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Chronik des Krieges gegen Afghanistan

Dezember 2004

Mittwoch, 1. Dezember, bis Sonntag, 12. Dezember
  • Das in Afghanistan vermisstes Flugzeug der US-Armee ist abgestürzt. Bei dem Unglück seien alle sechs Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen, darunter drei US-Soldaten, sagte ein US-Armeesprecher am Mittwoch. Die Maschine vom Typ Casa-212 sei in den Bergen der Region Bamijan gefunden worden. Feindbeschuss werde als Absturzursache nicht vermutet. Weitere Angaben wollte der Sprecher nicht machen. Die Ermittlungen dauerten an. Die Transportmaschine war am 27. Nov. vom Flughafen Bagram außerhalb von Kabul gestartet, aber nicht am vorgesehenen Landeplatz angekommen.
  • Die USA und die afghanische Regierung haben "nicht kriminellen" Taliban-Kämpfern eine Amnestie angeboten. "Es ist nicht nötig, zu kämpfen und in den Bergen zu bleiben. Afghanistan ist in eine neue Phase eingetreten", sagte US-Botschafter Zalmay Khalilzad am 2. Dez. bei einer Pressekonferenz in Kabul. Nur die 100 bis 150 Führungspersönlichkeiten und mit Al Kaida in Verbindung stehende Kämpfer seien von dem Angebot ausgeschlossen. "Nicht kriminelle" Taliban, die ihren Kampf gegen die amerikanischen Streitkräfte aufgäben, müssten keine Verfolgung befürchten, sagte Khalilzad. Gemeinsam mit der afghanischen Regierung arbeite er an einem vollständigen Plan zur nationalen Versöhnung. Bereits jetzt sollten sich aber Aufständische, die an einer Reintegration interessiert sein, vor allem jüngere Männer, den US-Truppen stellen oder sich bei den Ältesten ihres Dorfes melden.
    Die Taliban lehnten laut dpa das Angebot umgehend ab und kündigten eine Fortsetzung des Kampfes an.
  • Der Aufbau der afghanischen Streitkräfte wird künftig deutlich beschleunigt. Seit dem 4. Dez. werden zeitgleich fünf Bataillone mit insgesamt mehr als 3.000 Mann ausgebildet, wie der britische Oberst Bob Sharp in Kabul mitteilte. Bislang haben jeweils vier Bataillone zugleich ihr Training absolviert, Anfang des Jahres waren es noch zwei. Bis zum September 2007 sollen den afghanischen Truppen 70.000 Mann angehören, derzeit sind es 15.000.
  • Bundesaußenminister Joschka Fischer hat dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai zur Amtseinführung gratuliert. Die Vereidigung Karsais stelle einen "Meilenstein dar in dem historischen Prozess des politischen Wiederaufbaus Afghanistans", erklärte Fischer am 6. Dez. Karsai sei der erste frei gewählte Präsident seines Landes. An den Feierlichkeiten zur Amtseinführung am 7. Dez. in Kabul nimmt auch der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Hans Martin Bury, als Vertreter der Bundesregierung teil.
  • Die Taliban kündigten eine Fortsetzung der Gewalt an. "Die Einsetzung Karsais hindert uns nicht daran, unseren Heiligen Krieg fortzuführen", sagte Taliban-Sprecher Abdul Latif Hakimi am 6. Dez. der Nachrichtenagentur AFP. Die Taliban hätten ihren Heiligen Krieg in der Vergangenheit geführt und seien auch für die Zukunft zu erwarten.
  • Vor der Vereidigung des designierten afghanischen Präsidenten Hamid Karsai ist es in der ostafghanischen Provinz Chost zu schweren Kämpfen mit mindestens zehn Toten gekommen. General Chajal Bas sagte der in Pakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur AIP am 7. Dez., mindestens 120 Taliban-Kämpfer hätten in der Nacht zum 7. Dez. Regierungstruppen angegriffen. Sechs Rebellen und vier Soldaten seien getötet worden. Taliban-Sprecher Abdul Latif Hakimi sagte dagegen, die Rebellen hätten 15 Soldaten erschossen. Ein Taliban-Kämpfer sei ums Leben gekommen.
  • Zwei Monate nach der Präsidentschaftswahl in Afghanistan wurde Präsident Hamid Karsai am 7. Dez. in sein Amt eingeführt. An der Zeremonie im Präsidentenpalast von Kabul nahmen auch US-Vizepräsident Dick Cheney und US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld teil. Die afghanischen und internationalen Truppen waren in höchster Alarmbereitschaft, um Anschläge auf die 500 geladenen Gäste zu verhindern.
  • Die US-geführten Koalitionstruppen in Afghanistan planen eine Winteroffensive gegen die radikalislamischen Taliban und das Terrornetz El Kaida. Ein US-Armeesprecher sagte laut dpa vom 7. Dez. in Kabul, mit der Operation "Lightning Freedom" sollten der Weg zu der im April geplanten Parlamentswahl geebnet und der Druck auf Taliban und El Kaida erhöht werden. Die Operation werde im ganzen Land stattfinden. Angaben zum Beginn der Offensive oder der Zahl der eingesetzten Soldaten wurden nicht gemacht.
  • Gegen den Widerstand der US-Regierung sind neue Dokumente über die Misshandlung von Gefangenen im Irak, Afghanistan und dem US-Stützpunkt Guantanamo auf Kuba veröffentlicht worden. In vielen Fällen wandten geheime US-Spezialkommandos dabei brutale und nicht genehmigte Verhörmethoden an. Das geht aus 43 Regierungsdokumenten hervor, die von der Bürgerrechtsorganisation ACLU am 7. Dez. nach einem Rechtsstreit mit der US-Regierung veröffentlicht wurden.
  • Die Außenminister der 26 NATO-Staaten kamen am 9. Dez. in Brüssel zu ihrem halbjährlichen Treffen zusammen. Im Mittelpunkt der Konferenz standen die im Frühjahr bevorstehenden Parlamentswahlen in Afghanistan. Unter dem Kommando der NATO will die internationale Militärtruppe ISAF dort zusätzliche Anstrengungen für ein sicheres Umfeld während dieser Wahlen sorgen. In der Vergangenheit hat es jedoch häufig Probleme dabei gegeben, dafür die erforderliche Zahl von Soldaten und das notwendige Material, wie zum Beispiel Hubschrauber, zur Verfügung zu stellen.
    Die NATO-Staaten haben sich grundsätzlich zu einer Ausweitung des Einsatzes in Afghanistan bekannt. Dazu lägen "substanzielle Angebote" der Mitgliedstaaten auf dem Tisch, hieß es beim Treffen der NATO-Außenminister am 9. Dez. in Brüssel aus Kreisen der Allianz. Einzelheiten wollte der NATO-Vertreter nicht nennen. Das Bündnis hoffe aber, bereits Anfang nächsten Jahres die konkrete Ausgestaltung eines Einsatzes der internationalen Schutztruppe ISAF im Westen Afghanistan bekannt geben zu können. NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer und die USA wollen, dass die von der Allianz geführte ISAF-Mission in den Westen Afghanistans um die Stadt Herat ausgeweitet wird. Dies soll mit so genannten Wiederaufbauteams in den Provinzen (PRT) geschehen.
  • Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat dem Drogenanbau in seinem Land am 9. Dez. erneut den Kampf angesagt. Während der ersten Nationalkonferenz im Präsidentenpalast in Kabul seit seiner Amtseinführung vor zwei Tagen forderte Karsai seine Landsleute auf, einen "Heiligen Krieg" gegen Drogen zu führen. Vor den etwa 500 Teilnehmern der Loja Dschirga appellierte er zugleich an die "Ehre" der Afghanen. "Wir wollen keinen Mohnanbau. Wir müssen der Welt beweisen, dass wir keine Nation von Bettlern sind", sagte er weiter.
  • Der Anführer einer radikalislamischen Terrorgruppe ist in Pakistan gefasst worden. Die Gruppe hatte Ende Oktober drei UN-Wahlhelfer in Afghanistan entführt. Ein Regierungssprecher in Islamabad erklärte am 11. Dez., der Mann sei bereits vor einer Woche gefangen genommen worden. Das sei zunächst geheim gehalten worden, um Komplizen nicht zu warnen. Die drei Wahlhelfer waren nach knapp einem Monat Geiselhaft freigelassen worden.
  • Wenige Tage nach der Amtseinführung des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai haben die US-geführten Truppen im Land mit einem neuen Großeinsatz gegen die Taliban begonnen. Ziel des für die gesamten Wintermonate geplanten Einsatzes sei die Jagd auf radikale Taliban und die Entwaffnung gemäßigter Kämpfer, um den Weg für die im kommenden Frühjahr geplante Parlamentswahl zu bereiten, sagte ein Militärsprecher am 11. Dez. in Kabul. Mit dem Einsatz, an dem alle unter US-Führung stehenden 18.000 Soldaten teilnehmen, sollten die Friedensbemühungen der Regierung in Kabul unterstützt werden.
  • Al-Kaida-Führer Osama bin Laden hält sich nach Einschätzung des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai nach wie vor im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan auf. "Er befindet sich definitiv in dieser Region", sagte Karsai am 12. Dez. in einem Interview des US-Fernsehsenders CNN. "Früher oder später kriegen wir ihn", ergänzte er.
Montag, 13. Dezember, bis Sonntag, 19. Dezember
  • Seit dem Ende der Taliban-Herrschaft sind in US-Gefängnissen in Afghanistan acht Häftlinge gestorben. Das bestätigte das Pentagon am 13. Dez., nachdem die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in einem Offenen Brief an Verteidigungsminister Donald Rumsfeld Aufklärung von "Verbrechen amerikanischer Truppen in Afghanistan" gefordert hatte. In drei Fällen seien derzeit noch Untersuchungen im Gange, sagte ein Sprecher des Kommandos in der US-Armee, das mit den Ermittlungen betraut ist. Ursprünglich hatte die US-Armee sechs Todesfälle öffentlich bestätigt.
  • Der ehemalige Sicherheitschef des flüchtigen Talibanführers Mullah Mohammed Omar ist in Afghanistan festgenommen worden. Mullah Nakibullah Chan sei am 13. Dez. in der südafghanischen Provinz Kandahar gefasst worden, teilte ein Beamter der örtlichen Polizei der Nachrichtenagentur AFP mit. Omar selbst hat sich bislang den US-Fahndern entzogen. Es wird vermutet, dass er sich im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan aufhält. Die Taliban waren in Afganistan von 1996 bis zu ihrem Sturz Ende 2001 an der Macht.
  • Im Osten Afghanistans ist am 14. Dez. ein türkischer Ingenieur entführt worden. Wie der Anti-Terror-Beauftragte des afghanischen Innenministeriums, Abdul Dschalil Dschunbesch, am Dienstag in Kabul mitteilte, wurde der Türke in der Provinz Kunar verschleppt. Die Polizei habe die Suche gestartet. Angaben über das Alter, den Namen oder die Tätigkeit des Ingenieurs konnte der Ministeriumsvertreter nicht machen. Die Ermittlungen seien im Gange. Ein Vertreter der türkischen Botschaft in Kabul, Kamal Dodan, konnte die Information nicht bestätigen. Die Botschaft warte auf die Bestätigung der afghanischen Regierung, sagte er.
    Der türkische Ingenieur, der am 14. Dez. in Ostafghanistan entführt worden war, ist von seinen Geiselnehmern getötet worden. Die afghanischen Sicherheitskräfte hätten die Entführer und ihre Gefangenen eingekreist, sagte ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums am 15. Dez. in Kabul. Die Geiselnehmer hätten daraufhin den Fahrer und den Übersetzer freigelassen und den Türken getötet. Der türkische Ingenieur hatte nach Angaben der US-Botschaft für das US-Bauunternehmen Louis Berger gearbeitet.
  • Der Kommandeur der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF), Jean-Louis Py, hat sich für eine Ausweitung der NATO-geführten Mission in den Westen des Landes ausgesprochen. Er sei für die Expansion, da sich die NATO-Länder auf diesen Plan geeinigt hätten, sagte Py am 16. Dez. bei einem Besuch bei einem von der Bundeswehr gestellten Regionalen Wiederaufbauteam (PRTs) im nordafghanischen Faisabad. Er sei nicht befugt, darüber zu entscheiden, sagte Py. Er wisse nur, dass vier weitere PRTs gebraucht würden.
  • Bei einer Gefangenenmeuterei im größten Gefängnis Afghanistans sind am 17. Dez. mindestens fünf Wachleute und vier Häftlinge getötet worden. Nach Behördenangaben überwältigten Gefangene im Gefängnis von Pul-e-Scharki bei Kabul einen Wächter und entrissen ihm seine Kalaschnikow. Bei einer anschließenden Schießerei wurden vier Wächter und zwei der rebellierenden Häftlinge getötet. Nach mehreren Stunden beendeten afghanische Sicherheitskräfte die Meuterei mit der Stürmung des Gebäudes. Dabei wurden zwei weitere Meuterer und ein Wächter getötet. Die Polizei durchsuchte das Gebäude nach möglichen weiteren Opfern. Bei den Meuternden handelte es sich um drei Pakistaner und einen Iraker. Einer von ihnen hatte eine Rasierklinge und entriss dem Wächter dessen AK-47-Gewehr. Der Iraker und ein Pakistaner waren unter den Toten. Die anderen beiden Pakistaner verschanzten sich zusammen mit drei Wachleuten, wie einer der Wächter berichtete. Bei der Stürmung des Gefängnisses wurde einer seiner Kollegen getötet und ein anderer verletzt. Nach der Einnahme des Gebäudes fuhren zwei Panzer vor dem Gefängnis auf; nach Angaben eines Journalisten der Nachrichtenagentur AFP waren Schüsse zu hören. (AP meldete: Auch vier Schützenpanzer des deutschen ISAF-Kontingents waren an der Aktion beteiligt.)
    Das Gefängnis in Pul-e-Scharki ist die größte Haftanstalt Afghanistans. AFP berichtet, im Frühjahr seien mehr als 700 mutmaßliche Taliban- oder El-Kaida-Mitglieder, die ohne Anklage inhaftiert waren, aus anderen Gefängnissen dorthin verlegt worden, bevor sie im Herbst auf freien Fuß kamen. Hunderte Häftlinge sitzen dort weiter unter extrem schlechten Bedingungen ein. Nach Angaben des Sprechers der afghanischen Menschenrechtskommission, Ahmad Nader Naderi, gibt es in dem Gefängnis nicht genügend Wasser und in einigen Zellen keine Heizung. Auch der US-Bürger Jack Idema, der im September wegen Folter und Gründung eines illegalen Gefängnisses zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde, ist in Pul-e-Scharki inhaftiert.
  • Der Iran hat nach Angaben der Vereinten Nationen vier Bankkonten des afghanischen Kriegsfürsten Gulbuddin Hekmatjar eingefroren. Zudem habe die Regierung in Teheran mehrere Al-Kaida-Mitglieder festnehmen lassen, teilte ein Komitee des UN-Sicherheitsrats zur Überwachung der Sanktionen gegen Al Kaida und die Taliban am 17. Dez. mit. Die Sanktionen richten sich gegen 115 Gruppen und 318 Einzelpersonen, die mit Al Kaida oder den Taliban in Verbindung stehen sollen.
Montag, 20. Dezember, bis Freitag, 31. Dezember
  • Die Bundeswehr hat ihr Konzept für den Einsatz in den afghanischen Drogenanbaugebieten geändert. Verteidigungsminister Peter Struck sagte der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung", die Regierung unterstütze die britischen und amerikanischen Kräfte beim Kampf gegen die Schlafmohnproduktion. Die deutschen Wiederaufbauteams in Kundus und Feisabad leisteten logistische Hilfe und versorgten die Bündnispartner mit Informationen. Aktiv dürfen die deutschen Soldaten in Afghanistan bisher nicht gegen die Drogenproduktion vorgehen. (dpa, 20. Dez.)
  • Bei einem Angriff mutmaßlicher Taliban-Kämpfer auf einen Militärposten in Afghanistan sind sechs Menschen ums Leben gekommen. Mindestens vier weitere seien verletzt worden, teilte der Polizeichef von Kandahar, Chan Mohammed, am 20. Dez. mit. Der Kontrollpunkt im Bezirk Maivand, westlich von Kandahar, wurde seinen Angaben zufolge am Sonntagabend überfallen. Vier Soldaten und eine Zivilperson seien bei dem Feuergefecht getötet worden, außerdem hätten die Angreifer einen Toten zurückgelassen.
  • Die Union will die Bundeswehr am Kampf gegen die Drogenproduktion in Afghanistan beteiligen. Das berichtet der "Tagesspiegel" am 21. Dez. Bisher halten sich die deutschen Soldaten aus der Zerstörung von Schlafmohnfeldern heraus. Die Opposition war bisher strikt gegen solch einen Einsatz. Aus der CSU heißt es, ohne eine Zerstörung der Drogen könne der Terror nicht erfolgreich bekämpft werden. Der Bundestag müsste die neue Aufgabe der deutschen Soldaten billigen, weil sie Teil der internationalen Schutztruppe ISAF sind.
  • Deutsche Gemütlichkeit am Hindukusch:
    ddp meldet am 23. Dez.: Heiligabend im nordafghanischen Kundus: Die deutschen Soldaten haben aus Dachlatten kleine Weihnachtsbuden gezimmert. Mitten im gut befestigten Lager der Bundeswehr verbreitet der kleine Christkindlmarkt heimatliche Feststimmung. Soldatinnen und Soldaten des Wiederaufbauteams "PRT" - Provincial Reconstruction Team - wärmen sich bei den frostigen Temperaturen die Hände an den dampfenden Glühweinbechern. Vier Tannenbäume, jeweils über drei Meter hoch, sind aus Deutschland eingeflogen worden. Jetzt glitzern an ihren Zweigen die Kerzen und Weihnachtskugeln. "Fast wie zu Hause", meint der Koblenzer Oberstabsfeldwebel Christian Kaiser. "Nur unsere Lieben fehlen uns natürlich", fügt er hinzu.
  • Zweieinhalb Wochen nach seiner Vereidigung hat der afghanische Präsident Hamid Karsai sein Kabinett zusammengestellt. Wie am 23. Dez. aus Regierungskreisen in Kabul verlautete, will Karsai sowohl den Verteidigungs- als auch den Finanzminister auswechseln. Dagegen sollen Außenminister Abdullah und Innenminister Ali Ahmad Dschalali ihre Ämter behalten. Der bisherige Verteidigungsminister Mohammed Fahim, ein bekannter tadschikischer Kriegsherr und Führer der einst gegen die Taliban kämpfenden Nordallianz, soll den Angaben zufolge durch seinen bisherigen Stellvertreter Abdul Rahim Wardak ersetzt werden. Wardak gehört wie Karsai der paschtunischen Bevölkerungsmehrheit an. Finanzminister Aschraf Ghani, der wahrscheinlich die Leitung der Universität von Kabul übernehme, werde von Zentralbankgouverneur Anwar ul Hak Ahadi beerbt, hieß es weiter. Dieser gilt als langjähriger Vertrauter des Präsidenten. (AP)
  • Bei der Explosion eines Sprengsatzes ist in Afghanistan ein mutmaßlicher Taliban-Kämpfer getötet worden. Vier weitere Taliban wurden nach Polizeiangaben verletzt, als der von dem Mann am Straßenrand abgelegte Sprengsatz in einem Dorf im Südosten des Landes vorzeitig detonierte. Der Vorfall ereignete sich nach den Worten eines Polizeisprechers am Abend des 23. Dez. in der Provinz Chost.
  • Die Überreste der von den Taliban zerstörten Buddhas von Bamijan in Afghanistan sind von der UN-Kulturorganisation UNESCO in zweijähriger Arbeit gesichert worden. Experten für die Konservierung von Kulturgütern sowie Vertreter der Regierungen von Afghanistan und Japan trafen sich zum Abschluss des Projekts vom 18. bis 20. Dezember in Tokio, teilte die UNESCO am 24. Dez. mit. Japan ist Hauptgeldgeber für die Konservierung, für die auch Deutschland Mittel beigesteuert hat. Bei den Arbeiten wurden demnach die Nischen der Buddhas, die Reste der Statuen und wertvolle Fresken gesichert.
  • Mehr als zwei Wochen nach seinem Amtsantritt hat der afghanische Präsident Hamid Karsai sein neues Kabinett vereidigt. In der Hauptstadt Kabul legten am 24. Dez. 23 der 27 Minister den Amtseid ab. Innenminister Ali Ahmed Dschalali und Handelsminister Hedajat Amin Asala waren auf einer Auslandsreise; auch der Minister für Stadtentwicklung Jussuf Paschtun und Industrieminister Mohammed Sadik nahmen nicht an der Zeremonie teil.
  • US-Präsident George Bush hat zu Weihnachten den im Irak und anderen Teilen der Welt stationierten US-Soldaten für ihren Einsatz "für Freiheit und Sicherheit" gedankt. In Afghanistan, dem Irak und anderen Teilen der Welt kämpften diese Soldaten gegen "die Feinde der Freiheit und beschützen unser Land", sagte Bush in seiner wöchentlichen Radioansprache am 25. Dez. Die USA haben derzeit hunderttausende Soldaten weltweit im Einsatz, davon allein 150.000 im Irak.
  • Die Freien Demokraten sehen die Bundeswehr-Soldaten der Wiederaufbauteams in den nordafghanischen Standorten Kundus und Faisabad als "massiv gefährdet" an. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur ddp (25. Dez.) kritisierte der verteidigungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Günther Nolting, dass ein Konzept der Bundesregierung zur Verbesserung der Situation der Soldaten in Zusammenarbeit mit anderen Staaten weiter ausstehe. So blieben die Soldaten im Einsatz "ihrem Schicksal überlassen", rügte Nolting. Schon zu Beginn des Bundeswehr-Einsatzes in der afghanischen Hauptstadt Kabul sei "zu wenig für den Schutz der Soldaten getan worden". Die Bundesregierung müsse "endlich ihrer Fürsorge und Verantwortung für die Soldaten nachkommen".
  • Der Islamistenführer Osama bin Laden soll in einer neuen ihm zugeschriebenen Tonbandaufnahme den Jordanier Abu Mussab al Sarkawi als Chef des El-Kaida-Netzwerks im Irak anerkannt haben. Der katarische Fernsehsender El Dschasira sendete am 27. Dez. das Tonband, auf dem eine Stimme sagt, Sarkawi sei der "Emir von El Kaida im Zweistromland". Zudem rief die Stimme die Iraker zum Boykott der für den 30. Januar geplanten Wahlen auf. Der US-Geheimdienst CIA prüfte die Aufnahme und geht von deren Echtheit aus.


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