Die Organisation Afrikanische Einheit (OAU) auf dem Weg zur Union?
Gipfeltreffen der Staatschefs im libyschen Sirte
Die "junge welt" kündigte den Zusammenschluss afrikanischer Staaten euphorisch als "Sonnenaufgang für Afrika" an. Und die "Beschlusslage", wie sie sich nach dem Ende des Gipfeltreffens darstellt, ist gar nicht einmal so schlecht. Nur dürfte der Weg zu einer wirklichen afrikanischen Union steinig werden. Bedeutende Länder wie Südafrika oder Nigeria stehen dem Projekt nach wie vor skeptisch bis ablehnend gegenüber. Darüber hinaus sind die Konflikte und Bürgerkrieg in weiten Teilen des Kontinents nicht danach, als könnte man sie einfach ignorieren und eine afrikanische Identität oder Solidarität voraussetzen.
Im Folgenden geben wir wieder, was die junge welt am 3. März und der Wiener Standard in seinen online-Nachrichten ebenfalls am 3. März berichtete.
 Libyens Staatschef Ghaddafi forderte auf OAU-Gipfel Schaffung einer
    afrikanischen Union
    Den Zusammenschluß der afrikanischen Staaten hat der libysche
    Revolutionsführer Muammar el Ghaddafi beim Gipfeltreffen der Organisation
    für Afrikanische Einheit (OAU) in Sirte (Libyen) gefordert. Nur ein geeintes
    Afrika könne heute weltweiten Respekt erlangen. Die Forderung nach
    Errichtung der »Vereinigten Staaten von Afrika« stieß bei zahlreichen
    Teilnehmern auf Zustimmung. Das zweitägige Treffen, an dem Repräsentanten
    von 53 afrikanischen Ländern teilnehmen, begann am Donnerstag.
    In seiner 40minütigen Eröffnungsrede sagte Ghaddafi, mit den »Vereinigten
    Staaten von Afrika« könne »der schwarze Mann« endlich einen Ausgleich für
    erlittene Demütigungen und Ungerechtigkeiten bekommen. Der Vorschlag war
    bereits 1999 auf einem OAU-Gipfel diskutiert und im vergangenen Jahr in Togo
    auch von den Staatschefs gebilligt worden. Er sieht ein Parlament vor, das
    allerdings keine Gesetze erlassen kann, eine Afrikanische Zentralbank, eine
    einheitliche Währung und einen Afrikanischen Gerichtshof. Mehr als 40
    OAU-Staaten sollen hinter diesem Vorschlag stehen. Er muß allerdings erst von
    zwei Dritteln der 53 Mitglieder ratifiziert werden, bevor er in Kraft treten kann.
    Zahlreiche Teilnehmer lobten Ghaddafis Einheits-Vision. Von einem
    »Sonnenaufgang für Afrika« sprach OAU- Generalsekretär Salim Achmed
    Salim. Er forderte die Teilnehmer auf, diese historische Gelegenheit nicht
    verstreichen zu lassen. Der sudanesische Außenminister Mustafa Osman Ismail
    sagte, es sei genug Wohlstand für eine Renaissance des Kontinents vorhanden,
    aber es fehle an der Stabilität.
    Der ehemalige UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali, der als Beobachter
    teilnahm, bezeichnete die Konferenz als ersten Schritt, der den politischen
    Willen zur Einigung zeige. Der frühere südafrikanische Präsident Nelson
    Mandela forderte eine vollständige Aufhebung der UN-Sanktionen gegen
    Libyen, die nach dem Bombenanschlag von Lockerbie verhängt worden waren.
    Das Land habe die Auflagen erfüllt, sagte er.
    Für Ghaddafi war das Treffen auch ein persönlicher Erfolg. Während der
    achtziger Jahre hatten die afrikanischen Länder zweimal gegen einen
    OAU-Gipfel in Libyen gestimmt. Damals war Ghaddafi wegen Verbindungen
    zum Terrorismus und der Einmischung in Angelegenheiten der Nachbarländer
    weitgehend isoliert gewesen.
Aus: junge welt, 3. März 2001
40 Staats- und Regierungschefs proklamieren
                     Afrikanische Union
                     Sirte - Rund 40 afrikanische Staats- und
                     Regierungschefs haben bei einem Sondergipfel im
                     libyschen Sirte eine Afrikanische Union
                     ausgerufen. Bei dem Gipfeltreffen sei unter dem
                     Applaus der Teilnehmer die politische
                     Entscheidung für die Bildung einer Union gefallen,
                     betonten Gipfelteilnehmer weiter. In Kraft treten
                     werde die Afrikanische Union aber erst, wenn
                     mindestens 36 der 53 Mitgliedsstaaten der
                     Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU) den
                     Plan ratifiziert haben. 
                     Freitag Früh hatte OAU-Generalsekretär Salim
                     Ahmed Salim erklärt, dass dies bisher 31 Staaten
                     getan hätten. Der libysche Revolutionsführer
                     Muammar Gaddafi hatte 1999 erstmals ein
                     Afrikanische Union nach dem Vorbild der EU
                     vorgeschlagen. 
                     In der Geburtsstadt Gaddafis waren am
                     Donnerstag 34 Staatschefs und mehr als zehn
                     Ministerpräsidenten und Außenminister zu einem
                     zweitägigen OAU-Sondergipfel
                     zusammengekommen. Die Staatschefs von
                     Tunesien und Ägypten blieben dem Gipfel fern.
                     Mehrere einflussreiche Staaten wie Südafrika,
                     Nigeria, Kenia und Ägypten lehnen das Projekt ab.
                     Unterstützung findet der Plan vor allem bei den
                     westafrikanischen Ländern. 
                     
Aus: Der Standard (online), 3. März 2001^
                     
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