Von Afghanistan bis nach Venezuela
Top-Themen der Sommerakademie des Friedensratschlag / Venezolanische Botschafterin zu Gast
Im Folgenden dokumentieren wir eine Pressemitteilung zur diesjährigen Sommerakademie des "Friedensratschlags". Zum Programm geht es hier: Programm-Faltblatt (pdf-Datei).
"Gegen Krise und Krieg"
Sommerakademie 2009 vom 17. bis 19. Juli
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag
Zum dritten Mal veranstaltet der Bundesausschuss Friedensratschlag eine
Friedens-Sommerakademie. In diesem Jahr findet sie in der
Bildungseinrichtung "Reinhardswaldschule" in Fuldatatal-Simmershausen in
der Nähe von Kassel statt. Nähere Einzelheiten zum Standort mit
Anfahrtsskizze entnehmen Sie bitte beiliegendem Faltblatt (pdf-Datei).
Drei Tage lang, vom 17. bis 19. Juli, werden wesentliche Themen und
Probleme besprochen, mit denen sich die Friedensbewegung in naher
Zukunft beschäftigen wird. Dass die gegenwärtige weltweite ökonomische
Krise mit einer neuerlichen Aufrüstung einhergeht (die weltweiten
Militärausgaben haben 2008 ein historisches Rekordhoch erreicht), gehört
zu den alarmierenden weltpolitischen Realitäten dieser Tage.
Demgegenüber rückt das Millenniumsziel zur Halbierung der globalen Armut
bis zum Jahr 2015 in immer weitere Ferne. Der Kampf um Ressourcen (Öl
und Gas, Wasser) wird künftig zu ganz neuen Konfliktkonstellationen
zwischen den aktuellen und potenziellen Großmächten führen. Dr. Erhard
Crome (Berlin) von der Rosa-Luxemburg Stiftung steht als Referent und
Diskussionspartner der Sommerakademie zur Verfügung.
Ein Top-Thema der Friedens-Sommerakademie wird der Afghanistan-Krieg
sein, weil er wie kein anderes Politikfeld die tiefe Kluft zwischen
Regierungshandeln und dem Willen der Bevölkerung zum Ausdruck bringt.
Während alle Meinungsumfragen eine klare Absage an den Bundeswehreinsatz
am Hindukusch signalisieren, gefällt sich Berlin in einem trotzigen
"Weiter so" und riskiert mit jeder Truppenerhöhung die Ausweitung des
schmutzigen Krieges. Dieser Krieg ist nach Aussagen vieler Experten
militärisch nicht zu gewinnen. Auf der Sommerakademie haben die
Teilnehmer/innen Gelegenheit, mit Dr. Matin Baraki (Marburg), einem
profunden Kenner seines Heimatlandes, über die Situation in Afghanistan
und das programmierte Scheitern von Krieg und Besatzung zu diskutieren.
Ein anderes Thema, das die Friedensbewegung seit vielen Jahren bewegt,
ist der Nahost-Konflikt, insbesondere der israelisch-palästinensische
Konflikt. Wegen der historischen Verantwortung Deutschlands am größten
Menschheitsverbrechen aller Zeiten, der systematischen Vernichtung von
sechs Millionen Juden, ist die Positionierung der Friedensbewegung in
diesem Konflikt hier zu Lande besonders wichtig. Die Haltung des
"Friedensratschlags" lässt sich dabei in einem Kerngedanken
zusammenfassen: Nur ein gerechter Frieden, der die Beendigung der
israelischen Besatzung und die Anerkennung der legitimen Rechte der
Palästinenser berücksichtigt, wird auch die Sicherheit Israels
garantieren. Mit der einseitigen und "uneingeschränkten" Bindung Berlins
an die Politik der israelischen Staatsführung beraubt sich die
deutsche Außenpolitik der Möglichkeit einer konstruktiven und
vermittelnden Nahostpolitik. Harri Grünberg (Berlin), Co-Autor eines vor
kurzem erschienenen Buches über "Die deutsche Linke und der
Nahost-Konflikt", wird sowohl über den realen Konflikt im Nahen Osten
als auch über dessen ideologischen und politischen "Widerhall" in
Deutschland sprechen und mit den Akademie-Besucher/innen diskutieren.
Weitere Themen der Sommerakademie befassen sich ebenfalls mit
innenpolitischen Themen. Da geht es einmal um die ökonomische Stellung
und geografische Verteilung der Rüstungsproduktion in Deutschland, wobei
im Mittelpunkt beispielhaft die Rüstungszentren Bremen und Kassel unter
die Lupe genommen werden. Der Referent Lühr Henken (Hamburg) gilt als
anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der Rüstung und Ausrüstung der
Bundeswehr und hat einschlägige Veröffentlichungen vorzuweisen. Von hier
ist es nicht weit zu einem anderen innenpolitischen Thema: Prof.
Wolfgang Richter und Ulli Sander (beide Dortmund) befassen sich mit der
zunehmenden Vermischung von äußerer und innerer Sicherheit. Die strikte
Trennung zwischen Bundeswehr und Polizei, die das deutsche Grundgesetz
aus bitterer historischer Erfahrung vorgenommen hat, soll nach dem
Willen der CDU/CSU künftig nicht mehr gelten. Schon heute gibt es reale
Versuche, die Grenzen zwischen Polizei- und Armeeaufgaben zu verwischen
(z.B. Heiligendamm).
Ein Highlight der besonderen Art bietet der Besuch der venezolanischen
Botschafterin in Berlin, Frau Blancanieve Portocarrero. Der Aufbruch
Lateinamerikas ist aufs engste mit dem Namen des venezolanischen
Präsidenten Hugo Chávez verbunden. Seine "bolivarianische Revolution"
und seine Vorstellung von einem "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" sind
zu Synonymen der beginnenden politischen und ökonomischen Emanzipation
Lateinamerikas geworden, was für die einen mit großen Hoffnungen
verbunden ist, von anderen Kräften aber heftig bekämpft wird, wie gerade
in Honduras bitter zu erfahren ist. Auch für die Friedensbewegung ist es
von großer Bedeutung, ob der demokratische Aufbruch in Mittel- und
Südamerika fortgesetzt werden kann, oder ob sich die alten Regime wieder
an die Macht zurückputschen und das Rad der Geschichte zurück drehen können.
Die Friedensbewegung selbst kommt auf der Sommerakademie
selbstverständlich auch zu Wort. In einem mit Vertreterinnen und
Vertretern der vielleicht wichtigsten Friedensorganisationen besetzten Rundtischgespräch werden Dr. Angelika Claußen (IPPNW), Christine
Hoffmann (pax christi), Reiner Braun (IALANA, Kooperation für den
Frieden), Monty Schädel (DFG-VK) und Dr. Peter Strutynski
(Bundesausschuss Friedensratschlag) über die Perspektiven der
Friedensbewegung nach den Anti-NATO-Protesten von Strasbourg und Kehl
diskutieren.
Neben all diesen Arbeits- und Diskussionsangeboten bietet die
Sommerakademie hinreichend Zeit und Raum für weitere Aktivitäten:
Filmvorführungen, Ad-hoc-Projekte, Musik und gemeinsames Trommeln,
Grillen, Feiern oder Wandern sind in der Anlage der Reinhardswaldschule
und der herrlichen Umgebung möglich.
Wer nicht die Zeit hat, an der ganzen Sommerakademie teilzunehmen, für
den gibt es auch preiswerte Tagesangebote.
Anmeldungen bitte per online:
www.sommerakademie-frieden.de
Oder telefonisch über die Sommerakademie-Hotline: 0151 - 51 66 34 95
Für weiter Auskünfte und Interviews stehen zur Verfügung:
Helge von Horn, 0151 - 51 66 34 95;
helvhorn@yahoo.co.uk
Frank Skischus, 0160 - 352 98 31;
skischus@online.de
Peter Strutynski, 0160 - 976 28 972;
peter.strutynski@gmx.de
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski (Sprecher)
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