Israel hüllt sich in Schweigen
Dubai: Weitere 15 Verdächtige im Mordfall Al-Mabhouh
Von Karin Leukefeld, Amman *
Nach Angaben der Polizei des Golfstaates Dubai vom Mittwoch werden
weitere 15 Personen verdächtigt, an der Ermordung des Hamasfunktionärs
Mahmud Al-Mabhouh Ende Januar beteiligt gewesen zu sein. Wie bereits die
zuvor genannten elf Angehörigen eines Killerkommandos, das offenbar im
Auftrag des israelischen Geheimdienstes Mossad Al-Mabhouh in seinem
Hotelzimmer in Dubai ermordet hatte, seien auch diese 15 Personen mit
gefälschten Pässen gereist. Sie hätten britische, irische und
französische Papiere gehabt, außerdem seien auch drei australische Pässe
benutzt worden, hieß es in Dubai. Damit sind bei dem Einsatz des
Killerkommandos in Dubai unter anderem zwölf britische, sechs irische,
drei französische und drei australische Pässe sowie ein deutscher Paß
benutzt worden. Die neuen Verdächtigen seien aus Zürich, Paris, Rom,
Mailand und Hongkong gekommen, unmittelbar nach der Tat seien sie in
alle Himmelsrichtungen wieder abgereist. Zwei sollen mit einem Schiff
Richtung Iran aufgebrochen sein. Auch die zweite Gruppe von Verdächtigen
habe ihre Hotelzimmer und Flugtickets mit Kreditkarten gezahlt, die --
wie bei der ersten Gruppe -- von einer kleinen US-amerikanischen Bank
stammen, hieß es in Dubai, ohne deren Namen zu nennen. Das Material von
Überwachungskameras wird weiter ausgewertet, um die Tatvorbereitungen
möglichst genau rekonstruieren zu können.
Das australische Außenministerium bestellte umgehend den israelischen
Botschafter ein. »Kristallklar« habe er von diesem umfassende Auskunft
über den Vorgang gefordert, sagte Außenminister Stephen Smith in einer
knappen Stellungnahme gegenüber der Presse. Dabei habe er deutlich
gemacht, daß Australien es »nicht als Akt eines Freundes betrachten«
würde, wenn sich herausstellen sollte, daß israelische Offizielle den
Einsatz australischer Pässe bei dem Mord gefördert oder geduldet hätten.
Die Besitzer der echten Pässe, zwei Männer und eine Frau, seien in der
Angelegenheit Opfer und nicht Täter, so Smith.
Tel Aviv hüllt sich derweil weiter in Schweigen und hat eine Verwicklung
in den Mord in Dubai weder bestätigt noch dementiert. In Israel schlagen
die Wogen allerdings hoch, da zumindest sechs der zwölf britischen Pässe
real in Israel lebenden Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft
gehören. Gegenüber Medien zeigten sie sich schockiert und fühlten sich
bedroht durch den Diebstahl ihrer Identität für Mitglieder eines
geheimdienstlichen Killerkommandos.
Zwei im Zusammenhang mit dem Mord an Al-Mabhouh festgenommene
Palästinenser befinden sich weiterhin in Dubai in Haft. Die ehemaligen
Mitarbeiter einer palästinensischen Sicherheitsfirma des
Fatah-ZK-Mitgliedes Mohammad Dahlan sollen nach Auskunft der Polizei von
Dubai zentrale Informationen über Al-Mabhouh an den israelischen Mossad
geliefert haben. Medienspekulationen, daß auch ein Hamas-Funktionär
Reisedetails von Al-Mabhouh weitergegeben habe, wurden vom Vertreter der
Organisation im Libanon, Osama Hamdan zurückgewiesen. »Wir können den
ermittelnden Behörden Informationen geben, wie die Israelis von der
Reise erfahren haben«, sagte Hamdan gegenüber dem Nachrichtensender
Al-Dschasira. Es handele sich dabei nicht um Insiderwissen.
Die Europäische Union verurteilte die Ermordung von Al-Mabhouh als
»zutiefst beunruhigend«, zumal die Rechte europäischer Bürger verletzt
worden seien. In der Erklärung fehlte jeder Hinweis auf eine direkte
israelische Täterschaft.
* Aus: junge Welt, 26. Februar 2010
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