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Traumatisiert und isoliert

Bittere Bilanz der Vereinten Nationen zu den Kriegsfolgen im Gazastreifen / UN, Humanitarian Agencies Urge Israel To Allow Rebuilding Of Gaza Schools

Von Karin Leukefeld *

Die Vereinten Nationen haben erneut an Israel in Sachen Gazastreifen appelliert. Demnach soll Tel Aviv, so die Forderung, die Grenzübergänge nach Gaza sofort öffnen und den Transport von dringend benötigtem Baumaterial genehmigen. Einen Monat vor Schulanfang sei es höchste Zeit, die im Krieg Anfang 2009 von Israel zerstörten Schulen und Universitätsgebäude wieder aufzubauen, damit die etwa 500000 Schülerinnen, Schüler und Studierenden eine Chance auf Bildung und Ausbildung hätten. Um 105 solcher Einrichtungen wieder aufzubauen, werden unter anderem 25000 Tonnen Stahlgeflecht und 40000 Tonnen Zement gebraucht.

Die seit mehr als zwei Jahren dauernde Belagerung des Gazastreifens habe »unerhörtes Leid über die Kinder von Gaza gebracht«, sagte Philippe Lazzarini, derzeit UN-Koordinator für humanitäre Angelegenheiten in den okkupierten palästinensischen Gebieten (OPT). 18 Unterrichtsgebäude wurden vollständig bei den israelischen Angriffen vor sechs Monaten zerstört, Etwa 300 weitere Schulen, Kindergärten und Universitätsgebäude wurden schwer beschädigt. 164 Schüler, Studierende und zwölf Lehrer waren bei dem dreiwöchigen Krieg Israels gegen Gaza getötet worden, Hunderte zum Teil schwer verletzt. Viele Kinder verloren ihre Eltern und Familien und damit auch ihr Zuhause, erklärte Lazzarini. Sie seien zutiefst traumatisiert und bedürften der psychologischen Unterstützung. Zudem sind viele Kinder und Jugendliche krank. Sie leiden unter Blutarmut (Anämie), ihnen fehlen Vitamine, gesunde und ausreichende Nahrung.

Die vorhandenen Schulen der UN-Hilfsorganisation für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) sind völlig überlastet. Im Norden des Gazastreifens mußten 9000 Mädchen und Jungen aus 15 beschädigten Schulen auf andere verteilt werden. Alle Bildungseinrichtungen arbeiten im Schichtbetrieb, damit der Unterricht gewährleistet ist. Jede Regierung, die die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und die Konvention über die Rechte der Kinder unterzeichnet habe, sei verpflichtet, Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Bildung zu gewähren, erinnerte UNRWA. Derzeit ist noch für 1200 Schüler unklar, ob sie nach den Ferien Platz bekommen können.

53 Prozent der Einwohner des Gazastreifens (780578 Menschen) sind jünger als 18 Jahre. Ihnen Lern- und Lehrmöglichkeiten vorzuenthalten führt dazu, daß die jungen Palästinenser in ihrer intellektuellen Entwicklung blockiert werden und damit immer weniger Zugang zu einer guten Ausbildung und Arbeit im In- und Ausland haben. Schon vor den verheerenden Angriffen Ende 2008/Anfang 2009 sah die Bildungslage düster aus. Unterrichtsbücher, Schuluniformen und Schreibmaterial standen bei den Israelis auf dem Index. Etwa tausend Studierende, die ein Stipendium im Ausland hatten, durften nicht ausreisen.

Neu erlassene Grenzregelungen der israelischen Behörden machen es jungen Palästinensern nahezu unmöglich, den Gazastreifen für ein Studium im Ausland zu verlassen. »Meine Botschaft ist ganz einfach«, wandte sich UNRWA-Vertreter Chris Gunness vor den Trümmern der zerstörten US-amerikanischen Schule in Gaza an Israel und die Weltöffentlichkeit. »Lassen Sie den Wiederaufbau und die Reparatur von Schulen und Wohnungen zu. Die Kinder von Gaza verdienen einen Lebensweg in Würde. Wie alle Kinder auf der Welt.«

* Aus: junge Welt, 30. Juli 2009

UN, Humanitarian Agencies Urge Israel To Allow Rebuilding Of Gaza Schools

The UN Humanitarian Coordinator Philippe Lazzarini and a coalition of 25 international aid groups on Tuesday issued a joint statement urging Israel to allow the rebuilding of Gaza schools destroyed in the December-January Israeli offensive against Palestinian militants in the besieged Gaza Strip.

"We call on the government of Israel to urgently facilitate entry of construction materials and supplies for schools in the coming weeks, and to ensure that students, teachers and trainers can freely exit and enter Gaza to continue learning," they said in a joint statement.

Israel and Egypt have imposed a strict blockade on the Gaza Strip ever since Hamas, a radical Islamist group, came to power in the territory in June 2007, ousting the secularist Fatah party led by Palestinian Authority President Mahmud Abbas.

Pointing out that the 3-week war that began on December 27 damaged 280 schools, including 18 that were completely destroyed, the agencies warned that the continuing Israeli blockade of construction materials would severely hurt the efforts to rebuilt the schools by the start of the new academic year that begins in August.

"Today, one month before the start of the new school year, more than six months after the ceasefires, none of these schools have been properly rebuilt or rehabilitated due to lack of construction materials," the agencies said.

Speaking at the joint press conference, Philippe Lazzarini, the acting UN humanitarian coordinator in the Palestinian territories, said that the Israeli blockade "has caused untold suffering to children in Gaza, who face another academic year in terrible conditions."

Israel had launched a 22-day offensive against the Hamas militants in the Gaza Strip on 27th December in response to continued rocket fire into southern Israel by Palestinian militants in Gaza. The fighting was finally halted on 17th January by separate unilateral cease-fire declarations by Israel and Hamas. Though the Palestinians say that over 1400 Gazans were killed in the three-week long conflict, Israel puts the death toll of the Palestinians during the 22-day offensive at 1,116.

Source: RTT News, 29 July 2009; http://news.ino.com




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