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Drogenrazzia mit Folgen

Afghanistans Präsident Karsai verärgert über Aktion von russischen Agenten

Der afghanische Präsident Hamid Karsai ist verärgert über eine Drogenrazzia amerikanischer und russischer Sicherheitskräfte im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet. Er sei nicht vorab informiert worden und verlange eine Erklärung, ließ Karsai am Samstag über seinen Pressestab mitteilen. Zwar sei seinem Land daran gelegen, engere Beziehungen zu Rußland aufzubauen, allerdings habe kein Land das Recht dazu, ohne Erlaubnis militärische Operationen auf afghanischem Boden durchzuführen. Die Razzia verletze die nationale Souveränität seines Landes, teilte der Präsident mit. Ein Vertreter der russischen Antidrogenbehörde in Kabul sagte jedoch, Karsai sei falsch informiert. Es habe sich um eine Operation des afghanischen Innenministeriums gehandelt, und die Teilnahme von vier russischen Beratern entspreche einem Abkommen mit Kabul, sagte Alexej Milowanow.

In einer gemeinsamen Aktion in der Provinz Nangarhar hatten amerikanische und russische Sicherheitskräfte zuvor Heroin im Wert von umgerechnet 40 Millionen Euro zerstört. An der Razzia waren neun Hubschrauber und 70 Männer beteiligt, wie der Chef der russischen Antidrogenbehörde, Viktor Iwanow, am Freitag mitteilte. Seine Mitarbeiter hätten den USA berichtet, wo sich die geheimen Drogenlabore befinden.

An der Razzia beteiligten sich laut Iwanow vier russische Agenten. Er kündigte an, daß sein Land die Zahl seiner Antidrogenagenten in Afghanistan künftig erhöhen könnte. Bei der Aktion wurden vier Drogenlabore ausgehoben, die sich oberhalb eines engen Tals in der östlichen Provinz Nangarhar befanden. Insgesamt 932 Kilogramm Heroin gingen den Fahndern ins Netz. Vor wenigen Tagen hatte Iwanow den USA noch vorgeworfen, nicht entschieden genug gegen den Drogenschmuggel in Afghanistan vorzugehen.

Angeblich bei der Abwehr eines Angriffs haben NATO-Soldaten in der Nacht zum Samstag im Osten Afghanistans 30 Aufständische getötet. Bei dem Sturm auf einen Außenposten des Bündnisses im Bezirk Bermal in der Provinz Paktika seien außerdem fünf Soldaten der Koalitionstruppen verletzt worden, teilte die NATO mit. In diesem Gebiet sind fast ausschließlich US-Soldaten stationiert. Der Angriff ereignete sich rund 200 Kilometer südlich der Hauptstadt Kabul nahe der Grenze zur pakistanischen Stammesregion Nordwasiristan. (dapd/AFP/jW)

* Aus: junge Welt, 1. November 2010


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