Islam-Länder für Lösung im Iran-Streit
Appell vom Außenministertreffen in Islamabad
Von Hilmar König, Delhi *
Mit dem Appell, die »gefährliche Kontroverse« über Irans Atomprogramm auf diplomatischem Wege
beizulegen, endete am 25. Februar 2007 in Islamabad ein Treffen von Außenministern islamischer Staaten.
Eigentlich stand der Nahostkonflikt als einziger Tagesordnungspunkt auf dem Programm der
Außenminister Ägyptens, Indonesiens, Jordaniens, Malaysias, Pakistans, Saudi-Arabiens und der
Türkei. Doch angesichts des anschwellenden Säbelrasselns gegenüber Iran sah man sich
veranlasst, »tiefe Besorgnis über die Eskalation der Spannungen in der Golfregion« zu bekunden.
Es sei notwendig, die Lage zu entspannen und nicht anzuheizen, hieß es in einer gemeinsamen
Erklärung. Alle Staaten sollten Anstrengungen in diese Richtung unternehmen.
Pakistans Premierminister Shaukat Aziz erklärte, es sei dringend geboten, die Anwendung von
Gewalt zu vermeiden. »Wir können uns keinen weiteren Konflikt leisten, der nicht auf die Region
begrenzt bleiben würde«, sagte er. Und der pakistanische Außenminister Khur-shid Mehmud Kasuri
bekräftigte, es sei wichtig, dass alle Probleme zwischen den USA und Iran auf dem Wege der
Diplomatie gelöst werden. USA-Vizepräsident Richard Cheney hatte am Vortag in Australien einen
Militärschlag nicht ausgeschlossen und darauf bestanden, dass »alle Optionen« auf dem Tisch
liegen.
Die Außenminister unterstrichen die Notwendigkeit gemeinsamer Bemühungen, um Konflikte in der
Region zu regeln, zunehmende Trends von Radikalismus, Extremismus und Terrorismus zu kontern
sowie Einheit, Harmonie und Versöhnung in der islamischen Welt zu fördern. In ihrer Erklärung wird
der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern als »Kernstück des Nahostproblems«
bezeichnet, an dessen Lösung ohne weitere Verzögerungen gegangen werden sollte. Kritisiert
werden die fortgesetzte israelische Okkupation arabischer Gebiete sowie illegale Aktionen Israels.
Ministerpräsident Aziz setzte sich für eine »ehrenvolle Regelung des Problems auf der Basis von
Gerechtigkeit, Gleichheit und Realismus in Übereinstimmung mit den Wünschen und Bestrebungen
des palästinensischen Volkes« ein.
Wenn auch diplomatisch formuliert und ohne die USA beim Namen zu nennen, bezogen die
Außenminister außerdem Stellung zu Irak und drückten ihre Besorgnis über das andauernde
Blutvergießen im Zweistromland aus. Die Bevölkerung Iraks müsse befähigt werden, ihre Zukunft
selber zu entscheiden. Außenminister Kasuri erklärte vor Journalisten dann doch
unmissverständlich: »Wir akzeptieren den USA-Kurs gegen Irak nicht.«
Das Treffen fand auf Initiative Pakistans statt. Präsident Pervez Musharraf hatte im Januar und
Februar für eine »islamische Nahost-Initiative« geworben. So diente das Treffen der Vorbereitung
eines islamischen Gipfels in Mekka später in diesem Jahr.
* Aus: Neues Deutschland, 27. Februar 2007
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