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Drei deutsche Soldaten nahe Kundus getötet

Bei einem Feuergefecht in Afghanistan sind drei deutsche Soldaten getötet worden. Bei der Schießerei nahe Kundus wurden auch mehrere Bundeswehrsoldaten verletzt, wie Verteidigungsminister Franz Josef Jung am Dienstag mitteilte. Über die Zahl der Verletzten sagte er zunächst nichts. Jung, der den Begriff »Krieg« partout vermeidet, äußerte bei einem Besuch am Marine-Ehrenmal in Laboe: »Ich habe Ihnen eine traurige Nachricht zu überbringen. Drei Soldaten sind in Afghanistan im Einsatz für den Frieden gefallen.« Der Einsatz gehe »trotz der Opfer« weiter und werde nicht infrage gestellt. Die Bundeswehr sei es den gefallenen Soldaten schuldig, ihren »Stabilisierungseinsatz« fortzusetzen und die Täter ausfindig zu machen, gab der Minister als neues Kriegsziel aus. Die Sicherheitslage im Umkreis von etwa 25 Kilometern um Kundus herum habe sich verschärft. In den vergangenen Wochen und Monaten sei es hier häufiger zu Angriffen auf die stationierten deutschen Soldaten gekommen.

Afghanistan: Feuergefecht nahe Kunduz

Kunduz, 23.06.2009, Stand: 16.30 Uhr.

Im Laufe der Gefechtshandlungen sind drei deutsche Soldaten gefallen. Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Jung teilte im Rahmen seines Besuchs am Marine-Ehrenmal in Laboe mit: „"Ich habe Ihnen eine traurige Nachricht zu überbringen. Drei Soldaten sind in Afghanistan im Einsatz für den Frieden gefallen".“
Am 23. Juni um 9.29 Uhr MESZ (Ortszeit: 11.59 Uhr) wurde eine deutsche Patrouille im Rahmen einer gemeinsamen Operation deutscher und afghanischer Sicherheitskräfte circa sechs Kilometer südwestlich des Regionalen Wiederaufbauteams (PRT) Kunduz durch Handwaffen und Panzerabwehrhandwaffen beschossen.
Die Soldaten erwiderten das Feuer aus ihren Bordwaffen und mit ihren Handwaffen. Luftnahunterstützung und Reservekräfte wurden angefordert.

Offizielle Verlautbarung aus dem Verteidigungsministerium; www.bundeswehr.de



Die drei Soldaten starben rund sechs Kilometer vom deutschen Militärlager in Kundus entfernt. Laut Verteidigungsministerium waren die Soldaten einer Schützenkompanie auf einer Patrouille unterwegs, als sie mit Panzerabwehrwaffen angegriffen wurden. Im Laufe der Gefechtshandlungen habe ein Transportpanzer vom Typ »Fuchs« ein Ausweichmanöver fahren müssen. Dabei sei das Fahrzeug in einen tiefen Graben gestürzt. Zwei Soldaten seien sofort tot gewesen, einer erlag wenig später den schweren Verletzungen, hieß es. Die toten Soldaten kommen aus dem Panzergrenadierbataillon 391 aus Bad Salzungen in Thüringen.

Die Partei Die Linke bekräftige ihre Forderung nach einem Truppenabzug vom Hindukusch. »Es ist nicht länger zu verantworten, das Leben von Afghanen und das Leben der Soldaten aufs Spiel zu setzen«, sagte Linksfraktionschef Gregor Gysi in Berlin.

* Aus: junge Welt, 24. Juni 2009


Weitere Meldungen

Bundeswehr muss Afghanistan verlassen

Nach dem Tod von drei Bundeswehrsoldaten infolge eines Feuergefechts in Afghanistan erklärt der Vorsitzende der Bundestagsfraktion DIE LINKE, Gregor Gysi:

"Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der ums Leben gekommenen deutschen Soldaten, denen unser tiefstes Mitgefühl gilt.

Die Bundeswehr muss Afghanistan verlassen. Es ist nicht länger zu verantworten, das Leben von Afghanen und das Leben der Soldaten aufs Spiel zu setzen.

Nachdem mittlerweile auch der amerikanische Präsident Obama erklärt hat, dass der Krieg in Afghanistan nicht zu gewinnen ist, fordert DIE LINKE erneut den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan.

Das Ziel des Afghanistan-Einsatzes, den Terrorismus zu bekämpfen, wird in sein Gegenteil verkehrt. Der Afghanistan-Einsatz erhöht die Terroranschlagsgefahr in Deutschland und der Welt."

Quelle: Website der Fraktion DIE LINKE im Bundestag; www.linksfraktion.de


Drei Bundeswehrsoldaten in Afghanistan ums Leben gekommen

Drei deutsche Soldaten sind nach einem Gefecht im Norden Afghanistans ums Leben gekommen. Die Bundeswehrsoldaten starben nach Angaben der NATO-Truppe ISAF und des Provinzgouverneurs von Kundus bei einem Unfall in Zusammenhang mit einem Angriff auf ihre Patrouille. Die Taliban bekannten sich zu dem Überfall nahe der Stadt Kundus.

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sagte, die Soldaten seien "im Einsatz für den Frieden gefallen". Nach Bundeswehrangaben wurde die Patrouille am 23. Juni um 11.50 Uhr (09.29 Uhr MESZ) mit Handwaffen und Panzerabwehr-Handwaffen angegriffen. Die Soldaten hätten das Feuer erwidert und Luftunterstützung und Reservekräfte angefordert. Der Angriff ereignete sich rund sechs Kilometer südwestlich vom Standort des Regionalen Wiederaufbauteams Kundus.

ISAF-Sprecher Chris Hall sagte, die drei deutschen Soldaten seien in einen "Vorfall" mit Aufständischen mit Schusswechseln verwickelt gewesen. Ums Leben gekommen seien die drei Deutschen später, nachdem sie den Schauplatz des Gefechts verlassen hätten. Ihr Fahrzeug habe sich überschlagen, wodurch die drei getötet worden seien. Einzelheiten nannte Hall nicht.

Der Provinzgouverneur von Kundus, Mohammed Omar, bestätigt Halls Äußerungen weitgehend. Er berichtet, die Bundeswehrsoldaten sowie einheimische Polizei- und Geheimdienstmitarbeiter seien auf Patrouillenfahrt gewesen, als Taliban sie überfallen hätten. Demnach gab es einen Schusswechsel, bei dem aber niemand ums Leben kam. Beim Wegfahren sei einer der Panzer der Deutschen in einem Wassergraben steckengeblieben, die Soldaten hätten sich nicht befreien können und seien ums Leben gekommen. "Spiegel Online" hatte zuvor unter Berufung auf Omar berichtet, die Soldaten seien ertrunken, als ihr Panzer vom Typ "Fuchs" bei einem Ausweichmanöver in einen Wassergraben gestürzt sei.

Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid sagte: "Wir haben die deutschen Truppen im Bezirk Schahar Dara angegriffen." Nach seiner Darstellung wurden allerdings zehn deutsche Soldaten getötet und zwei Panzer zerstört. Die Taliban bekannten sich auch zu einem ebenfalls am Dienstag verübten Selbstmordanschlag auf einen US-Militärkonvoi in der Ostprovinz Ghasni, durch den zwei Passanten starben.

Quelle: Nachrichtenagentur AFP, 23. Juni 2009


Angriffe auf ISAF auf Rekordstand

Die Gewalt in Afghanistan ist nach US-Angaben auf dem höchsten Stand seit 2001. In der vergangenen Woche seien mehr Sicherheitsvorfälle als jemals zuvor seit dem Sturz der radikal-islamischen Taliban verzeichnet worden, sagte der Oberbefehlshabers der US-Truppen in der Region, General David Petraeus, in Washington. "Ohne Frage, die Situation hat sich verschlechtert." 313 "Sicherheitsvorfälle" je Woche

Laut den aktuellsten Angaben der Bundeswehr, die tagesschau.de vorliegen, wurden sowohl in der letzten Mai-Woche als auch in der ersten Juni-Woche dieses Jahres landesweit insgesamt 313 sogenannte Sicherheitsvorfälle gezählt. Vor einem Jahr lag die Zahl der Gefechte, Anschläge und Beschüsse gegen ISAF-Truppen durchschnittlich bei nicht einmal 200 - Ende Mai beziehungsweise Anfang Juni 2007 zählten die Militärs nur rund 130 "Sicherheitsvorfälle" je Woche. Als ein Grund für den Anstieg der Gewalt wird der milde Winter genannt: Aufständische konnten dadurch ungehindert von Pakistan aus nach Afghanistan eindringen. Angriffe auf ISAf-Truppen in Afghanistan

Die USA haben ihre Truppen in Afghanistan seit Ende 2008 von rund 32.000 auf derzeit 56.000 Soldaten aufgestockt. Petraeus rechnet damit, dass die Truppenstärke bis zum Herbst auf insgesamt 68.000 ansteigen wird. Die Bundeswehr hat derzeit mehr als 3600 Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan im Einsatz. Es gilt als wahrscheinlich, dass zur Absicherung der Präsidentschaftswahlen diesen August die Zahl der Bundeswehrtruppen nochmals erhöht wird. Laut Bundestagsmandat liegt die Obergrenze bei 4500 deutschen Soldatinnen und Soldaten.

Auszug aus: www.tagesschau.de, 23. Juni 2009


Bundeswehr will in Afghanistan schwere Waffen einsetzen

Angesichts immer heftigerer Kämpfe mit den Taliban nimmt die Bundeswehr in Afghanistan nach Presseinformationen einen Kurswechsel hin zum Einsatz schwerer Waffen vor. Wie das "Handelsblatt" berichtet, kündigte der Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, in der vertraulichen Sitzung des Verteidigungsausschusses des Bundestages unter anderem den Einsatz von Schützenpanzern des Typs "Marder" an. Die Soldaten erhalten demnach zudem gepanzerte und bewaffnete "Igel"-Transporter sowie weitere gepanzerte Transportfahrzeuge der Typen "Dingo" und "Fuchs".

Am Mittwoch (17. Juni) beschloss die Bundesregierung den Einsatz von bis zu 300 weiteren Bundeswehrsoldaten beim Einsatz der AWACS-Radarflugzeuge der NATO. Der Bundestag soll darüber am 3. Juli in abschließender Lesung entscheiden. Die vier Radarflugzeuge können im Gegensatz zu den bereits in Afghanistan eingesetzten deutschen Tornado-Aufklärungsflugzeugen digitale Bilder in Echtzeit übertragen und damit auch Kampfeinsätze dirigieren.

Quelle: Nachrichtenagentur AFP, 18. Juni 2009


NATO-Oberbefehlshaber für Strategiewechsel in Afghanistan

Der NATO-Oberkommandierende John Craddock hat die Notwendigkeit eines Strategiewechsels der Allianz in Afghanistan eingeräumt. Die NATO habe in Afghanistan "Zeit verloren", sagte Craddock der Tagezeitung "Die Welt". In der Vergangenheit habe sich die NATO auf die Aufständischen konzentriert und nicht auf die Sicherheit. Eine Trendwende erhoffe er sich von der anstehenden Aufstockung der ISAF-Truppen um 17.000 US-Soldaten sowie durch ein größeres ziviles Engagement.

Craddock plädierte erneut dafür, dass ISAF-Soldaten gegen die Drogenmafia im Land vorgehen. In 80 Prozent der bisherigen Zugriffe seien Waffen und Materialien gefunden worden, die eine Verbindung zu Terroristen aufwiesen. In Deutschland hatte die Forderung des US-Generals nach einem kompromisslosen Vorgehen gegen die Drogenmafia zuletzt scharfe Kritik ausgelöst.

Quelle: Nachrichtenagentur AFP, 22. Juni 2009


Perspektivlos: Der Kampf in Afghanistan

Andrea Zückert berichtete für tagesschau.de (Bericht aus Berlin) am 14. Juni 2009 unter anderem:

"Für die Bundeswehr in Afghanistan kann es bald richtig hart werden. Westliche Geheimdienste sind sich sicher: Kämpfer der Taliban und Al-Kaida bereiten eine Art 'Schlacht um Kundus' vor. Dort, im Norden des Landes, wollen sie den Umschwung einleiten. Der Beleg dafür: 30 der letzten 34 Attacken mit Beschuss und Sprengfallen ereigneten sich in Kundus. Und je härter der Einsatz für die rund 3800 Bundeswehrsoldaten wird, desto angespannter sind die Nerven. So mancher erlebt den Einsatz als Albtraum, kehrt traumatisiert nach Hause zurück. Auch als der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages in dieser Woche in Kundus war, wurden zwei deutsche Soldaten im Gefecht verwundet."




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