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Chronik Afghanistan

März 2008


Samstag, 1. März, bis Sonntag, 9. März
  • US-Präsident George W. Bush will auf dem Nato-Gipfel in Bukarest Anfang April die verbündeten Staaten zu einem stärkeren Engagement in Afghanistan bewegen. Seine Regierung erwarte von den in Afghanistan präsenten Staaten die Bereitschaft, "eine schwere Last" zu tragen, sagte Bush am 1. März nach einem Treffen mit dem dänischen Regierungs-chef Anders Fogh Rasmussen auf seiner Ranch in Crawford (US-Bundesstaat Texas).
  • 4. März: Bei einem Anschlag im Osten Afghanistans sind zwei Soldaten der internationalen Schutztruppe Isaf ums Leben gekommen. Auch zwei afghanische Arbeiter starben. Im Osten Afghanistans operieren unter Isaf- Kommando vor allem US-Soldaten.
  • Die Veröffentlichung von Karikaturen des Propheten Mohammed in Dänemark hat in Afghanistan erneut Proteste ausgelöst. In Dschalalabad demonstrierten am 9. März mehrere Tausend Schüler und Studenten unter Todesdrohungen gegen Dänemark und die Karikaturen. Die Proteste richteten sich auch gegen einen angekündigten Koran-Film des islamfeindlichen niederländischen Abgeordneten Geert Wilders.
Montag, 10. März, bis Sonntag, 16. März
  • 10. März: In einer Grundsatzrede vor Führungskräften der Bundeswehr in Berlin forderte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Nato-Staaten auf, das Militär besser mit zivilen Kräften zu vernetzen. Die Nato sei die zentrale Säule der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik, müsse aber auf eine "lange Liste von Fragen", Antworten geben. Sie sagte, Deutschland werde in Afghanistan weiter im Norden bleiben und keine Soldaten im umkämpften Süden einsetzen.
  • 11. März: William Fallon, Kommandeur der USA für den Nahen Osten, räumt seinen Posten. US-Verteidigungsminister Gates verkündete den Rücktritt des Admirals - er hatte sich kurz zuvor kritisch über die Iran-Politik von George W. Bush geäußert.
  • Es ist ein scharfer Anstieg der Gewalt durch Aufständische und Terroristen: Mehr als 8000 Menschen kamen 2007 in Afghanistan nach Angaben der Vereinten Nationen ums Leben. Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, es habe 2007 jeden Monat durchschnittlich 566 Zwischenfälle gegeben, nach 425 pro Monat 2006. Die Zahl der Selbstmordanschläge sei von 123 im Jahr 2006 auf 160 im vergangenen Jahr gestiegen.
  • 13. März: Schwerer Terroranschlag in Afghanistan: Bei einem Selbstmordattentat in der Hauptstadt Kabul sind heute mindestens sechs Menschen getötet worden. Außerdem gab es viele Verletzte. US-Soldaten, denen der Anschlag galt, sind aber nicht unter den Opfern.
Montag, 17. März, bis Sonntag, 23. März
  • 19. März: US-geführte Truppen in Afghanistan haben nach offiziellen Angaben sechs Zivilisten getötet, darunter zwei Kinder und eine Frau. Die ausländischen Soldaten hätten in der Ortschaft Mukibel in der südöstlichen Provinz Chost ein Haus gestürmt und die Menschen getötet, sagte Distriksgouverneur Gul Kasim der Nachrichtenagentur Reuters. Nach Angaben der Koalitionstruppen wurden indes nur zwei Zivilisten, eine Frau und ein Junge - sowie mehrere Aufständische getötet.
  • Mit dem klaren Auftrag für eine bessere Zusammenarbeit mit der Nato hat der Uno-Sicherheitsrat am 21. März das Mandat seiner Afghanistan-Mission um ein Jahr verlängert. Die 15 Mitglieder des höchsten Uno-Gremiums verabschiedeten die entsprechende Resolution einstimmig. Ärger gibt es im Bundestag um die Ausrüstung der deutschen Soldaten am Hindukusch mit Hubschraubern. Die Uno-Mission Unama erhielt in der Resolution den ausdrücklichen Auftrag, den Drogenhandel zu bekämpfen sowie Aufbau und Entwicklung des seit Jahrzehnten im Krieg lebenden Landes zu fördern. Auch die Zusammenarbeit mit der Schutztruppe Isaf, die von der Nato geführt und von insgesamt 40 Ländern gestellt wird, solle "auf allen Ebenen und im gesamten Land verstärkt werden", hieß es in der Entschließung.
  • 22. März: In Kunduz, wo die Bundeswehr-Einheiten ihr Lager haben, töteten Taliban-Kämpfer einen ranghohen Polizisten auf einer Patrouille
Montag, 24. März, bis Montag, 31. März
  • 25. März: Entwicklungsgelder werden nicht ausgezahlt oder für überteuerte Bauprojekte verschwendet, Hilfsmissionen laufen unkoordiniert an der Regierung vorbei: Eine Studie enthüllt erhebliche Mängel bei der Entwicklungshilfe in Afghanistan.. Nach dem Krieg in Afghanistan 2001 haben sich viele Staaten dazu verpflichtet, den Wiederaufbau des Landes finanziell zu unterstützen. Nach Angaben der ACBAR (Agency Coordinating Body for Afghan Relief) ist allerdings bislang wesentlich weniger Geld im Land angekommen, als die Geberländer zugesagt hatten. Demnach hat die internationale Gemeinschaft nach Angaben des afghanischen Finanzministeriums insgesamt 25 Milliarden Dollar an Hilfsgeldern zugesagt, bislang aber nur 15 Milliarden bereitgestellt. Auch die deutsche Regierung blieb laut Bericht deutlich hinter ihren Zusagen zurück. Von den versprochenen 900 Millionen Euro habe sie erst rund zwei Drittel nach Afghanistan überwiesen, heißt es. Berlin bestreitet, hinter den Zusagen zurück geblieben zu sein
  • 27. März: Bei einem Anschlag auf ein Wiederaufbauteam in der Nähe der nordafghanischen Stadt Kundus werden zwei deutsche Soldaten schwer und einer leicht verletzt. Der Sprengsatz explodiert am Straßenrand neben einem Bundeswehrfahrzeug des Typs "Dingo", die begrenzt vor derartigen Anschlägen geschützt sind.
  • 31. März: Bei einem Bombenanschlag in der südafghanischen Unruheprovinz Helmand sind zwei britische Soldaten der Internationalen Schutztruppe Isaf ums Leben gekommen. Das teilte das britische Verteidigungsministerium in London mit. Die Männer seien während einer Patrouille im Distrikt Kajaki durch die Explosion eines am Straßenrand versteckten Sprengsatzes getötet worden. Die Nato-geführte Isaf bestätigte in einer in Kabul verbreiteten Mitteilung den Anschlag, äußerte sich wie üblich aber nicht zur Nationalität der Betroffenen. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich am Montag im Internet zu der Tat. Ein "Panzer der britischen Truppen" sei am Vortag in Helmand durch eine ferngezündete Mine zerstört worden. Dabei seien zehn Soldaten getötet oder verletzt worden. Die von den Extremisten nach Anschlägen verbreiteten Opferzahlen gelten als stark übertrieben. In der Provinz Helmand sind etwa 8000 britische Truppen stationiert.


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