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Kampf um die Vorherrschaft

Afghanistan: Rebellengefechte im Einsatzgebiet der Bundeswehr *

Bei schweren Gefechten zwischen rivalisierenden Aufständischen im Einsatzgebiet der Bundeswehr im Norden Afghanistans sind mehr als 50 Menschen getötet worden.

Wie der Polizeichef der Provinz Baghlan, Kabir Andarabi, am Sonntag (7. März) mitteilte, stehen sich im Distrikt Baghlan-e-Markasi seit dem Vortag schwer bewaffnete Kämpfer der Taliban und Anhänger der Hesbi-Islami- Bewegung des Kriegsherrn Gulbuddin Hekmatyar gegenüber. Die Kämpfe dauerten an. Nach Angaben von Stammesältesten war zwischen den Gruppen ein Streit um die Vorherrschaft in dem Gebiet eskaliert.

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Hesbi-Islami gilt neben den Taliban um Mullah Omar sowie dem Hakkani-Netzwerk als eine der gefährlichsten Terrorgruppen in Afghanistan. Die Organisation um den früheren Ministerpräsidenten Hekmatyar ist vor allem in den nördlichen Provinzen Baghlan und Kundus aktiv, wo sie gegen die Regierung und die internationalen Truppen kämpft. In einigen Gebieten hat Hesbi-Islami Bündnisse mit den Taliban geschlossen. Andernorts operieren die Extremisten-Gruppen unabhängig voneinander. Bereits in der Vergangenheit gab es immer wieder vereinzelte Zusammenstöße. Die jüngsten Kämpfe sind jedoch die bislang schwersten seit dem Sturz des Taliban-Regimes Ende 2001.

Im Süden und Osten des Landes kamen unterdessen mindestens fünf Zivilisten bei Anschlägen ums Leben. Das Innenministerium teilte am Sonntag mit, bei einer Bombenexplosion in der südlichen Provinz Kandahar seien am Vortag zwei Kinder getötet worden. Im benachbarten Helmand starb den Angaben zufolge ein Zivilist, als neben einem Konvoi der Internationalen Schutztruppe ISAF eine Bombe detonierte. Soldaten seien nicht zu Schaden gekommen, hieß es. Zwei weitere Zivilisten kamen bei einem Anschlag im Osten des Landes ums Leben. Die Regierung machte die Taliban für die Anschläge verantwortlich.

Nach Angaben der NATO-geführten ISAF starben am Wochenende im Süden Afghanistans zudem mindestens drei ausländische Soldaten. Zwei seien bei Gefechten mit Aufständischen getötet worden, erklärte die ISAF am Sonntag. Ein weiterer Soldat sei bei der Explosion eines Sprengsatzes ums Leben gekommen.

Der afghanische Präsiden Hamid Karsai traf am Sonntag zu einem Überraschungsbesuch in der einstigen Taliban-Hochburg Mardscha in der Provinz Helmand ein. Die ISAF hatte gemeinsam mit afghanischen Streitkräften am 13. Februar eine Offensive mit insgesamt rund 15 000 Soldaten gegen die Taliban in der Provinz Helmand begonnen.

* Aus: Neues Deutschland, 8. März 2010


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