Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Blutiges Wochenende in Afghanistan

Tote und Verletzte bei Anschlag nahe NATO-Stützpunkt / Stammesmiliz erschoss Dorfbewohner *

Neue Gewalttaten in Afghanistan: Zwölf Menschen starben, als sich Attentäter unweit einer NATO-Basis in die Luft sprengten. Andernorts erschossen regierungstreue Milizionäre zehn Dorfbewohner.

Selbstmordattentäter der Taliban haben bei einem Doppelanschlag in der Nähe eines NATO-Stützpunktes in Afghanistan mindestens zwölf Menschen mit in den Tod gerissen. Fast 60 weitere seien am Sonnabend in der Zentralprovinz Wardak verletzt worden, teilte die Regionalregierung mit. Im Norden Afghanistans töteten unterdessen Angehörige einer regierungstreuen Stammesmiliz zehn Dorfbewohner. Im Nachbarland Pakistan tauchte zudem ein Video auf, dass die abgetrennten Köpfe vermisster Soldaten zeigt.

Nach Regierungsangaben zündete in Wardak zunächst ein Attentäter seine Sprengstoffweste. Danach habe ein zweiter einen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen in die Luft gejagt. »Acht Zivilisten sowie vier Polizisten wurden getötet «, so ein Sprecher. Unter den Verletzten seien viele Zivilisten, aber auch Polizisten und ISAFSoldaten. Die Taliban übernahmen die Verantwortung.

Am Stadtrand von Kundus im nördlichen Einsatzgebiet der Bundeswehr griffen am Sonntag regierungstreue Milizionäre ein Dorf an und erschossen zehn Zivilisten. Acht weitere seien verletzt worden, teilte ein Sprecher des Gouverneurs mit. Als Grund wird ein Racheakt vermutet. Am Sonnabend sei in dem Dorf ein Milizionär von den Taliban getötet worden, so der Sprecher. Die Miliz habe sich an Bewohnern gerächt, die den Extremisten angeblich Unterschlupf gewährt hätten.

Derweil bestätigte die NATO den Tod eines ranghohen Mitglieds des Terrornetzwerks Al Qaida. Der aus Saudi-Arabien stammende Abu Walid, auch bekannt als Amru Mastur al-Ghamrawi, sei bereits am 3. August in der Grenzprovinz Kunar getötet worden. Er soll an zahlreichen Anschlägen beteiligt gewesen sein.

Im Nachbarland Pakistan veröffentlichten Aufständische ein Video, das Berichten zufolge die abgetrennten Köpfe vermisster Soldaten zeigt. Nach einer Militäroffensive im Stammesgebiet Bajaur an der afghanischen Grenze galten die 15 Einsatzkräfte als vermisst. Ein Taliban-Sprecher sagte, die Soldaten seien getötet und elf von ihnen enthauptet worden. »Es stimmt, dass 15 Soldaten getötet worden sind«, bestätigte ein Sicherheitsbeamter. Das Video kommentierte er jedoch nicht.

Nach zahlreichen Angriffen von Afghanen in Uniform auf Angehörige der Internationalen Schutztruppe ISAF hat die NATO die Ausbildung von Rekruten der afghanischen Armee und Polizei vorerst ausgesetzt. Die Maßnahme bleibe in Kraft, bis alle Bewerber auf mögliche Verbindungen zu radikal- islamischen Aufständischen überprüft seien, sagte ein ISAFSprecher am Sonntag in Kabul.

* Aus: neues deutschland, Montag, 03. September 2012


Zurück zur Afghanistan-Seite

Zurück zur Homepage