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Drohne abgefangen

Iran bringt Spionageflugkörper unter Kontrolle

Von Knut Mellenthin *

Iran hat erneut eine in den USA produzierte Spionagedrohne unter Kontrolle gebracht und unbeschädigt gelandet. Die Bekanntgabe der Nachricht erfolgte genau ein Jahr, nachdem den Iranern einer der modernsten unbemannten amerikanischen Flugkörper vom Typ RQ-170 Sentinel in die Hände gefallen war. Sogenannte Tarnkappentechnik soll diese Drohnen eigentlich davor schützen, von feindlichen Radarsystemen erfaßt zu werden. Die Technologie des Beutestücks wurde von iranischen Wissenschaftlern lange und gründlich ausgewertet. Gerüchten zufolge sollen von den Erkenntnissen auch Rußland und China profitiert haben.

Die unbeschädigte Drohne, die am Dienstag im iranischen Fernsehen gezeigt wurde, ist sehr viel kleiner und unbedeutender als die Sentinel. Nach iranischen Angaben handelt es sich um eine ScanEagle, wie sie von der Firma Insitu, einem Tochterunternehmen des Boeing-Konzerns, produziert wird. Bei den US-Streitkräften ist sie seit 2004 im Einsatz. Der Flugkörper hat nur eine Spannweite von drei Metern, eine Marschgeschwindigkeit von 111 Stundenkilometern und eine Reichweite seines Kommunikationssystems von etwas mehr als 100 Kilometer. Allerdings kann ScanEagle mindestens 20 Stunden in der Luft bleiben, eignet sich also gut für die Langzeitbeobachtung von Objekten und ist erheblich billiger als andere Drohnen. ScanEagle benötigt keine Startbahn, sondern kann zum Beispiel mit einem Katapult abgeschossen werden. Zumeist wird sie gegenwärtig wohl von Kriegsschiffen aus eingesetzt.

Eingefangen wurde die ScanEagle jetzt von der Marine-Abteilung der Revolutionsgarden. Wo und wann das geschah, wurde in der ersten Bekanntmachung nicht gesagt. Nach iranischer Darstellung hatte die Drohne auch schon in den vorangegangenen Tagen mehrfach den Luftraum des Landes verletzt.

Ein Sprecher des Kommandos Mitte der US-Seestreitkräfte in Bahrain erklärte zu dem Vorfall, daß kein unbemannter Flugkörper vermißt werde. Allerdings wurde ScanEagle auch an mehrere andere Länder ausgeliefert. Darunter neben Kanada und Australien die Vereinigten Arabischen Emirate.

Zuletzt hatten iranische Kampfflugzeuge am 1. November eine amerikanische Spionagedrohne über dem Persischen Golf durch Warnschüsse vertrieben.

* Aus: junge Welt, Mittwoch, 05. Dezember 2012


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