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Brasilien geht mit gutem Beispiel voran

Regierung stellt 2,375 Millionen US-Dollar für den Aufkauf von lokal produzierten Nahrungsmitteln in Afrika bereit *

Das Beispiel sollte Schule machen: Die Regierung Brasiliens hat 2,375 Millionen US-Dollar für den Aufkauf von lokal produzierten Nahrungsmitteln in Afrika bereitgestellt. Die Summe ist bescheiden, der Ansatz weist jedoch fraglos in die richtige Richtung: Die Hungerbekämpfung muss weg vom lukrativen Abladen nördlicher Überschüsse hin zu einer Stärkung der lokalen Produktionskapazitäten im Süden.

Brasiliens Ansatz schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Bedürftige werden unterstützt - in diesem Fall sollen die Lebensmittel Menschen in Äthiopien, Malawi, Mosambik, Niger und Senegal zugutekommen - und gleichzeitig wird afrikanischen Kleinbauern ein Anreiz gegeben, ihre Produktion auszuweiten, weil es einen größeren Absatzmarkt gibt. Exakt das Gegenteil der neoliberalen Strukturanpassungsprogramme à la Internationaler Währungsfonds, die aus dem einstigen Selbstversorger Afrika seit den 80er Jahren einen Nahrungsmittelimporteur von nördlichen Gnaden gemacht haben, denn sowohl die Lebensmittellieferungen als auch deren Finanzierung obliegt zu großen Teilen internationalen Institutionen wie der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) oder dem Welternährungsprogramm (WFP) und deren reichen Gebern.

Das WFP verfolgt den brasilianischen Ansatz schon seit 2008 im Rahmen des Pilotprogramms »Purchase for Progress« (P4P). Das Ziel von P4P ist es, die Entwicklung der Agrarmärkte zu unterstützen und somit bis zum Jahr 2013 mindestens 500 000 einkommensschwache Kleinbauern soweit zu fördern, dass sie Nahrungsmittelüberschüsse produzieren und diese zu einem fairen Preis verkaufen können, um ihr Einkommen zu verbessern. So lobenswert diese Ansätze sind - nur eine grundlegende Reform des Weltagrarmarktes zugunsten des Südens würde dem globalen Hungerproblem an die Wurzel gehen: Derzeit hungern 925 Millionen.

* Aus: neues deutschland, 28. Februar 2012


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