Karsais "Spiegel der Gesellschaft"
Afghanistans Präsident stellte Regierung vor
Einen Monat nach Vereidigung des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai
für eine zweite Amtszeit ist dessen neues Kabinett dem Parlament
vorgestellt worden.
Vizepräsident Mohammad Kasim Fahim sagte am Sonnabend (19. Dez.) vor den
Abgeordneten in Kabul, aufgrund »guter Leistungen« blieben 11 der
insgesamt 25 Minister in ihren Ämtern, darunter Innen- und
Verteidigungsminister. Nach der Verfassung müssen die Abgeordneten ihre
Zustimmung für die einzelnen Kandidaten geben. Dieser Prozess kann bis
zwei Wochen andauern.
»Ich kann versichern, dass alle (Minister) in Sachen Korruption und
anderen Fragen rechenschaftspflichtig sein werden«, sagte Karsai am
Sonntag in Kabul. »Mein Kabinett ist ein Spiegel der Gesellschaft, in
dem sich das ganze Volk wiederfinden kann.«
Einigen der von Präsident Karsai entlassenen Minister war Korruption in
großem Stil vorgeworfen worden. Für den Ende Januar nach der
Afghanistan-Konferenz in London aus dem Amt scheidenden Außenminister
Rangin Dadfar Spanta wurde bislang kein Nachfolger benannt.
NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen begrüßte die Fortschritte bei
der Regierungsbildung. »Ich teile die Auffassung von Präsident Karsai,
dass das afghanische Volk eine leistungsfähige und von Integrität und
Professionalismus gekennzeichnete Regierung verdient, und begrüße sein
Engagement zur Korruptionsbekämpfung«, erklärte Rasmussen in Brüssel.
Die westliche Allianz werde das Land und seine neue Regierung dabei
unterstützen. Karsai war nach einer von Betrug überschatteten Wahl am
19. November für weitere fünf Jahre als Staatsoberhaupt vereidigt worden.
Bei Angriffen kamen unterdessen NATO-Soldaten ums Leben. Wie die ISAF am
Sonntag mitteilte, starb am Vortag im Süden des Landes ein britischer
Soldat bei der Explosion einer Bombe. In Ostafghanistan wurde ebenfalls
am Sonnabend ein polnischer Soldat getötet, als dessen Einheit von
Aufständischen attackiert wurde. Seit Beginn des Jahres kamen damit in
Afghanistan fast 500 ausländische Soldaten ums Leben.
* Aus: Neues Deutschland, 21. Dezember 2009
Zurück zur Afghanistan-Seite
Zurück zur Homepage