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Nur ein weiterer Appell?
Zu den Chancen der Friedensbewegung, in der Afghanistan-Frage die Initiative zu ergreifen
Die Kriegskoalition des Westens weiß in Afghanistan nicht so recht weiter. Das Versprechen gegenüber der kriegsunwilligen Bevölkerung, mit der vorübergehenden Aufstockung der Truppen die Voraussetzung schaffen zu wollen, dass ab dem Herbst 2011 mit dem Abzug begonnen werden könne, verfängt nicht. Eine Umfrage vor dem Truppenverstärkungsbeschluss im Deutschen Bundestag im Februar d.J. ergab eine überwältigende Mehrheit von 80 Prozent, die diesen Schritt ablehnte. Und nach Lage der Dinge wird das Versprechen weder von Seiten der US-Administration noch von Seiten der Bundesregierung eingehalten werden können. Die Zeichen in Afghanistan stehen eher auf Eskalation der Gewalt, Zunahme des Widerstands und weitere Destabilisierung des Landes und der angrenzenden Regionen (Pakistan, Kirgistan, Usbekistan). Der offene Streit zwischen der politischen und militärischen Führung der USA über die richtige Strategie, der am 23. Juni 2010 in der Entlassung des Oberbefehlshabers General McChrystal gipfelte, ist nur ein Ausdruck der aus Sicht der Besatzungsmächte verfahrenen Situation. Mit dem Appell „Den Krieg in Afghanistan beenden – zivil helfen!“ könnte die Friedensbewegung genau den richtigen Zeitpunkt erwischt haben, größere Teile der Bevölkerung zu einem beherzteren Engagement gegen diesen Krieg zu bewegen.