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Manöver und versöhnliche Gesten

Korea: Delegation aus Pjöngjang reist nach Seoul. Kim Jong Il kondoliert Familie von Kim Dae Jung. William Clinton berichtet Barack Obama

Von Gloria Fernandez *

Agenturen sprachen am Mittwoch (19. Aug.) von einer »versöhnlichen Geste« in Zeiten wachsender Konfrontation. Erstmals seit zwei Jahren wird eine ranghohe nordkoreanische Delegation in Seoul erwartet. Anlaß ist das Staatsbegräbnis für Kim Dae Jung, des am Dienstag verstorbenen Expräsidenten Südkoreas. Dieser hatte sich um die Entspannung zwischen den beiden Ländern verdient gemacht und die sogenannte Sonnenscheinpolitik eingeleitet. Im Jahr 2000 war es in deren Rahmen zu einem Gipfel der beiden Staatschefs, Kim Dae Jung und Kim Jong Il, gekommen -- den Friedensnobelpreis dafür erhielt allerdings nur der Südkoreaner.

Kim Jong Il, Präsident der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik (KDVR), sprach am Mittwoch der Familie seines verstorbenen Kollegen das Mitgefühl aus. In seinem Schreiben würdigte Kim zugleich den Exstaatschef (1998--2003) wegen seiner Bemühungen um nationale Aussöhnung und die Wiedervereinigung. Kim kündigte an, daß eine fünfköpfige Abordnung von Sondergesandten zu dem Begräbnis anreisen werde. Das meldeten nordkoreanische Medien am Mittwoch. Das Vereinigungsministerium in Seoul teilte am selben Tag mit, daß Vorbereitungen für den Besuch aus Pjöngjang getroffen würden. Der Termin für die Beerdigung wurde bislang noch nicht bekanntgegeben.

Derweil wurde das Militärmanöver »Ulchi Freedom Guardian«, das am Montag (17. Aug.) begann und bis zum 27. August laufen soll, fortgesetzt. Beteiligt sind 10000 US-Marines und eine unbekannte Zahl südkoreanischer Soldaten. Beide Länder betonten, die Übung diene »zur Verteidigung«. Am Montag hatte das Hauptquartier der nordkoreanischen Volksarmee mitgeteilt, daß die Streitkräfte, die Bevölkerung und der Staat in Alarmbereitschaft stünden. Dies sei eine Antwort auf das gemeinsame Manöver der USA und Südkoreas. Dieses sei eine Gefechtsübung für einen Angriffskrieg gegen die KDVR und stelle eine Bedrohung des Friedens auf der koreanischen Halbinsel und in Asien dar.

Aus welchen Gründen Südkorea am Mittwoch (19. Aug.) den Start seiner ersten eigenen Trägerrakete gestoppt hat, wurde nicht bekannt. Die Seouler Nachrichtenagentur Yonhap berichtete lediglich, daß das »Manöver nur wenige Minuten vor dem geplanten Start abgebrochen« wurde. Die Rakete sollte einen hundert Kilogramm schweren südkoreanischen Satelliten »zu wissenschaftlichen Zwecken« in die Erdumlaufbahn befördern.

Nordkorea war am Dienstag (18. Aug.) auch in Washington Thema. Dort erstattete Expräsident William Clinton dem jetzigen Amtsinhalber Barack Obama über seine Reise nach Pjöngjang Bericht. Obamas Sprecher Robert Gibbs sagte, im Lageraum des Weißen Hauses habe Clinton vor Obama sowie hochrangigen Außenpolitikern und Geheimdienstvertretern von seiner Mission im »kommunistisch regierten Nordkorea«, so die Agentur AP, berichtet. Clintons Frau, US-Außenministerin Hillary Clinton, ließ sich bei dem Treffen vertreten. Obama habe Clinton für seine »humanitäre Mission« gedankt. Weitere Details teilte der Sprecher nicht mit. Clinton war Anfang August nach Pjöngjang gereist, um sich für die Freilassung der inhaftierten US-Journalistinnen Laura Ling und Euna Lee stark zu machen und hatte erreicht, daß die beiden Frauen begnadigt wurden und in die USA zurückkehren konnten. Das Weiße Haus hatte anschließend betont, Clintons Besuch sei eine Privatangelegenheit gewesen.

* Aus: junge Welt, 20. August 2009


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