Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Chronik des Krieges gegen Afghanistan

September 2003

1. - 14. September 2003
  • Mutmaßliche Taliban-Kämpfer haben bei zwei Überfällen mindestens acht Regierungssoldaten getötet und zwei weitere gefangen genommen. Beide Überfälle ereigneten sich in der Provinz Sabul. Der Geheimdienstchef der Provinz, Chalil Hotak, erklärte am 1. September, es handele sich offenbar um einen Versuch, Regierungstruppen vom Hauptschauplatz der jüngsten Kämpfe in den Bergen abzulenken. Bei einem der Überfälle griffen mutmaßliche Taliban-Kämpfer am 31. August einen Kontrollposten der afghanischen Regierung in Schadschoi an, 30 Kilometer nordöstlich von Kalat. Dabei wurden vier Soldaten getötet und zwei weitere von den Aufständischen gefangen genommen. Geheimdienstchef Hotak erklärte unter Berufung auf Augenzeugenberichte, die Angreifer seien zu Fuß gekommen und auf demselben Weg geflüchtet. Am frühen Morgen des 1. September griffen Bewaffnete in Schadschoi eine Gruppe Soldaten an, die die Straße von Kabul nach Kandahar bewachten. Sie töteten vier Soldaten und setzten deren Fahrzeug in Brand.
    Die afghanischen Behörden haben am 1. September in Zusammenarbeit mit der internationalen Friedenstruppe ISAF in Kabul mehrere Terror-Verdächtige und Kriminelle festgenommen. Wie eine Sprecherin der ISAF mitteilte, werden die Festgenommenen verdächtigt, "terroristische und kriminelle Taten gegen das afghanische Volk und die ISAF-Truppen" unternommen zu haben. Zur Zahl der Festgenommenen oder zu deren Identität machte sie keine Angaben.
    Inmitten neuer Kämpfe im Südosten Afghanistans hat die Regierung von Präsident Hamid Karsai Verhandlungen mit den dortigen Taliban-Rebellen aufgenommen. Sie beauftragte einen hochrangigen Vertreter der umkämpften Provinz Sabul, Abdul Rehman Hotak, mit den versprengten Taliban-Gruppen über eine friedliche Lösung des Konflikts zu verhandeln, wie die in Pakistan ansässige Nachrichtenagentur Afghan Islamic Press (AIP) am 1. September meldete. Nach Hotaks Angaben fordern die Rebellen eine Amnestie sowie Garantien, dass sie auch von den US-geführten Koalitionstruppen nicht mehr verfolgt werden. Im Gegenzug seien sie bereit, ihre Angriffe einzustellen. Laut Hotak verliefen erste Kontakte mit den Taliban im Bezirk Atghar "positiv". Gespräche mit den Taliban gäbe es in mindestens drei weiteren Bezirken der Provinz. Der Sicherheitschef der Provinz, Chalilullah, bestätigte Hotaks Angaben.
  • Afghanische und amerikanische Soldaten haben am 2. September drei mutmaßliche Stellungen der Taliban im Süden Afghanistans gestürmt. Die mutmaßlichen Taliban-Kämpfer zogen sich, ohne Gegenwehr zu leisten, aus den Lagern Kafir Schaila, Kabai und Ragh zurück, wie der afghanische Kommandeur der Region, General Hadschi Saifullah Chan, mitteilte. US-Kampfhubschrauber setzten unterdessen die Angriffe gegen weitere mutmaßliche Taliban-Stellungen in den nahe gelegenen Sair-Gar-Bergen fort.
    Nach US-Angaben vom 2. September wurden bei den Gefechten in der Provinz Sabul in der vergangenen Woche mehrere Dutzend Taliban-Kämpfer getötet. US-Militärsprecher Rodney Davis sprach von mindestens 37 Toten, die afghanischen Behörden setzten die Zahl deutlich höher an.
    Die Bundesregierung kündigte am 2. September die Entsendung von bis zu 450 deutschen Soldaten zum Schutz von Entwicklungshelfern nach Kundus in Nordafghanistan an. Regierungssprecher Béla Anda sagte in Berlin, das Kabinett sei sich einig, die Bundeswehr auch außerhalb der Hauptstadt Kabul einzusetzen. Vor dem förmlichen Beschluss müssten aber die Vereinten Nationen das Mandat der Afghanistan-Schutztruppe ISAF ausweiten. Danach sei die Zustimmung des Bundestags nötig. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Norbert Bicher, erklärte, zunächst wolle man mit 230 Bundeswehrsoldaten als Schutzkomponente nur in die Stadt Kundus selbst gehen. Verteidigungsminister Peter Struck und Außenminister Joschka Fischer hätten im Kabinett als mögliche Höchstzahl 450 Soldaten genannt. Aber man wolle mit einer möglichst geringen Zahl auskommen.
  • Offenbar aus Protest gegen die Unterrichtung von Mädchen haben mutmaßliche Taliban-Kämpfer einen Brandanschlag auf eine Schule in Afghanistan verübt. Die Moghul-Chil-Grundschule 60 Kilometer südlich der Hauptstadt Kabul wurde in der Nacht zum 3. September in Brand gesetzt, wie Militärsprecher Amir Dschhan sagte. Drei Klassenzimmer blieben unbeschädigt, so dass der Unterricht am Morgen für etwa die Hälfte der 400 Jungen und Mädchen fortgesetzt werden konnte.
    Der deutsche Kommandeur der NATO-geführten Schutztruppe in Kabul befürchtet Anschläge ausländischer Untergrundkämpfer in Afghanistan. Es gebe eine "erkleckliche Zahl von Arabern, beispielsweise Jemeniten, oder Tschetschenen, die hierher in Marsch gesetzt wurden und, so ist zu befürchten, hoch professionell sind", sagte ISAF-Kommandeur Götz Gliemeroth der "Financial Times Deutschland" (Ausgabe vom 3. September 03). Zunehmend seien es "nicht nur Afghanen oder Bürger aus Nachbarländern, die terroristische oder aufständische Operationen durchführen".
    Die heftigen Kämpfe in der südafghanischen Provinz Sabul sind am 3. September mit der Erstürmung einer Berghöhle weitgehend zu Ende gegangen. Wie der Geheimdienstchef der Provinz, Chalil Hotak, mitteilte, hatten die meisten Taliban-Kämpfer das Gebiet aber schon verlassen. Von den dort vermuteten Taliban- Kommandeuren sei niemand gefasst worden. Nach Angaben von Hotak wurden 600 afghanische Soldaten aus der Bergregion wieder abgezogen. Der Geheimdienstchef bezifferte die Zahl der in den neuntägigen Kämpfen getöteten Taliban-Kämpfer auf 137, auch fünf Soldaten seien ums Leben gekommen. Die US- Armee, die mit Kommandoeinheiten, Gebirgsjägern und Kampfflugzeugen in die Kämpfe eingegriffen hatte, sprach zuletzt aber nur von 37 toten Taliban-Kämpfern. Wie der Sprecher der US-Truppen, Oberst Rodney Davis, am 3. September sagte, dauerten die Angriffe auf die US-Truppen in anderen Gebieten an. Es habe aber keine Verluste gegeben.
  • Pakistan hat nach einem Zeitungsbericht vom 4. September hunderte Soldaten an die afghanische Grenze verlegt. Spekulationen um eine verstärkte Jagd auf El-Kaida- Führer Osama bin Laden bekommen damit neue Nahrung. Innenminister Faisal Saleh Hayat wird mit den Worten zitiert, der genaue Aufenthaltsort Bin Ladens sei zwar nicht bekannt, aber die Schlinge ziehe sich zu. Die Regionalregierung sprach dagegen von einem Manöver. Immer wieder wird gemutmaßt, dass sich Bin Laden im unwegsamen Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan aufhält.
  • An der pakistanisch-afghanischen Grenze ist es am 7. September erneut zu einem Feuergefecht gekommen. Nach pakistanischen Medienberichten beschossen Unbekannte von afghanischem Gebiet aus einen Grenzposten mit Granaten. Pakistanische Soldaten hätten das Feuer erwidert, hieß es. Über Opfer wurde nichts bekannt.
    US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat sich für einen Einsatz der Internationalen Schutztruppe in Afghanistan auch außerhalb der Hauptstadt Kabul ausgesprochen. Eine Ausweitung wäre "eine gute Sache", sagte er am 7. September bei einem eintägigen Besuch in Kabul.
    Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat am 7. September den Beginn der verfassungsgebenden Versammlung um zwei Monate verschoben. Sein Sprecher erklärte, Karsai reagiere mit dieser Entscheidung auf eine Aufforderung der Mitglieder der Versammlung. Diese hätten um mehr Zeit gebeten, um zuvor mit möglichst vielen Bürgern sprechen zu können. Die so genannte Loja Dschirga soll jetzt Mitte Dezember beginnen. Angesichts der Verschiebung war nicht klar, ob die für Juni 2004 geplante Parlamentswahl tatsächlich stattfinden kann. Karsais Sprecher Dschawid Luddin sagte der Nachrichtenagentur AP, die Wahl werde nicht beeinträchtigt. Sie werde sechs Monate nach der Loja Dschirga angesetzt.
    Angesichts der nach wie vor unsicheren Lage in Afghanistan wollen die USA ihre Finanzhilfen für das Land deutlich erhöhen. Das kündigte ein US-Regierungssprecher in Gardes an, wo Verteidigungsminister Donald Rumsfeld am 7. September die amerikanischen Truppen besuchte.
    In Südafghanistan wurden ein Geheimdienstmitarbeiter und sein Fahrer bei einem Anschlag schwer verletzt. Mutmassliche Rebellen feuerten am späten Samstagabend eine Rakete auf das Haus des Mannes in Laschkargah in der Provinz Helmand, wie Geheimdienstchef Dad Mohammed Chan am 7. September mitteilte.
  • Bei einer Reihe von Angriffen mutmaßlicher Taliban-Kämpfer in Afghanistan sind offiziellen Angaben zufolge fünf afghanische Soldaten getötet und zwei US-Soldaten verletzt worden. Ein afghanischer Armee-Kommandeur teilte am 8. September mit, die Soldaten seien getötet worden, als ihr Wagen am Vortag in der südafghanischen Provinz Kandahar von einer Rakete oder einer Granate getroffen worden sei. Fünf weitere afghanische Soldaten seien verwundet worden. Nach dem Angriff seien 13 mutmaßliche Taliban-Kämpfer festgenommen worden. Die US-Armee erklärte, zwei ihrer Soldaten seien bei zwei Feuergefechten in der südöstlichen Provinz Paktika und in der östlichen Provinz Kunar verwundet worden.
  • Die NATO prüft nach den Worten von Generalsekretär George Robertson eine Ausweitung des Mandats für die Internationale Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) über Kabul hinaus. Die Frage sei bereits bei der Allianz erörtert worden und solle nun von Militärexperten geprüft werden, sagte Robertson am 9. September in Brüssel. Laut Robertson wollen sich am 15. September Experten bei einem Afghanistan-Seminar in Brüssel mit der Frage befassen, zwei Tage darauf die NATO-Botschafter. Robertson betonte, dass für eine Ausweitung des ISAF-Mandats ein entsprechender Beschluss der UNO erforderlich sei.
  • Die geplante Erweiterung des Afghanistan-Mandats auf die Stadt Kundus ist im Bundestag nach wie vor strittig. FDP-Sprecher Werner Hoyer sagte in der Debatte um den außenpolitischen Teil der Haushaltsdebatte am 10. September, seine Fraktion lehne den Kundus-Einsatz ab, der die Soldaten zu "Geiseln in den Händen lokaler Kriegsherren" machen könne. CDU/CSU-Fraktionsvize Wolfgang Schäuble ließ das Abstimmungsverhalten der Union weiter offen und sprach von offenen Fragen im Zusammenhang mit Kundus. Er ließ aber durchblicken, dass eine Zustimmung denkbar wäre.
    Verteidigungsminister Struck stellt unterdessen weitere Weichen für den Einsatz. Er will in den nächsten Tagen ein so genanntes Operationsvorauskommando von 20 Soldaten nach Kundus schicken, um vor Ort die logistischen Bedingungen für einen längeren Einsatz zu überprüfen. Über das deutsche Wiederaufbauteam, das zunächst 230 Soldaten (maximal 450) umfassen soll, wird wohl Mitte Oktober im Bundestag entschieden. In einem Brief an die Fraktionschefs bittet Struck, dass das Vorauskommando zunächst auf Basis des alten, prinzipiell auf die Hauptstadt Kabul begrenzten Isaf-Mandats starten darf.
  • Mutmaßliche Taliban- oder El-Kaida-Kämpfer haben am 11. September, dem Jahrestag der Terroranschläge in den USA, fünf Raketen auf Ziele in Kabul abgefeuert. Ein Sprecher der Internationalen Schutztruppe (ISAF) erklärte am 14. September weiter, dies sei kein Zufall. So viele Angriffe habe es noch nie in einer Nacht gegeben. Die Angreifer hätten damit ein Zeichen setzen wollen, sagte Oberstleutnant Manfred Wittig. Ein Kanadier wurde bei den Raketeneinschlägen leicht verletzt.
  • Erstmals seit fast sechs Monaten sind Einrichtungen der Internationalen Schutztruppe in Afghanistan wieder mit Raketen angegriffen worden. Nach Angaben der ISAF in Kabul am 12. September wurde bei den zwei Einschlägen ein afghanischer ISAF-Mitarbeiter leicht verletzt, außerdem entstand geringer Sachschaden. Zum ersten Mal schlug eine Rakete direkt auf dem Gelände von Camp Warehouse in Kabul ein, wo die meisten deutschen Soldaten untergebracht sind.
  • Die USA erklärten die mehrwöchige Militäraktion gegen Taliban- und El-Kaida-Mitglieder im Südosten Afghanistans für erfolgreich beendet. Im Verlauf der am 20. Juli begonnenen "Operation Warrior Sweep" seien mehrere Tonnen Sprengstoff und geheime Höhlen entdeckt worden, sagte US-Militärsprecher Oberst Rodney Davis am 13. September in Bagram. Die Aktion habe sich auf ein Gebiet zwischen den Städten Chost und Gardes, die Schai-Kowt-Berge und das Gajan-Tal erstreckt. Daran seien Soldaten der USA, Italiens und Rumäniens sowie afghanische Militärangehörige beteiligt gewesen. Experten hätten mehr als 30.000 Kilogramm Sprengstoff zerstört. Noch verwendbare Munition sei der afghanischen Armee übergeben worden. An der Straße von Chost nach Gardes sei ein mit sechs Tunneln verbundener Höhlenkomplex entdeckt worden. Auch dort seien rund 18.000 Kilogramm Kampfmittel zerstört worden.
  • Der afghanische Präsident Hamid Karsai ordnete Untersuchungen zu Vorwürfen der UN an, wonach Kabinettsmitglieder und andere Regierungsbeamte armen Afghanen Land weggenommen haben sollen, um sich darauf Häuser zu bauen. Karsais Sprecher Jawid Luddin sagte, zwar scheine die Aktion legal vonstatten gegangen zu sein, doch habe Karsai sein Kabinett zu Zurückhaltung aufgefordert, um die soziale Gerechtigkeit zu wahren. Die Ministerien für Inneres und Stadtplanung sollten in einer Woche über das Ergebnis der Ermittlungen Bericht erstatten. In der vergangenen Woche hatten hunderte Polizisten unter Führung des Polizeichefs von Kabul mit Bulldozern und Lastwagen die Häuser von mehr als 250 armen Bewohnern des Viertels Wasir Akbar Chan zerstört. Die Habseligkeiten der Menschen befanden sich noch in den Häusern. Ein UN-Sprecher sagte am 11. September, zwar scheine das Land dem Verteidigungsministerium zu gehören, doch hätten viele der betroffenen Familien dort zum Teil seit 30 Jahren gewohnt. Die unabhängige Menschenrechtskommission in Afghanistan nannte am 13. September mehr als 30 Beamte, die an der Landbesetzung beteiligt gewesen sein sollen, darunter die Minister für Verteidigung, Bildung, Energieversorgung und städtische Angelegenheiten.
  • Mutmaßliche Taliban-Kämpfer überfielen im Südosten des Landes nahe der Grenze zu Pakistan eine Polizeiwache und setzten sie in Brand. Verletzt wurde bei dem Zwischenfall am 13. September niemand, wie der Polizeichef der Provinz Paktika am 14. September erklärte.
15. - 30. September 2003
  • US-Truppen und ihre afghanischen Verbündeten haben bei Kämpfen im Süden Afghanistans mindestens 19 mutmaßliche Taliban getötet. Bei einer Offensive in der Provinz Kandahar seien 15 mutmaßliche Kämpfer ums Leben gekommen, teilte die US-Armee am 15. September mit. Dabei sei auch die US-Luftwaffe im Einsatz gewesen. Weitere Angaben etwa zu möglichen Verletzten unter den Alliierten oder zum genauen Kampfort machte das Militär nicht. Ende August hatten die Koalitionskräfte in den Bergen der Nachbarprovinz Sabul die "Operation Mountain Viper" gegen Taliban gestartet. Seitdem sollen insgesamt mehr als 120 Taliban getötet worden sein.
    Die NATO steht einer von den USA und Deutschland geforderten Ausweitung der Friedensmission in Afghanistan über die Hauptstadt Kabul hinaus grundsätzlich offen gegenüber. Es gebe einen Konsens unter den Mitgliedstaaten, dass über eine solche Frage nachgedacht werden müsse, sagte NATO-Generalsekretär George Robertson nach einem Treffen mit EU-Vertretern am 15. September in Brüssel.
  • Ein Konvoi der Vereinten Nationen (UN) mit fünf ausländischen UN-Vertretern und Journalisten ist am 16. September in der ostafghanischen Provinz Paktia unter Beschuss geraten. Niemand sei bei dem Angriff verletzt worden, sagte ein Sprecher des lokalen Kriegsherrn Pacha Khan Jadran der in Pakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur AIP.
    Ein ranghoher Kommandeur des gestürzten Taliban-Regimes ist bei einem Feuergefecht mit afghanischen Truppen im Süden des Landes getötet worden. Der Verwaltungschef des Bezirks Maruf, Malim Sied Ali Chan, erklärte am 16. September, Hafis Abdul Rahim sei gemeinsam mit 14 Kämpfern zwei Tage zuvor ums Leben gekommen. Die Militärführung bestätigte seinen Tod. Rahim war Polizeichef der Taliban, bevor das Regime Ende 2001 gestürzt wurde. Ihm wurde vorgeworfen, Angriffe auf afghanische Regierungstruppen organisiert zu haben. Seine Leiche wurde den US-Militärbehörden übergeben, wie Kommandeur Hadschi Grani erklärte.
  • Die afghanische Übergangsregierung hat sich über die Arbeit der internationalen Entwicklungshelfer beschwert. "Wir werden von den ausländischen Partnern meist vor vollendete Tatsachen gestellt", sagte Wiederaufbauminister Amin Farhang dem "Handelsblatt" vom 17. September. Viele Experten kämen als "Besserwisser" nach Kabul. Einige internationale Organisationen stellten das eigene Interesse in den Vordergrund: "Die schönsten Häuser, Gehälter bis zu 15.000 Dollar (13.350 Euro), die besten Autos - das alles sind Gelder, die für den Wiederaufbau eingesetzt werden sollten", sagte Farhang.
    Am 17. September wurden bei einem Bombenanschlag auf das Haus eines afghanischen Sicherheitsbeamten ein Polizist getötet und zwei weitere verwundet, wie ein Sprecher der Provinz Ghasni mitteilte.
    Ebenfalls am 17. September wurde ein Bombenanschlag auf einen Militärkonvoi nahe Kandahar verübt.
  • US-Soldaten haben in den vergangenen drei Tagen im Süden Afghanistans nach eigenen Angaben mindestens elf mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet. Die Gefechte in der Bergregion von Kandahar und Sabul seien Teil der Operation "Mountain Viper", bei der seit mehr als zwei Wochen neben Bodentruppen auch Kampfflugzeuge im Einsatz seien, erklärten die US-Streitkräfte am 18. September auf dem Stützpunkt Bagram. Dass die Rebellen trotz ihrer hohen Verluste - seit Ende August sollen mehr als 100 Kämpfer getötet worden sein - noch immer erbitterten Widerstand leisteten, sei Besorgnis erregend, sagte ein Militärsprecher.
    Bei einem Bombenanschlag auf einem Markt in Dschalalabad wurden nach Angaben eines Sicherheitsbeamten am 18. September mehrere Geschäfte zerstört, verletzt wurde niemand.
    In Kabul traf am 18. September US-Finanzminister John Snow zu Gesprächen über den Wiederaufbau des Landes ein. Die afghanischen Behörden haben wiederholt geklagt, die zugesagten 4,5 Milliarden Dollar Hilfe der internationalen Gemeinschaft für die kommenden fünf Jahre seien zu wenig und träfen auch nur in geringem Umfang ein.
    Der französische Staatspräsident Chirac und Bundeskanzler Schröder tauschten sich nach Angaben der französischen Seite bei einem Treffen in Berlin am 18. September auch über die Situation in Afghanistan aus. Chirac habe seine Unterstützung für die deutsche Position deutlich gemacht, das Mandat der internationalen Schutztruppe ISAF über Kabul hinaus auszudehnen. Frankreich, das ungefähr 500 Mann vor Ort hat, habe aber nicht vor, sein Kontingent zu erhöhen.
    Die NATO erwägt eine Ausweitung des ISAF-Mandats in Afghanistan über die Hauptstadt Kabul hinaus. Die Militärs der Allianz wollen offenbar am 18. September ein Mandat der Mitgliedstaaten erhalten, entsprechende Planungen vorzunehmen, wie es in NATO-Kreisen hieß. Bislang ist der Einsatz der 5.500 Mann starken Truppe auf Kabul begrenzt. Deutschland und die USA haben aber eine Ausweitung des Mandats gefordert.
    Als erste ausländische Kultureinrichtung in Kabul eröffnet das Goethe- Institut am kommenden 22. September seine Pforten. Das Auswärtige Amt teilte am 18. September in Berlin mit, damit unterstreiche die Bundesrepublik ihr umfassendes kultur- und bildungspolitisches Engagement in dem von 23 Jahren Krieg verwüsteten Land.
  • Bei einer Explosion nahe des US-Hauptquartiers in Afghanistan sind am 19. September mindestens fünf Menschen getötet worden. Es seien afghanische Zivilisten, hieß es nach Augenzeugenberichten. Nach Angaben des US-Militärs handelte es sich um einen Unfall. Koalitionssoldaten seien nicht betroffen.
    Bei einer Explosion in einem Haus in der ostafghanischen Provinz Laghman wurden am 19. September elf Angehörige einer Familie getötet, darunter auch Frauen und Kinder. In dem Haus hätten Bergleute Sprengstoff gelagert, berichtete AIP. Die Exlosion habe das zweistöckige Gebäude dem Erdboden gleichgemacht.
    Bei Kämpfen zwischen Truppen zweier Kommandeure in der nordafghanischen Provinz Kapisa wurden nach einem Augenzeugenbericht vom 19. September mindestens 13 Menschen getötet und 15 verletzt. Die Kämpfe dauern seit dem 14. September an.
    Bei einer Explosion in einem Gebäude in der Nähe des US- Hauptquartiers in Afghanistan sind am 19. September nach US-Militärangaben mindestens sieben Menschen getötet worden. Major David Lang sagte, rund 15 Personen würden sich noch in dem Gebäude befinden. "Ich kann nicht sagen, ob sie tot oder verwundet sind." Die Explosion ereignete sich etwa einen Kilometer vom Luftwaffenstützpunkt Bagram entfernt. Nach Angaben von Bewohnern handelt es sich bei den Toten um Einheimische. Afghanisches Militär riegelte den Unglücksort ab. Ein US-Soldat erklärte, in dem Gebäude sei offenbar Munition gelagert worden.
  • Amerikanische Kampfhubschrauber bombardierten im Süden Afghanistans ein Zelt, dabei wurden zwölf Menschen getötet. Bei den Todesopfern handele es sich um zwei Mitglieder der Taliban und zehn Nomadenfrauen, sagte der stellvertretende Gouverneur der Provinz Sabul, Mullah Mohammed Umer, am 20. September der Nachrichtenagentur AP. Der Vorfall habe sich in der Nacht zum 19, September (eine andere Agentur sprach vom 16. September) im Bezirk Naubahar ereignet, etwa 200 Kilometer nordöstlich von Kandahar. Unter den Toten sei auch der Taliban-Kommandeur Mullah Mohammed Gul Niasi, der in den vergangenen Monaten Angriffe auf die US-Truppen in Sabul organisiert habe.
    Die geplante Ausweitung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan auf die Region Kundus findet in der Bevölkerung nur wenig Rückhalt. 69 Prozent der Befragten sind nach einer Emnid-Umfrage gegen einen solchen Schritt. Nur 27 Prozent befürworten die Ausweitungl, meldet die taz am 20. September.
    Mutmaßliche Taliban-Kämpfer töteten in der Nacht zum 20. September nach einem Bericht der in Pakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur AIP den Polizeichef eines afghanischen Distrikts. Bei dem Angriff in der Provinz Kandahar im Süden des Landes seien die beiden Leibwächter des Polizeichefs schwer verletzt worden, berichtete AIP unter Berufung auf nicht näher beschriebene Quellen.
    Radikalislamische Talibankämpfer haben die Kontrolle über den Hauptort eines Distriks im Südosten Afghanistans übernommen. Mehrere hundert Talibankämpfer hätten die Ortschaft Barmal bereits Mitte August mit Unterstützung von El-Kaida-Mitgliedern von Pakistan aus angegriffen und regierungstreue Truppen und Beamte vertrieben, sagten hochrangige Beamte der Provinz Paktika am 20. September. Nach Angaben von Soldaten, die an den Kämpfen beteiligt waren, töteten die Angreifer mindestens zehn Menschen. Einigen Opfern hätten sie die Kehle durchgeschnitten. "Barmal steht seitdem unter Kontrolle der Taliban", bestätigte der Vizegouverneur von Paktika, Sado Chan.
    Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat eine seit langem erwartete Reform des Verteidigungsministeriums gebilligt. Sie gilt als wichtiger Schritt zur Bildung einer nationalen Armee und zur Entmachtung der mächtigen Milizführer. Der bisherige Generalstabschef Mohammed Asef Delauar wurde entlassen, zu seinem Nachfolger wurde General Bismillah Chan ernannt. Beide Männer sind Tadschiken. Zum ersten Stellvertreter wurde der paschtunische General Abdul Rahim Wardak berufen, wie Karsais Sprecher Jauid Luddin am 20. September mitteilte. Die Reform des Ministeriums stieß bislang auf den Widerstand des mächtigen Verteidigungsministers Mohammed Fahim, eines Tadschiken, der den ermordeten Führer der Nordallianz Achmed Schah Massud als Kommandeur der Anti-Taliban-Streitkräfte abgelöst hatte. Fahim, der im Norden Afghanistans weiter eine große Machtbasis hat und dort eine Privatarmee unterhält, bleibt auch nach den Reformen weiter im Amt. Allerdings ist seine Position wohl etwas geschwächt. Karsai ernannte auch drei neue stellvertretende Verteidigungsminister: den Hasara Bas Mohammed Dschauhari, den Usbeken Mohammed Humajun Fausi und den Paschtunen Gulsarak Sadran.
  • Die Wirtschaft in Afghanistan erholt sich nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) allmählich. Im Finanzjahr, das am 31. März zu Ende ging, sei die Wirtschaftskraft ohne Berücksichtigung des Opiumanbaus von niedrigem Ausgangsniveau um 30 Prozent gestiegen, erklärte der IWF-Missionschef für Afghanistan, Adam Bennett, am 22. September in Dubai. Für dieses Jahr würden 20 Prozent Wachstum erwartet. Nötig sei allerdings eine Verbesserung der Sicherheitslage, mahnte Bennett. Die Regierung in Kabul mache in den Provinzen wichtige Fortschritte bei den Steuereinnahmen und habe Reformen wie die Einführung einer neuen Währung und bessere Bankengesetze umgesetzt. Dennoch bleibe noch viel Arbeit, um das Land nach 20 Jahren Krieg und Isolation aus der Armut zu führen. Ein gravierendes Problem sei der Opiumanbau. Würde der Drogenanbau in die Statistik einfließen, würde er 40 bis 50 Prozent der Wirtschaftskraft ausmachen, erklärte Bennett. Den Bauern müsse eine Alternative geboten werden, forderte er.
    Nach zwölf Jahren hat Deutschland am 22. September das Goethe-Institut in Kabul wieder eröffnet, das erste ausländische Kulturinstitut in Afghanistan seit dem Sturz des Taliban-Regimes. Das Goethe-Institut will in Kabul ein Sprachprogramm anbieten und es afghanischen Künstlern, Lehrern und Bibliothekaren ermöglichen, für einige Zeit in Deutschland zu arbeiten. Es gehe um die Suche nach einem Weg nach vorn nach 20 Jahren Krieg und Zerstörung, sagte der stellvertretende Generalsekretär des Instituts, Wolfgang Bader. Das Goethe-Institut hatte sich 1991 aus Kabul zurückgezogen.
    Die Taliban kontrollieren nach eigenen Angaben vier afghanische Bezirke und bereiten sich auf weitere Kämpfe mit den von den USA geführten Truppen vor. Die Taliban hätten die "militärischen Siege" nach "Erklärungen der Marionettenregierung" von Afghanistans Präsident Hamid Karsai errungen, wonach sie in den Provinzen Sabul, Kandahar, Helmand und Urusgan zurückgeschlagen wurden, zitierte die pakistanische Zeitung "The News" am 22. September einen Taliban-Sprecher. Hamid Agha, der sich dem Blatt als neuer Sprecher der Islamischen Taliban-Bewegung vorstellte, sagte: "Wir haben zurückgeschlagen und werden weiterhin in ganz Afghanistan präsent sein".
    US-Präsident George W. Bush hat seinen bisherigen Sonderbeauftragten Zalmay Khalilzad als neuen Afghanistan-Botschafter nominiert. Khalilzad werde seinen bisherigen Posten als US-Sonderbeauftragter für Afghanistan beibehalten, teilte das Weiße Haus am 22. September (Ortszeit) mit. Der in Maryland bei Washington lebende gebürtige Afghane hatte seit dem Sturz des Taliban-Regimes als US- Sonderaufbeauftrager gedient. Er wird nun Robert Finn ersetzen.
  • Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat Pakistan aufgefordert, grenzüberschreitende Angriffe von Extremisten zu verhindern. Extremisten dürften pakistanisches Territorium nicht länger als Basis für ihre Angriffe auf Afghanistan nutzen, sagte Karsai am 23. September vor der UN-Vollversammlung in New York. "Terrorismus bedeutet ein Risiko für die Regierungen der Region", und so lange er andauere, seien "weder Afghanistan, noch seine Nachbarn und auch nicht der Rest der Welt in Sicherheit". Laut der Regierung in Kabul finden El-Kaida-Kämpfer und Taliban in der pakistanischen Grenzregion Zuflucht und Unterstützung für Attacken auf Afghanistan.
  • Die afghanischen Sicherheitskräfte haben am 24. September nahe der Hauptstadt Kabul 47 mit Splitterbomben bestückte Raketen sicher gestellt, wie das staatliche Fernsehen am Abend berichtete. Dem Beitrag von Afghan TV zufolge wurden die Raketen auf einem Berghang 15 Kilometer nordöstlich von Kabul entdeckt.
    Vertreter von 24 Staaten, darunter Deutschland, haben dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai am Rande der UNO-Vollversammlung ihre Unterstützung beim Wiederaufbau des Landes zugesichert. Zudem hätten die Staaten zugesagt, bei der Gewährleistung von Sicherheit und Stabilität im Land zu helfen, sagten Diplomaten am 24. September in New York. Eine Erklärung der Gruppe enthielt allerdings nicht die von Karsai gewünschte Ausweitung des Einsatzes der internationalen Schutztruppe Isaf über Kabul hinaus.
  • Bewaffnete Männer haben in Afghanistan das Fahrzeug einer Hilfsorganisation überfallen und einen der Insassen getötet. Ein weiterer Mitarbeiter wurde schwer verletzt, wie die Organisation VARA am 25. September mitteilte. Sie stellte nach dem Zwischenfall vom Vortag vorläufig ihre Arbeit in Afghanistan ein. Das Fahrzeug befand sich auf dem Weg von Kandahar in die Provinz Nimros, als es in Osichuschk, rund 100 Kilometer nordwestlich von Kandahar, beschossen wurde. Der dritte Insasse blieb unverletzt.
    Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF hat sich besorgt über Kindesentführungen in Afghanistan gezeigt. Seit Anfang des Jahres habe es Berichte der Vereinten Nationen und der Menschenrechtskommission über eine Anzahl Entführungen im Norden und Nordosten Afghanistans gegeben, teilte UNICEF am 25. September in Kabul mit. In den Nachbarländern werde mit den verschleppten Kindern anscheinend gehandelt. Manche Opfer seien den Berichten zufolge erst vier Jahre alt gewesen.
  • In der Nacht zum 26. September ist in der ostafghanischen Provinz Paktia ein Stützpunkt der Koalitionstruppen mit Raketen angegriffen worden, verlautete aus US-Armeekreisen. Niemand sei aber verletzt worden.
    Bei der Explosion einer Landmine in der südafghanischen Provinz Kandahar ist am 26. September ein Soldat der US-geführten Koalitionstruppen verletzt worden. Die Koalitionstruppen teilten mit, der Soldat sei mit seinem Fahrzeug auf die Mine gefahren. Über die Nationalität des Verletzten wurde nichts mitgeteilt.
    NATO-Generalsekretär George Robertson hat bei einem Besuch in Kabul das Engagement der Allianz in Afghanistan bekräftigt. Allein die Hauptstadt sicherer zu machen sei nicht ausreichend, sagte Robertson am 26. September. Deshalb werde derzeit von NATO-Militärexperten eine Ausweitung des Mandats für die internationale Schutztruppe ISAF geprüft. Dabei würden "alle Optionen" untersucht. Dazu zähle der Einsatz so genannter Wiederaufbauteams, wie ihn die Bundesregierung für die Bundeswehr in der nordafghanischen Stadt Kundus anstrebt. Der NATO-Generalsekretär sprach in der afghanischen Hauptstadt mit den afghanischen Ministern für Verteidigung und Inneres, Mohammed Kasim Fahim und Ali Ahmed Dschalali, sowie mit ISAF-Vertretern.
    In Afghanistan ist das Terrornetzwerk El Kaida nach Ansicht von Präsident Hamid Karsai vollständig ausgelöscht. "Sie sind keine überlebensfähige Untergrundorganisation mehr", sagte Karsai am 26. September in einem Interview der Nachrichtenagentur AP in New York. El-Kaida-Führer Osama bin Laden halte sich wahrscheinlich im Grenzgebiet zu Pakistan auf. "Sie verstecken sich", sagte Karsai über die Mitglieder des Terrornetzwerks. "Ihre Führung versteckt sich." Der Präsident widersprach damit einem Bericht des amerikanischen Geheimdienstes. Dieser hatte kürzlich festgestellt, dass die El Kaida in Afghanistan immer noch aktiv sei.
  • Bei einem Angriff von mutmaßlichen Taliban auf einen Armeelastwagen in der Provinz Helmand wurden am 27. September alle sieben Regierungssoldaten getötet, wie ein Provinzsprecher am Sonntag bekannt gab. Es habe sich bei den Soldaten um Leibwächter des Gouverneurs, Scher Mohammed Achundsada, gehandelt. Achundsada sei jedoch nicht mit seinen Bewachern gereist. Die Attacke wurde in der Region Mir Mundo 80 Kilometer nordwestlich von Kandahar verübt.
    Ebenfalls am 27. September wurde ein Brandanschlag auf eine Mädchenschule in der östlichen Provinz Nangarhar verübt. Das einstöckige Gebäude im Bezirk Dara e Noor sei völlig niedergebrannt, sagte ein Sprecher des Informationsministeriums. Es sei aber niemand verletzt worden.
  • Im Osten Afghanistans ist wieder eine Mädchenschule Ziel eines Brandanschlags geworden. Die Zelte, in der die Mädchen in der Provinz Balkh unterrichtet wurden, brannten am Abend des 28. September nieder. Es war der erste derartige Angriff in der Provinz Balkh, die als Hochburg der Taliban-Gegner gilt. Auf Flugblättern wurden die Bewohner gewarnt, die Mädchen nicht zur Schule zu schicken.
    Am 28. September berichtete die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP von einem Raketenangriff auf einen Stützpunkt der US-geführten Koalitionstruppen in der ostafghanischen Provinz Chost. Über Tote oder Verletzte und die Identität der Angreifer sei noch nichts bekannt gewesen. Die Truppen hätten nach Kämpfern der radikalislamischen Taliban und des Terrornetzwerks El Kaida gesucht.
    In den vergangenen anderthalb Jahren sind mehr als zwei Millionen afghanische Flüchtlinge in ihre Heimat zurückgekehrt. Mit Hilfe des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) und der afghanischen Regierung seien rund 2,2 Millionen Afghanen aus den Nachbarländern Iran und Pakistan zurückgekommen, sagte eine UNHCR-Sprecherin am 28. September in Kabul. Demnach ging die Zahl der Rückkehrer in diesem Jahr deutlich zurück. Insgesamt seien rund eine halbe Million gezählt worden, von denen etwa 400.000 die Hilfe der Vereinten Nationen in Anspruch genommen hätten, sagte die Sprecherin weiter.
    Nach monatelangem Ringen um eine neue Verfassung für Afghanistan haben Fundamentalisten und Gemäßigte einen Durchbruch erzielt. Wie ein Regierungsmitarbeiter am 28. September bekannt gab, soll das Land zu einem islamischen Staat erklärt, das strikte islamische Recht (Scharia) aber nicht wieder eingeführt werden. In der Präambel des Textes heißt es: "Afghanistan ist ein islamischer Staat." Die Gesetze müssten sich daran orientieren. Über die Scharia finde sich jedoch nichts, sagte der Regierungsmitarbeiter, der bei der Erstellung des Textes mitarbeitete.
  • Bei einem Gefecht mit Taliban-Kämpfern im Südosten Afghanistans ist am 29. September ein US-Soldat ums Leben gekommen, zwei weitere sind verletzt worden, erklärte ein US-Sprecher.
  • US-Präsident George W. Bush hat 290 Millionen Dollar aus dem militärischen Etat für die Wiederaufbauhilfe in Afghanistan umgeschichtet. Die Gelder seien ursprünglich für das Verteidigungsministerium vorgesehen gewesen, teilte das Präsidialamt am 30. September mit. Bush habe aber dem Kongress mitgeteilt, die Mittel würden dem US-Außenministerium für die Beschleunigung der in Afghanistan bereits in Angriff genommenen Wiederaufbauprogramme zur Verfügung gestellt. Bush hatte für die Wiederaufbauhilfe in Afghanistan vom US-Kongress zusätzlich 1,2 Milliarden Dollar beantragt. Davon sollen 400 Millionen Dollar unmittelbar und 800 Millionen Dollar im kommenden Jahr bereitgestellt werden. Der US-Präsident will außerdem elf Milliarden Dollar für die Finanzierung von militärischen Operationen im Afghanistan.


Zurück zur Kriegschronik

Zu weiteren Beiträgen über Afghanistan

Zurück zur Homepage