Blutiges Wochenende in Afghanistan
Tote und Verletzte bei Anschlag nahe NATO-Stützpunkt / Stammesmiliz erschoss Dorfbewohner *
Neue Gewalttaten in Afghanistan: Zwölf Menschen starben, als sich Attentäter unweit einer NATO-Basis in
die Luft sprengten. Andernorts erschossen
regierungstreue Milizionäre
zehn Dorfbewohner.
Selbstmordattentäter der Taliban
haben bei einem Doppelanschlag
in der Nähe eines NATO-Stützpunktes
in Afghanistan mindestens
zwölf Menschen mit in den
Tod gerissen. Fast 60 weitere seien
am Sonnabend in der Zentralprovinz
Wardak verletzt worden,
teilte die Regionalregierung mit.
Im Norden Afghanistans töteten
unterdessen Angehörige einer regierungstreuen
Stammesmiliz
zehn Dorfbewohner. Im Nachbarland
Pakistan tauchte zudem ein
Video auf, dass die abgetrennten
Köpfe vermisster Soldaten zeigt.
Nach Regierungsangaben zündete
in Wardak zunächst ein Attentäter
seine Sprengstoffweste.
Danach habe ein zweiter einen mit
Sprengstoff beladenen Lastwagen
in die Luft gejagt. »Acht Zivilisten
sowie vier Polizisten wurden getötet
«, so ein Sprecher. Unter den
Verletzten seien viele Zivilisten,
aber auch Polizisten und ISAFSoldaten.
Die Taliban übernahmen
die Verantwortung.
Am Stadtrand von Kundus im
nördlichen Einsatzgebiet der Bundeswehr
griffen am Sonntag regierungstreue
Milizionäre ein Dorf
an und erschossen zehn Zivilisten.
Acht weitere seien verletzt worden,
teilte ein Sprecher des Gouverneurs
mit. Als Grund wird ein
Racheakt vermutet. Am Sonnabend
sei in dem Dorf ein Milizionär
von den Taliban getötet worden,
so der Sprecher. Die Miliz habe
sich an Bewohnern gerächt, die
den Extremisten angeblich Unterschlupf
gewährt hätten.
Derweil bestätigte die NATO
den Tod eines ranghohen Mitglieds
des Terrornetzwerks Al
Qaida. Der aus Saudi-Arabien
stammende Abu Walid, auch bekannt
als Amru Mastur al-Ghamrawi,
sei bereits am 3. August in
der Grenzprovinz Kunar getötet
worden. Er soll an zahlreichen
Anschlägen beteiligt gewesen sein.
Im Nachbarland Pakistan veröffentlichten
Aufständische ein Video,
das Berichten zufolge die abgetrennten
Köpfe vermisster Soldaten
zeigt. Nach einer Militäroffensive
im Stammesgebiet Bajaur
an der afghanischen Grenze galten
die 15 Einsatzkräfte als vermisst.
Ein Taliban-Sprecher sagte, die
Soldaten seien getötet und elf von
ihnen enthauptet worden. »Es
stimmt, dass 15 Soldaten getötet
worden sind«, bestätigte ein Sicherheitsbeamter.
Das Video
kommentierte er jedoch nicht.
Nach zahlreichen Angriffen von
Afghanen in Uniform auf Angehörige
der Internationalen Schutztruppe
ISAF hat die NATO die
Ausbildung von Rekruten der afghanischen
Armee und Polizei
vorerst ausgesetzt. Die Maßnahme
bleibe in Kraft, bis alle Bewerber
auf mögliche Verbindungen zu radikal-
islamischen Aufständischen
überprüft seien, sagte ein ISAFSprecher
am Sonntag in Kabul.
* Aus: neues deutschland, Montag, 03. September 2012
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