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Staatstrauer in Libanon *

Ermordung eines Abgeordneten scharf veruteilt / SECRETARY-GENERAL CONDEMNS TERRORIST ATTACK IN STRONGEST TERMS

In Libanon herrschte nach dem tödlichen Anschlag auf den Parlamentarier Antoine Ghanem am Donnerstag offiziell Staatstrauer. Das Attentat wurde weltweit verurteilt.

Beirut (AFP/ND). UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sei »schockiert über die brutale Ermordung des Abgeordneten Antoine Ghanem«, teilte das Büro des Generalsekretärs mit. Der »terroristische Angriff« ziele auf die Destabilisierung Libanons. Ban rief alle Bürger des Landes zur Fortsetzung des Dialogs auf.

US-Präsident George Bush sprach von einem »feigen Anschlag« und warf zugleich Syrien und Iran vor, die Souveränität Libanons untergraben zu wollen. Der Mord füge sich in ein »tragisches Muster« von Attentaten gegen die Anhänger eines unabhängigen und demokratischen Libanon ein.

Syrien wies jegliche Verwicklung zurück, die Regierung in Damaskus sprach von einem »kriminellen Akt«. Auch die schiitische Oppositionspartei Hisbollah verurteilte das Attentat.

Bei dem Autobombenanschlag in einem von Christen bewohnten Vorort Beiruts waren am Mittwoch außer dem Syrien-Kritiker Ghanem vier weitere Menschen getötet und 71 verletzt worden. Nach Angaben eines Polizeisprechers zündete der Attentäter per Fernsteuerung 20 Kilogramm TNT, die in einem Mercedes versteckt waren.

Der 64-jährige Anwalt Ghanem war seit 2000 Parlamentsabgeordneter für die christliche Falange-Partei. Der Parlamentarier ist seit der Ermordung des ehemaligen Ministerpräsidenten Rafik Hariri im Februar 2005 bereits der achte antisyrische Politiker, der in Libanon einem Anschlag zum Opfer fällt. Im Juni war Ghanem ins Ausland geflüchtet und erst am Sonntag zurückgekehrt.

Nach dem Tod Ghanems sind von den 127 Abgeordneten des Parlaments nun noch 68 der prowestlichen Mehrheit zuzurechnen. Die Delegierten müssen ab kommendem Dienstag über den Nachfolger des prosyrischen Staatschefs Emile Lahoud entscheiden, dessen Mandat am 24. November abläuft.

Der belgische Ermittler im Fall Hariri, Serge Brammertz, wird derweil sein Amt Ende des Jahres niederlegen. Brammertz wolle die Ermittlungen danach nicht weiterführen, teilte ein UN-Vertreter mit. Der Belgier hatte im Juli einen Zwischenbericht vorgelegt, in dem mehrere Verdächtige genannt wurden, die in den Mord verwickelt sein könnten. Der Fall soll vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verhandelt werden, die Rolle des Anklägers wird Brammertz' Nachfolger übernehmen.

Wie bei dem neuesten Attentat steht Syrien auch in dem Verdacht, Drahtzieher der Ermordung Hariris gewesen zu sein.

* Aus Neues Deutschland, 21. September 2007

SECRETARY-GENERAL SHOCKED BY BRUTAL ASSASSINATION IN BEIRUT,
CONDEMNS TERRORIST ATTACK IN STRONGEST TERMS

The following statement was issued today by the Spokesperson for UN Secretary-General Ban Ki-moon:

The Secretary-General is shocked by the brutal assassination of Member of Parliament Antoine Ghanem and at least eight other civilians in Beirut today. He condemns in the strongest terms this terrorist attack and expresses his sincere condolences to the bereaved families of those killed.

Such acts of terrorism aim at undermining Lebanon’s stability and are unacceptable. Lebanon has suffered far too many such attempts. The Secretary-General urges all Lebanese to exercise utmost calm and restraint at this very critical time and to allow judicial procedures to take their course.

The Secretary-General calls, now more than ever, for continued dialogue among all Lebanese. He reaffirms the United Nations unswerving commitment to Lebanon's stability, sovereignty and political independence.

19 September 2007 (SG/SM/11167)




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