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Propaganda für den Krieg

US-"Denkfabrik" erwartet israelischen "Präventivangriff" auf Iran und empfiehlt Washington Unterstützung

Von Knut Mellenthin *

Mit den »Implikationen« eines israelischen »Präventivangriffs« auf den Iran beschäftigt sich eine dieser Tage veröffentlichte Studie der US-amerikanischen Heritage Foundation. Sie gehört zu den sogenannten Think Tanks, die Einfluß auf die Regierungspolitik zu nehmen versuchen. Die Heritage Foundation hatte schon im Juli 2000 Empfehlungen für eine »neue Afghanistan-Politik« veröffentlicht, die ganz klar auf einen Angriffskrieg orientierten. Auch an der politisch-psychologischen Vorbereitung des Überfalls auf den Irak war das Institut maßgeblich beteiligt.

In dem jetzt veröffentlichten Papier fordert die Heritage Foundation von der US-Regierung, Israels »Recht« anzuerkennen, »in Selbstverteidigung« gegen den Iran vorzugehen. Washington dürfe nicht versuchen, Israel von militärischen Aktionen abzuhalten. Statt dessen müßten sich die USA darauf vorbereiten, daß der Iran auf einen israelischen Angriff »gewaltsam antwortet«, und sich auf einen direkten Kriegseintritt einstellen. Mehr noch: »Da anzunehmen ist, daß die USA nach einem israelischen Militärschlag sowieso vom Iran attackiert werden, dürfte es logisch sein, sich Israel bei einem Präventivkrieg gegen Iran anzuschließen.« Außerdem solle die US-Regierung versuchen, eine breite Koalition unter Einbeziehung der NATO, der Staaten der arabischen Halbinsel sowie Japans, Australiens und Indiens zu formieren, um die Freihaltung der Meerenge von Hormus - des wichtigsten Verkehrswegs für Erdöltransporte - mit militärischen Mitteln sicherzustellen.

In einem gleichzeitig veröffentlichten Papier der Heritage Foundation zu den Auswirkungen des Iran-Konflikts auf die amerikanisch-russischen Beziehungen wird darüber hinaus als kriegsvorbereitende Maßnahme gefordert, eine »sichtbare Abschreckung, einschließlich erdrückend überlegener nuklear bewaffneter Kräfte«, auf Kriegsschiffen, Flugzeugträgern und Stützpunkten rund um Iran zu konzentrieren.

Von der Wahrscheinlichkeit eines israelischen Angriffs auf Iran sprach in der vorigen Woche auch der französische Präsident Nicolas Sarkozy. Er wiederholte dabei die Propagandalüge, Iran wolle »Israel von der Landkarte fegen«. Frankreich werde sich im UN-Sicherheitsrat für »starke Maßnahmen« einsetzen, wolle zugleich aber auch dafür sorgen, »daß die Europäische Union ihrer Verantwortung gerecht wird«. Gemeint sind damit separate Sanktionen im Alleingang mit den USA, falls ein neuer UN-Sanktionsbeschluß - es wäre bereits der vierte - am Widerstand von Rußland und China scheitert. In diesem Sinn hatte sich am Montag voriger Woche auch Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer gemeinsamen deutsch-israelischen Kabinettssitzung geäußert.

Am 31. Dezember 2009 lief die »Deadline« für eine Verhandlungslösung mit Iran ab, die US-Präsident Barack Obama im Frühjahr vorigen Jahres während eines Besuchs des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu in Washington bekanntgegeben hatte. Außerdem endet am 31. Januar eine Frist, die die Teheraner Regierung gesetzt hat: Sollte bis zu diesem Datum keine Einigung über die Belieferung mit 20prozentigem Uran zustande gekommen sein, will Iran die Anreicherung selbst vornehmen. Das Brennmaterial wird für den Betrieb eines Reaktors benötigt, der Isotope zur Behandlung von Krebskranken produziert.

* Aus: junge Welt, 25. Januar 2010

Auszüge aus dem o.g. Artikel:

An Israeli Preventive Attack on Iran's Nuclear Sites: Implications for the U.S.

by James Phillips

Abstract: Iran's nuclear weapons ambitions are ominous in light of its hostile foreign policy and longstanding sup­port for terrorism. But Iran's repeated threats to annihilate the state of Israel while it develops the world's most dan­gerous weapons have created an even more explosive situ­ation. If diplomatic efforts to defuse the situation fail, Israel may see no other choice than to launch a preventive strike against Iran's nuclear facilities. Heritage Foundation Mid­dle East expert James Phillips maps out the likely results of an Israeli attack, outlines Iran's probable reaction, and explains why it is now crucial that the Obama Administra­tion take action to mitigate and defend against Iran's response to an Israeli strike.

The Iranian regime's drive for nuclear weapons, rapid progress in building up its ballistic missile arse­nal, ominous rhetoric about destroying Israel, and the failure of international diplomatic efforts to halt Iran's nuclear weapons program have potentially created a--literally--explosive situation. Israel may launch a preventive strike against Iran's nuclear weapons infra­structure.

The United States would almost certainly be drawn into an Israeli-Iranian conflict. The Obama Adminis­tration must start planning now to counter and mini­mize the destabilizing consequences of an expected Iranian backlash. To mitigate the threats posed by Iran to U.S. national security and to protect U.S. interests, the United States must:
  • Recognize Israel's right to take action in self-defense against Iran's growing threat;
  • Prepare for a violent Iranian response to an Israeli preventive strike, including preparations for a possible U.S. war with Iran;
  • Deploy missile defenses to defend Israel and other U.S. allies from Iranian missile attacks;
  • Enhance deterrence against Iranian attacks by making it clear to Iran's leadership that such attacks will make a bad situation worse for Iran;
  • Work with allies to take precautions to miti­gate the impact of a possible Iranian-instigated oil crisis;
  • Block arms sales to Iran; and
  • Veto any U.N. Security Council resolution that does not acknowledge Iran's provocations and continued defiance of U.N. Security Council res­olutions on the nuclear issue.
Conclusion

The Obama Administration must develop a Plan B to contain the fallout if its engagement strategy fails to dissuade Iran from continuing on its current nuclear path. Tehran must recognize that America's allies and friends will protect their own interests, particularly Israel, which faces the greatest threat from a nuclear Iran. As bad as the consequences could be if Israel launched a preventive strike against Iran--it would be far worse if the two coun­tries fought a nuclear war, or if the United States were forced to fight a war against a nuclear Iran.

Source: http://www.heritage.org/Research/MiddleEast/bg2361.cfm




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