Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

In Afghanistan wird weiter gestorben

Viel Ratlosigkeit bei NATO - Chaos in Karsais Regierung - Obama berät

Um Afghanistan war es während des Gaza-Kriegs etwas ruhig geworden - bis ein neuerliches Attentat in der Nähe der deutschen Botschaft von Kabul die Öffentlichkeit daran erinnerte, dass dort nach wie vor Krieg herrscht.
Im Folgenden dokumentieren wir eine Reihe kürzer Meldungen über die jüngsten Ereignisse (chronologisch von unten nach oben).



Obama berät über Irak und Afghanistan

Die neue US-Regierung von Präsident Barack Obama will bereits am (heutigen) Mittwoch (21. Jan.) über das Vorgehen im Irak und Afghanistan beraten. Eine Videokonferenz im Weißen Haus sollte am späten Nachmittag (Ortszeit) stattfinden, wie aus Militärkreisen verlautete.

An dem Gespräch sollten demnach der alte und neue Verteidigungsminister Robert Gates, Generalstabschef Mike Mullen und weitere Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrats teilnehmen. Weiter war geplant, die Kommandeure im Irak und in Afghanistan, General Ray Odierno und General David McKiernan, über eine Videoleitung zuzuschalten.

Obama hat im Wahlkampf angekündigt, dass er innerhalb von 16 Monaten nach Amtsantritt alle Kampftruppen aus dem Irak abziehen will. In seiner ersten Rede als Präsident und als Oberbefehlshaber der Streitkräfte sagte Obama, er werde «damit beginnen, den Irak auf verantwortungsvolle Weise seiner Bevölkerung zu überlassen, und einen hart erkämpften Frieden in Afghanistan zu schließen».

Der Irak ist nach den Worten von Regierungssprecher Ali al Dabbagh bereit, die US-Truppen auch früher als im Abkommen mit der Regierung von Expräsident George W. Bush vereinbart abziehen zu lasen. Bush hatte mit der irakischen Regierung vereinbart, die US-Truppen bis Ende 2011 abzuziehen. Al Dabbagh sagte mit Bezug auf die Äußerung Obamas in dessen Antrittsrede am Dienstagabend, einen schnellen Abzug der US-Truppen betrachteten die Iraker mit Sorge. Aber die Regierung sei bereit, die US-Truppen auch früher gehen zu lassen und selbst die Verantwortung zu übernehmen.

AP, 21. Januar 2009


Afghanischer Minister Farhang stürzt über Misstrauensvotum des Parlaments

Der afghanische Handels- und Industrieminister Amin Farhang gehört nach einem Misstrauensvotum des Parlaments seit Jahresbeginn nicht mehr zur afghanischen Regierung. Das berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Ausgabe vom 22.01.) unter Berufung auf ein Gespräch mit Farhang. Das Parlament beschuldigte den 66 Jahre alten Politiker, der seit sieben Jahren Minister war und zuvor lange in Deutschland gelebt hatte, den Ölpreis im eigenen Land nicht senken zu können, obwohl er weltweit fällt. Farhang hält das Misstrauensvotum nach eigenen Angaben für verfassungswidrig und erhob seinerseits schwere Vorwürfe wegen der wachsenden Korruption im Land, in die auch die Regierung verstrickt sei. Eine von Präsident Hamid Karsai eingesetzte Kommission soll nun die Rechtmäßigkeit des Misstrauensvotums klären. Möglicherweise hat der Oberste Gerichtshof das letzte Wort. Ob Farhang bei einer Entscheidung zu seinen Gunsten in das Amt zurück kehrt, ist dennoch unklar. Er zweifelt an den Perspektiven des Wiederaufbaus unter den jetzigen Bedingungen. Afghanistan-Experten sehen in dem Vorgang ein Indiz für Auflösungserscheinungen in der Regierung Karsai. Der Präsident ist wegen der zunehmenden Vetternwirtschaft im Land bei der Bevölkerung sehr unbeliebt. Wegen der Korruption und schlechter Regierungsführung bestehen erhebliche Zweifel, ob der neue US-Präsident Barack Obama an Karsai festhält. Farhang stand 2008 im Zentrum eines BND-Skandals. Der E-Mail-Verkehr mit der "Spiegel"-Journalistin Susanne Koelbl war vom Bundesnachrichtendienst systematisch ausgespäht worden.

ots, 21. Januar 2009


Nachschub für NATO-Truppen auch über Russland und andere Staaten

Der Nachschub für die NATO-Truppen in Afghanistan wird künftig auch über Russland und andere benachbarte zentralasiatische Staaten in das Land gelangen. Entsprechende Vereinbarungen, um die immer wieder von Aufständischen angegriffene Versorgungsroute von Pakistan nach Afghanistan zu entlasten, seien mit den Ländern der Region getroffen worden, erklärte der Oberbefehlshaber des US-Oberkommandos Mitte, General David Petraeus.

Neue Versorgungswege sind auch deshalb notwendig, weil die USA ihre Truppen in Afghanistan aufstocken wollen, um stärker gegen die radikalislamischen Taliban und Anhänger der Terrororganisation Al Kaida vorgehen zu können. Pakistan hatte die wichtigste Nachschubroute für die US- und NATO-Truppen über den Khyber-Pass am Montag wieder wegen eines Raketenangriffs zeitweise geschlossen. Hinter dem Angriff wurden militante Islamisten vermutet.

Die Khyber-Region ist Teil von Pakistans halbautonomen Stammesgebieten im Nordwesten, die Kämpfern der Al Kaida und der Taliban als Rückzugsgebiete dienen. Der Khyber-Pass ist seit Jahrhunderten ein Handelstor zwischen Pakistan und Afghanistan und damit ein wichtiger Schnittpunkt für Machthaber und Militär in der Region.

AP, 21. Januar 2009


Noch viel Arbeit bei Polizeiaufbau in Afghanistan

Aller Kritik zum Trotz sieht Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) die deutsche Hilfe beim Polizeiaufbau in Afghanistan bei allen Schwierigkeiten auf einem guten Weg. Die geplante Verdoppelung des deutschen Ausbildungskontingents innerhalb der europäischen Polizeimission EUPOL Afghanistan in diesem Jahr von 60 auf 120 Beamte bezeichnen Parlamentarier und Experten jedoch als «völlig unzulänglich».

Gegenwärtig bilden in der EUPOL-Mission 180 internationale Polizeibeamte aus 21 Ländern in 14 afghanischen Provinzen einheimische Polizisten aus. Die Amerikaner, die ihrerseits Milliarden Dollar für die Ausbildung von afghanischen Polizisten ausgeben, ließen am Mittwoch in Kabul wissen, dass mindestens 2300 internationale Polizeiausbilder fehlen. Die afghanische Polizei liege in der Ausbildung mehrere Jahre hinter der afghanischen Armee zurück.

Die FDP-Sicherheitsexpertin Elke Hoff warf im ddp-Gespräch der Bundesregierung vor, sie versage seit Jahren beim Polizeiaufbau in Afghanistan. Sie sei nicht willens die gegenüber EUPOL zugesagten Dienstposten zu besetzen. Die afghanische Polizei brauche dringend mehr praktische Polizeiausbildung, die den Verhältnissen in Afghanistan gerecht wird und endlich mehr Sicherheit in den Regionen gewährleisten kann.

Der Afghanistan-Experte der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Sascha Lange, sieht sogar «das Risiko, dass man Personen zu Polizisten ausbildet, die sich gegenüber kriminellen Strukturen loyal verhalten und unter Umständen zu Gegnern werden können». Aus Geheimdienstkreisen in Kabul erfuhr ddp, dass «nicht selten afghanische Polizisten nach ihrer Ausbildung zu Warlords oder Rauschgiftbaronen übergelaufen sind, damit sie mit ihrem Können mehr Geld verdienen».

Der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Markus Beyer, wies auf die Aussagen von Schäuble hin, wonach die Bundesregierung auch im vergangenen Jahr dem Polizeiaufbau in Afghanistan «einen hohen Stellenwert beigemessen hat». 2008 seien insgesamt 154 Polizeibeamte als Experten in unterschiedlichen Funktionen in Afghanistan eingesetzt worden. Zwischen 2002 und 2007 seien unter deutscher Leitung rund 24 000 afghanische Polizisten vor Ort aus- und fortgebildet worden. Die afghanische Polizei soll nach den eigenen Plänen einmal rund 80 000 Kräfte umfassen.

Im vergangenen Jahr sind nach Angaben von Beyer allein durch deutsche Trainer etwa 2600 afghanische Polizisten für ihre berufliche Laufbahn qualifiziert worden. Mit 35,7 Millionen Euro seien auch große Infrastrukturprojekte für die afghanische Polizei durchgeführt worden. Flankierend zu den Ausbildungsmaßnahmen habe die Polizei Ausstattungshilfen in Höhe von 5,6 Millionen Euro erhalten wie Helme, Schilde, Schlagstöcke, Handfesseln und Pfefferspray.

Deutsche Polizisten wiesen auf die Schwierigkeiten bei der Ausbildung von angehenden afghanischen Kollegen hin. Viele könnten nicht lesen und schreiben. Die Zahl der Analphabeten sei hoch. Die Taliban würden zunehmend auch gegen die afghanischen Polizisten vorgehen. In ihren Reihen gebe es fast täglich Tote. Die afghanischen Polizisten stünden zudem im Ruf, korrupt zu sein.

Geheimdienstler warfen die Frage auf, wie es einem Selbstmordattentäter am vergangenen Samstag gelingen konnte, alle Sperren vor der deutschen Botschaft im hoch gesicherten Zentrum Kabuls zu durchbrechen. «Das kann nur möglich gewesen sein, weil die afghanischen Wachen und Spezialpolizisten vorher bestochen worden sind, um das Eindringen in die Sperrzone zu ermöglichen.»

Es kommt nach Aussagen internationaler Polizisten auch immer wieder vor, dass afghanische Kollegen beispielsweise in einsameren Gegenden angesichts einer plötzlich auftretenden Übermacht von Talibankämpfern die Waffen fallen lassen und einfach überlaufen.

ddp, 21. Januar 2009


Afghanistan will mehr Mitsprache bei NATO-Stationierungen

Die afghanische Regierung dringt bei der NATO auf eine stärkere Beteiligung an deren Vorgehen im Land. Der Entwurf einer entsprechenden technischen Vereinbarung sei der NATO vor rund zwei Wochen übermittelt worden, erklärte der afghanische Präsident Hamid Karsai am Dienstag in Kabul. Darin würden Verhaltensregeln für die Truppen des Bündnisses in Afghanistan aufgestellt. Die Zahl zusätzlicher Soldaten und ihr Stationierungsort müsste dann vom afghanischen Parlament genehmigt werden.

Außerdem dürften NATO-Truppen keine Häuser mehr durchsuchen, wie aus dem Entwurf hervorgeht, der der Nachrichtenagentur AP vorliegt. NATO-Sprecher James Appathurai sagte, das Schreiben der afghanischen Regierung sei an die NATO-Staaten weitergeleitet worden. Es sei aber noch nicht erörtert worden. Das Bündnis sei jedoch gesprächsbereit, um sein Vorgehen zu verbessern.

Karsai äußerte sich in der Eröffnungssitzung des Parlaments frustriert darüber, dass die USA und deren Verbündete bislang nicht auf seine Appelle eingegangen seien, Angriffe in zivilen Gebieten einzustellen. Der Kampf gegen Aufständische könne nicht ohne die Unterstützung des afghanischen Volks gelingen, sagte er. «Wir werden zivile Opfer auf unserem Boden während des Kampfs gegen Terrorismus nicht akzeptieren», sagte Karsai.

AP, 20. Januar 2009


CDU-Politiker erwartet unter Obama neue Afghanistanstrategie

Der außenpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Eckart von Klaeden (CDU), erwartet unter dem neuen US-Präsidenten Barack Obama eine Neuausrichtung der Afghanistan-Strategie. "Ich gehe davon aus, dass die Vereinigten Staaten von Amerika auf ihre Verbündeten zukommen werden, was Afghanistan angeht, um über eine grundsätzliche Revision und einen neuen Ansatz zu sprechen", sagte von Klaeden dem Fernsehsender n-tv. "Das kann - muss aber nicht notwendigerweise - mehr oder anderes militärisches Engagement bedeuten."

Er vermute, dass es den USA vor allem um den Aufbau der zivilen Seite gehe, sagte der CDU-Politiker. Themen seien etwa der Aufbau der afghanischen Verwaltung, der Regierung sowie der Entwicklungshilfe. "Dort muss ein größerer und gemeinsamer, ein konzeptioneller Ansatz gefunden werden, wie er von unserer Seite ja schon seit langer Zeit gefordert wird."

AFP, 20. Januar 2009


Tschechien will mehr Soldaten nach Afghanistan schicken

Die tschechische Regierung will mehr Soldaten für den NATO-Einsatz in Afghanistan bereitstellen. Das Truppenkontingent soll von 415 auf 480 Soldaten gesteigert werden. Der entsprechende Kabinettsbeschluss vom Montag bedarf allerdings noch der Zustimmung in beiden Parlamentskammern. Die Abstimmung im Februar könnte jedoch für die Regierung von Ministerpräsident Mirek Topolanek knapp werden. Im vergangenen Jahr blockierten zwei Oppositionsparteien eine Verstärkung des Kontingents um 200 Soldaten.

ap, 19. Januar 2009


Neue Dimension der Terrorgefahr für Deutschland

Die terroristische Bedrohung Deutschlands hat eine neue Dimension erreicht: Als Belege sieht das Bundesinnenministerium das direkt an Deutschland gerichtete Terrorvideo, den Anschlag vor der deutschen Botschaft in Kabul und die zunehmenden Attacken auf Bundeswehrsoldaten in Afghanistan. «Was jetzt neu ist, das ist die direkte Adressierung Deutschlands», sagte Staatssekretär August Hanning am Montag in Berlin.

Das Innenministerium befürchtet, dass sich die Terrorgefahr auch wegen der bevorstehenden Bundestagswahl Ende September erhöhen könnte. Bei den Terroranschlägen von Madrid am 11. März 2004 waren wenige Tage vor der dortigen Parlamentswahl 191 Menschen getötet worden.

Am Wochenende war ein Video mit dem Titel «Das Rettungspaket für Deutschland» aufgetaucht, in dem ein Sprecher in fast akzentfreiem Deutsch mit Anschlägen in Deutschland droht. Nach den Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden handelt es sich um den gebürtigen Marokkaner Bekkay Harrach, der lange Zeit in Bonn lebte und die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Seit 2007 soll der 31-Jährige sich im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aufhalten und Verbindungen zur Führungsriege der Terrororganisation Al Kaida haben.

Den Sicherheitsbehörden soll er bereits während seiner Zeit in Deutschland bei der Beobachtung von islamistischen Gruppierungen in verschiedenen Städten aufgefallen sein.

Harrach posiert in dem Video mit einer Panzerfaust und feuert sie ab. Bei der Aufnahme in einem abgedunkelten Raum steht dann ein Gewehr neben ihm. «Mich für Allah in die Luft zu sprengen, ist mein Wunsch seit 1993», sagt er.

Das halbstündige Video tauchte nach Angaben des Innenministeriums zunächst auf einer islamistischen Internetseite und später bei YouTube auf. Das Ziel der Islamisten ist der Abzug deutscher Truppen aus Afghanistan. In dem Video spricht Harrach aber auch den Streit über die Veröffentlichung einer Mohammed-Karikatur in einer dänischen Zeitung an. Er wirft deutschen Medien vor, die Karikaturen aus Solidarität ebenfalls gezeigt zu haben.

Die Hintergründe des Terroranschlags vor der deutschen Botschaft in Kabul blieben unterdessen weiter unklar. Ein Selbstmordattentäter hatte am Samstag vor der deutschen Botschaft in Kabul fünf Menschen in den Tod gerissen. 28 weitere wurden teils schwer verletzt. Bei den Todesopfern handelte es sich um vier afghanische Passanten und einen US-Soldaten.

Im Bundesinnenministerium hieß es, es sei immer noch nicht klar, wie der Anschlag zustande gekommen sei und welche Zielrichtung er hatte. Zur Zeit des Anschlags sei ein amerikanischer Konvoi direkt vor der deutschen Botschaft betankt worden. Nach dem Anschlag habe es einen Bekenneranruf der Taliban gegeben, in dem es hieß, die deutsche Botschaft sei angegriffen worden und es seien acht deutsche Soldaten getötet worden. Unklar sei unter anderem, ob der amerikanische Konvoi für einen deutschen gehalten wurde.

ap, 19. Januar 2009


Nachschubroute nach Afghanistan wegen Angriffs zeitweise geschlossen

Die wichtigste Nachschubroute für die US- und NATO-Truppen in Afghanistan ist am Montag wegen eines Raketenangriffs zeitweise geschlossen worden. Hinter dem Angriff, bei dem am Morgen ein pakistanischer Soldat getötet und zehn weitere verwundet wurden, wurden militante Islamisten vermutet. Am Nachmittag konnte der Khyber-Pass wieder geöffnet werden.

Einem ranghohen Regierungssprecher in der Region Khyber zufolge verhängte Pakistan am Montag eine ganztägige Ausgangssperre. Sicherheitskräfte nahmen zehn Aufständische fest.

Etwa 75 Prozent der Versorgungslieferungen für die US- und NATO-Truppen werden über Pakistan nach Afghanistan eingeführt. Auf dem Weg dorthin waren Transporter mit Treibstoff- oder Nahrungslieferungen in der jüngeren Vergangenheit oft Ziel von Angriffen. Pakistan hat Begleitschutz für die Konvois gestellt, konnte die Übergriffe von Al-Kaida- oder Talibankämpfern damit aber bisher nicht eindämmen. Die Nachschubroute wurde deshalb bereits öfter geschlossen.

Die Khyber-Region ist Teil von Pakistans halbautonomen Stammesgebieten im Nordwesten, die Kämpfern der Al Kaida und der Taliban als Rückzugsgebiete dienen. Der Khyber-Pass ist seit Jahrhunderten ein Handelstor zwischen Pakistan und Afghanistan und damit ein wichtiger Schnittpunkt für Machthaber und Militär in der Region.

Die internationalen Truppen sind auf die Versorgungslieferungen angewiesen, vor allem weil die Vereinigten Staaten in diesem Jahr ihre Truppenpräsenz auf rund 60.000 Soldaten verdoppeln wollen. Vertreter von USA und NATO gaben an, die Übergriffe hätten keinen Einfluss auf ihre derzeitige Mission. Trotzdem zogen sie bereits eine Umleitung der Transporte über Zentralasien in Betracht. Im Gespräch seien Routen über Russland, Kasachstan oder Usbekistan.

ap, 19. Januar 2009


Kabul-Anschlag: Auch drei Botschafts-Leute verletzt

Berlin/Kabul (dpa) - Bei dem Selbstmordanschlag vor der deutschen Botschaft in Kabul sind auch drei Mitarbeiter der Vertretung verletzt worden. Darunter sei ein Deutscher, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Sonntag auf Anfrage in Berlin. Diesen Artikel weiter lesen

Glücklicherweise sei keiner von ihnen lebensgefährlich verletzt worden. Die radikal-islamischen Taliban hatten sich im Internet zu der Tat bekannt

Bei dem Anschlag im Regierungs- und Diplomatenviertel der afghanischen Hauptstadt hatte ein Selbstmordattentäter am Samstag ein Auto in die Luft gesprengt und mindestens fünf Menschen mit in den Tod gerissen. Darunter war ein US-Soldat. Die deutsche Botschaft befindet sich gegenüber einer US-Militärbasis. Nach Angaben afghanischer Ärzte handelt es sich bei den weiteren Toten um einheimische Zivilisten, darunter drei Mitglieder einer Familie. Nach Angaben von Ärzten wurden zudem mehr als 30 Menschen verletzt, einige von ihnen schwer.

Die deutsche Vertretung richtete einen Krisenstab ein. Um die Sicherheit zu erhöhen, befinden sich auch Feldjäger der Bundeswehr in Kabul. Bundeskanzlerin Angele Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier versicherten, dass Deutschland weiter zu seinem Engagement in Afghanistan stehe. «Wir werden uns durch Terror und Schrecken nicht davon abbringen lassen, unsere Hilfe für das afghanische Volk fortzusetzen», sagte Steinmeier. Im Oktober hatte der Bundestag das Mandat für den Bundeswehr-Einsatz um 14 Monate verlängert sowie die Obergrenze von 3500 auf 4500 Soldaten erhöht.

Die Gewalt in Afghanistan und auch in Kabul hat in den letzten Monaten deutlich zugenommen. Erst Ende November waren bei einem Selbstmordanschlag nahe einem Auto des deutschen Militärattachés in Afghanistan drei afghanische Zivilisten getötet worden. Im August 2007 starben in Kabul drei Personenschützer des deutschen Botschafters. Wegen der erhöhten Anschlagsgefahr wurde beschlossen, dass alle deutschen Diplomaten auf das Gelände der Botschaft umziehen. Dafür hat das Auswärtige Amt ein Gebäude errichten lassen, das gegen Anschläge geschützt ist.

dpa, 18. Januar 2009


Fünf Tote bei Selbstmordanschlag vor deutscher Botschaft in Kabul

Kabul (AP) Ein Selbstmordattentäter hat am Samstag (17. Jan.) vor der deutschen Botschaft in Kabul fünf Menschen getötet sowie 28 weitere teils schwer verletzt. Vier afghanische Zivilpersonen fielen dem Anschlag zum Opfer, 21 weitere wurden verletzt, wie das afghanische Innen- und das Verteidigungsministerium erklärten.

Außerdem wurden sechs US-Soldaten und ein ziviler US-Bürger eines gegenüber der diplomatischen Vertretung liegenden Stützpunktes verletzt, wie US-Militärsprecher Jerry O'Hara mitteilte. Ein US-Soldat erlag seinen schweren Verletzungen.

Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag und erklärten, er habe sich gegen deutsches Militärpersonal gerichtet. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, einige Mitarbeiter der Botschaft in der afghanischen Hauptstadt seien verletzt worden. An den Gebäuden seien Schäden entstanden. An der Vertretung sei ein Krisenstab eingerichtet worden. Zur Verstärkung der Sicherheit der Botschaft befänden sich auch Feldjäger der Bundeswehr vor Ort.

Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich entsetzt über diesen «menschenverachtenden Terrorakt». Sie hoffe, dass keine weiteren Opfer zu beklagen sein werden und die Verletzten rasch genesen, erklärte Merkel am Samstag in Berlin. Deutschland werde sein Engagement in Afghanistan weiter aufrecht erhalten, betonte die Kanzlerin. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte den Anschlag als «feigen Akt der Barbarei». Er versicherte: «Deutschland steht zu seinem Engagement in Afghanistan. Wir werden uns durch Terror und Schrecken nicht davon abbringen lassen, unsere Hilfe für das afghanische Volk fortzusetzen.» Auch Verteidigungsminister Franz Josef Jung erklärte laut einer Vorabmeldung der «Bild am Sonntag», der Kampf gegen den Terror werde fortgeführt. Der afghanische Präsident Hamid Karsai verurteilte den Anschlag als unislamisch und inhuman.

Ein Botschaftsgebäude und Fahrzeuge vor dem Gelände fingen nach dem Anschlag um 09.45 Uhr (Ortszeit) Feuer, Rettungskräfte bekämpften die Flammen. Auf der Straße war später ein verkohlter Tanklaster zu sehen. Ein Sprecher der deutschen Botschaft, Philipp Wendel, sagte, er könne wegen der angespannten Sicherheitslage keinerlei Details zu dem Anschlag nennen. Einige Fenster seien zu Bruch gegangen.

Ein US-Militärsprecher, Chris Kubik, sagte, die Mauer um das Gelände des Stützpunktes habe der Explosion standgehalten. «Es war ziemlich nahe, aber ich kann Ihnen nicht sagen, ob sie uns angegriffen haben oder nicht», sagte der Oberstleutnant. Oberst O'Hara erklärte, der Sprengsatz sei an einem belebten Ort gezündet worden, an dem sich sowohl Zivilpersonen als auch Militärangehörige aufgehalten hätten.

Die deutsche Botschaft liegt an einer kleinen zweispurigen Straße gegenüber dem US-Camp Eggers, das als Hauptquartier für die Ausbildung afghanischer Polizisten und Soldaten dient. Die Straße wird von dutzenden afghanischen Sicherheitskräften bewacht.

Ein Sprecher der Taliban, Sabiullah Mudschahid, erklärte, ein Selbstmordattentäter habe zwei Fahrzeuge angegriffen, in denen er deutsche Soldaten vermutet habe. «Die Taliban werden alle Länder zum Ziel machen, deren Truppen in Afghanistan sind», sagte Mudschahid. Deutsche Soldaten seien im Norden des Landes an der Tötung Unschuldiger beteiligt. Die Bundeswehr hat im vergleichsweise ruhigen Norden des Landes rund 3.200 Soldaten stationiert.

Bei einem weiteren Selbstmordanschlag im Osten des Landes wurde nach Polizeiangaben am Samstag eine Zivilperson getötet, drei weitere sowie drei Polizisten wurden verletzt. Ziel des Täters war ein Konvoi von NATO-Truppe und afghanischer Polizei in der Provinz Nangarhar. Auch zu diesem Anschlag bekannten sich die Taliban.

ap, 17. Januar 2009


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