Afghanistan-Krieg: Friedensbewegung ging auf die Straße
Aktionen in mindestens 30 Städten / Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag
Am 9. September fanden - weitgehend unbemerkt von den überregionalen Medien - in zahlreichen Städten Aktionen der Friedensbewegung gegen den Afghanistankrieg statt. Der Bundesausschuss Friedensratschlag gab dazu noch am selben Tag eine Mitteilung heraus, die wir im Folgenden dokumentieren.
Pressemitteilung des Bundesausschusses Friedensratschlag
-
Aktionen in mindestens 30 Städten
-
Nicht nur Jung muss zurücktreten: Die Verantwortung für den
Afghanistankrieg trägt die ganze Bundesregierung
-
Friedensbewegung mischt sich in Wahlkampf ein
Kassel, Berlin, Hamburg, Frankfurt, 9. September - Zu den Aktivitäten
der Friedensbewegung anlässlich des jüngsten Kriegsgeschehens in
Afghanistan erklärte ein Sprecher des Friedensratschlags heute (9.
Sept.) in Kassel:
Vor zwei Tagen hat der Bundesausschuss Friedensratschlag, ein Bündnis
zahlreicher Friedensinitiativen, zu spontanen Aktionen gegen den
Afghanistankrieg und für den Abzug der Bundeswehr aufgerufen.
Schwerpunkt der Aktionen ist der Mittwoch. Allein an diesem Tag werden
in ca. 30 Städten Mahnwachen, Infostände und Kundgebungen stattfinden,
so z.B. in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Kassel, München und Stuttgart.
(Ein Überblick über die uns bekannt gemachten Aktionen befindet sich im
Anhang unten.)
Die Friedensbewegung will mit ihren Aktionen nicht nur die jüngsten
Bombenangriffe auf zwei Tanklastwagen in der Nähe von Kundus anprangern,
bei denen mutmaßlich zahlreiche Zivilpersonen getötet wurden. Solche
"Vorfälle" sind seit Monaten auf der Tagesordnung, sodass selbst der vom
Westen im Amt gehaltene afghanische Präsident mehrfach die NATO gebeten
hat, ihre Kriegführung zu ändern und Zivilisten möglichst zu schonen. Es
geht um den Krieg insgesamt: Er ist völkerrechtswidrig und die
Kriegführung verstößt gegen die Genfer Konventionen, weil sie
unterschiedslos Kombattanten und Zivilpersonen tötet - nicht nur in
Afghanistan, sondern immer öfter auch in den angrenzenden Gebieten von
Pakistan.
Die Regierungserklärung der Bundeskanzlerin war geheuchelt. Wenn es Frau
Merkel wirklich ernst damit ist, dass jeder Tote ein Toter zuviel ist,
dann muss der Bundeswehreinsatz sofort beendet und müssen die Soldaten
samt Waffen aus Afghanistan zurückgezogen werden. Die Präsenz der
Besatzungstruppen sorgen ja nicht für mehr Stabilität im Land, sondern
befördern im Gegenteil die weitere Eskalation der Gewalt. Ein ziviler
Aufbau des von 30 Jahren Krieg und Bürgerkrieg geschundenen Landes kann
nur gelingen, wenn die Besatzungtruppen abziehen und die zivile Hilfe
massiv aufgestockt wird. Beides gleichzeitig, zivil helfen und Krieg
führen, geht nicht. Auch die Hilfsorganisationen plädieren seit Jahren
dafür, dass sie ihre Arbeit unabhängig vom Militär machen können.
Auch die "scharfe Kritik" der GRÜNEN und der SPD an
Verteidigungsminister Jung in der gestrigen Bundestagsdebatte geht am
eigentlichen Problem vorbei. Jung ist in deren Augen untragbar geworden,
weil er den Krieg in Afghanistan an der "Heimatfront" schlecht
kommunziert habe. Die Friedensbewegung sagt: Er ist ebenso untragbar wie
das ganze Kabinett und die Fraktionen, die den unheilvollen Krieg am
Hindukusch seit acht Jahren zu verantworten haben. Es kann auch nicht
darum gehen, den Krieg "besser" zu machen, sondern nur darum, den Krieg
zu beenden.
FDP-Chef Westerwelle gefiel sich in der Bundestagsdebatte gar in einer
Kaiser-Wilhelm-Pose, als er erklärte: "Hier geht es nicht um Parteien,
hier geht es um unser Land; das ist es, worüber wir in dieser Stunde
debattieren sollten." Zu Beginn des 1. Weltkriegs, als auch die
sozialdemokratischen Abgeordneten den kriegskrediten zugestimmt hatten,
rief Kaiser Wilhelm II aus: "Ich kenne keine Parteien mehr, kenne nur
noch Deutsche".
Der "Friedensratschlag" wird zusammen mit vielen anderen
Friedensorganisationen seine Anstrengungen verstärken, Druck auf diese
und die nächste Bundesregierung auszuüben, damit endlich dem
Mehrheitswillen der Bevölkerung entsprochen wird. Nach jüngsten Umfragen
bleibt die Ablehnung des Krieges bei stabilen 60 bis 70 Prozent. Deshalb
war die Vierparteienkoalition vor einem Jahr darauf bedacht, das
Einsatzmandat auf 15 Monate auszudehnen: Afghanistan sollte aus dem
Wahlkampf herausgehalten werden. Die schrecklichen Ereignisse vom 4.
September wollten es anders.
Die Friedensbewegung mischt sich in den Bundestagswahlkampf mit einem
eigenen Afghanistan-Prüfstein ein. Das bundesweit verteilte Flugblatt
kann
hier heruntergeladen werden:
Die Wähler/innen sollen ihre Kandidatinnen und Kandidaten sehr genau
prüfen, wie sie zum Bundeswehreinsatz stehen. Das Ziel der
Friedensbewegung ist es, die Zahl der Abgeordneten aller Fraktionen, die
NEIN sagen zum Krieg, beträchtlich zu erhöhen.
Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski (Sprecher)
Anhang: Gemeldete Aktionen (Stand: 9. September, 10 Uhr)
-
Berlin, Brandenburger Tor, 18 Uhr: Mahnwache
-
Bonn, Friedensplatz, 17 Uhr: Infostand mit Redebeiträgen
-
Bremen, Marktplatz, 17 Uhr: Mahnwache
-
Castrop-Rauxel, 12.09.: Infostand
-
Erfurt, 18.09.: Demonstration
-
Erlangen: Hugenottenplatz, Mahnwache für Afghanistan
-
Ettlingen: 17 Uhr, Marktplatz: Mahnwache und Infostand
-
Frankenberg (Sachsen), Vor der Wettiner Kaserne, 16 Uhr: Mahnwache und
Kundgebung
-
Frankfurt am Main, Katharinenkirche, Hauptwache, 18 Uhr: Mahnwache und
Kundgebung
-
Gotha: Mahnwache
-
Hamburg, Ida-Ehre-Platz, Mönckebergstraße, ab 17.30 Uhr: Kundgebung
-
Heilbronn, Kiliansplatz, ab 17.30 Uhr: Mahnwache
-
Hildburghausen: Donnerstag, 10.09.2009, Podiumsdiskussion "Die NATO und
der Krieg in Afghanistan"
-
Karlsruhe, Marktplatz, 16-18 Uhr: Mahnwache
-
Kassel, Opernplatz, 17 Uhr: Kundgebung
-
Mainz, Leichhof, 16--20 Uhr: Kundgebung
-
Michelstadt, 08.09, 16.30 Uhr, Bahnhofstr./Ecke Wiesenweg: Mahnwache
-
München, Odeonplatz, 17.30 Uhr: Kundgebung
-
Oldenburg, Brunneneck (Ecke Achternstr./Langestr.), 15 Uhr: Mahnwache
-
Paderborn, Rathausplatz, 18 Uhr, Mahnwache und Kundgebung
-
Saabrücken, Bahnhofstr., 10.30-14.30 Uhr: Infostand
-
Stuttgart: Schlossplatz, 17.30 Uhr: Mahnwache und Kundgebung
-
Wiesbaden, 11.09.2009, 17-19 Uhr, Mauritiusplatz: Mahnwache
Zurück zum Dossier "Bundeswehr raus aus Afghanistan!"
Zur Seite "Friedensbewegung"
Zur Presse-Seite
Zur Afghanistan-Seite
Zur Bundeswehr-Seite
Zurück zur Homepage