Kein Eklat beim Südasien-Gipfel
Indisch-pakistanisches Gespräch in Colombo
Von Hilmar König, Delhi *
Der 15. Gipfel der Südasiatischen Assoziation
für Regionale Zusammenarbeit
(SAARC), der am Wochenende in
Colombo (Sri Lanka) tagte, beschäftigte
sich vor allem mit dem Thema Terrorismus.
Aufsehen erregte ein Treffen
zwischen den Regierungschefs Indiens
und Pakistans.
Die meisten SAARC-Staaten (Afghanistan,
Bangladesch, Bhutan,
Indien, Malediven, Nepal, Pakistan
und Sri Lanka) würden vom »Fluch
des Terrorismus« getroffen, erklärte
Sri Lankas Präsident Mahinda
Rajapakse zur Eröffnung des Gipfels.
Man müsse die Anstrengungen
im Kampf gegen diese Geißel
verdoppeln. Es gebe nicht gute und
schlechte Terroristen, sagte Rajapakse
und bezog ausdrücklich den
ethnisch-sozialen Konflikt zwischen
der tamilischen Minderheit
und der singhalesischen Mehrheit
Sri Lankas in seine Darlegungen
ein.
Zum gleichen Thema meinte Indiens
Premier Manmohan Singh,
Terrorismus sei die größte Bedrohung
der Stabilität in der Region.
Gegen die »Ideologie des Hasses«
und gegen all jene, die die gemeinsamen
sozialen Werte zu zerstören
suchten, müsse kompromisslos
vorgegangen werden. Afghanistans
Präsident Hamid Karsai machte
sich für eine »kollektive Aktion«
stark, um »Terrorismus in der Region
auszumerzen«.
Andere Probleme der SAARC --
Beseitigung der Armut, Intensivierung
des Handels, Nahrungsmittelkrise,
Klimawandel und Umweltschutz,
hohe Ölpreise -- spielten
eine zweitrangige Rolle. Allerdings
war unter den vorgesehenen
Vereinbarungen auch ein Abkommen
zur Schaffung eines SAARC Entwicklungsfonds.
Rajapakse appellierte
an die Mitglieder, das System
der Handelspräferenzen zu
stärken und eine gemeinsame
SAARC-Währung anzustreben. In
der Debatte war von der Notwendigkeit
einer neuen »grünen Revolution
« die Rede, um langfristig der
Nahrungsmittelkrise zu begegnen.
Mit Spannung hatte man einer
Begegnung zwischen Indiens Premier
und seinem pakistanischen
Kollegen Jusuf Raza Gilani entgegengesehen.
Die Beziehungen zwischen
Indien und Pakistan waren
in den letzten Monaten auf einen
Tiefpunkt gefallen. Delhi verdächtigte
»Elemente« im pakistanischen
Geheimdienst ISI, als Drahtzieher
des Bombenanschlags auf
die indische Botschaft in Kabul am
7. Juli fungiert zu haben. Dabei
waren über 50 Menschen getötet
worden. Eine »pakistanische
Hand« wurde auch hinter den
jüngsten Sprengstoffattentaten in
den indischen Städten Ahmedabad
und Bangalore (ebenfalls rund 50
Tote) vermutet. Premier Singh äußerte
unmittelbar vor dem Treffen,
Verbesserungen des Verhältnisses
seien gebunden an die Beendigung
des von Pakistan ausgehenden
grenzübergreifenden Terrorismus.
Angeblich auf intensive Vermittlung
Washingtons kam am Sonnabend
ein Gespräch der Regierungschefs
zustande. Sie einigten
sich schließlich, den 2004 eingeleiteten
Friedensprozess amLeben zu
erhalten und alle Hürden zu überwinden.
So endete der 15. Gipfel
wenigstens nicht mit einem Eklat.
* Aus: Neues Deutschland, 4. August 2008
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