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Chronik Afghanistan

Dezember 2005

Donnerstag, 1. Dezember, bis Sonntag, 4. Dezember
  • Bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe sind im Süden Afghanistans drei Menschen getötet worden. Wie die Polizei am 3. Dez. mitteilte, wurden ein ranghoher Beamter und zwei Polizisten in den Tod gerissen, drei weitere Polizisten erlitten Verletzungen. Der Sprengsatz detonierte am Abend des 2. Dez. im Bezirk Shawali Kot nördlich von Kandahar. Anschläge von Aufständischen haben in Afghanistan in diesem Jahr fast 1.500 Menschen das Leben gekostet.
  • In Pakistan ist ein ranghoher Führer der Terrororganisation El Kaida getötet worden: Staatschef Pervez Musharraf bestätigte einen Zeitungsbericht, wonach der Syrer Hamsa Rabia bei einem Raketenangriff in den pakistanischen Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan getötet wurde. Der Angriff auf ein Haus bei dem Ort Mirali in der Region North Waziristan sei am 1. Dez. erfolgt, sagte Musharraf. Der englischsprachigen Tageszeitung "Dawn" zufolge wurden bei dem Angriff vier weitere Kämpfer getötet. Behördenvertreter hätten erklärt, die Männer seien bei einer Explosion in einem Haus ums Leben gekommen; Zeugen hätten jedoch berichtet, dass unbemannte Flugzeuge einen "Raketenhagel" auf das Haus abgefeuert hätten.
  • Bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Gruppen im Osten Afghanistans ist ein Abgeordneter des Parlaments in Kabul getötet worden. Der "Kommandeur" Esmatullah Muhabat sei bei Gefechten zwischen seiner Miliz und einer anderen bewaffneten Gruppe in der östlichen Provinz Laghman ums Leben gekommen, sagte ein Sprecher des dortigen Gouverneurs am 4. Dez. der Nachrichtenagentur AFP. Danach wurde auch ein Milizionär Muhabats getötet, drei weitere wurden verletzt. Was die Kämpfe ausgelöst habe, wisse er nicht, sagte der Sprecher weiter. Es seien Ermittlungen eingeleitet worden.
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf einen US-Militärkonvoi ist im Süden Afghanistans ein Mensch ums Leben gekommen. Zwei Afghanen und ein US-Soldat wurden in einem westlichen Vorort der Stadt Kandahar verletzt, als sich der Attentäter beim Vorbeifahren von Fahrzeugen der Koalitionstruppen in die Luft sprengte, wie ein Polizeisprecher am 4. Dez. mitteilte. Die US-Armee bestätigte die Explosion nahe eines Konvois in Kandahar. Es habe keine Sachschäden gegeben. Der verletzte US-Soldat sei wegen einer Schnittwunde oberhalb des Auges noch vor Ort behandelt worden.
Montag, 5. Dezember, bis Sonntag, 11. Dezember
  • Bei einem Anschlag auf eine US-Patrouille in Afghanistan sind laut dpa vom 5. Dez. drei Soldaten verletzt worden. Wie das US-Militär mitteilte, explodierte der Sprengsatz, als der Konvoi mit den US- Soldaten vorbeifuhr. Der Vorfall habe sich in der Provinz Zabul im Süden des Landes ereignet.
  • Bei einem Einsatz der US-Armee gegen Aufständische im Süden Afghanistans sind zwei US-Hubschrauber nach einem Angriff zur Notlandung gezwungen worden. Die Helikopter seien bei dem Einsatz am 4. Dez. in verschiedenen Regionen in "feindliches Feuer" geraten, teilte die US-Armee am 5. Dez. mit. Bei den Notlandungen nördlich von Kandahar und in der Provinz Urusgan seien fünf US-Soldaten und ein afghanischer Soldat verletzt worden.
  • Mit einem besserem Schutz von Investoren will die afghanische Regierung den Wiederaufbau vorantreiben. Das Kabinett habe ein Gesetz beschlossen, dass einen weitgehenden Schutz in- und ausländischer Investitionen vorsehe, sagte der afghanischen Handelsminister Hedajat Amin Arsala am 5. Dez. auf einer Konferenz in Washington. Präsident Hamid Karsai werde das Gesetz in Kürze durch seine Unterschrift in Kraft setzen.
  • Bei heftigen Kämpfen in Afghanistan haben afghanische und Soldaten der US-geführten Kolitionstruppen seit dem 4. Dez. mindestens 22 mutmaßliche Taliban getötet. 13 Rebellen seien am 4. Dez. bei einem Angriff auf eine "feindliche" Gruppe in einem Dorf bei der Stadt Kandahar getötet worden, teilte die US-Armee am 7. Dez. mit. Die Gruppe sei für zahlreiche Bombenattentate verantwortlich. Bei dem Einsatz seien zudem drei US-Soldaten sowie drei afghanische und zwei Soldaten der Koalition verletzt worden. Ein schwerverletzter Soldat wurden demnach zur Behandlung nach Deutschland ausgeflogen, sein Zustand sei aber inzwischen stabil.
  • Das deutsche Engagement für den Aufbau der afghanischen Polizei wird verlängert. Dies beschloss das Bundeskabinett am 7. Dez. in Berlin. Der Einsatz soll demnach gemäß den Wünschen von UNO und afghanischer Regierung mindestens bis Ende 2006 dauern. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) erklärte dazu, für die Bekämpfung des internationalen Terrorismus sei die innere Stabilität Afghanistans von großer Bedeutung. "Nur wenn es uns gelingt, eine funktionstüchtige Polizei in Afghanistan aufzubauen, können wir Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Frieden in der Region dauerhaft festigen", fügte Schäuble hinzu.
  • NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer hat die internationale Staatengemeinschaft zur weiteren Unterstützung in Afghanistan aufgefordert. Afghanistan bleibe für die Allianz im Zentrum der Bemühungen, sagte De Hoop Scheffer am 8. Dez. in Brüssel zum Auftakt des NATO-Rats auf Außenministerebene. Das Bündnis werde die Regierung in Kabul weiter beim Aufbau des Verteidigungs- und Sicherheitsbereichs unterstützen. Andere internationale Akteure sollten sich aber ebenfalls weiter für Afghanistan engagieren. Dies solle bei der Afghanistan-Konferenz Ende Januar in London im Mittelpunkt stehen.
    Die NATO-Außenminister haben am 8. Dez. in Brüssel grünes Licht für die Ausweitung des Einsatzes der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF auf den Süden des Landes gegeben. In einer Mitteilung hieß es, die NATO-Unterstützung für Afghanistan werde verstärkt. An dem Einsatz im Süden des Landes, der im nächsten Jahr beginnen soll, sind vor allem britische und kanadische Soldaten beteiligt. Damit sei die NATO dann in drei Vierteln des Landes präsent, sagte Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer. Insgesamt sollen bis zu 6000 Soldaten zusätzlich stationiert werden.
  • Bei einem Bombenanschlag auf einem Markt in Pakistan sind zwölf Menschen getötet worden. Mehr als 40 Menschen seien bei der Explosion in der Stadt Jandola nahe der Grenze zu Afghanistan verletzt worden, teilten die Behörden am 8. Dez. mit. Der Sprengsatz explodierte in einem Restaurant auf dem Basar und zerstörte auch umliegende Geschäfte. In der Stadt Jandola in der Unruheregion Süd-Waziristan ist die Präsenz der Sicherheitskräfte sehr hoch. Pakistan hatte nach dem US-Einmarsch in Afghanistan 2001 dort tausende Soldaten stationiert, um zu verhindern, dass fundamentalistische Kämpfer über die Grenze ins Land kommen. Die Einrichtungen von Regierung und Armee werden dennoch regelmäßig von Extremisten angegriffen.
  • In der Region im Süden Pakistans wurden am 8. Dez. auch die Leichen zweier pakistanischer Soldaten gefunden. In der vergangenen Woche war dort ein ranghoher Führer der Terrororganisation El Kaida, Hamsa Rabia, getötet worden. Wie ein Militärvertreter mitteilte, wurden die enthaupteten Leichen zweier pakistanischer Soldaten gefunden. Sie waren am Dienstag gemeinsam mit zwei weiteren Soldaten in der Stadt Wana, der Hauptort Süd-Waziristans, verschwunden. Augenzeugenberichten zufolge waren sie von Unbekannten in einen Wagen gezerrt worden.
  • Mutmaßliche Taliban-Rebellen haben im Süden Afghanistans mindestens einen Polizisten getötet und zwei weitere verletzt. Wie das Büro des Gouverneurs der Provinz Helmand am 9. Dez. mitteilte, waren an dem Angriff auf das Polizeifahrzeug, dem ein heftiges Feuergefecht folgte, dutzende Angreifer beteiligt. In einem Anruf bei der Nachrichtenagentur AFP bekannte sich ein Mann im Namen der Taliban zu dem Angriff, der sich seinen Angaben zufolge im Distrikt Baghnai ereignete. Etwa fünf Polizisten seien getötet oder verletzt worden.
  • Bei einem Angriff von Taliban-Kämpfern auf Regierungsgebäude im Süden Afghanistans sind mindestens sieben Polizisten getötet und sechs weitere verletzt worden. Fünf mutmaßliche Taliban kamen ums Leben, als rund 90 Kämpfer am Abend des 9. Dez. den Verwaltungssitz und eine Polizeistation im Distrikt Garmser angriffen, wie der örtliche Polizeichef Hadschi Bahader Dschan der Nachrichtenagentur AFP am Samstag sagte. Sicherheitskräfte suchten nach den Angreifern. Ein Taliban-Sprecher übernahm gegenüber AFP die Verantwortung für den Überfall, bei dem zehn Polizisten und ein Taliban getötet worden seien.
  • Afghanistans Präsident Hamid Karsai hat einige Mitglieder des Oberhauses des Parlaments ernannt. Das so genannte Haus der Älteren werde am 19. Dezember zusammentreten, erstmals seit mehr als 30 Jahren. Das gab das afghanische Präsidialamt am 10. Dez. in der Hauptstadt Kabul bekannt. 34 der 102 Abgeordneten werden vom Präsidenten bestimmt. Der andere Teil wird aus den Provinz- und den Distrikträten heraus delegiert. Die Hälfte der von Karsai bestimmten Mitglieder des Oberhauses sind Frauen.
  • Die usbekische Regierung will der Bundeswehr den Militärstützpunkt in Termes "langfristig" zur Verfügung stellen. Dies teilte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Friedbert Pflüger (CDU), am 11. Dez. in Berlin mit. Bei Gesprächen mit den Ministern für Äußeres und Verteidigung sowie mit Staatspräsident Islam Karimow sei erreicht worden, dass die Bundeswehr den Standort auch künftig "als Drehscheibe ihrer Logistik für Afghanistan einschließlich der Versorgung und Evakuierung von Verwundeten" nutzen könne. Pflüger hatte sich am 9. und 10. Dez. mit einer gemeinsamen Delegation des Auswärtigen Amtes und des Verteidigungsministeriums in Taschkent aufgehalten. Der Vertrag für den Bundeswehr-Stützpunkt im usbekischen Termes läuft am 31. Dezember aus. Die Bundeswehr unterhält dort einen Stützpunkt als Brückenkopf für Militärflugzeuge, die deutsche ISAF-Truppen in Afghanistan versorgen. Die usbekische Seite sei weiter bereit, auch ISAF-Partnern auf trilateraler Ebene die Nutzung des Luftraumes sowie des Flughafens Termes zu ermöglichen, erklärte Pflüger weiter. Laut Pflüger vereinbarten Deutschland und Usbekistan überdies, den "Dialog in Bezug auf internationale Terrorismusbekämpfung, Wirtschaftsbeziehungen, Kultur, Tourismus sowie Demokratisierung und Rechtstaatlichkeit zu beleben". Die usbekische Regierung hatte in Folge der EU-Sanktionen gegen Usbekistan angekündigt, die Überflugrechte zum 31. Dezember dieses Jahres nicht zu verlängern. Die US-Truppen mussten den Stützpunkt Karschi Chanabad bereits verlassen.
  • Die Wirtschaft Afghanistans hat sich nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) stabilisiert. Dieses Jahr sei ein Rekordwachstum von 14 Prozent möglich, teilte der IWF am Samstag mit. Der Wiederaufbau der Infrastruktur trage Früchte vor allem in den Bereichen Handel, Verkehr und Kommunikation, heißt es in einem im Internet am 11. Dez. veröffentlichten Bericht. Zudem hätten ausreichende Niederschläge der afghanischen Landwirtschaft ein gutes Jahr beschert. Zugleich warnt der Währungsfonds jedoch, das Wachstum sei durch den Drogenhandel, die instabile Sicherheitslage und ein zu langsames Reformtempo gefährdet. Der Staatshaushalt 2005 setzt sich zu über 90 Prozent aus internationalen Finanzhilfen zusammen.
  • Bei einem Selbstmordanschlag im Süden Afghanistans sind am 11. Dez. drei Zivilisten verletzt worden. Der Attentäter habe den Sprengsatz gezündet, als ein US-Militärkonvoi am Sitz des Gouverneurs in der südafghanischen Stadt Kandahar vorbeigefahren sei, sagte der örtliche Polizeichef. In dem Konvoi sei niemand zu Schaden gekommen. Der Täter sei bei dem Attentat ums Leben gekommen. Ein Sprecher des Innenministeriums in Kabul bestätigte den Anschlag.
Montag, 12. Dezember, bis Sonntag, 18. Dezember
  • Die Opium-Produktion in Afghanistan wird 2006 nach einer Untersuchung des UN-Anti-Drogen-Büros (UNODC) wieder ansteigen, nachdem sie in diesem Jahr erstmals seit dem Sturz des Taliban-Regimes 2001 zurückgegangen war. "Erste Informationen zeigen, dass die Opium-Produktion in vielen afghanischen Provinzen 2006 steigen wird", teilte die UNODC-Vertreterin in Kabul, Doris Buddenberg, am 12. Dez. mit. Buddenberg bezog sich vor allem auf die Regionen Helmand im Süden und Nangarhar im Osten des Landes, in denen ein Großteil des afghanischen Opiums hergestellt wird. In der südlichen Region Kandahar sei hingegen mit einem Rückgang der Opium-Herstellung zu rechnen. Endgültige Ergebnisse will das Anti-Drogen-Büro im kommenden Februar vorlegen.
  • Bei dem starken Erdbeben im afghanischen Hindukusch-Gebiet und im Norden Pakistans sind in der Nacht zum 13. Dez. vier Menschen verletzt worden. Das Beben der Stärke 6,7 auf der Richter-Skala habe auch ein Gebäude im Ostteil der Stadt Dschalalabad zerstört, sagte ein Arzt des städtischen Krankenhauses. Eine Frau sei dabei von der einstürzenden Decke schwer verletzt und mit mehreren Knochenbrüchen eingeliefert worden. Drei weitere Menschen hätten auf der Flucht aus ihren Häusern ebenfalls Knochenbrüche, jedoch insgesamt weniger schwerwiegende Verletzungen erlitten. Die afghanische Regierung und Vertreter verschiedener betroffener Städte hatten zuvor mitgeteilt, es lägen keine Erkenntnisse über Opfer des Erdbebens oder über größere Sachschäden vor.
  • Die afghanische Regierung will Menschenrechtsverletzungen der vergangenen fast 25 Jahre brutaler Auseinandersetzungen juristisch verfolgen. Bei den Untersuchungen solle keine Rücksicht darauf genommen werden, welche Positionen die Verfolgten heute inne hätten, sagte der Sprecher der Afghanischen Unabhängigen Menschenrechtskommission (AIHRC), Nader Nadery, am 13. Dez. Die Regierung in Kabul verabschiedete nach Angaben eines Sprechers am 12. Dez. einen Plan für Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit, der eine juristische Aufarbeitung von Menschenrechtsverbrechen vorsieht. Laut Nadery wird es voraussichtlich etwa drei Jahre dauern, entsprechende Instrumente zu entwickeln.
  • Die bosnischen Serben wollen einen Teil ihrer aus dem Krieg von 1992 bis 1995 stammenden Waffen nach Afghanistan schicken. Ursprünglich sollten die Waffen vernichtet werden, teilte der Verteidigungsminister der bosnischen Serben, Milovan Stankovic, am 15. Dez. mit. US-Militärs hätten jedoch vorgeschlagen, sie den afghanischen Sicherheitskräften zu überlassen. Rund 4500 Kalaschnikow-Kopien sowie 400 Maschinengewehre und eine Million Patronen sollten nun nach Afghanistan transportiert werden.
  • In der Nähe des Parlamentsgebäudes in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am 16. Dez. ein Bombenanschlag verübt worden. Dabei seien der mutmaßliche Attentäter ums Leben gekommen und zwei Passanten verletzt worden, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Jusuf Stanisai, der Nachrichtenagentur AFP. "Es scheint ein Selbstmordanschlag gewesen zu sein, der sein Ziel verfehlte", fügte er hinzu. Vermutlich sei die Bombe verfrüht explodiert. Möglicherweise könnte auch ein norwegisches Fahrzeug der NATO-Schutztruppe ISAF im Visier gewesen sein, das bei der Explosion leicht beschädigt wurde.
  • US-Vizepräsident Dick Cheney will in der kommenden Woche nach Afghanistan, Pakistan, Oman, Saudi-Arabien und Ägypten reisen. Cheney wolle am Montag (19.12.) bei der konstituierenden Sitzung des afghanischen Parlaments die USA repräsentieren, erklärte sein Büro am 16. Dez. in Washington. Demnach ist auch Treffen mit Präsident Hamid Karsai und ein Besuch der US-Truppen vorgesehen. Thema der Gespräche in Oman, Saudi-Arabien und Ägypten soll unter anderem der Kampf gegen den Terrorismus sein. In Pakistan stehen als Thema die US-Hilfen nach dem verheerenden Erdbeben vom Oktober auf dem Programm.
  • Bewaffnete haben am 17. Dez. in der afghanischen Stadt Laschker Gah von einem Motorrad aus eine Gruppe von Schulkindern beschossen. Ein Kind und ein Wachmann wurden dabei getötet, wie ein Sprecher der Provinzregierung mitteilte. Die Angreifer konnten entkommen.
    Tags zuvor war in einer Nachbarstadt ein Lehrer erschossen worden.
    Südlich der afghanischen Hauptstadt Kabul ist es zu Unruhen gekommen, wie die Behörden am 17. Dez. bestätigten. Mehrere hundert Menschen hätten in der Stadt Scharkh randaliert, sagte der stellvertretende Polizeichef der Provinz, Abdul Rasul. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei seien zwei Demonstranten erschossen und zwei verwundet worden. Hintergrund seien Ermittlungen gegen einen örtlichen Prediger, erklärte Gouverneur Amanullah Hamemi. Dieser werde hinter einem versuchten Anschlag auf einen Polizeioffizier vermutet. Als zwei seiner Anhänger festgenommen worden seien, habe er die Menschen beim Freitagsgebet aufgerufen, vor der Polizeiwache zu demonstrieren. Aus dem Protest seien dann Unruhen geworden.
Montag, 19. Dezember, bis Sonntag, 25. Dezember
  • Die Zahl der deutschen Soldaten im Rahmen der Afghanistan-Schutztruppe ISAF wird nach Angaben von Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) nicht vergrößert. Ungeachtet des Abzugs von US-Soldaten aus Afghanistan werde es bei dem derzeitigen Bundeswehrkontingent bleiben, sagte Jung am 22. Dez. im ZDF-Morgenmagazin. Dabei konzentriere sich die Bundeswehr auf den Norden Afghanistans. Dort bestehe bisher "eine sicherere Situation als im Süden". In der Hauptstadt Kabul sei die Sicherheitslage besonders angespannt. Eigentlich sei "noch etwas mehr an Kontingent vorgesehen" gewesen, "aber wir werden das derzeit nicht ausweiten, nur verlagern", sagte Jung. Der Minister traf am Morgen zu einem Besuch in Kabul ein. Die Bundeswehrsoldaten sind außer in der afghanischen Hauptstadt in so genannten Regionalen Wiederaufbauteams in Kundus und Faisabad im Norden des Landes stationiert. Ein weiterer Stützpunkt ist in der drittgrößten afghanischen Stadt Masar-i-Scharif geplant. Die Bundeswehr stellt mit etwa 2600 Soldaten das größte ISAF-Kontingent. Die USA wollen im kommenden Jahr etwa 2500 ihrer derzeit rund 19.000 Soldaten aus Afghanistan abziehen.
  • Zwei Entführer einer Italienerin sind von einem Gericht in Afghanistan zum Tode verurteilt worden. Für die Entführung und einen Mordversuch an einem Geschäftsmann erhielten die Männer und ein Komplize jeweils 20 Jahre Gefängnis, wie am 22. Dez. aus Gerichtskreisen in Kabul verlautete. Die Todesstrafe wurde gegen den Chef des Trios und einen der drei Mittäter wegen des Mordes an einem weiteren afghanischen Geschäftsmann verhängt.
  • Verteidigungsminister Franz Josef Jung ist nach seiner fünftägigen Reise wieder auf dem Rückflug nach Deutschland. Er sei am Morgen in Islamabad gestartet, sagte ein Ministeriumssprecher am 23. Dez. in Berlin. In Pakistan hatte Jung das Erdbebengebiet besucht. Rund 75 Bundeswehr-Soldaten leisten dort mit vier Hubschraubern Katastrophenhilfe. Vor seinem Besuch in Afghanistan und in Pakistan war Jung in Washington und machte auch in Dschibuti bei den deutschen Soldaten am Horn von Afrika Station.
  • Der arabische Fernsehsender El Arabija hat am 24. Dez. ein Tonband veröffentlicht, auf dem sich angeblich der Stellvertreter von Osama Bin Laden zur Lage in Afghanistan äußert. Die Aiman el Sawahiri zugerechnete Stimme sagt darin, die radikalislamischen Taliban kontrollierten weiterhin große Teile Afghanistans. Die Taliban "kontrollieren große Teile des Ostens und Südens (...) und führen einen anhaltenden Guerilla-Krieg gegen die Kreuzritter und Ungläubigen", sagte die Stimme. Der TV-Sender machte keine Angaben dazu, von wann das Tonband ist. Sawahiri erwähne aber keine aktuellen Ereignisse.
  • Bei der Detonation einer Landmine im südlichen Afghanistan sind vier mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet worden. Der Sprengsatz explodierte, als die Männer ihn unter einer Schnellstraße deponieren wollten, wie ein ranghoher afghanischer Regierungsbeamter in der Region Maywand westlich von Kandahar am 25. Dez. mitteilte. Amerikanische oder afghanische Soldaten, die die betroffene Straße häufig patrouillieren, befanden sich zum Zeitpunkt der Explosion am späten Abend des 24. Dez. nicht in der Nähe.
Montag, 26. Dezember, bis Samstag, 31. Dezember
  • Der Grünen-Politiker Tom Koenigs wird neuer UN- Sondergesandter für Afghanistan. Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung wurde am 27. Dez. von UN-Generalsekretär Kofi Annan in New York zum Nachfolger des Franzosen Jean Arnault berufen. Koenigs, ein Weggefährte des ehemaligen Außenministers Joschka Fischer, war zuvor UN-Sonderbeauftragter für Guatemala und drei Jahre lang Leiter der UN-Verwaltung im Kosovo.
    Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) begrüßt die Ernennung des Grünen-Politikers Tom Koenigs zum neuen UN-Sonderbeauftragten für Afghanistan durch UN-Generalsekretär Kofi Annan. Steinmeier sagte am 28. Dez. in Berlin, die Entscheidung für Koenigs sei auch "Anerkennung für das deutsche Engagement in Afghanistan". Die internationale Gemeinschaft müsse das Land weiterhin unterstützen, um die bisherigen Erfolge im Wiederaufbauprozess zu konsolidieren. Koenigs trete sein Amt im Februar zu einem Zeitpunkt an, in dem Afghanistan nach der ersten Parlamentswahl in eine neue Phase eintrete.
  • Durch eine vorzeitige Explosion der Munition sind in der südafghanischen Provinz Kandahar am 29. Dez. zwei Selbstmordattentäter ums Leben gekommen. Die Bombenüberreste und weiteres Beweismaterial zeigten, dass die beiden afghanischen Männer Selbstmordattentate geplant hätten, teilte die örtliche Polizei mit. Offenbar ging der Sprengstoff in die Luft, als die Männer die Bomben an ihrem Körper befestigen wollten. Der Vorfall ereignete sich in einem Laden in der Stadt Spin Boldak nahe der Grenze zu Pakistan. Die Gegend ist eine Rebellenhochburg.
  • Taliban-Kämpfer haben bei einem Anschlag auf einen Kontrollposten in der südafghanischen Provinz Helmand vier Polizisten getötet. Sieben weitere Polizisten wurden nach Polizeiangaben verletzt. Der Anschlag ereignete sich am Abend des 29. Dez. im Bezirk Hasar Dschoft. Ein Sprecher der Taliban bekannte sich in einem Anruf bei der Nachrichtenagentur AFP zu dem Attentat. Helmand ist eine der Provinzen im Süden und Osten von Afghanistan, in die sich besonders viele Aufständische zurückgezogen haben, nachdem die US-geführte Koalition das Land Ende 2001 angegriffen und die Taliban gestürzt hatte. Im Oktober waren dort neun Polizisten in einem Hinterhalt getötet worden.


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