um die Räumung von Siedlungen geht, nicht ungenutzt lassen. Die Räumung dieser Siedlungen könnte den Friedensprozess wieder in Gang bringen. Und das hat der Präsident also getan. Es war eine mutige Entscheidung, eine kontroverse Entscheidung. Ich denke, in den letzten Wochen waren wir in der Lage, unseren Freunden sowohl in Israel als auch der arabischen Region zu vermitteln, dass die Vision des Präsidenten die gleiche bleibt: zwei Staaten, die Seite an Seite in Frieden miteinander leben.

Jetzt mobilisieren wir andere Akteure, mit uns zu diesem Zweck zusammenzuarbeiten: die Europäische Union, die Vereinten Nationen, alle Mitglieder des Quartetts. Wir haben mit allen viel Zeit verbracht, und ich denke, sie verstehen jetzt alle - sei es das Quartett, die G-8 oder andere Personen, mit denen ich gesprochen habe - dass dies eine Chance ist, die wir zu nutzen versuchen sollten. Wir werden abwarten müssen, bis Ministerpräsident Scharon die Situation in Anbetracht des Wahlverhaltens der Likud beurteilt hat. Wenn er das getan und seinen endgültigen Plan für das weitere Vorgehen angekündigt hat, ist meines Erachtens diese Chance wieder vorhanden, und wir müssen sie ergreifen und den größtmöglichen Vorteil daraus ziehen.

Bei meinen Gesprächen mit Palästinensern ermutigte ich sie, jetzt darüber nachzudenken, wie sie im Gazastreifen die Führung übernehmen würden, wie sie sich auf diese bevorstehende Veränderung vorbereiten würden. Wie sie die Sicherheit gewährleisten würden. Wie sie den Terrorismus beenden würden, wie ihnen die internationale Gemeinschaft helfen könnte, wie ihnen ihre ägyptischen und jordanischen Freunde helfen könnten. Was müssen wir jetzt tun, um uns auf die Chance vorzubereiten, die sich meines Erachtens in der Zukunft bieten wird? Dies ist eine weitere Chance für Frieden. Wiederum eine Gelegenheit, diese schreckliche Tragödie zu beenden, die die Welt schon so lange peinigt. Wir dürfen diese Gelegenheit nicht verpassen.

Eine weitere Chance, die wir nicht verpassen dürfen, wurde bereits angesprochen: Reformen. Reformen liegen in der Luft, jeder spricht sie an. Reformen werden von allen Nationen der Region benötigt. Die Vereinigten Staaten beabsichtigen nicht, jemandem Reformen aufzuzwingen und könnten das nicht einmal, wenn sie wollten. In den letzten Monaten haben wir mit unseren Freunden in der arabischen Welt zusammengearbeitet, um zu sehen, was sie für angemessen halten. Wir haben die Entwicklungsberichte der Vereinten Nationen ebenso zur Kenntnis genommen wie die Konferenz in der Bibliothek von Alexandria und alle Dinge, die in der Region geschehen. Wir haben die Ministertreffen zur Kenntnis genommen, und wir spüren, dass es in diesem Teil der Welt einen Drang nach Reformen gibt, nach politischen Reformen, nach wirtschaftlichen Reformen, nach gesellschaftlichen Reformen. In diesem Teil der Welt gibt es einen Drang nach bildungspolitischen Reformen um sicherzustellen, dass die jungen Menschen nicht auf die Herausforderungen von vor zwei Jahrhunderten vorbereitet werden, sondern auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Wird Ihren jungen Menschen die Bildung zuteil, die sie benötigen, um die Arbeitsplätze zu bekommen, die in dieser sich schnell verändernden Welt auf sie warten werden, die Art von Arbeitsplätzen, auf die Jim Wolfensohn jeden Tag hinarbeitet? Es gibt so viele Elemente im Reformprozess. Wir müssen daher einen Dialog aufnehmen.

Wir müssen uns einsetzen und Partnerschaften bilden. Die Vereinigten Staaten wissen sehr gut, dass es keine Schablone, kein Patentrezept geben kann, das für alle Länder der Region passt. Jedes Land ist anders, jedes hat seine eigene Geschichte und Kultur, eigene Sehnsüchte, Wünsche, Hoffnungen und Träume. Jedes befindet sich auf dem Weg zu Reformen an einem anderen Punkt.

Wir möchten das unterstützen, was Sie tun wollen, mit Ihnen zusammenarbeiten, Partnerschaften gründen. Die Vereinigten Staaten und andere Industrienationen der Welt, die G-8 und andere internationale Organisationen möchten Ihre Partner sein. Wir haben beim Ministertreffen der G-8 gestern ausführlich darüber gesprochen, und ich freue mich sagen zu können, dass es sehr viel Übereinstimmung bezüglich eines Dokuments gab, das wir nächsten Monat beim G-8-Gipfel vorlegen werden. Ich denke, Sie werden sehen, dass dieses Dokument Ihre Initiative zu Reformen begrüßt, dass wir Partnerschaften mit Ihnen anstreben und mit Ihnen über die Institutionalisierung dieser Partnerschaften reden möchten. Wie können andere Organisationen eine Rolle übernehmen? Kann die NATO eine Rolle übernehmen? Wie kann die EU stärker involviert werden? Wie nutzen wird den Prozess von Madrid und von Barcelona? All die anderen vorhandenen Foren, die sich mit dieser Problematik befassen? Vom G-8-Treffen nächsten Monat wird also ein Einbeziehen ausgehen, ein Einbeziehen der arabischen Welt durch die führenden Mitglieder der G-8, ihr auf ihrem Weg der Reformen zu helfen. Wir können Ideen mitbringen. Wir können Mittel mitbringen. Wir können Leistungsfähigkeit mitbringen. Aber letztendlich müssen Reformen von innen kommen. Sie müssen von jeder einzelnen Nation der Region ausgehen.

Reformen müssen so aussehen, wie es heute in Bezug auf Jordanien und viele sich in Richtung Reform bewegende Länder der Region erwähnt wurde. Wir müssen Richter ausbilden, Parlamentarier und Journalisten, wir müssen Innovation in der Bildung fördern und die Beteiligung von Frauen auf allen Ebenen der Gesellschaft. Diese Worte stammen nicht von mir, ich habe sie mir nicht gestern Nacht ausgedacht, diese Worte stammen von Ihren eigenen Intellektuellen, Ihren eigenen Wissenschaftlern, Ihrer eigenen politischen Führung - sie wissen, was getan werden muss. In der G-8 und in der NATO sowie anderen internationalen Organisationen haben Sie Partner, die bereitstehen, Ihnen zu helfen.

Meine Botschaft an Sie heute Nachmittag lautet also, dass die Vereinigten Staaten an diesen Teil der Welt glauben. Die Vereinigten Staaten möchten ein Freund und Partner jeder Nation sein, jedes Volkes in diesem Teil der Welt. Die Vereinigten Staaten von Amerika beabsichtigen, die im Irak begonnene Aufgabe zu Ende zu führen. Wir beabsichtigen, dem irakischen Volk bei der Bildung einer Regierung und dem Aufbau einer Gesellschaft auf der Grundlage des Gesetzes behilflich zu sein und so ein stolzes Mitglied der Familie des Nahen Ostens und der Golfregion zu werden. Ein Irak, der seine Nachbarn nicht mehr bedroht. Sobald diese Arbeit getan ist, freuen sich die Vereinigten Staaten darauf, zurückzutreten und den irakischen Sicherheitskräften die volle Verantwortung für ihr Land zu übertragen. Wie ich bereits sagte, streben wir nie die Vorherrschaft an, wir streben nie Souveränität über ein anderes Land an. Wir streben nicht nach den Ressourcen der anderen. Wir kommen, manchmal als Soldaten, aber immer in der Sache des Friedens, nicht in der Sache der Eroberung. Ich hoffe, an den Fortschritten werden sie sehen, dass unsere Ziele erreicht sind. Dies beginnt mit der Bildung einer Interimsregierung Ende nächsten Monats.

Die Vereinigten Staaten werden sich ihrer Verpflichtung nicht entziehen, eine Lösung für das Problem des Nahen und Mittleren Ostens zu finden,. Wir werden weiterhin mit unseren palästinensischen und israelischen Kollegen daran arbeiten, diesen Prozess voranzubringen. Wir werden Risiken eingehen, die kontrovers sein mögen, wie man vor kurzem sah, als wir in Washington unsere Ankündigungen in Bezug auf Herrn Scharons Plan machten. Aber wir werden diese Risiken eingehen, und wir werden die Kontroverse aushalten, wenn es dem Frieden dient. Wenn es unseres Erachtens den ganzen Prozess voranbringt.

Vor allem aber werden Sie in den Vereinigten Staaten einen Freund von Reformen finden. Einen Freund und Partner, der alles in seiner Macht Stehende tut, um Ihnen zu helfen, einer neuen Generation von Arabern Hoffnung zu machen, einer neuen Generation von Frauen in Ihrem Land Hoffnung zu machen, allen Menschen, die nach Frieden streben, Hoffnung zu machen, allen, die eine bessere Welt möchten, Hoffnung zu machen. Denen Hoffnung zu machen, die Schwierigkeiten haben, krank und arm sind und sich fragen, ob es jemanden kümmert. Wir müssen sie alle wissen lassen, dass es uns alle kümmert und es niemanden mehr kümmert als die Vereinigten Staaten von Amerika und niemand bereit ist, mehr zu tun als die Vereinigten Staaten von Amerika. Vielen Dank.

Originaltext: Powell Outlines U.S. Goals for Iraq, Middle East Peace
(siehe http://usinfo.state.gov)



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