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Hamas feiert Jahrestag

Ansprache Chaled Meschaal in Gaza-Stadt: Palästina befreien

Von Karin Leukefeld *

Mit einem Meer grüner Fahnen haben Einwohner des Gazastreifens am Wochenende den 25. Gründungstag der Hamas in Gaza-Stadt gefeiert. Die Hamas war am 14. Dezember 1987 als palästinensische Organisation der Muslimbruderschaft gegründet worden. Der 8. Dezember wurde für die Feier gewählt, weil er mit dem Beginn der ersten Intifada zusammenfällt und die Hamas ihren Willen zur palästinensischen Einheit dokumentieren wollte. Neben den Fahnen der Hamas waren bei der Feier auch die Fahnen der Fatah und anderer palästinensischer Organisationen zu sehen.

Wichtigster Redner der Veranstaltung war der Vorsitzende der Hamas, Chaled Meschaal, der bereits am Tag zuvor über den Grenzposten Rafah aus Ägypten in seine Heimat eingereist war. Mit dem Ministerpräsidenten der Hamas, Ismail Hanija, war Meschaal aus der Attrappe einer Rakete auf die Bühne getreten. Meschaal, der 1956 in Ramallah geboren wurde, mußte seine Heimat während des Sechs-Tage-Kriegs 1967 verlassen. Nach 45 Jahren war es für den Hamas-Vorsitzenden der erste Besuch im Gazastreifen.

Die Hamas werde keinen Teil Palästinas aufgeben, sagte Meschaal während seiner Rede und betonte: »Palästina war, ist und wird ein arabisches, islamisches Land sein«. Für die Anwesenheit Israels gebe es in Palästina »keine Legitimität«. Die »Umschreibung und Fälschung der Geschichte« werde eines Tages »null und nichtig« sein, so Meschaal weiter. Die Befreiung Palästinas sei »eine Pflicht, ein Recht und ein Ziel«. Meschaal würdigte den Erfolg von Mahmud Abbas, der für die Palästinenser einen Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen erreicht habe. Bei einer Versammlung an der Islamischen Universität am Sonntag betonte Meschaal, es sei höchste Zeit für Fatah und Hamas, die begangenen Fehler hinter sich zu lassen. »Hamas kann ohne Fatah und die anderen Organisationen nicht leben.« Das gleiche gelte für die Fatah. »Wir müssen einander vergeben«, sagte Meschaal. Palästina sei größer als irgendeine der palästinensischen Gruppen.

Parallel zur Hamas-Spitze reiste auch der deutsche Minister für Entwicklung, Dirk Niebel nach Gaza-Stadt. Niebel weihte dort am Sonntag eine Kläranlage ein, die mit deutschen und europäischen Geldern und mit Unterstützung der Vereinten Nationen (UN) gebaut worden war. Mit mehr als drei Millionen Euro finanziert Deutschland außerdem auch den Bau von UN-Schulen in Gaza. Die Fertigstellung der Kläranlage stärke die palästinensische Autonomiebehörde und Israel, sagte Niebel, der die Öffnung aller Grenzen von und in den palästinensischen Küstenstreifen forderte. Farid Al-Shur, der Projektleiter der Kläranlage bezeichnete die Anlage als »eines der wichtigsten Projekte der letzten Jahre. Wir können die Abwässer von 650000 Menschen säubern.« Wegen »Sicherheitsbedenken« hatte Israel den Bau der Anlage jahrelang behindert

* Aus: junge Welt, Montag, 10. Dezember 2012


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