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Offenbar Anschlag auf Moschee vereitelt

Pariser Innenministerium: Soldat wollte Bethaus bei Lyon beschießen *

Nur wenige Stunden bevor er offenbar einen Anschlag auf eine Moschee verüben wollte, ist in Frankreich ein Soldat festgenommen worden.

Der Feldwebel habe auf eine Moschee in der Nähe der Großstadt Lyon in Zentralfrankreich schießen wollen, teilte das Innenministerium am Sonntagabend in Paris mit. Der Soldat ist demnach ein Anhänger rechtsradikalen Gedankenguts.

Aus Justizkreisen verlautete, der 23-Jährige habe gestanden, dass er am 8. August anlässlich des Endes des islamischen Fastenmonats Ramadan auf eine Moschee in Vénissieux, einem Vorort von Lyon, schießen wollte. Der Soldat wurde laut Ermittlern aber am 7. August auf dem Luftwaffenstützpunkt Lyon Mont Verdun in Gewahrsam genommen. Er wurde nach vier Tagen an die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft überstellt. Mittlerweile sei Untersuchungshaft angeordnet und ein formelles Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, hieß es aus Justizkreisen.

Der Mann habe bereits im vergangenen Jahr eine Moschee angegriffen, so das Innenministerium. Diese Attacke gestand der Militär laut Justizkreisen nach seiner Festnahme ebenfalls; demnach hatte er im August 2012 in Libourne in der Nähe von Bordeaux einen Brandsatz gegen die Tür einer Moschee geworfen. Damals sei niemand verletzt worden und kaum Sachschaden entstanden, auch weil die direkt gegenüber stationierte Feuerwehr rasch eingreifen konnte.

Aus Ermittlerkreisen verlautete überdies, der Soldat sei ein psychisch labiler Einzelgänger, der durch Liebeskummer in eine Lebenskrise geraten sei. Menschen aus seinem Umfeld hätten die Behörden eingeschaltet, weil sie aufgrund von bei ihm entdeckten Papieren ein Abdriften in den Extremismus befürchtet hätten. So soll ihn unter anderem der Suizid des bekannten Rechtsextremisten Dominique Venner im Mai in der Kathedrale Notre-Dame in Paris sehr stark bewegt haben.

Innenminister Manuel Valls bekräftigte seine Entschlossenheit, »gegen jede Gewalt zu kämpfen, die von den extremistischsten Ideologien inspiriert wird, die die Werte der Republik angreift und die nur das Ziel verfolgt, Spannungen in der Gesellschaft zu schaffen und ein Klima des Hasses zu verbreiten«.

Der Vorsitzende der französischen Beobachtungsstelle gegen Islamfeindlichkeit, Abdallah Zekri, erinnerte daran, dass antimuslimische Taten in Frankreich im ersten Halbjahr dieses Jahres um 50 Prozent zugenommen hätten. Auch der Rektor der Großen Moschee von Lyon, Kamel Kabtane, wertete den neuen Anschlagsplan des 23-Jährigen als Ausdruck eines »islamfeindlichen Klimas« in Frankreich.

* Aus: neues deutschland, Dienstag, 13. August 2013


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