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Irak-Krieg: "So tut doch den Mund auf!"

Stellungnahme des ehemaligen Verteidigungsministers von Luxemburg, Jacques F. Poos

Von unbekannter Seite ist uns nachfolgender Text zugesandt worden. So konnten wir auch die genaue die Quelle leider nicht in Erfahrung bringen.

Bisher war es vor allem ein Krieg der Lügner. Wir sind Zeugen einer nie dagewesenen Gehirnwäsche.

Im 11.000 Seiten-Rüstungsbericht des Irak hat der amerikanische Geheimdienst sämtliche Passagen zensiert, die genaue Angaben über amerikanische Waffenlieferungen an den Irak, vor 1990, enthielten. Sie bleiben den übrigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats und der Öffentlichkeit vorenthalten. Niemand protestiert.

Nigeria habe waffenfähiges Uran an den Irak verkauft, sagt der Pentagon. Dementi! Nigeria habe (in den achtziger Jahren) ein solches Angebot abgeschlagen. Der Irak habe seine biologischen und chemischen Waffen in Syrien versteckt. Das sagt Sharon, der daran interessiert ist, dass die Amerikaner rund um Israel gründlich säubern. Dementi! In Syrien gäbe es keine ABC-Waffen, im Gegensatz zu Israel.

Amerikanische und britische Nachrichtendienste haben unumstössliche Beweise, dass der Irak "Massenvernichtungswaffen" besitzt. Dementi! Die UN-Inspektoren und der CIA (!) können Überall nachprüfen, wo solche Waffen vermutet werden. Pikant ist die Tatsache, dass Bush und Blair sich weigern ihr Beweismaterial den Kontrolleuren voll- ständig zuzustellen. Sie wollen ihre Quellen nicht preisgeben. Ver- ständlich?

So wird es weiter gehen bis zum 27. Januar. Egal was wahr ist, egal was passiert, Bush will den Krieg. Die alte Volksweisheit "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, selbst wenn er die Wahrheit spricht", schlägt zwar dem irakischen Diktator ins Gesicht. Aber wer wagt zu sagen, dass diese "Volksweisheit" rechtlich nichts taugt? Das Unschuldsprinzip verlangt, dass einem mutmaßlichen Verbrecher jedes einzelne Vergehen vor Gericht nachgewiesen wird. Im Falle Irak ist das "Gericht" der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Tatsache ist, dass bis heute (6. Januar 2003) die Waffen- kontrolleure im Irak keine verwendbaren MV-Waffen gefunden haben.

Nichtsdestotrotz erleben wir von Tag zu Tag eine Steigerung der Kriegshysterie. Da tut es schon gut, wenn die Bischöfe der englischen Kirchen (Katholiken und Protestanten) zusammen die Regierenden ermahnen, "nie zuzulassen, dass dieser Krieg unvermeidbar wird". ("La guerre comme méthode pour résoudre les conflits est incompatible avec les enseignements du Christ.") Da gehört hervorgehoben, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche vor der "grauenhaften Verblendung" eines Krieges warnt, und alle auffordert, durch ihre Entschlossenheit diesen Krieg zu verhindern. Namenhafte amerikanische Politiker (beider Parteien) und Generäle haben sich ebenfalls gegen einen Irak- Krieg ausgesprochen

Aber wo verstecken sich die großen Europäer, die uns regieren? Weil sie schweigen, werden wir in einen Krieg hineingetrieben, den wir nicht wollen. Man möchte ihnen zurufen: Steht doch auf und tut endlich den Mund auf! Ihr habt die Möglichkeit zu verhindern, dass da jemand im Alleingang einen Angriffs-Krieg lospredigt und lostritt. Haut doch auf den Tisch! "Ohne neues UNO-Mandat, keine Militäraktion", müsste es auf allen Chef-Etagen erschallen: Die UNO-Charta muss respektiert werden. Sie regelt die friedliche Lösung von Konflikten. Krieg ist keine Fortsetzung der Politik. Weder Wildwest-Strafexpeditionen noch Kreuzzüge sind in der Charta vorgesehen.

Jacques F. Poos


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