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"Ich dachte, ich schau mal vorbei und sage 'hallo'"

US-Präsident beim Überraschungsbesuch in Bagdad - Seine Reden im Wortlaut: "Unser Militär wird in der Offensive bleiben"

Am 13. Juni 2006 besuchte US-Präsident George W. Bush ganz überraschend Bagdad. Ursprünglich geplant war für diesen Tag eine Video-Konferenz zwischen ihm und der Bagdader Führung über die weitere Strategie im Kampf gegen den irakischen Widerstand.
Im Folgenden dokumentieren wir

  1. die Rede des US-Präsidenten, die er bei seinem Bagdad-Besuch vor den US-Truppen in Bagdad hielt, und
  2. die Erklärung von US-Präsident George W. Bush bei seinem Treffen mit Ministerpräsident Maliki am selben Tag.
Die Übersetzung besorgte der Amerika Dienst.



Rede von US-Präsident George W. Bush vor den US-Truppen in Bagdad vom 13. Juni 2006

Vielen Dank. Vielen Dank für die herzliche Begrüßung. Ich dachte, ich schau mal vorbei und sage "hallo". Ich überbringe Grüße einer dankbaren Nation. Ich danke Ihnen für die Opfer, die Sie bringen, für Ihren Dienst, ich danke Ihnen dafür, dass Sie Geschichte schreiben.

Wissen Sie, eines der Dinge, die ich zu tun versuche, ist, gute Leute für schwierige Arbeiten einzusetzen. Ich kann mir keine besseren Führungspersönlichkeiten vorstellen als Zal Khalilzad und General Casey, um diese wichtigen Bestrebungen anzuführen. Ich danke Ihnen allen sehr für Ihren Dienst an unserem Land. Ihr Opfer ist ehrenwert und von großer Bedeutung.

Ich weiß, lange Stationierungen sind schwierig - sie sind schwierig für Sie und für Ihre Familien. Deshalb möchte ich Ihnen zunächst sagen, dass die Amerikaner unglaublich dankbar dafür sind, was Sie tun, und ich überbringe ihre Grüße und ihren Dank für die Opfer, die Sie und Ihre Familien bringen.

Dies sind historische Zeiten. Die Mission, die Sie hier im Irak vollbringen, wird in die Geschichtsbücher als eine unglaublich bedeutende Zeit in der Geschichte der Freiheit und des Friedens eingehen, eine unglaublich wichtige Zeit, in der wir unserer Pflicht nachkommen, unsere Heimat zu sichern.

Wissen Sie, mir war gleich nach dem 11. September klar, dass einige die Gefahren, denen wir ausgesetzt sind, vergessen würden. Einige würden hoffen, die Welt könnte sein, was sie nicht ist - ein friedlicher Ort, in dem die Menschen den Freiheitsliebenden keinen Schaden zufügen würden. Am Tag nach dem 11. September habe ich geschworen, alles in meiner Macht Stehende für den Schutz des amerikanischen Volkes zu tun. Ich konnte dieses Versprechen abgeben, weil ich wusste, dass es Menschen wie Sie gibt, die bereit sind, im Krieg gegen den Terror an der Front zu stehen.

Bagdad und der Irak sind eine Front im Krieg gegen den Terror. Es ist Teil unserer Mission zu gewährleisten, dass die Welt ein sicherer Ort wird. Ich bin davon überzeugt, dass die Arbeit, die Sie hier leisten, die Grundlage für Frieden für die kommenden Generationen schafft, und dafür danke ich Ihnen aus ganzem Herzen.

Wenn man darüber nachdenkt, sind die Fortschritte hier im Irak erstaunlich. Die Menschen in diesem Land haben unter einem brutalen Tyrannen gelitten - und dank der Streitkräfte der Vereinigten Staaten und der Koalition wurden sie aus den Klauen Saddam Husseins befreit. Amerika ist sicherer, der Welt geht es besser und die Iraker haben die Chance, die großen Segnungen der Freiheit zu erkennen, da Saddam Hussein nicht mehr an der Macht ist.

Dank Ihrer harten Arbeit haben die Iraker - nicht ein Mal, sondern drei Mal - die Chance erhalten, ihre Stimme abzugeben, um eine Regierung zu wählen, die sich dem Willen des Volkes verpflichtet fühlt. Heute bin ich nicht nur gekommen, um Ihnen zu danken, sondern auch, um Ministerpräsident Maliki in die Augen zu sehen und festzustellen, ob er sich einem freien Irak ebenso verpflichtet fühlt wie Sie, und ich glaube, das tut er.

Ich habe mich mit Kabinettsmitgliedern aus allen Lebensbereichen hier im Irak getroffen und habe den bestimmten Eindruck gewonnen, dass sie im Dienst für die Iraker geeint sind. Sie wollen erfolgreich sein. Das Vertrauen und die Zukunft des Irak liegt in ihren Händen, und unsere Arbeit ist es, sie zu unterstützen, damit sie Erfolg haben, und das werden wir tun.

Ich bin heute gekommen, um Ihnen persönlich das Engagement unseres Landes für einen freien Irak zu demonstrieren. Meine Botschaft an die Iraker lautet daher: Nutzen Sie den Augenblick, ergreifen Sie diese Chance, eine vom Volk gewählte, durch das Volk gestellte und für das Volk arbeitende Regierung zu schaffen. Ich habe außerdem folgende Botschaft für die Iraker: Wenn Amerika ein Versprechen gibt, hält Amerika dieses Versprechen auch.

Unsere Arbeit ist mit der Bildung einer Regierung der nationalen Einheit nicht getan. Diese Regierung nimmt ihre Arbeit gerade erst auf. Und die Feinde eines freien Irak werden alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Fortschritte zu unterbinden. Das sollte uns etwas über die Feinde eines freien Irak sagen. Wer würde nicht wollen, dass der freie Wille der Menschen zum Ausdruck kommt? Wer würde keine Regierung wollen, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht wird? Jene, die unschuldige Leben nehmen oder jene, die keine Vorstellung von Freiheit haben, haben auch keinen Sinn für Gerechtigkeit und keinen Respekt für Menschenrechte und Menschenwürde.

Die jetzt gebildete irakische Regierung achtet meiner Meinung nach jedoch die Menschenrechte und Menschenwürde, und sie wird auf den Willen des Volkes eingehen. Harte Zeiten liegen vor uns, und Amerikaner wie Iraker werden weitere Opfer bringen müssen. Aber ich gewinne hier den Eindruck, dass der Wille stark und der Wunsch, den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden, real und greifbar ist.

Wissen Sie, eines der Dinge, die wir erkennen müssen - "wir", die Welt - ist, dass irakische Frauen sich wünschen, dass ihre Kinder in einer friedlichen Welt leben, sie wollen, dass ihre Söhne und Töchter eine gute Ausbildung erhalten, sie wollen in Frieden und Harmonie leben, sie wollen ihre Hoffnungen und Träume verwirklichen. Das ist ein Wunsch, den alle hegen, und es ist ein Wunsch, bei dessen Verwirklichung Sie den Iraker behilflich sind. Sie leisten wichtige Arbeit, entscheidende Arbeit, historische Arbeit.

Unser Militär wird in der Offensive bleiben. Wir werden weiterhin Menschen wie Herrn Sarkawi verfolgen und ihrer gerechten Strafe zuführen. Wir werden die Ausbildung der Iraker fortsetzen, so dass sie die Regierung der nationalen Einheit bei der Friedenssicherung unterstützen können. Ich habe den Amerikanern gesagt, dass so wie die Iraker Verantwortungsbereiche übernehmen, wir uns im Gegenzug nach und nach aus diesen Bereichen zurückziehen werden. Ich danke allen Militärangehörigen, die hart dafür arbeiten, den irakischen Sicherheitskräfte die Fähigkeiten zu geben, die sie benötigen, um die Arbeit zu leisten, die die Iraker von ihnen erwarten.

Diejenigen unter Ihnen, die als Zivilisten nicht dem Militär angehören, haben ebenso wichtige Aufgaben, und ich danke Ihnen für Ihre Arbeit.

Saddam Hussein zerstörte viele der für den Erfolg dieser Gesellschaft notwendigen Institutionen. Wir wissen, dass er ein selbstsüchtiger, brutaler Herrscher war, der bereit war, Infrastruktur und die Bürgergesellschaft für seine engstirnigen Ziele zu opfern. Unsere Aufgabe besteht zweifelsohne darin, dem Ministerpräsidenten und seiner Regierung bei der Umsetzung seiner Strategie und dem Plan zu helfen, die Infrastruktur, das Bildungs- und Gesundheitssystem sowie die landwirtschaftlich geprägte Gesellschaft wiederherzustellen, so dass die Iraker Vertrauen in ihre neue Regierung haben können. Ihre Arbeit ist schwer, aber notwendig, und die Regierung der Vereinigten Staaten steht Ihnen entschlossen zur Seite.

Es steht viel auf dem Spiel. Was hier im Irak passiert, hat Auswirkungen weit über die irakischen Grenzen hinweg. Wir werden uns im Rahmen von starken Maßnahmen unserer Nachrichten- und Militärdienste dem Krieg gegen den Terror stellen, um jene, die uns schaden wollen, ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Ich habe den Amerikanern gesagt, dass wir den Feind im Ausland bekämpfen werden, so dass wir ihm nicht in unserem Land begegnen müssen.

Letztendlich wird der Sieg im Krieg gegen den Terror, der Sieg in einem Kampf gegen Menschen ohne Ideologie - nun ja, sie haben eine Ideologie, aber eine dunkle und trostlose Ideologie. Eine Ideologie, die keine Achtung vor der Menschenwürde hat. Es ist eine Ideologie, die keine Achtung vor freier Religionsausübung hat. Eine Ideologie, die die Rolle und Rechte von Frauen in der Gesellschaft nicht respektiert. Es ist eine Ideologie ohne Hoffnung. Diese Ideologie kann nur mit einer Ideologie des Lichts besiegt werden. Ich glaube an die Allgemeingültigkeit der Freiheit. Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch tief in seiner Seele den Wunsch hat, frei zu sein.

Wir erwarten nicht, dass die irakische Regierung genau wie die amerikanische Regierung aussieht. Wir erwarten von einer irakischen Regierung, dass sie die irakischen Traditionen, historischen Zusammenhänge und Religionen würdigt. Aber wir erwarten auch, dass die irakische Regierung dem Recht jedes Mannes, jeder Frau und jedes Kindes Rechnung trägt, in einer freien Gesellschaft zu leben. Wenn der Irak erfolgreich ist - und das wird er sein - wird der Rest der Welt, insbesondere der Nahe Osten, ein hoffnungsvolles Beispiel für das sehen, was möglich ist.

Ich habe Ihnen zuvor gesagt, dass wir die Grundlage für den Frieden zukünftiger Generationen schaffen. Das tun wir in dem Vertrauen darauf, dass Freiheit der Wunsch eines jeden Menschen ist. Wenn der Irak erfolgreich ist, werden Reformer und Menschen, die in einer freien Gesellschaft leben wollen, ein hoffnungsvolles Beispiel haben, und anfangen, dieselben Rechte, Bedingungen und dieselbe hoffnungsvolle Gesellschaft einzufordern.

Aus diesem Grund sage ich Ihnen, dass Sie etwas Historisches leisten. Die Menschen werden auf diese Zeit zurückblicken und sich fragen, ob die Vereinigten Staaten ihren eigenen Anfängen treu blieben, ob sie an die Allgemeingültigkeit der Freiheit glaubten und bereit waren, dementsprechend zu handeln. Gleich nach dem 11. September handelten wir in unserem eigenen Interesse. Heute handeln wir nicht nur in unserem eigenen Interesse, sondern auch für die Männer, Frauen und Kinder im Nahen und Mittleren Osten, unabhängig davon, welcher Religion sie angehören, wo sie geboren wurden oder welche Sprache sie sprechen.

Dies ist ein Moment, eine Zeit, in der die Welt sich für eine grundlegende Richtung entscheiden kann - ob sie ein besserer oder gefährlicherer Ort sein wird. Die Vereinigten Staaten von Amerika und Bürger wie Sie setzen sich dafür ein sicherzustellen, dass die Welt, die wir zurücklassen, ein besserer Ort für alle Menschen ist.

Es ist eine große Ehre, hier zu sein. Es ist eine große Ehre, bei Ihnen zu sein. Möge Gott Sie alle segnen, möge Gott Ihre Arbeit und Ihre Familien segnen. Und möge Gott weiterhin die Vereinigten Staaten von Amerika segnen.

Originaltext: President Bush Visits Troops in Baghdad
siehe: http://www.whitehouse.gov/news/releases/2006/06/print/20060613-2.html



Erklärung von US-Präsident George W. Bush bei einem Treffen mit Ministerpräsident Maliki*

Herr Ministerpräsident, ich danke Ihnen für diese Gelegenheit, Ihrem Kabinett einen Besuch abstatten zu dürfen. Ich habe dem Wunsch unseres Landes Ausdruck verliehen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, aber ich weiß es zu schätzen, dass Sie die Tatsache erkennen, dass die Zukunft dieses Landes in Ihren Händen liegt. Die Entscheidungen, die Sie gemeinsam mit Ihrem Kabinett treffen, werden für den Erfolg oder Misserfolg eines Landes, das sich selbst regieren, erhalten und verteidigen kann, entscheidend sein. Ich bin beeindruckt von dem Kabinett, das Sie zusammengestellt haben. Sie haben Menschen aus allen Teilen Ihres Landes versammelt, Vertreter verschiedener Religionen, einer unterschiedlichen Geschichte und verschiedener Traditionen.

Dennoch vertritt dieses Kabinett hier das gesamte irakische Volk, und ich weiß Ihr Bekenntnis, dass irakische Volk vertreten zu wollen, zu schätzen. Ihre Charakterstärke und Ihr Wunsch, erfolgreich zu sein, beeindrucken mich sehr. Ich bin auch von Ihrer Strategie beeindruckt. Ich habe zuvor mit dem Ministerpräsidenten, mit seinem Kabinett hier und mit Mitgliedern meines Kabinetts über die Strategie diskutiert, die für ein Land, das den Bedürfnissen seines Volkes gerecht werden will, erforderlich ist.

Wir haben über die Sicherheitsstrategie gesprochen. Wir haben über eine Wirtschaftsstrategie und eine Strategie für den Wiederaufbau gesprochen. Für mich hört sich das alles sehr sinnvoll an. Ich bin daher nicht nur gekommen, um Ihnen in die Augen zu sehen, ich bin auch gekommen, um Ihnen zu sagen, wenn Amerika etwas verspricht, dann hält es das auch, und dass es in unserem Interesse ist, dass der Irak erfolgreich ist. Es ist nicht nur im Interesse der Iraker, sondern auch im Interesse der Amerikaner und aller Menschen, die die Freiheit lieben.

Der Irak ist ein Teil des Kriegs gegen den Terror. Der Irak ist eine zentrale Front in diesem Krieg, und wenn der Irak mit einer Regierung erfolgreich ist, die vom Volk gewählt wurde, vom Volk gestellt ist und für das Volk arbeitet, dann werden sie jenen, die eine Vision der Dunkelheit vertreten, die nicht an die Freiheit glauben und bereit sind, Unschuldige für ihre politischen Zwecke zu töten, einen schweren Schlag versetzt haben.

Und daher, Herr Ministerpräsident, möchte ich Ihnen danken, dass Sie mir und meinem Kabinett die Möglichkeit gegeben haben, von Ihnen persönlich zu hören und die Mitglieder des Teams kennen zu lernen, das Sie zusammengestellt haben. Es ist eine beeindruckende Gruppe von Frauen und Männern, und ich bin überzeugt, wenn sie die erforderliche Unterstützung erhalten, werden Sie und damit die Welt Erfolg haben.

* Die Erklärung wurde am 13. Juni 2006 per Videokonferenz nach Camp David übertragen.

Originaltext: President Bush Makes Surprise Visit to Iraq; Meets with Prime Minister Maliki in Baghdad
siehe: http://www.whitehouse.gov/news/releases/2006/06/20060613.html



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