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Chronik des Krieges gegen Afghanistan

Juli 2004

1. bis 4. Juli
  • Bei zwei Bombenanschlägen in Afghanistan sind vier Menschen getötet und mindestens 24 Menschen verletzt worden. Die Sprengsätze explodierten am 30. Juni kurz nacheinander in der Innenstadt von Dschalalabad, wie die Behörden am 1. Juli mitteilten. Die Stadt liegt rund 125 Kilometer östlich der Hauptstadt Kabul. Regionale Behörden machten Regierungsgegner für den Terror verantwortlich. Ein Mann, der sich als Sprecher der Taliban ausgab, wies dies allerdings zurück und bezichtigte rivalisierende Stämme der Region. Afghanistan bereitet sich derzeit auf die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im September vor.
  • Die Finanzierung der für September geplanten Wahlen in Afghanistan ist nach Angaben der Vereinten Nationen nicht gesichert. Von den derzeit benötigten 78 Millionen Dollar (rund 64 Millionen Euro) fehlten noch 60 Millionen, sagte UN-Sprecher Manoel de Almeida e Silva am 1. Juli in Kabul. Die 78 Millionen Dollar würden zum jetzigen Zeitpunkt für die Anschaffung des Wahlmaterials und die Bezahlung des Personals benötigt. Die geschätzten Gesamtkosten der Wahlen betragen nach Angaben des Sprechers 101 Millionen Dollar.
  • Mit der Übernahme eines britischen Wiederaufbauteams (PRT) in der Stadt Masar-i-Scharif hat die NATO ihren Einsatz im Norden Afghanistans ausgeweitet. In einer Zeremonie in der nordafghanischen Stadt wurde das PRT am 1. Juli der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF überstellt, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die von dem britischen Oberst John Henderson geführte Truppe aus insgesamt 250 britischen und skandinavischen Soldaten unterstand bislang der US-geführten Koalition im Rahmen des "Anti-Terror-Einsatzes Enduring Freedom".
  • Nach dem Rückzug aus Irak will die spanische Regierung die Zahl ihrer Soldaten in Afghanistan vorübergehend von 140 auf mehr als 1.000 aufstocken. Wie das Büro von Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero am 1. Juli Donnerstag erklärte, wird der Regierungschef dem Parlament in der kommenden Woche einen entsprechenden Plan vorlegen. Ferner will Zapatero 110 Polizisten nach Haiti entsenden. Über beide Vorhaben soll das Parlament nach einer Debatte abstimmen.
  • Die radikalislamischen Taliban haben in der südostafghanischen Provinz Ghasni nach eigenen Angaben einen christlichen Missionar geköpft. Ein Taliban-Sprecher sagte am 1. Juli, der ehemals muslimische Afghane sei von den Amerikanern dafür bezahlt worden, Muslime zum Christentum zu bekehren. Die Rebellen hätten im Haus des Mannes "verdächtige Bücher" gefunden und ihn mitgenommen. (dpa-Meldung)
  • US-geführte Koalitionstruppen und afghanische Soldaten haben im Südosten Afghanistans mindestens zwölf mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet. Bei dem Einsatz in der Provinz Sabul am Abend des 2. Juli sei auch der Anführer der Taliban-Gruppe ums Leben gekommen, sagte der stellvertretende Sicherheitschef der Provinz, Ghulam Dschailani Farahi, am 3. Juli. Fünf Extremisten seien festgenommen worden. Die Taliban dementierten den Tod ihres Chefs.
  • Der afghanische Präsident Hamid Karsai will den Handel mit Kinderorganen künftig mit der Todesstrafe ahnden. Mit einer entsprechenden Anordnung reagiere Karsai auf die steigenden Zahl von Entführungen von Kindern, denen dann Organe entnommen würden, um diese ins Ausland zu verkaufen, sagte der afghanische Generalstaatsanwalt Mahmud Dakik am 4. Juli. In Afghanistan stand auf Kindesentführung und -handel bisher eine Strafe von maximal 15 Jahren Gefängnis.
5. bis 11. Juli
  • Am 6. Juli hat sich der britische Premier Tony Blair vor einem Unterhausausschuss für die Schließung des US-amerikanischen Gefangenenlagers Guantánamo ausgesprochen. Blair habe außerdem persönlich US-Präsident Bush gebeten, die vier noch dort befindlichen britischen Bürger freizulassen. Die US-Behörden hätten dies bislang aber verweigert. Im März waren schone einmal fünf Briten freigelassen worden. Sie wurden anschließend in Großbritannien auf freien Fuß gesetzt, da gegen sie keine Beweise vorgelegen haben.
  • Das spanische Parlament hat am 6. Juli der Entsendung weiterer Soldaten nach Afghanistan zugestimmt. Die Abgeordneten folgten damit einem Vorschlag der Regierung von Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero. Nach dem Rückzug aus Irak will die Regierung die Zahl ihrer Soldaten in Afghanistan vorübergehend von 140 auf mehr als 1.000 aufstocken.
  • Agenten des afghanischen Geheimdienstes haben nach eigenen Angaben einen kurzen telefonischen Kontakt mit dem früheren Taliban-Regierungschef Mullah Mohammed Omar hergestellt. Der Kontakt sei gelungen, nachdem am 6. Juli der frühere Sekretär von Mullah Omar, Mullah Sachi Dad Mudschahid, nördlich der südafghanischen Stadt Kandahar gefangen genommen worden sei, sagte der Leiter des afghanischen Nachrichtendienstes in Kandahar, Abdullah Laghmanai, am 8. Juli der Nachrichtenagentur AFP. In dem Satellitentelefon, das Mudschahid mit sich geführt habe, sei unter anderem die Rufnummer von Mullah Omar entdeckt worden. Daraufhin sei Mudschahid gezwungen worden, Omar anzurufen. Als Omar jedoch die Situation klar geworden sei, habe er die Verbindung sofort unterbrochen.
  • Bei einem Überfall auf türkische Ingenieure sind in Afghanistan sechs Polizisten getötet und vier weitere verletzt worden. Islamische Taliban-Extremisten hätten am 8. Juli versucht, in der Provinz Farah die vier Ausländer zu töten oder zu entführen, berichtete ein Sprecher der Provinzverwaltung. Dabei seien sechs ihrer Bewacher ums Leben gekommen. Die Ingenieure blieben unverletzt. Sie arbeiten in Afghanistan bei einem Straßenbauprojekt.
  • Bei einem Anschlag in Afghanistan ist am 8. Juli eine Wahlhelferin der UNO getötet worden. Die Frau und ihre Begleiter seien mit ihrem Auto in der östlichen Provinz Nangarhar auf eine Mine gefahren, sagte der Vize-Polizeichef des Bezirks Dschalalabad, Abdul Rehman. Der Fahrer und ein weiterer Mensch seien dabei verletzt worden. Die Wahlhelfer hätten den Wagen privat gemietet. Die UNO konnte den Anschlag zunächst nicht bestätigen.
  • Am 9. Juli gab der Vorsitzende der staatlichen Wahlkommission bekannt, dass die Wahl zum afghanischen Präsidenten am 9. Oktober sein soll. Dagegen soll die ursprünglich zum gleichen Datum geplante Parlamentswahl auf März oder April 2005 verschoben werden. Neben Karzai kandidieren noch mindestens sechs weitere Personen für das Präsidentenamt. Falls im ersten Wahlgang kein Ergebnis erzielt wird, kommt es am 23. Oktober zur Stichwahl.
    UN-Generalsekretär Kofi Annan hat den neuen Zeitplan für die Wahlen in Afghanistan begrüßt. Die zusätzliche Zeit bis zur Parlamentswahl werde für Wähler und Kandidaten bessere Voraussetzungen schaffen, erklärte ein Sprecher von Annan am 9. Juli am Sitz der Vereinten Nationen in New York. "Es ist auch eine sehr wertvolle Gelegenheit, bessere Bedingungen zur Abhaltung einer freien und fairen Parlamentswahl zu schaffen, die sich die Regierung und die internationale Gemeinschaft nicht entgehen lassen sollte."
    Auch die USA haben die Entscheidung der staatlichen Wahlkommission begrüßt. Die Wahl sei ein wichtiger Schritt Afghanistans hin zur Demokratie, erklärte US-Präsident George W. Bush am 9. Juli. Die Entscheidung zeige, dass sich das afghanische Volk seine Zukunft nicht von den Taliban oder anderen Terroristen diktieren lassen wolle.
  • Der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Christian Schmidt (CSU) warnte am 9. Juli vor einem möglichen Engagement der Bundeswehr im Sudan. "Das wäre eine hoch gefährliche Operation", sagte er. Schmidt kritisierte darüber hinaus die geplante Einrichtung eines neuen Wiederaufbauteams (PRT) der Bundeswehr in der nordostafghanischen Provinzstadt Feisabad. Er schlug vor, im Bundestag getrennt darüber im Bundestag abstimmen zu lassen und nicht als Teil der gesamten Afghanistan-Mission.
  • Rund 50 mutmaßliche Taliban-Kämpfer haben im Süden Afghanistans einen Kontrollposten lokaler Sicherheitskräfte überfallen. Bei einem rund 30-minütigen Schusswechsel am 9. Juli wurden nach Behördenangaben drei der Angreifer getötet.
  • In der Region Kandahar verübten Unbekannte in der Nacht zum 10. Juli einen Bombenanschlag auf eine Grundschule, bei dem nach Angaben der Sicherheitskräfte drei Klassenzimmer zerstört wurden.
  • Bei einem Bombenanschlag in Westen Afghanistans sind am 11. Juli mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten seien zwei Kinder, sagte der örtliche Polizeichef Siauddin Muhmudi. Zehn weitere Menschen seien verletzt worden, als der Sprengsatz in der Altstadt von Herat explodierte. Die Bombe sei in einer Mülltonne deponiert gewesen.
12. bis 18. Juli
  • Vier Tage nach dem generellen Flugverbot für die Bundeswehr-Transportmaschinen vom Typ C-160 ist das erste Flugzeug wieder in der Luft. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums startete am 12. Juli eine zum fliegenden Lazarett umgebaute Transall in Richtung Usbekistan, wo sie vom Luftstützpunkt Termes aus die medizinische Notfallversorgung der deutschen ISAF-Soldaten in Afghanistan sicherstellen wird. In der vergangenen Woche hatte die Bundeswehr nach Warnhinweisen der Industrie alle 83 Transall-Flugzeuge vorübergehend aus dem Verkehr ziehen müssen. Von der Industrie war ein Hinweis auf mögliche flugrelevante Störungen im elektrischen System gekommen. Die betroffenen Systeme in den Flugzeugen werden nun durch mobile Teams der Industrie und der Bundeswehr komplett ausgetauscht. Das betrifft auch alle Transall-Transportflugzeuge bei Auslandseinsätzen auf dem Balkan oder in Afghanistan.
  • Bei der Explosion eines Sprengsatzes in der afghanischen Provinz Helmand ist am 13. Juli ein Menschen getötet und ein weiterer schwer verletzt worden. Die beiden Männer hätten auf einem Motorrad gesessen, als die Bombe detonierte. Das sagte ein Polizeivertreter der Nachrichtenagentur AIP.
  • Bei einem Angriff radikalislamischer Taliban-Kämpfer in der südafghanischen Provinz Kandahar ist am 13. Juli der Polizeichef des Distrikts Wianesheen getötet worden. Die Rebellen hätten das Distrikt-Hauptquartier angegriffen und niedergebrannt, meldete die afghanische Nachrichtenagentur AIP unter Berufung auf einen Polizeisprecher. Taliban-Sprecher Mufti Latifullah Hakimi sagte, bei dem Angriff seien neben Polizeichef Rehmatullah mehrere andere Menschen getötet worden.
  • Die Bundeswehr will Ende Juli erste Soldaten in das afghanische Faisabad schicken, um dort ein zweites deutsches Wiederaufbauteam (PRT) zu errichten. 25 bis 30 Soldaten würden zunächst in die Stadt im Nordosten Afghanistans entsandt, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am 13. Juli in Berlin der Nachrichtenagentur AFP. Es gebe jedoch noch keine konkreten Partner, um das PRT zu betreiben. Mit anderen Nationen würden aber "ständig" Gespräche geführt. Das Wiederaufbauteam werde auf jeden Fall errichtet, betonte der Sprecher.
    Die Niederlande, die sich ursprünglich an dem Einsatz in der rund 200 Kilometer östlich von Kundus gelegenen Stadt beteiligen wollten, waren abgesprungen. Ein Sprecher des PRT in Kundus sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Sicherheitslage in Faisabad sei bisher überwiegend ruhig, jedoch nicht stabil. Faisabad in der Provinz Badachschan liegt in einem Tal des Hindukusch-Gebirges. Der Landweg von Kundus nach Faisabad dauert rund zwölf Stunden, die Straßen sind sehr bergig und schlecht befahrbar. Bei Regen ist die 150.000-Einwohnerstadt oft gar nicht zu erreichen.
  • Angesichts der schlechten Sicherheitslage in Afghanistan haben die US-Streitkräfte am 14. Juli eine neue Offensive vor der für den 9. Oktober geplanten Präsidentenwahl angekündigt. Die Operation solle ein sicheres Umfeld für den Fortgang der Wählerregistrierung schaffen, sagte ein US-Armeesprecher in Kabul. Einzelheiten zu der Offensive, der bereits zahlreiche andere vorausgegangen sind, wollte der Sprecher nicht nennen.
  • Drei vergangene Woche in Kabul festgenommene selbst ernannte Anti-Terror-Kämpfer aus den USA haben Unterstützung von der NATO-geführten Internationalen Schutztruppe in Afghanistan (ISAF) erhalten. ISAF-Sprecher Chris Henderson räumte am 14. Juli ein, dass NATO-Soldaten an drei Tagen Ende Juni gemeinsam mit den drei US-Bürgern in Privathäusern in Kabul "jeweils eine kleine Gruppe von Personen festnahmen". Der "Chef" des Trios habe sich der ISAF als Mitglied von Spezialtruppen vorgestellt, deren Uniform getragen und "sich auch so verhalten". Die drei Männer sollen in Afghanistan inhaftiert sein. Über ihre genaue Rolle und mögliche Verbindungen zu US-Geheimdiensten waren zunächst keine Einzelheiten bekannt.
  • US-Präsident George W. Bush braucht nach eigenen Worten eine zweite Amtszeit, um die "Arbeit" in Irak und Afghanistan "zu Ende zu bringen". "Ich brauche vier weitere Jahre, um die Arbeit zu beenden. Es gibt noch viel zu tun, damit Amerika sicherer wird", erklärte Bush am 14. Juli bei einem Wahlkampfauftritt in Fond-du-Lac im US-Bundesstaat Wisconsin. In seiner ersten Amtszeit habe sich vieles zum Besseren gewendet. Der "Diktator in Irak", der für die "freie Welt, sein Volk und seine Nachbarn" eine Gefahr gewesen sei, sei nicht länger eine "Bedrohung". Dennoch sei die Arbeit zur Schaffung von Demokratie in Irak und Afghanistan noch nicht am Ende. "Gebt mir vier Jahre mehr und die Vereinigten Staaten werden sicherer, besser und stärker sein", forderte Bush seine Landsleute auf.
  • Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen in der zentralafghanischen Provinz Ghor haben die Vereinten Nationen ihre Mitarbeiter von dort abgezogen. Ein Hubschrauber habe die zehn ausländischen und sieben einheimischen UN-Mitarbeiter von der Provinzhauptstadt Tschagtscharan am 15. Juli nach Herat im Westen des Landes gebracht, sagte UN-Sprecher David Singh. Demnach hatte am Vorabend eine aufgebrachte Menge das UN-Gelände gestürmt, nachdem die afghanische Armee zwei einheimische Kämpfer getötet hatte. Acht Menschen seien in das UN-Büro eingedrungen, hätten es verwüstet und mit Steinen geworfen. Dabei sei ein Wachmann verletzt worden.
  • Die Bundesregierung unterstützt die Wahlen in Afghanistan mit 5,1 Millionen Euro. Die Mittel des Auswärtigen Amtes und des Entwicklungsministeriums sollten für Informationskampagnen und die Ausstattung der Wahllokale verwendet werden, teilten die beiden Ministerien am 16. Juli in Berlin mit. Nach den USA und der EU-Kommission ist die Bundesrepublik damit der drittgrößte Geber.
  • Bei einem Angriff mutmaßlicher Talibankämpfer in Afghanistan ist einheimischer Mitarbeiter der amerikanischen Entwicklungsbehörde US-AID getötet worden. Zwei weitere afghanische Mitarbeiter wurden bei dem Überfall am 16. Juli nahe der Stadt Kalat im Südwesten des Landes verletzt, wie die amerikanischen Streitkräfte mitteilten. Soldaten seien dem Konvoi zu Hilfe geeilt, als dieser beschossen worden sei. Bei einem Schusswechsel sei auch einer der Angreifer tödlich getroffen worden.
  • Nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden von "Ärzte ohne Grenzen", Stefan Krieger, steht zu befürchten, dass sich die Organisation ganz aus Afghanistan zurückzieht. Nach dem Mord an fünf Kollegen am 2. Juni in der nordwestlichen Provinz Badghis hatte "Ärzte ohne Grenzen" alle Projekte im Land am Hindukusch gestoppt. Es wird wohl auf ein endgültiges Aus für eine seit 24 Jahren andauernde Arbeit hinauslaufen. Noch analysiere man die Hintergründe der Mordtat und prüfe die Sicherheitslage, sagte Krieger am 16. Juli. Die endgültige Entscheidung werde in einigen Wochen fallen. Ein Rückzug wäre dem Organisationschef zufolge ein "entsetzlicher Rückschlag" für die afghanische Bevölkerung. Das Land war noch 2003 ein Schwerpunkt der Arbeit: 1,7 Millionen oder jeder zehnte Euro der Ausgaben ging dorthin. Die Menschen brauchten immer noch dringend Hilfe.
  • Bei einer Raketenexplosion in der Nähe der US-Botschaft in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am 18. Juli eine Zivilistin getötet worden. Die Rakete habe das Haus der Frau im Zentrum der Stadt getroffen und sei explodiert, teilte die Polizei mit. Nahe des Explosionsorts befänden sich die US-Botschaft und das Hauptquartier der multinationalen Friedenstruppe. Die Polizei beschuldigte "Feinde des Friedens und der Regierung", die Rakete abgeschossen zu haben.
19. bis 25. Juli
  • Mutmaßliche Taliban-Kämpfer haben am 19. Juli einen Kleinbus gestoppt und dessen Fahrer erschossen, weil er einen Wahlausweis für die Präsidentenwahl bei sich trug. Die Taliban hätten alle Fahrgäste gewarnt, auch ihnen drohe der Tod, sollten sie sich vor der am 9. Oktober geplanten Abstimmung als Wähler registrieren lassen. Das sagte einer der Buspassagiere. Ende Juni hatten die Taliban ebenfalls einen Bus gestoppt und 16 Afghanen erschossen, bei denen sie Wahlausweise gefunden hatten.
  • Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat drei einflussreiche Milizkommandeure auf wichtige Verwaltungsposten gesetzt. Die Entscheidung habe mit den bevorstehenden Wahlen zu tun, erklärte Karsais Sprecher Dschawed Ludin am 20. Juli. "Die Regierung versucht, dem Volk die Möglichkeiten für freie und faire Wahlen zu verschaffen", sagte Ludin und fügte hinzu: "Wir sind froh, dass jeder daran interessiert ist zu kooperieren." Einem in der vergangenen Woche ausgehandelten Abkommen zufolge soll der tadschikische Milizführer Atta Mohammed Gouverneur der Provinz Balch im Norden des Landes werden. Hasrat Ali wird Polizeichef der ostafghanischen Provinz Nangarhar, Chan Mohammed hat künftig dieses Amt in Kandahar im Süden inne. Ziel sei, die Verwaltung der Provinzen zu verbessern, sagte Ludin.
  • Bei ihrer ersten Anhörung vor einem afghanischen Gericht haben drei US-Bürger, die afghanische Zivilisten misshandelt haben sollen, die US-Regierung der Mitwisserschaft beschuldigt. "Die amerikanische Armee hat geduldet und unterstützt, was wir getan haben", sagte der Anführer der Gruppe, Jonathan Idema, am 21. Juli in Kabul. Er habe mit seinen Mitstreitern mehrere Monate lang mit der "vollen Deckung" der US-Behörden gehandelt. "Mindestens zweimal" habe seine Gruppe mutmaßliche Terroristen den internationalen Truppen zum Verhör übergeben. Die Kontakte zu ranghohen Mitarbeitern des US-Verteidigungsministeriums könne er durch E-Mails, Faxe und Aufzeichnungen belegen.
  • Die Einsätze des US-Militärs im Irak und in Afghanistan sind teurer als geplant. Die Kosten für den "Krieg gegen den Terror" wüden im laufenden Haushaltsjahr die veranschlagten Ausgaben um 12,3 Milliarden Dollar (zehn Milliarden Euro) überschreiten, heißt es in einem am 21. Juli veröffentlichten Bericht des Kongresses in Washington. Das Verteidigungsministerium arbeite derzeit an Sparplänen; so könnten einige geplante Militäraktivitäten auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
  • US-Soldaten haben im Irak und in Afghanistan offenbar weit mehr Gefangene misshandelt als bislang angenommen. Ein am 22. Juli in Washington in Auszügen veröffentlichter Untersuchungsbericht der US-Streitkräfte zählt insgesamt 94 bestätigte oder angebliche Fälle von Misshandlung und Erniedrigung auf. Der Bericht durchleuchtet den Zeitraum vom 1. Oktober 2001 bis zum 9. Juni dieses Jahres, er ist die bislang umfassendste Untersuchung von Misshandlungen in Irak und Afghanistan. Das Verteidigungsministerium hatte sich bislang geweigert, die Gesamtzahl aller Missbrauchs-Vorwürfe bekannt zu geben. Die Zahl 94 übertrifft alle früheren Schätzungen des Pentagons. John Warner, der republikanische Chef des Streitkräfteausschusses des Senats, berief am 22. Juli kurzfristig eine Sitzung ein, bevor sich der Kongress in die Sommerferien aufmachen konnte. Die Streitkräfte haben den Bericht noch nicht komplett veröffentlicht, machten aber während der Anhörung Teile davon publik. Heeresminister Les Brownlee sagte vor dem Senat, er übernehme die Verantwortung für die Handlungen der Soldaten.
  • Bei einem viermonatigen Einsatz im Süden Afghanistans haben US-Soldaten offenbar mehr als 100 mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet. Die 2.400 US-Marineinfanteristen beendeten am 22. Juli ihre Mission in der Provinz Urusgan, wie ihr Kommandeur Frank McKenzie mitteilte.
  • Bei der Explosion einer Autobombe nahe dem südafghanischen Kandahar sind mindestens zwei US-Soldaten schwer verletzt worden. Das meldet die afghanische Nachrichtenagentur AIP unter Berufung auf Augenzeugen und offizielle Quellen am 23. Juli. Möglicherweise gab es auch Tote. Es war der erste Autobomben-Anschlag in der früheren Taliban-Hochburg. Er richtete sich gegen einen Konvoi von US-Armeefahrzeugen.
  • Die NATO wird die für Oktober geplanten Präsidentschaftswahlen in Afghanistan mit bis zu 1800 zusätzlichen Soldaten absichern. Wie die Allianz am 23. Juli in Brüssel mitteilte, werden zusätzlich ein spanisches und ein italienisches Bataillon bereit gestellt, um die 6500 Soldaten der Internationalen Schutztruppe in Afghanistan (ISAF) zu unterstützen. Bei ihrem Gipfel in Istanbul hatte die NATO im Grundsatz die Bereitstellung zusätzlicher Soldaten für die Wahlen in Afghanistan beschlossen, die Details aber offen gelassen.
  • Nach mehr als zweieinhalb Jahren sind am 27. Juli vier französische Häftlinge des US-Lagers auf Guantánamo nach Frankreich zurückgekehrt. Dort wurden sie umgehend festgenommen und einem Antiterrorrichter vorgeführt.
  • Bei einem Bombenanschlag in einer Moschee in der Provinz Ghasni sind am 28. Juli sechs Menschen getötet worden. Unter den Toten sind zwei UN-Mitarbeiter und vier Menschen aus der südafghanischen Provinz Ghasni.
  • Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" hat am 28. Juli endgültig ihre Arbeit in Afghanistan eingestellt - zwei Monate nach einem tödlichen Anschlag auf fünf ihrer Mitarbeiter. Begründung: Die US-Armee versuche, humanitäre Helfer für ihre politischen Absichten einzuspannen.
  • Bewaffnete haben am 31. Juli im Süden des Landes einen Bürgermeister und vier Leibwächter getötet. Ein fünfter Wachmann wurde verwundet. Die Angreifer hätten in der Provinz Helmand aus zwei Autos heraus das Feuer auf Thawos Chan eröffnet.


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