Krieg mit "verhängnisvollen Folgen für die Bevölkerung" des Gazastreifens
Aufruf humanitärer Hilfsorganisationen (u.a. medico international) und Stellungnahme der Nahost-Kommission von pax christi
Pressemitteilung, 27.12.2008
Hilfsorganisationen warnen vor humanitärer Katastrophe nach Angriff auf
den Gazastreifen
Aufruf gegen Eskalation der Gewalt
Heute am 27. Dezember riefen im Gazastreifen tätige Hilfs- und
Menschenrechtsorganisationen Israel, Hamas und andere militante
palästinensische Gruppen dazu auf, auf weitere Aktionen, die zur
Eskalation und zu einer umfassenden militärischen Konfrontation führen
würden, zu verzichten.
Die Hilfsorganisationen warnen, dass ein großangelegtes militärisches
Eindringen verhängnisvolle Folgen für die Bevölkerung hätte, die bereits
durch die 18 Monate währende israelische Blockade des Gazastreifens
unter verschärften Bedingungen leben. Darüber hinaus würde sich die
Sicherheitslage derjenigen israelischen Bürger, die bereits unter
Raketenangriffen zu leiden haben, ernsthaft verschlechtern.
"Gaza ist schon durch die israelische Blockade paralysiert. Der
militärische Angriff auf Gaza kann die notwendige Infrastruktur für
Abwasser, Wasserzubereitung und Strom für Krankenhäuser und Häuser
komplett zerstören - mit furchtbaren Folgen für die Zivilbevölkerung",
sagte Tsafrir Cohen, Repräsentant von medico international in Israel &
Palästina.
Die Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen - Oxfam, CARE International,
CAFOD, medico international & Diakonia (Schweden) - bieten einen
pessimistischen Ausblick auf die Folgen der militärischen Aktionen und
warnen vor den Konsequenzen einer möglichen nahenden humanitären
Katastrophe.
"Die Fähigkeit der Menschen in Gaza, sich selbst zu versorgen, wurde
gänzlich ruiniert. Unsere Regierungen müssen allen Beteiligten des
Konflikts dabei behilflich sein, eine echte und dauerhafte Lösung zu
finden. Eine militärische Offensive würde das einfache Volk treffen, die
Menschen nämlich, die wir als Partner zur Errichtung einer besseren
Zukunft in der Region brauchen. Militärische Aktionen werden Gaza weiter
entfremden und die Folgen wären desaströs", sagte Jeremy Hobbs, Direktor
von Oxfam International.
Die Organisationen verdammen alle Angriffe auf Zivilisten und rufen die
internationale Gemeinschaft auf, sich gegen den Gebrauch von Gewalt
durch jedwede der beteiligten Parteien auszusprechen.
"Der Waffenstillstand war nicht perfekt, doch brachte er ein wenig Ruhe
für Zivilisten auf beiden Seiten. Es gibt keine militärische Lösung für
die Situation, und der Ausbruch von Gewalt zerstört die Hoffnung auf
Frieden und regt den Teufelskreis der Gewalt weiter an. Es gibt einfach
keine Alternative zur Weiterführung der Verhandlungen, die die Ursachen
des Konflikts befriedigend beseitigen" sagte Martha Myers,
Landesdirektorin von CARE International in Gaza und der Westbank.
Die Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen stehen der fortwährenden
Weigerung der israelischen Regierung, die Blockade von Gaza aufzugeben,
im höchsten Maße kritisch gegenüber. Sie verurteilen die zunehmende
Behinderung des Zugangs von humanitären Hilfslieferungen, die seit
Anfang November in Kraft sind. Sie bedauern zudem die Unfähigkeit der
ägyptischen Regierung die Öffnung des Rafah-Übergangs zu verhandeln.
"Die Blockade von Gaza ist illegal und konstituiert eine kollektive
Bestrafung von normalen Männern, Frauen und Kindern. Humanitärer Zugang
kann und darf nicht als politisches Mittel missbraucht werden. Wir
verurteilen strikt die Raketenangriffe auf Israel und warnen auf
unmissverständliche Art und Weise vor jeder massiven israelischen
Reaktion", sagte Christoffer Sjöholm, Regionalmanager der Diakonia
(Schweden).
medico international ruft deshalb dringend zu Spenden auf:
Spendenkonto: medico international
Frankfurter Sparkasse
Kontonummer 1800
BLZ 500 502 01
Stichwort: "Israel/Palästina"
*****
Sofortige Einstellung der israelischen Militärangriffe gegen Gaza!
Pax Christi Nahostkommission widerspricht Bundesaußenminister Steinmeier
und fordert sofortige Einstellung der israelischen Militärangriffe gegen
Gaza.
Die pax christi - Nahostkommission widerspricht Außenminister
Steinmeier, der für israelische Militärschläge gegen die Menschen in
Gaza Verständnis zeigt. Die Äußerungen Steinmeiers bestärken nicht nur
Israel in seiner perspektivlosen Palästina-Politik, sie zeigen auch die
Hilflosigkeit der deutschen Nahost-Politik. Über 200 Tote und mehrere
hundert verletzte Palästinenser, darunter auch Kinder, sind das Ergebnis
der israelischen Angriffe vom 27. Dezember.
pax christi kritisiert die doppelten Standards in der Argumentation von
Steinmeier für militärische Gewalt und die Parteinahme für die Gewalt
einer Seite: Während Luftangriffe der Besatzungsmacht als Recht auf
Selbstverteidigung eingestuft werden, wird die Gewalt der um Freiheit
ringenden Palästinenser verurteilt. Militärisch ist der Konflikt nicht
zu lösen.
Wir teilen die Besorgnis des Außenministers über die Eskalation. Nicht
nur der Raketenbeschuss auf israelisches Gebiet muss aufhören, auch
Israel muss seine Bombardierungen einstellen. Eine Bodenoffensive darf
es nicht geben, Waffenstillstand sofort! Verhandlungen mit der Hamas
sind jetzt notwendig, um die Einstellung der Raketenangriffe zu erreichen.
pax christi unterstützt die Forderungen der israelischen
Friedensbewegung wie New Profile und Gush Shalom, die Verhandlungen
statt Massaker und ein Ende der Blockade von Gaza fordern. Es sei die
israelische Regierung gewesen, die den Waffenstillstand gebrochen hat,
schreibt Gush Shalom, und verweist auf die Militäraktion der israelische
Armee in Gaza in der Nacht der amerikanischen Wahlen, während der
Palästinenser getötet wurden. Schon seit Monaten ist die Lage der
palästinensischen Zivilbevölkerung besorgniserregend, da die israelische
Besatzungsmacht wiederholt lebensnotwendige Einfuhren nicht zulässt.
Israel als Besatzungsmacht ist dafür verantwortlich, dass die
Bevölkerung des Gazastreifens ausreichend versorgt wird. Darauf muss die
Bundesregierung drängen. Aushungern und Einsperren von 1,5 Millionen
Menschen in Gaza ist keine Lösung.
Bundesregierung und EU fordern wir auf, sich ernsthaft für eine
politische Lösung des Konflikts einzusetzen und nicht Verständnis für
militärische Lösungen einer Seite zu zeigen. Der erste Schritt ist die
Blockade des Gaza-Streifens zu beenden.
Quelle: pax christi Deutschland . Kontakt: Pax Christi Nahostkommission
c/o Wiltrud Rösch-Metzler, e-mail: paxchristi@roesch-metzler.de.
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